Ein Beispiel: Kroatien. Jedes Jahr reisen um die 2 Millionen Touristen in dieses Land, welches nur 4 Millionen Bürger hat. Eine Szene vor einem Einkaufszentrum. Eine Familie mit Kleinkind. Der Einkauf ist erledigt. Das Kind bringt mit dem Vater zusammen den Einkaufswagen zurück und fällt auf dem Rückweg zum Auto über seine eigenen Beinchen. Das Kind schreit, ist völlig außer sich und knallrot im Gesicht. Der Vater rennt, die Mutter auch. Es gibt viel Geschrei und Tröstversuche. Alle sind aufgeregt und das Kind kommt nicht zur Ruhe – die Eltern auch nicht. Im Gegenteil, es schreit und schreit. Gleiche Szene – kroatische Eltern. Auch hier fällt das Kind über seine eigenen Beinchen. Der Vater nimmt den Kleinen hoch. Streichelt ihm über den Kopf, gibt ihm einen dicken Kuss und sagt: „Na, jetzt gehen wir noch auf den Spielplatz. Hast Du Lust? Oder sollen wir mit dem Ball spielen?“ Das Kind hatte sich kurz überlegt zu weinen. Aber die Gelassenheit des Vaters signalisierte dem Kind, dass nichts Wildes passiert sei. Alles gut. Leben geht weiter. Mir gehts gut. Kinder fallen in dem Alter generell über ihre eigenen Beine. Aber kleine Kinder verletzen sich selten mit schwerwiegenden Folgen.
Würden die Eltern nicht überreagieren, würde das Kind nicht mal auf die Idee kommen zu weinen und zu schreien. Du siehst also, es kommt auf die innere Einstellung an, wie man mit Stress und sogar Unfallsituationen umgeht.
Test: Wie gelassen bist Du?
Bitte beantworte die nachfolgenden Fragen und notiere Dir die Antworten, die Deinem Verhalten am nächsten kommen. Am Ende des Tests findest Du die Auswertung.
Wie gut kannst Du mit Kritik umgehen? Siehst Du dies als die Meinung eines anderen, welcher Du zustimmen oder es auch ablehnen kannst?
A: ja
B: eher ja
C: eher nein
D: nein
Wie reagierst Du in einem Streitgespräch? Wirst Du schnell verletzend oder bleibst Du sachlich kühl in Deiner Argumentation?
A: gar nicht verletzend
B: wenig verletzend
C: verletzend
D: schnell verletzend
Kannst Du anders Denkende respektieren? Auch wenn Du ihrer Meinung nicht zustimmen kannst?
A: ja
B: eher ja
C: eher nein
D: nein
Jemand rempelt Dich im Supermarkt an. Wie reagierst Du?
A: Du entschuldigst Dich für Deine Unachtsamkeit.
B: Du ignorierst das Geschehene.
C: Du rempelst zurück.
D: Du forderst eine Entschuldigung.
Du sitzt im Restaurant und der Kellner kommt nicht. Auch auf das Essen musst Du schließlich über Gebühr warten. Wie wirkt sich dies auf Dein Trinkgeld aus?
A: Du gibst wie gewohnt Trinkgeld.
B: Du gibst weniger Trinkgeld.
C: Du gibst keinerlei Trinkgeld.
D: Du beschwerst Dich beim Geschäftsführer.
Dein Chef hat Mist gebaut – schiebt ihn aber Dir in die Schuhe. Wie reagierst Du darauf?
A: Du nimmst die Sache hin, da Du gegen den Chef eh nichts ausrichten kannst.
B: Du stellst die Sache kühl argumentierend richtig.
C: Du kochst innerlich vor Wut: das wird er Dir noch büßen.
D: Du bist so aufgebracht, dass Du gar nichts sagen kannst und rennst aus dem Zimmer.
Du gehst im Park spazieren. Ein paar Jugendliche kommen Dir entgegen und pöbeln Dich herabwürdigend an. Wie reagierst Du?
A: Du ignorierst die Kids.
B: Du hast einen flotten Scherz auf den Lippen, um die Situation zu entspannen.
C: Du stellst die Jugendlichen zur Rede, was das soll.
D: Du bist so verängstigt, dass Du Dich umdrehst und wegrennst.
Denk mal bitte nach: Gibt es eine Situation, in welcher Du in Gefahr kommen könntest, dass Du jemanden ins Gesicht schlägst? Dir also die Hand „ausrutscht“?
A: Wenn Dich jemand bedroht.
B: Wenn Dich jemand blöd anmacht.
C: Wenn Dich jemand zum wiederholten Mal mit Absicht bis aufs Blut reizt.
D: Wenn Dein Partner Dir seine Untreue eingesteht.
Stell Dir vor, Du bist am Arbeiten, egal ob im Geschäft oder zuhause und nichts will so wirklich an dem Tag gelingen. Immer wieder schleichen sich kleine Fehler ein. Wie reagierst Du darauf?
A: Du bewahrst innere Ruhe.
B: Du fängst an zu fluchen und machst Deinem Ärger Luft.
C: Du bist kurz angesäuert, fängst Dich aber schnell wieder.
D: Du bist schnell und lange verärgert.
Kannst Du Menschen vergeben, welche zu Dir ungerecht waren?
A: ja
B: eher ja
C: eher nein
D: nein
Auswertung des Testes:
Nimmst Du nahezu immer die Antwort A, dann gehörst Du zu der Kategorie: Opferlamm: Von Dir kommt kaum Widerspruch. Du denkst, der Klügere gibt nach. Dabei frisst Du alles in Dich hinein. Das tut weder Dir noch Deiner Gesundheit auf Dauer gut. Versuche Deine Position wenigstens zu verteidigen und für Dich einzustehen.
Ist Deine Antwortmöglichkeit überwiegend B, dann bist Du der Kopflastige. Aggressivität lehnst Du kategorisch ab und zwar immer. Du versuchst das konstruktive Gespräch und die kühle Klärung von Dingen. Es fehlt Dir etwas an Zivilcourage, da Du zu viel nachdenkst. Dies ist generell nicht schlecht, nur die Spontanität fehlt.
Antwortest Du meistens mit der Antwort C, dann bist Du der Temperamentvolle. Du zeigst häufig Zivilcourage. Nur von Deiner Familie lässt Du Dir auf der Nase herumtanzen. Bemerkst Du aber, dass Gewalt gegen Schwächere ausgeübt wird, dann verstehst Du keinen Spaß mehr und es kann sein, dass Dir die Sicherungen durchbrennen. Das kann ins und aufs Auge gehen. Hier musst Du mehr an Dir arbeiten und die Zivilcourage mit einem kühlen und klugen Kopf angehen.
Antwortest Du meistens mit der Antwort D, dann bist Du ein wirklicher Hitzkopf. Du gehst schon bei der kleinsten Kleinigkeit wie das HB Männchen an die Decke. Das kann auch in Gewalt ausarten und dies kann Dich in Schwierigkeiten bringen. Du musst lernen, das Gespräch zu suchen und zu finden, um Probleme gewaltfrei zu lösen.
Was ist Stress?
Lass uns nun das Gegenteil von Gelassenheit anschauen: Was ist eigentlich Stress und wie wird dieser im Allgemeinen erklärt? Stress wird als erhöhte seelische und körperliche Anspannung, welche durch äußere Reize verursacht wird, beschrieben. Dieser Stress führt anschließend zu zahlreichen Reaktionen im Körper. Was ist Dir bei dieser Beschreibung aufgefallen? Das Wort Anspannung? Genau!
Stress kann alles sein. Jeder Mensch reagiert auf Stress anders. Selbst Du reagierst auf die
immer gleiche Stresssituation nicht immer gleich.
Ist Dir dies auch schon mal aufgefallen? Stress ist eine Belastungssituation. Es passiert etwas Unvorhergesehenes. Du bekommst noch eine Akte und weil es so schön ist, noch eine weitere kurz vor dem Feierabend vom Chef vor die Nase geknallt. Super, der Feierabend oder das Wochenende rückt weiter in die Zukunft. Was wird Dein Partner sagen, wenn Du wieder nicht pünktlich von der Arbeit nach Hause kommst? Wer soll die Kinder von der Schule abholen? Wirst Du im Supermarkt so spät noch alles bekommen? Dein Körper schießt eine Ladung Adrenalin in Deine Adern und Deine Herzfrequenz steigt. Jetzt kommt Hektik auf. Wie sollst Du dies alles schaffen? Wer kann schon zwei Herren dienen? Nun denkt sich Dein Körper: jetzt noch eine Prise Cortisol und dann funktioniert das schon mit dem Stress. Ja, leider ist genauso die Vorgehensweise Deines Gehirns, wenn Du in Stress gerätst.
Wir sind in unserer heutigen schnelllebigen Zeit ständig verfügbar. Das Handy ist 24 Stunden angeschaltet und der Emaileingang quillt über. Die Reizüberflutung des Internets und der sozialen Medien tun ein Übriges dazu, damit wir nicht mehr wirklich abschalten können. Uns wird ein Druck aufdiktiert, welchem viele nicht mehr standhalten wollen und können. Schon Jugendliche können davon ein Lied singen. Die Schule ist eine Sache, aber wehe Du bist nicht hipp und „in“, dann fliegst Du ganz schnell aus der angesagten Clique. Schon Jugendliche und sogar Kinder klagen über schlechten Schlaf. Gerade der ist aber notwendig, um Stress abbauen zu können, neue Kraft zu tanken und innere Stärke aufbauen zu können.
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