Unabdingbar ist:
Die Behandlung mit Schilddrüsen-Hormonen gehört einzig in die Hand des Arztes!
Jetzt zur Nebenschilddrüse (NSD) - Glandulae parathyreoideae -.
Auch hier zuerst einige Anmerkungen.
Korrekt muss es heißen, den vier Nebenschilddrüsen; denn es handelt sich um je 2xpaarig angelegte endokrine Organe, auch Epithelkörperchen oder Beischilddrüse genannt. Sie liegen - zu je 2 auf beiden Seiten - der SD von hinten an. Es lassen sich bei den NSD drei Zelltypen unterscheiden. Die NSD ist/sind lebenswichtig!
In den Hauptzellen der NSD wird das Hormon Parathormon (PTH = parathyroid hormone), synthetisiert und freigesetzt. Die Freisetzung des PTH ist dabei abhängig von der Blut-Calcium-Konzentration. So steigern niedrige Ca-Spiegel die Freisetzung und erhöhte bremsen sie ab. Das PTH hat folgende Angriffspunkte und Stoffwechsel-Wirkungen:
1.am knöchernen Skelett
dort bewirkt es eine Steigerung des Knochenabbaus und somit eine Freisetzung von Calcium (Ca),
2.an der Niere
hier bewirkt es eine Hemmung der Phosphat-Aufnahme bei gleichzeitiger Erhöhung der Ca-Resorption!
3.weiter an der Niere
nunmehr begünstigt es die Umwandlung von Vorstufen zum wichtigen Vitamin D 3(Colecalciferol) und somit wird die Ca-Resorption aus dem Darm (aus der Nahrung) verbessert.
Dies hat zur Folge, dass es zu einem Anstieg der Ca- und einem Absinken der Phosphat-Konzentration im Blut kommt bei gleichzeitiger Zunahme der Aktivität der Serum-Phosphatase. Diese Vorgänge sind für den gesamten Knochen-Stoffwechsel von immenser Bedeutung (vgl. Osteoporose).
Wie schon unter der SD erwähnt, ist der direkte Gegenspieler (Antagonist) des Parathormons (PTH) das Calcitonin (CT) aus der SD. CT senkt den Ca-Spiegel. Beide regulieren so den gesamten Ca-Haushalt, wobei das Parathormon die Grob- und das CT die Feineinstellung bewirkt. Außerdem senkt CT den Phosphat-Spiegel und es bewirkt zudem einen „analgetischen Effekt“ (= schmerzstillend/-mildernd).
Der Angriffspunkt von CT ist altersabhängig. Im zunehmendem Alter bewirkt es den Ca-Einbau in die Knochenmatrix und somit hat es besondere Bedeutung bei Abbauprozessen der Knochensubstanz - so z.B. bei der Osteoporose -.
Neben den Schädigungen der Knochenstruktur kann sich ein Mangel von CT in gelegentlichem Hitzegefühl und in Magen-Darm-Störungen äußern.
Außer den schon genannten Fehlfunktionen beim PTH muss aber noch an eine weitere Auswirkung - und die wiederum mit besonderer Bedeutung im Alter - gedacht werden, nämlich:
Besonders in der Osteoporose-Prophylaxe aber auch in der Minderung des Ausmaßes und des Fortschreitens einer evtl. bestehenden Osteoporose ist es daher wichtig, rechtzeitig auch mit in die Untersuchungen die Messungen von Parathormon (PTH) und Calcitonin (CT) einzubeziehen. Dabei das PTH als intaktes PTH im Plasma und CT im Serum. Und dazu natürlich auch noch Vit. D 3(dazu später). Auf diese Weise werden aussagefähige Daten ermittelt (und nur auf diese Weise)!
Unabdingbar auch hier:
Jede Therapie mit Parathormon gehört in die Hand eines Arztes!
Veränderungen bei/von weiteren Hormonen im Alter
Der größte Teil der Hormone mit Bedeutung für das Alter, das Älterwerden, den gesamten Ablauf des Alterungsprozesses ist besprochen.
Dennoch sind auch die noch verbliebenen nicht ohne Bedeutung. Dies sind insbesondere das Colecalciferolund dazu noch die Biogenen Amine.
Mit Colecalciferol (oder auch Cholecalciferol) soll der Anfang gemacht werden.
Bekannter unter dem Namen Vitamin D3 .
Wie auch die beiden anderen D-Vitamine, so entsteht Colecalciferol aus den entsprechenden Vorstufen durch UV-Bestrahlung (daher ist gerade bei der Osteoporose bzw. der diesbezüglichen Vorsorge ein regelmäßiger Aufenthalt im Freien und in der Sonne so wichtig!). Eine dieser Vorstufen - das 7-Dehydrosterol - kann im menschlichen Organismus aus Cholesterin synthetisiert werden. Dies ist auch der Grund, warum die D-Vitamine eigentlich nicht als Vitamin bezeichnet werden sollten, sondern vielmehr als das, was sie wirklich sind: Steroid-Hormone (vgl. zu Beginn dieses Gesamtkapitels)!
So wird auch die Synthese des Colecalciferols (vgl. Nebenniere) vom „Hypothalamus-Hypophysen-Verbundsystem“ (s.v.) kontrolliert!
Nun zur Wirkung:
Die Calciferole wirken einem Absinken des Blut-Calcium-Spiegels entgegen und dies auf zweifache Weise: einmal, indem sie Calcium-Resorption im Darm steigern - und dazu noch: die Bildung des Calcium-spezifischen Transporteiweißes in der Darmschleimhaut findet nur in Gegenwart von Calciferol statt! - und ferner, durch Calcium-Mobilisierung aus der Knochensubstanz (Knochenmatrix). Oftmals - auch dies ist im zunehmendem Alter nicht selten anzutreffen - besteht im Alter ein Mangel an Calciferolen (ernährungs-bedingt und durch Mangel an Sonneneinwirkung noch verstärkt und durch letzteren kommt es zu einer verminderten Aktivierung in Haut, Leber, Nieren), was dann wiederum eine verminderte Calcium-Aufnahme nach sich zieht.
Bei älteren Menschen kommt es oftmals zu einer Konstellation von sekundärem Parathormon-Überschuss (Hyperparathyreoidismus), vergesellschaftet mit Mangel an körperlichem Training und körperlichen Aktivitäten, dem Leiden an verschiedenen und auch chronischen Krankheiten und vor allem und dazu noch den Hormonmangelzuständen der Menopause (Frauen) bzw. Andropause (Männer) und auch der Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Glukokortikoide). Aus alledem resultiert dann eine hohe Gefährdung für einen fortschreitenden Abbau von Knochensubstanz (bis hin zur Osteopenie oder Osteoporose). Durch diesen Knochenmatrix-Abbau - oder richtiger, die gesteigerte Osteoklasten-Aktivität - kommt es zu einem übergroßen Anfluten von Calcium und somit der Gefahr, dass dieses Zuviel an Ca in den Nierentubuli (Nierenkelchen) ausgefällt wird und zu einer schwerwiegenden Nierenstörung, der Nephrokalzinose, führt.
Bezüglich der Diagnostik sollte stets im Serum das Vitamin D 3als „25-OH-D 3“ - hier sind jahreszeitliche Wertschwankungen zwischen Sommer + Winter zu beachten - und das „1,25(OH) 2D 3“ gemessen werden.
Hinsichtlich der Einnahme von Colecalciferol gilt es zu wissen, dass Vitamin D3 ein sogen. Risiko-Vitamin ist.
Eine mögliche Überdosierung zeigt sich in Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall. Dazu kommen dann die Beschwerden bei längerer Überdosierung, bedingt durch Entkalkungsprozeße an den Knochen und Nierenschädigung aber auch an Herz, Lunge und der Hornhaut.
Unverzichtbar:
Es sollte - auch nicht zur Prophylaxe - nie eine sogen. „Selbst-Medikation“ mit Cholecalciferolen [Vitamin D 3] vorgenommen werden.
Bleiben die Biogenen Amine.
(vgl. Ausführungen vorne im Text unter „Hormone“)
In Kurzform nochmals in der Zusammenfassung:
Mit diesem Begriff werden „basische Moleküle“ bezeichnet, die eine (= Monoamin) bzw. mehrere (= Polyamine) Aminogruppen als funktionelle Gruppen tragen. Sie kommen unter physiologischen (= normalen) Bedingungen im Organismus vor und haben vielfältige Funktionen; sie wirken als „Neurotransmitter“, „Co-Faktoren“ und/oder als „Hormone“.
Für den Menschen wichtige Biogene Amine sind:
Katecholamine (= Neurotransmitter bzw. Hormone des Nebennierenmarks) - Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin -, L-Carnitin (= Transporter für Fettsäuren durch die Membran der Mitochondrien), Melatonin (= Hormon der Epiphyse/ Zirbeldrüse), Histamin (= Gewebshormon und Neurotransmitter, gebildet in Nervenzellen + Mastzellen), Spermin + Spermidin (= geruchs-bestimmende Bestandteile des Ejakulats/Samenflüssigkeit = Wachstumsfaktoren im Samen und in Zellen) und ferner die sogen. Fäulnisbasen - sie entstehen beim bakteriellen Abbau von Aminosäuren - wie Cadaverin (= Abbau-Produkt der Aminosäure L-Lysin) und Putresin (= Abbau-Produkt der Aminosäure L-Ornithin).
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