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Helga Henschel,
Schenkendorfstraße 47, 28211 Bremen
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Lektorat: A. Leuning
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Erste Fassung August 2016
Aktualisierte Fassung November 2021
Mit dem E-Reader oder Mobiltelefon in der Hand eine Stadt erkunden, warum nicht. Einfach und ohne schweres Gepäck lässt sich so eine sehenswerte Stadt problemlos entdecken. Und zu sehen gibt es in der Hansestadt Bremen jede Menge.
Bremen - Stadt an der Weser, Zweistädte-Bundesland mit Bremerhaven, die Bremer Stadtmusikanten, Rathaus und Roland, das UNESCO-Weltkulturerbe. Das sind nur einige Stichpunkte zu dieser sehr reizvollen Stadt. Das wissen auch Millionen in- und ausländische Touristen, die jährlich den Stadtstaat für einen Kurztrip besuchen. Das Bremer Rathaus und der Roland gehören seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbeund sind Sinnbilder der Freien Hansestadt Bremen.
Roland vor dem Rathaus
Im 600 Jahre alten Rathaustrafen sich die Ratsherren, diskutierten und fassten Beschlüsse zum Wohle der Stadt. Davor steht der Roland, Sinnbild für Freiheit und Selbstbestimmung.
Bremen mit den Häfen und den Werften war damals im Gegensatz zu heute eine reiche Stadt – eine sogenannte Geber-Stadt. Das zeigt das alte Rathaus eindeutig. Außen ist es mit Verzierungen, Fenstern und dem markanten grünen Dach ausgestattet. Innen zeugen die vielen Holzschnitzereien, Gemälde und Gobelinwandbilder von Reichtum. Reichtum erwirtschaftet der Stadtstaat auch heute noch, doch die verdienten Steuereinnahmen wandern in die Wohnorte der Arbeitnehmer außerhalb der Stadtgrenzen. Der Volksmund nennt dieses Phänomen den „ Speckgürtel“.
Bremen ist auch das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Metropolregion Bremen/Oldenburg. Mit rund 679.000 Einwohner inklusive Bremerhavens ist Bremen das kleinste Bundesland und die elftgrößte Stadt der Bundesrepublik. Und Bremen liegt keineswegs an der Nordsee, wie manche Südländer irrtümlich glauben. Bis an die Küste sind es von noch sechzig Kilometer zu fahren.
Bremen an der Weser
Die Weserteilt die Stadt in zwei Hälften. Der Name Bremen stammt von Brema, Bremun oder Bremae, welches „Einfassung“, „Rand des Landes/des Wassers/der Düne“ bedeutet. Im 1. Jahrhundert nach Christus wurden erste Siedlungen erwähnt. Von König Barbarossa erhielt die Stadt 1186 ihre Reichsfreiheit und 1260 trat sie dem Bund der Hanse bei. Darum ist auch heute das Autokennzeichen HB für Hansestadt Bremen. Die Stadt blühte durch den erwachenden Seehandel auf, wovon die reichhaltige Ausstattung mancher Gebäude eindrücklich zeugt.
Für Besucher hat die Stadt viel zu bieten und je nach individuellen Vorlieben und Interessen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Erkunden lässt sich die Hansestadt am Besten vom Marktplatz aus entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem praktischen Ticket der Bremer Straßenbahn, zu erhalten am Hauptbahnhof oder an der Domsheide.
Den Marktplatz bezeichnen die Hansestädter auch als „Gute Stube“. Ein schöner, lebendiger Platz mit rund herum prächtigen Gebäuden und abwechslungsreicher Gastronomie lädt zum Schauen und Verweilen ein. Hier sind das Rathaus mit seiner kleinteiligen Fassade, der Roland, eine Reihe alter Häuser mit ihren Giebeln, der Schütting, der Eingang zur Böttcherstraße, der St. Petri Dom und das neu errichtete Bürgerschaftsgebäude zu bewundern.
Der Bremer Marktplatz
Direkt vor dem Parlamentsgebäude ist ein Gully, aus dem tierische Töne der Bremer Stadtmusikanten dringen. Aber nur wer eine Münze in den Gully wirft, hört auch den Gesang. Keine Angst, die Münze verschwindet nicht nutzlos in der Kanalisation, sondern in einer Spendenbox. Das gespendete Geld im Bremer Lochist für die Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe gedacht und unterstützt damit Projekte für Menschen der Stadt. Wilhelm Kaisen (1887 – 1979) war einmal angesehener Bürgermeister.
Das Bremer Loch
Bremen lebte und lebt vom Handel und der Schifffahrt. Reiche Kaufleute stifteten Geld für den Bau des Rathauses, das 1405 – 1410 errichtet wurde. Im 17. Jahrhundert kam die prächtige Fassade davor.
UNESCO-Welterbe Rathaus und Roland
Das Rathaus wird nicht mehr als Sitzungssaal für die Bremer Regierung genutzt. Dafür residiert die Bürgerschaft im neuen Parlamentsgebäudeneben dem Rathaus. Das ehrwürdige Rathaus wird heute nur noch für besondere Veranstaltungen genutzt, allerdings nach vorheriger Anmeldung und Prüfung des geplanten Events. Nicht jede Organisation darf die ehrwürdigen und repräsentativen Räume des Rathauses nutzen.
Die obere Rathaushalle ist den hohen Herren und Ehrengästen der Stadt vorbehalten. Im edlen Festsaal prangen an den Wänden große Gemälde und geschnitzte hölzerne Verkleidungen. Von der Decke hängen alte Modellsegelschiffe mit noch funktionierenden Minikanonen abwechselnd mit großen Kronleuchtern. Die Segelschiffe symbolisieren, woher der Reichtum stammte.
Segelschiffe hängen im oberen Rathaussaal
Die Bremer Schaffermahlzeit
Das Festessen findet in der oberen Rathaushalle statt und ist das älteste jährliche Brudermahl der Welt. Diese Tradition bewahrt und symbolisiert die enge Verbindung zwischen Schifffahrt und den Kaufleuten, „damit sie zu ewigen Tagen fest und unverbrüchlich gehalten werde“, wie es der Rat der Hansestadt Bremen schon 1545 formulierte.
Seit 1952 findet dieses Ereignis jedes Jahr am zweiten Freitag im Februar statt. An der Feier nehmen hundert seemännische, hundert kaufmännische und hundert Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teil. Immer bereichert ein bekannter Ehrengast die Veranstaltung. Während der Schaffermahlzeit sammeln Helfer Spenden, die ungekürzt dem Zweck der Stiftung „Haus Seefahrt“ zugutekommen - der Unterstützung von in Not geratenen Seeleuten und ihren Hinterbliebenen sowie seit einigen Jahren auch der Förderung von Studenten der Nautik.
Zwei Jahre, nachdem ein Kaufmann auf der Generalversammlung als Mitglied in die Stiftung aufgenommen wurde, erhält er die ehrenvolle Aufgabe, die Schaffermahlzeit auszurichten. Meist übernehmen dies drei Schaffer gemeinsam, denn es kostet schon einiges an Kleingeld, das Schaffermahl auszurichten.
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