Vielleicht mag es etwas hart klingen, Völkermord mit psychologischer Unterdrückung gleichzusetzen. Aber dann frage ich mich: Wiegt die systematische Unterdrückung der menschlichen Einzigartigkeit ernsthaft weniger, als die Vertreibung oder Unterdrückung einer kulturellen Gruppe?
Wenn man auf die sich explosionsartig anzeigenden Zahlen der psychischen Erkrankungen blickt – zählen all diese leidenden Personen gar nichts? Seelen zerstört durch die Öffentlichkeit, durch Schulen, durch Betriebsstätten oder familiäre Gewalt? Seelen, welche sich früher oder später das Leben nehmen? Sind sämtliche an Burn-out oder Depressionen erkrankte Menschen tatsächlich vollumfänglich persönlich verantwortlich für ihren Gesundheitszustand? Betrifft dies ausschließlich ihre Empfindsamkeit – oder unzureichend entwickelte Zähigkeit? Ist es in Ordnung, Menschen aufgrund ihres Harmoniebedürfnisses oder ihres Wunsches nach Liebe und Geborgenheit empfindlich, unfähig und überhaupt entbehrlich zu nennen?
Wenn dem so ist, hat sich der Mensch bestenfalls zurückentwickelt.
Solche genannten Argumente versucht man gern zu entkräften, indem man meint, in der Vergangenheit seien Menschen weniger verweichlicht gewesen. Da habe man länger durchgehalten und sich nicht sofort gekränkt gefühlt – und dabei habe es noch nicht einmal therapeutische Hilfestellungen gegeben.
Ich sage dann: Wie viele Personen gingen »ins Wasser«? Wie viele Menschen brachten sich durch Gift um? Wie viele Menschen vegetierten bis zum Ende ihres Lebens apathisch vor sich hin, wurden von Angehörigen gepflegt – und deren Geisteszustand wurde einfach hingenommen? Es wurde nicht nachgefragt, weshalb Personen solcherweise reagierten, sich zurückzogen, ihre Kinder von sich wegstießen, niemals mehr lachten oder feierten.
Bloß weil eine Krankheit bis zu einem gewissen Zeitpunkt noch unbekannt war, bedeutet es nicht automatisch, sie habe zuvor nicht existiert.
Die Weiterentwicklung des Menschen und der fortschrittlichen, zivilisierten Gesellschaft wird ständig in den Vordergrund gerückt. Es wird erklärt, wie wichtig Zusammenhalt und Verständnis sein soll. Es wird gepredigt, wie stark wir sind und wie viel wir seit Beendigung des Krieges erreicht hätten.
Ich will nicht desillusionieren. Ich will nicht der Spielverderber sein … aber: Darf man in Hinblick auf marode Krankenkassen, in Heimen misshandelte Senioren und Behinderte sowie steigende Obdachlosenzahlen und Selbstmorde ernsthaft von Fortschritt sprechen?
Für Homosexuelle und Ausländer wird Verständnis und Toleranz erwartet – psychisch Kranke dagegen werden von Kassenärzten wie der letzte Dreck behandelt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, würde ich mich nicht zu Privatärzten bemühen und hunderte Euro im Jahr dahingehend ausgeben, wäre ich längst nicht mehr am Leben.
Eine solche Tatsache stellt für mich keinen Fortschritt dar.
Im Gegenteil.
Es ist ein Armutszeugnis für den Staat Österreich. Ein Staat, in welchem keine zeitnahen kostenlosen Gesprächstherapieplätze angeboten werden (unter zeitnah verstehe ich ein oder zwei Wochen – und nicht fünf oder neun Monate, wie es bislang üblich ist). Ein Staat, in welchem insbesondere chronisch kranke Menschen zumeist durch das grobmaschige Auffangnetz der Sozialträger fallen.
Aber letztendlich bedeutet das wunderbare Geld alles. Letztendlich besteht das Leben ausnahmslos aus unbedeutenden Gesetzen, welche im Härtefall ständig die Unschuldigen treffen.
Wann werden Menschen verstehen, dass Ökonomie eine einzige Erfindung darstellt … Aktien keinen reellen Wert besitzen … Geld selbst gar nichts Wert ist?
Aber wir lassen uns munter weiter unterdrücken von einem System, das sich vor tausenden von Jahren entwickelte und unaufhaltsam gruseligere Ausmaße annimmt. Ein System, das durch ›Eliten‹ (jeder soll sich selbst ausdenken, was er darunter verstehen möchte) geleitet wird. Ein System, das darauf aufbaut, die arbeitende Masse kleinzuhalten. Ein System, das Wohlhabende pusht und Bedürftige abschiebt.
Sicherlich werden nun viele aufschreien und meinen, man solle nicht undankbar sein. Andere hätten es weitaus schlechter. Wir in Österreich und Deutschland leben in einer Wohlstandsgesellschaft.
Teilweise mag das wohl stimmen.
Doch wohin wird unsere Situation sich in den nächsten Jahren entwickelt haben?
Ins Bessere, ins Schlechtere?
Man muss wachsam bleiben. Man muss kritisch bleiben. Wer die Augen verschließt, sich in eine Traumwelt flüchtet und niemals hinterfragt, nährt Böden der Korruption, des Ausbeutens und der Unterjochung.
Man muss sich in die Situation eines anderen versetzen, sich nicht andauernd mit weniger bis gar nichts zufriedengeben, wenn es die Grundbedürfnisse betrifft.
Von solchen Grundbedürfnissen ausgeschlossen sind selbstredend teure Markenartikel, neue Kraftfahrzeuge, lebensunwichtige Highendgeräte oder der tägliche Gang ins Fünfsternerestaurant.
Ich fantasiere nicht von einem Schlaraffenland.
Ich wünsche mir eine Gesellschaftsstruktur, in welcher Leistung anerkannt und diese anständig und fair entlohnt wird. Eine Gesellschaft, die nicht Youtube-Stars produziert, sondern selbstständige, aber vor allem selbstkritische, reflektierende Persönlichkeiten hervorbringt, die sich ihrer Talente bewusst sind. Eine Gesellschaft, in der Kinder nicht des Kindergeldes und anderer finanzieller Erleichterungen wegen, sonder aufgrund des unbezwingbaren Wunsches Mutter und Vater werden zu wollen, geboren werden. Eine Gesellschaft, in welcher Reichtum nicht die oberen zehn Prozent betreffen. Eine Gesellschaft, die Reichtum nicht an materiellen Gütern und Ausbeutung misst. Eine Gesellschaft, die sich von der Ökonomie abwendet, Naturschutz nicht als Melkwerkzeug der arbeitenden Klasse missbraucht und stattdessen Politik- und Sportgehälter auf zweitausend Euro netto begrenzt. Eine Gesellschaft, in welcher Kinder- und Frauenschutz großgeschrieben wird und Vergewaltigungsdelikte, Nötigungen und Schändungen mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe geahndet wird. Eine Gesellschaft, in welcher Patienten jedwede medizinische Unterstützung erhalten und die ärztliche Versorgung sich nicht alleine auf Großstädte beschränkt. Eine Gesellschaft, für die Obdachlosigkeit ein Fremdwort darstellt.
Ja, es ist mir bewusst, dies nennt man Idealvorstellung.
Doch werden die meisten dieser genannten Punkte von der öffentlichen Hand nicht andauernd als gegenwärtiger Zustand angepriesen? Ein Zustand, welcher allein durch massive Anstrengungen unserer glorreichen Politiker aufrechterhalten wird?
Aber wer bin ich schon, solche Worte niederzuschreiben. Ohne Hochschulabschluss habe ich laut Professoren, Doktoren, Ingenieuren aber vor allem Studienabbrechern ohnehin keine Ahnung von dieser Materie.
In diesem Sinne,
Gute Unterhaltung.
PS: Wer meine Geschichte aufgrund meines Vorwortes abwertet oder diese deshalb nicht einmal mehr lesen möchte, hat sich selbst disqualifiziert.
PPS: Für mich gibt es da eine Internetseite, welche das perfekte Spiegelbild unserer Gesellschaft darstellt. Eine Spielwiese der Unfreundlichkeit, der Kaltschnäuzigkeit, der Gehässigkeit, der Prahlerei, des Hochmuts und der Wortklauberei: www.korrekturen.de.
Ein paar wenige Blicke auf beantwortete Fragestellungen genügen, um den Tab angewidert und kopfschüttelnd zu schließen.
Obwohl man dort wahrhaftig gute Tipps und Tricks zu Orthografie, Grammatik und Zeichensetzung erhält, manche Fragen auch neutral beantwortet werden, ist es mir überwiegend ein Graus, diese Seite benützen zu müssen. Dennoch hoffe ich darauf, dass sich diese gewissen narzisstischen Klugscheißer, welche eine jede Frage mit einem sarkastischen bis beleidigenden Konter beantworten, irgendwann verstummt sein oder zumindest teilweise ein Gespür für einen vernünftigen Umgangston entwickelt haben werden.
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