Irgendwie war ich sehr froh, als die Alte endlich verschwunden war, jedoch befürchtete ich, daß der Samen des Bösen, den sie gesät hatte, irgendwann in meiner Bettschwester aufgehen und nicht fruchtbare sondern furchtbare Früchte tragen würde. Das konnte ja Eiter werden. Früher, wenn ich von Ruhestörungen eine Menge hatte, legte ich mich einfach in meine Hängematte, aber das war nicht mehr so einfach und ich war dann doch ziemlich froh, als meine Angebetete auch meine Version zu der ganzen Angelegenheit hören wollte. Also kramte ich in der Kiste mit meinen Erinnerungen und holte die Dinge hervor, die ich glaubte gut gebrauchen zu können. Nachdem sie meine Geschichte gehört hatte, war sie völlig verwirrt, denn ich hatte das genaue Gegenteil von dem, was meine Vorrednerin von sich gegeben hatte, behauptet und nun wußte sie überhaupt nicht mehr weiter. „Diese Frau will mich vernichten“, gab ich ihr ein und als sie an die Oberin dachte und was die schon alles in die Wege geleitet hatte, um ihr zu schaden, kamen wir uns wieder ein wenig näher. „Entschuldigen Sie, schöne Frau, wollen Sie nicht für meine Partei bei der Europawahl antreten?“ fragte eine schmalzige Stimme meine Geliebte und ich erschrak mich fast zu Tode. Merlusdoni, der Möchtergernduce, der hatte mir gerade noch gefehlt, aber jetzt war er ja da und machte Werbung für seine Partei Furza Italia oder wie immer dieser übelriechende Haufen sich nannte. Ich kritisierte seine Politik und sein Medienimperium, woraufhin er mir voller Begeisterung vorschlug, ich könne die Hauptrolle in einem Dokumentarfilm über die Waffen-SS spielen. Ich fühlte mich durchaus geschmeichelt, allerdings wies ich ihn darauf hin, daß ich dafür leider zu klein wäre, genauso wie sein Piepmatz wohl zu klein für jede Frau wäre, der es nicht genügte, daß er Milliardär war. Na ja, nachdem er seine Leibwächter zu sich gerufen hatte, marschierte er stolz und würdevoll ab und ich bat meine Bettina, sie solle mit mir in ein Land fliehen, in dem keine Verrückten das Sagen hätten und so landeten wir in Spanien. „Wie heiße ich für Dich jetzt eigentlich? Bettina, Bett-Ina oder Bet-Tina?“ begehrte sie zu wissen. „Ach, das kannst Du Dir aussuchen, meine Honigmaus“, schnurrte ich zärtlich, doch als wir dann in einem Untergrundcamp der ETA landeten, reichte es uns auch, so daß wir uns nach Portugal begaben, wo wir den Frieden und das Meer fanden. Nun lagen wir am Strand, schauten auf das weite Meer, genossen den Sonnenuntergang und fragten uns, was uns das Leben beziehungsweise der Krebs noch zu bieten hätten. Viele kleine Krebse krabbelten um uns herum und wir schauten uns verliebt in die Augen. Was für ein Leben! Was für ein Sterben! Was würde danach kommen? Konnten wir es wissen und wenn ja, wollten wir das überhaupt? Ein endloser Zungenkuß befriedigte sowohl uns als auch die hochinteressierten Voyeure nur teilweise, weshalb wir ein sexuelles Feuerwerk abbrannten, das seinesgleichen suchte. Und so verschieden wir am Höhepunkt unseres Lebens, in dem Augenblick, in dem wir gekommen waren und wußten, daß es einen schöneren Tod überhaupt nicht geben konnte. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem Meer, wir ließen voneinander ab, doch unsere Körper hatten wir bereits verlassen und unsere Seelen schwebten frei von Raum und Zeit umher, wir fühlten uns gigantisch und freuten uns über alles und noch mehr. Wir schauten uns unsere Lebensfilme an, gemeinsam saßen wir im „Kino“ und betrachteten das Wunderwerk, das sich Leben nannte, doch dann erlebten wir die Gefühle und Gedanken der Leute, die mit uns zu tun gehabt hatten und wir sahen unser Leben aus dem Blickwinkel der Anderen. Das war einerseits zwar interessant, andererseits aber auch ziemlich unangenehm, denn anscheinend hatten wir viele Leute verletzt, schlecht behandelt oder vor den Kopf gestoßen. Nie hätten wir das für möglich gehalten, doch wir erkannten, was wir falsch gemacht hatten und gelobten Besserung. Damit dachten wir, das Ganze hinter uns gebracht zu haben, aber wenn wir gewußt hätten, was folgen sollte, dann hätten wir uns wohl doch lieber künstlich am Leben erhalten lassen.
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