Wirthshaussaal in Calais. Mittelthür. Rechts davon ein Fenster. Seitenthüren. Vorn, rechts, ein Kamin, mit Spiegel darüber. Links, ein Tisch mit Schreibzeug, Lehnsessel 2c.
Erste Szene.
Der Brigadier Jean.
BrigadierAlso der Wirth ist nicht daheim?
Jean.Nein, Herr Pacifique, daheim ist er nicht.
Brigadier.So hast Du ihm kund zu thun und zu wissen, daß ein neues Polizeigesetz für die Gastwirthe ‚raus ist.
Jean.So, ‚raus ist‘s Und was ist denn drin?
Brigadier.Strenge und zwar allerstrengste Paßverpflichtung für die Reisenden, und absonderlich für die vom Geschlechte: Frauenzimmer. Meldung bei der Behörde binnen zwölf Stunden.
Jean. Ist ja schon immer so gewesen, Herr Pacifique.
Brigadier.Aber immer wieder vergessen worden.
Jean.Was die Frauenzimmer angeht, versteh ich’s nicht —
Brigadier.Geht Dich auch Nichts an. Kann Dir aber so viel vertrauen, daß eine Individua von jener Rubrik da, ein großes Verbrechen, ein und zwanzig Jahr alt, begangen hat. Größe, drei Fuß, zwölf Zoll, Augen blau, Haar braun, Gesichtsfarbe veränderlich — und die sollen wir fest halten.
Jean.Was hat sie denn Großes gethan, Herr Pacifique?
Brigadier.Sie hat ihren Mann, einen Lord, vergiftet, und soll schon wieder ähnliche Heirathsgedanken haben.
Jean. Wenn’s weiter Nichts ist, als ein Lord Engländer —
Brigadier.Unerfahrenes junges Blut, die Engländer sind auch Menschen — das merke Dir, und die Polizei will’s nun mal so haben. Also schaff mir die Pässe, sonst hol’ ich sie selber. Merk Dir’s! (ab)
Jean.Ganz wohl, Herr Pacifique!
Was die Polizei sich nur drin zu mischen hat? — Geht’s uns Franzosen was an, wenn die Engländer Gift schlucken — ! Schlucken sie uns doch so manches Andre vor der Nase weg! Wenn ich die Polizei wäre — na! — Aha! Da ist schon gleich eine Reisende —
Dritte Szene.
Jean. Anna. Hausmädchen
(ein kleines Reiseneccesair aufs Kamin legend).
Anna.(im hereintreten). Mir ganz Einerlei, wo Du mich unterbringst, mein Kind — ich bleibe nur eine Stunde in Calais.
Jean.(zum Hausmädchen, heimlich): Uns auch Einerlei — mach’ ihr schnell ein Zimmer zurecht — und wenn sie auch nur mit einem Fuße drin war, muß sie doch für voll bezahlen. (Hausmädchen geht ab.)
Anna.Man kann doch Pferde und einen Wagen hier haben?
Jean.Und hier im Hause dazu, seit die Extrapferde auf Wartegeld sind.
Anna.Desto besser. Und sobald ich nur den Zolldirector gesprochen — wie fange ich das wohl am Besten an?
Jean.Madame brauchen ihn nur anzureden, er ist nicht stolz.
Anna.Ich meine, wie kann ich ihn sehen? —
Jean.Am besten hier am Fenster; zweimal des Tages geht er hier vorbei.
Anna.Mein Himmel, davon ist ja nicht die Rede! Ich habe ihm eine Beschwerde vorzutragen —
Jean.Vortragen? Dazu sind ja die Lohndiener —-
Anna.Gut. Will’s ihm schreiben. (setzt sich zum Tische und schreibt:) »Herr Direktor! Madame Anna Wilkins, geborene von Beaufort, ersucht Sie um eine mündliche Unterredung, in Betreff eines Shawls, welchen die Zollbeamten in Beschlag genommen haben, trotzdem er in Paris gekauft wurde. In der Hoffnung, daß, mit dem vollgültigen Beweise darüber, jede Schwierigkeit, ihn schleunigst wieder zu erhalten — und so weiter — und so weiter« . . . Hier, guter Freund —- gleich zu befördern!
Jean.So gut, als ob er’s schon hätte.
Anna. Aber die Antwort!
Jean.Lohndiener hin, Lohndiener her! So gut, als ob Sieb schon hätten. (ab.)
Anna.Nur schnell!
Ein so reizender Shawl, und kleidsam wie kein anderer! — Und den abscheulichen Zollbeamten bin ich noch gar nicht so böse drum — sie meinten vielleicht, ihre Pflicht zu thun — Eine recht garstige Pflicht! Dazu haben wie eine Republik. Saub’re Freiheit! — Aber der fremde Herr, der mir den Streich gespielt hat, und das so aus der Luft gegriffen, wie seine Bekanntschaft mit , mir! — Abscheulich! — Nun, wenn man zwei Jahre jenseits des Ozeans gelebt hat, unterhält man sich wohl mit einem Landsmann. Aber er wich mir gar nicht von der Seite, so lange wir auf dem Schiffe waren. Ich hatte ihn auch für einen Mann von Welt und Lebensart gehalten — Doch nach solchem unverantwortlichen Benehmen! — Was nur aus ihm geworden ist? — Gleichviel, wo und wann er mir jemals in des Weg kommt, will ich’s ihm schon gedenken.
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