Marc Adam - eine kompanische Streiterei auf Irrwegen in die Heiligkeit

Dieses streng limitierte Druckerzeugnis ist der bezaubernden Adelsdame Sandrine ‚ the bridge ‘ Jünke, in Kriechtierkreisen auch Lady Bridge genannt, gewidmet. Ihrer unablässlichen Begierde nach feinsinniger, fantasievoller, sadistischer, epischer, vegetarischer, furchteinflößender sowie empathischer, belletristischer und dramatischer Literatur konnte nicht mehr länger Einhalt geboten werden, wodurch dieses Schriftstück entstanden ist. Der an dieser Publikation schuldtragende Autor legt dringenden Wert auf die Bekanntheit der Information, dass jeder in Licht und Schatten definierbare Mensch oder Untermensch ohne schriftliche Erlaubnis beim Lesen dieser Lektüre eine verfassungswidrige und ausdrücklich illegale Handlung begeht, welche von der juristischen Oberliga mit äußerster Vehemenz verfolgt wird.

Unabhängig von diesen Bestimmungen, die das Ziel des Schutzes der Gerechtigkeit und Integrität der dreidimensionalen, nicht jenseitigen Völker verfolgen, möchte der beidaugige Autor auf die Qualität und Güte dieses Schriftstücks hinweisen. Es habe laut seiner Aussage eine „nicht in metrischen Zahlen angebbare Anzahl an Mäkeoren und Qialen“ gedauert sowie die Überwindung zahlreicher Bop-Zeitstrudel® gefordert, um ein derartig vollendetes und feingestimmtes Werk der bewidmeten Herrin, aber auch der restlichen Welt servieren zu können.

Der Autor dieses Schreibens sieht sich in der Position, Anschuldigungen jeglicher Form und jeglichen Ursprungs abzuweisen, die in Verbindung mit dem Inhalt und der Menge des nachfolgenden Materials zusammenhängen könnten. Er deutet wohlmeinend darauf hin, die positiven Aspekte des Lebens ins Vorderlicht zu rücken, um a) eine ganzheitliche Sichtweise auf die Welt zu verbieten und b) allseits bekannte Dämonen im abstrakten und realen Sinne zu nullquantifizieren. Hierunter zählt der Autor insbesondere Schattenskreaturen wie den kryptischen Osmat, die kritische Liberteuflin oder das wahre Dreikopf-Oxymoron aus der Gattung der mysterios-obskuren Elephanteneiferer.

Angesichts der Tatsache, dass die Sammlung und Auslese der Inhalte dieser literarischen Offenbarung auf wissenschaftlichem Wege erfolgte und die Substanz des hier vorliegenden Konsumobjektes einer qualitativ-empirischen Analyse zugrunde liegt, hoffen der Autor und die Regierung auf die schnellstmögliche Anerkennung dieser Niederschrift als allgemeingültiges Qualipendium zur exponentiellen Wissens- und Horizonterweiterung, sodass die Kommerzionalisierung dieser Arbeit noch vor dem nächsten Äolium erfolgen kann, um der intelligenz-alternden Gesellschaft eine neue Existenz – jenseits von Gut und Böse – ermöglichen zu können.

Zuletzt sei noch gesagt, dass jedes sich als Mensch identifizierende Wesen, welches diese closed-source Buchstabenansammlung erntet, zustimmt und zur Kenntnis nimmt, eine Weitergabe der vertraulichen Daten und Informationen, die in diesem Scriptum enthalten sind, in jedem Falle zu unterlassen. Ein Verstoß gegen diese Auflage geht nach dem allseits anerkannten Prof. Dr. W. Ilkenstein mit einer Versklavung auf Lebenszeit einher. Der Autor macht hiermit noch darauf aufmerksam, dass es – mit Ausnahme von Mitgliedern der Leonardischen Kapitolgarde – keine Möglichkeit gibt, diesem Schicksal zu entfliehen.

„Hier, für dich, mein Kind. Das ist was ganz Besonderes.“, sagt Opa. Seine Enkeltochter nimmt das Geschenk dankend an und entfernt fürsorglich das sorgfältig platzierte Geschenkpapier vom Geschenk. Die kugelige Form des Geschenks löst in ihr das Gefühl von unbeschreiblicher Vorfreude aus. Sie hofft mit all ihrem Knochenmark, dass der Inhalt das brandneue TopType©-Rondeau des Designerstudios Scód.A. geschenkt zu bekommen, welches entsprechend ihrer Zukunftsplanung als neue Wohnungsstätte für ihren Puppenclan, bestehend aus den kilttragenden Nannys Kalinka und Jonila sowie der ominösen Hausfrau Kuakala, fungiert.

Dann – Stille.

Es ist wie, als würde ein schrecklicher Schmerz ihre Nervenbahnen durchdringen. „Das, mein Kind, ist was ganz Besonderes. Es ist eine Weihnachtskugel.“ Das Mädchen verliert die Fassung. Ihre Augen schwellen rot an. Ihr wird heiß. Das Atmen fällt ihr schwer. Der in ihr überkochende Schmerz wird durch den Versuch der Mutter, die Situation zu deeskalieren, noch weiter verschlimmert. „Schatz, da hat Opa dir aber wirklich was Schönes geschenkt.“, sagt sie – unwissend der Negativfolgen, die ihre Tochter unmittelbar zu spüren bekommt. Mit letzter Kraft und sich von ihrer Familie verraten gefühlt, reißt sich das Mädchen zusammen und umarmt ihren schwerhörigen Großvater, der sich über das glückliche Gesicht seiner Tochter erfreut.

Das Mädchen weiß: Sie muss dieser Situation entfliehen. Sie bündelt ihren übriggebliebenen Intellekt, um ihre Familienmitglieder durch eine geschickte Lüge in die Irre zu führen und ihre Freiheit zu finden. „Mama, Papa, ich muss mal dringend telefonieren.“, sagt sie, woraufhin der Vater kontert: „Schatz, sind dir deine Freunde wichtiger als deine Familie?“. Genau dies erwartet habend, nähert sie sich ihren Eltern und flüstert: „Unter uns: Ich glaub, mir ist Omas traditionelle Weihnachtsstulle nicht bekommen. Ich muss dringend aufs Klo.“. Ihre sich eingeweiht fühlenden, wenngleich in Wirklichkeit manipulierten Eltern sind erleichtert und erlauben die Abwesenheit ihrer Tochter. Wie ein Fuchs steckt das Mädchen unbemerkt die Weihnachtskugel ein und zieht davon. Sie strebt nach der Verwirklichung ihrer wahren Absichten – der Zerstörung dieser verdammten Kugel.

„Soo, liebe Kugel, mach dich bereit, zu leiden.“ Die Gedanken des Mädchens stehen im Konsens zu ihrem Zustand psychischer Labilität, in den sie ihr Opa ungewollt und unwissend befördert hat. Sie hält die Kugel in ihren zitternden und zuckenden Händen, während sie sich eine der Situation angemessene Maßnahme überlegt, wie sie sie zerschmettern kann. Ihr Bett fühlt sich genauso kalt an wie der Blick nach draußen. Trostlosigkeit und Trauer kommen ihr entgegen und die in ihr aufgeschäumte Wut kann noch nicht entweichen. Darüber nachdenkend, ob sie die Kugel mit einem kräftigen Schwung einfach aus dem Fenster katapultieren solle, spürt sie etwas an ihren Händen. Sind es ihre zitternden Hände oder vibriert die Kugel? – Zumindest schlägt ihr diese Frage augenblicklich den Gedanken aus dem Kopf, sie zu zerstören. Die Möglichkeit, dass in dem Ding mehr steckt als eine bloße Weihnachtskugel, in der es schneit, wenn man sie dreht, macht sie gewissermaßen neugierig – und beruhigt sie auch gleichermaßen ein wenig. Von ihren Emotionen hin- und hergerissen, unterzieht sie die Kugel einer genaueren Untersuchung. Sie nutzt ihre geschärften Sinne zur Aufdeckung des Ursprungs der mysteriösen Vibration: Dieser offenbart sich ihr auf der Unterseite der Kugel. Anders wie bei anderen Weihnachts- oder Schneekugeln ist ihre Unterseite nicht flach, sondern auch durch das Glas der Kugel abgerundet. Neugierig dreht das Mädchen die Kugel in ihren Händen und nähert sie ihren großpupilligen Augen an …

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