Der Beginn des Coastal Track ist übersät mit kleinen kristallenen Steinen, die in hellen Farben glitzern wie Diamanten. Jetzt muss ich wieder an unsere Oma denken, die mir mal glitzernde Steine aus dem Harz mitgebracht hat.
Auf dem Rückweg schauen wir uns bei einem Künstler um, der sein Atelier geöffnet und in seinem Garten einen Rundweg mit Statuen gestaltet hat. Das sieht eher hippiemäßig aus, im Shop läuft Reggae und draußen im Garten ziehen seine Kumpels entspannt „Einen“ durch. Interessanter ist da die Entenmama, die mit ihren fünf Küken über die Straße läuft und sich gemütlich am Rand niederlässt. Während wir uns vor lauter Fotografieren vergessen, fliegt mal wieder mein Sonnenhut davon und direkt in den kleinen Fluss. Lisa balanciert ihn aber heraus und er ist wieder gerettet. Dafür bekommt sie sogar Applaus von einer Gruppe anderer Camper, die das beobachtet hat.
Zum Abendbrot gibt es Lachs mit Zitrone und Kräutern, dazu Zucchini. Wir hatten ja schon indisch, da ist der Hunger nicht mehr allzu groß. Während wir unser Essen bereiten, schwatzt Lisa mit einer älteren Dame aus Irland. Sie erzählt, dass sie gern Muscheln zubereitet hätte, sie aber keine gefunden haben. Die Asiaten in der Küche stellen sich als Japaner heraus und Toshi erklärt mir, wie die Muscheln zubereitet werden. Sie haben sich nämlich welche mitgenommen. Dann plaudern wir noch ein wenig über Japan und wir erzählen von unserer Reise dorthin und den Stationen. Auch ein paar Vokabeln werden wieder aktiviert. Toshi kommt aus Hokkaido und ist hier für ein Jahr „Work & Holiday“.
Am Abend gibt es noch Eis und wir amüsieren uns sehr über unsere Strandbilder. Die Nacht wird friedlich, aber kalt. Wir hatten es anders erwartet, denn am Abend frischt der Wind wieder auf und die Äste des Baumes, den wir als Avocado identifiziert haben, klappern an unserem Auto. Das ist ganz schön erschreckend, aber dann gewöhnen wir uns dran.

Goldene Strände am smaragdgrünen Meer und pelzige Faulenzer
31.12.2013 Marahau
Um 7:00 Uhr sind wir aufgestanden und was für ein Wunder: Der Himmel ist klar und die Sonne scheint! Die Nacht war wirklich frisch und solange die Sonne noch nicht richtig raus ist, ist es immer noch kalt. Duschen, Toilettengang und dann erst mal überlegen, was wir nun heute machen. Gestern haben wir vergeblich versucht, einen der Bootsanbieter zu kontaktieren. Wir haben hier fast keinen Empfang auf dem Handy und Lisa hat von jeder Ecke des Platzes aus versucht, jemanden zu sprechen. Das Einzige was dabei rauskam, war, dass sie noch lauter ins Handy brüllen sollte. Das war ihr aber dann zu doof.
Heute Morgen baten wir also Donna, uns bei der Buchung zu helfen. Die meinte gleich, es wären alle Touren für heute ausgebucht. Übermäßiges Engagement kann man ihr nicht unterstellen. Sie tat es dann aber doch und rief einige Anbieter an. Nach etwas Hin und Her buchten wir dann doch einen Scenic Round Trip bei Aqua Taxi, der mittags beginnt und bis Totaranui geht. Wir lassen uns überraschen und hoffen, dass das Wetter sich heute hält.
Der Abel Tasman Nationalpark ist ein ca. 225 km² großes Schutzgebiet, welches aus unzähligen kleinen Buchten besteht. Die Mischung aus goldenen Sandstränden, kristallklarem Wasser in allen Blautönen, Klippen aus Granitstein und Marmor und Wald ist wunderschön. Auf einem Rundweg kann man hier die reiche heimische Vogelwelt hören und vielleicht auch sehen. So gibt es hier Zwergpinguine, den Tui, Stelzenläufer, den Kuckuckskauz und viele Arten mehr.
Hier siedelten sich vor mehr als 500 Jahren die ersten Mãori an und der niederländische Seefahrer Abel Tasman ging hier vor Anker. Neben Wanderungen kann man die Küste auch auf dem Wasser mit dem Kajak erkunden oder eine Jetboottour buchen, die verschiedene Zielorte ansteuern. Nun sind wir zurück von unserem Scenic Round Trip und der war wirklich grandios. Der Abel Tasman Park hat sich heute von seiner schönsten Seite gezeigt und wir sind mächtig beeindruckt. Ich glaube, ich kann die Schönheit dieses Fleckchens Erde gar nicht in passende Worte fassen. Ich habe keinen Ausdruck für das Blau des Wassers, das wechselt zwischen schillerndem Türkis und kristallklarem Aquamarin. An der Küste bricht sich das Wasser an goldgelben Stränden vor sattgrünen Bergen, die bedeckt sind von exotischem Regenwald. Hinter jeder Kurve taucht eine andere Bucht auf, noch schöner und idyllischer als davor. Unser Skipper zeigt uns den Apple Rock, einen Felsen rund wie eine Kugel aus Granit und in der Mitte gespalten, als hätte jemand einen Apfel geteilt. Glaubt man den Māori, so ist der Felsen das Resultat eines Kampfes zwischen zwei Brüdern.
Hier sehen wir auch zum ersten Mal Pelzrobben in freier Wildbahn, die sich auf den Felsen räkeln; zu faul, um ins Wasser zu gehen. Unser Skipper meint, sie wären so bequem, dass sie oben auf den Felsen warten, bis das Wasser zu ihnen kommt und das glauben wir ihm angesichts der trägen massiven Tiere sofort. Solche Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen, ist echt aufregend und der Höhepunkt ist eine Mutter mit einem Jungen, welches laut heult. Auch die anderen Robben bellen und ab und zu drehen sie sich auf den Rücken, um sich zu schubbern.
Wir sehen die Tonga Arches, Granitfelsformationen mit Öffnungen, durch die Touristen mit ihren Kajaks paddeln. Wir fahren vorbei an Fisherman Island, Adele Island und machen immer wieder Stopps in Buchten wie TePukatea Bay, Anchorage, Torrent Bay, Pinnacle Island, Torrent Island und unser letztes Ziel ist Totaranui Beach. Malerische goldgelbe Strände, Meereswasser in allen Blautönen, der üppige grüne Regenwald, der fast bis an das Wasser reicht – schöner könnte die Umgebung für den letzten Tag im Jahr nicht sein. Wir sind einfach nur glücklich und wünschen uns, dass dieser Ausflug niemals endet.
Unser Skipper hat einen rasanten Fahrstil drauf, was wir schon im Auto bemerkten, als er uns abholte. Während wir uns brav für die 500 Meter anschnallten, saß er barfuß und unangeschnallt hinter dem Steuer und heizte nur so um die Kurven. Auf dem Wasser dann machte er sich einen Spaß daraus, die Wellen direkt zu nehmen oder so scharfe Kurven zu drehen, dass es einmal so aussah, als würde die eine Seite der Passagiere gleich im Wasser landen, dann die andere. Der Spaßfaktor kam hier nicht zu kurz und nachdem ich beim ersten Mal wohl ziemlich erschrocken aussah, nahm ich es beim nächsten Mal schon entspannter.
Nach dieser Rundfahrt im Jetboot beschlossen wir, noch einmal an den Strand zu laufen, der aufgrund der Ebbe wieder ein bis zwei Kilometer ins Meer hineinreichte, bevor man Wasser erreicht. Wir hatten uns Badesachen angezogen und nur Schlüssel und Tüte mitgenommen.
Nachdem wir uns gestern nicht getraut haben, die Muscheln mitzunehmen, wollen wir es heute versuchen. Wir gehen nur bis zu den Knien ins Wasser, denn wir haben eine Menge Krebse und anderes „gefährliches“ Getier gesehen, so dass wir uns nur so weit reintrauen, wie wir sehen können. Auf dem Rückweg dann, sammeln wir die Muscheln ein. Es ist so, wie Toshi es gestern gesagt hat. Man muss nur den Boden ein bisschen aufwühlen und plötzlich tauchen da jede Menge Muscheln auf. Wir sammeln ungefähr 20 Stück und ich finde außerdem noch zwei wunderschöne unbewohnte Muscheln. Lisa warnt mich schon, dass ich die sowieso nicht mit nach Deutschland nehmen darf, aber sie sind so schön. Solche habe ich bisher nur in Geschäften oder auf Bildern gesehen.
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