Ute Dombrowski
Anhaltender Schmerz
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Impressum neobooks
Anhaltender Schmerz
Ute Dombrowski
1. Auflage 2020
Copyright © 2020 Ute Dombrowski
Umschlag: Ute Dombrowski mit www.canva.com
Lektorat/Korrektorat: Julia Dillenberger-Ochs
Satz: Ute Dombrowski
Verlag: Ute Dombrowski Niedertiefenbach
Druck: epubli
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors und Selbstverlegers unzulässig.
Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
„ Es ist nicht, und es wird auch nimmer gut.“
William Shakespeare
Hamlet, 1. Akt, 2. Szene / Hamlet
„Du wirst sterben!“
Bianca starrte auf ihr Handy und wusste nicht, was sie von der SMS halten sollte. Sie las die Nummer, konnte sie aber nicht zuordnen. Schulterzuckend stellte sie das Handy aus und betrat das Büro, das in staubige Sonnenstrahlen getaucht war.
Der Frühling war mit Macht gekommen und hatte den Winter aus dem Rheingau gejagt. Morgen war der erste Mai, Ostern hatten Eric und sie in einem kleinen Hotel in der Nähe verbracht. Es war ruhig geworden, die Verbrecher ließen sie durchatmen, die Beziehung mit dem Staatsanwalt, der in fünf Wochen geschieden sein würde, lief sehr gut und auch Ferdinand war ausgeglichen und locker, traf er sich doch immer noch mit Cornelia Plienick.
„Guten Morgen!“, schmetterte die Kommissarin in den Raum hinein, doch Ferdinand war nicht da.
Er hatte heute seinen letzten Tag als ihr Kollege, ab morgen würde er ihr Chef sein. Bianca setzte sich an den Schreibtisch. Sie fuhr den Computer hoch und schickte Eric einen digitalen Kuss. Sie wusste, dass er bereits im Gericht war. Jetzt öffnete sich die Tür und Ferdinand kam herein. Er balancierte einen Tortenkarton vor sich her und setzte ihn sanft auf dem Schrank neben der Kaffeemaschine ab.
„Guten Morgen“, rief er mit einem herzlichen Lächeln. „Heute wird gefeiert.“
„Dir auch einen guten letzten Morgen mit deiner nervigen Kollegin.“
„Ach Bianca, du bist doch nicht nervig. Höchstens ein bisschen …“
„He, Herr Chef, ganz dünnes Eis.“
Sie kam um den Schreibtisch herum und dann nahmen sich die beiden fest in den Arm.
„Du wirst mir fehlen, mein Lieber. Wer weiß, wer nach dir kommt.“
„Er wird sich heute noch vorstellen. Kommt aus Brandenburg, heißt Robin Hinschler, hat drei Jahre lang in einer brandenburgischen Polizeistation gearbeitet und schien bei unserem Telefonat gestern hochmotiviert.“
„Ein Streber also.“
„Seit wann bist du denn oberflächlich?“
„Bin ich nicht. Nein, alles gut, ich bin gespannt.“
„Er machte einen sympathischen Eindruck. Blond, blauäugig, dreißig, ledig, Sunnyboy.“
„Und hochmotiviert. Dabei wollte ich Hannes.“
„Er steht dir ein bisschen bei, wenn du mit dem Neuen nicht zurechtkommst.“
„Ich werde ihm ganz offen gegenübertreten und ihm eine Chance geben. Versprochen.“
Sie lachten und setzten sich an den Schreibtisch. Bianca hatte die SMS vergessen. Da hat sich bestimmt jemand einen Scherz erlaubt, war ihr nochmal kurz durch den Kopf gegangen. Ein Kollege kam herein und warf einen Zettel auf den Tisch.
„Arbeit!“
Ehe sie antworten konnten, war der junge Mann wieder verschwunden. Bianca zog das Blatt zu sich heran und begann zu lesen.
„Ach du meine Güte!“
Sie schob es über den Tisch und auch Ferdinand bekam große Augen. Ihre entsetzten Blicke trafen sich.
„Ein Messerstecher in Eltville?“
„Es sieht fast so aus“, murmelte Bianca.
Sie standen auf und verließen das Büro, um hinüber auf den Rhein-Parkplatz am Ortsausgang nach Erbach zu fahren. Hier hatte ein Tourist im dichten Gebüsch die Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Es herrschte viel Trubel, denn außer den Kollegen von der Spurensicherung hatten sich zahlreiche Schaulustige vor Ort versammelt.
„Eigentlich hättet ihr auch zu Fuß gehen können“, sagte Herrmann zur Begrüßung.
Neben der Leiche, die zwei Kollegen mit einem Laken abschirmten, damit keiner Fotos für seine sozialen Medien machen konnte, hockte Dr. Jonn. Er stand kurz auf, als Ferdinand zu ihm kam.
„Zahlreiche Messerstiche auf der Vorderseite. Der Täter muss frontal vor ihm gestanden und mit Kraft auf ihn eingestochen haben. Mindestens zwei Stiche waren tödlich. Ich habe ihn aber noch nicht umgedreht.“
„Da war wohl jemand wütend. Wissen wir schon, wer das Opfer ist?“
„Er hatte keine Papiere bei sich, vielleicht ergibt die Auswertung des Handys etwas. Das ist schon beim Kollegen und wird untersucht.“
„Wie lange ist er schon tot?“
„Eine Stunde plus minus, du weißt ja, wie das ist. Ich melde mich, wenn ich etwas habe.“
Bianca hatte inzwischen mit dem Touristen gesprochen, der die Leiche gefunden hatte.
Sie trat zu Ferdinand und erklärte: „Der Zeuge hat niemanden in der Nähe gesehen. Er hat extra hier hinten geparkt, weil er Probleme mit dem Einparken hat und immer ein bisschen mehr Platz braucht, aber außer ihm war kein Mensch auf dem Parkplatz oder Weg.“
„Es wäre ja auch zu schön, wenn der Täter am Tatort auf uns warten würde“, sagte eine tiefe Männerstimme hinter ihr.
Bianca drehte sich um und schaute in die blauen Augen eines jungen Mannes, der seine blonden Locken in einem Knoten auf dem Kopf gebändigt hatte.
„Sie sind ja ein richtiger Schlauberger. Wie kommen Sie dazu, an einem Tatort herumzutrampeln?“
„Ich darf das“, rief der Mann strahlend und hielt Bianca seine Hand hin. „Ich bin Robin, der Neue, frisch aus Brandenburg angeliefert und bereit, die Verbrecher im Rheingau zu fangen.“
Ferdinand begann zu lachen und sie gingen auf den Parkplatz, um sich ordentlich zu begrüßen.
„Ah, dann sind Sie der Chef.“
„Aber erst morgen, Herr Hinschler. Das ist meine Kollegin und Partnerin Bianca Verskoff, die Frau mit dem größten Instinkt weit und breit.“
„Super, dann ahnt sie ja sicher schon, wer den Typen abgestochen hat.“
Bianca schnaufte und kniff die Augen zusammen. Der neue Kollege war forsch und frech, am liebsten hätte sie ihn direkt in die Schranken gewiesen, doch Ferdinand drückte sanft ihren Oberarm. Das sollte wohl heißen: Du hast versprochen, ihm eine Chance zu geben. Sie schnaufte erneut und ergriff die hingestreckte Hand. Ihr neuer Kollege hatte einen festen Händedruck, was sie wieder wohlwollender stimmte, denn sie mochte keine Männer, deren Handschlag sich anfühlte, als würde man einen Spülschwamm drücken.
„Ich bin Bianca. Und nein, ich ahne noch gar nichts. Aber das kann sich schnell ändern. Wenn Sie schon mal hier sind, können Sie auch gleich mit der Arbeit beginnen: Lassen Sie sich von der Spusi erzählen, welche Spuren es gibt.“
Der junge Mann drehte sich auf dem Absatz um und lief hinüber zu Herrmann, um sich vorzustellen und nach Ergebnissen zu fragen. Bianca knuffte Ferdinand in die Seite.
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