„Sag es“, raunt er. „Sag, dass ich dich ficken soll.“
„Fick mich“, bettle ich, ohne darüber nachzudenken.
Noch in der gleichen Sekunde dringt er noch tiefer in mich ein, obwohl ich das nicht für möglich gehalten habe.
Doch ich habe keine Zeit mehr, mich darauf zu konzentrieren, da ich spüre, wie der nächste Orgasmus mich überspült. Ich spüre, wie auch Toli sich anspannt und dann noch zweimal in mich eindringt, ehe er kommt.
Schwer atmend komme ich wieder in der Welt an und weiß, dass ich ihn immer lieben werde. Es hat nichts mit dem Sex zu tun, auf jeden Fall nicht nur. Es ist viel eher die Tatsache, dass ich mich bei ihm sicher und geborgen fühle. Und diese beiden Gefühle sind mir wichtiger als alles andere.
Anatoli
Ich muss zugeben, dass Sarah es gestern geschafft hat, mich zu überraschen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie sich von Blair in die Ecke drängen lässt. Sie kann sehr bestimmend sein und das ist etwas, was manche Frauen dazu bringt, dass sie zurückweichen. Ein paar Mal habe ich dieses Verhalten schon beobachtet. Dabei kann ich aber nicht sagen, ob sie das machen, weil sie nicht damit umgehen können, oder weil sie einfach vielleicht keine Lust haben, sich damit zu beschäftigen.
Sarah hat mir in dem Club aber eine neue Seite an sich gezeigt und ehrlich gesagt war ich froh darüber, dass sie diese an den Tag gelegt hat. Es ist nämlich die einzige Sprache, die Blair versteht. Auch, wenn ihr das sicherlich nicht gefallen hat.
Als ich Blair gesehen habe, wusste ich, dass sie vor Sarah eine Szene machen wird. Und hätte ich Sarah kommen sehen, hätte ich irgendwie versucht, es zu verhindern. Und ja, ich bin mir sicher, dass sie uns vorher beobachtet hat. Ich habe nämlich die Wut gespürt, die von ihr ausgegangen ist.
Schon alleine deswegen war es richtig, dass ich sie als meine Verlobte bezeichnet habe, auch wenn es nur ein Reflex war. Wirklich darüber nachgedacht habe ich nämlich nicht. Doch ich bereue es nicht. Ihr diesen Titel zu verleihen hat sich gut angefühlt. Früher habe ich darum immer einen riesigen Bogen gemacht. Ich wollte von Verlobungen nichts wissen. Ich bin ja nicht einmal eine Beziehung eingegangen, obwohl es mehr als genug Frauen gab, die diesen Schritt mit mir gemacht wären.
Doch Sarah hat meine Einstellung dazu verändert, auch wenn wir noch nicht an dieser Stelle angekommen sind.
„Viktor!“, rufe nach meinem Freund und gehe gleichzeitig mit festen Schritten durch das riesige Haus, bis ich ihn schließlich im Eingangsbereich gefunden habe.
„Was ist denn mit dir los?“, fragt er mich ein wenig amüsiert, als er meinen genervten Blick bemerkt hat.
Von oben bis unten betrachtet er mich, als würde er etwas an mir suchen. Doch nachdem er das anscheinend nicht gefunden hat, grinst er mich belustigt an.
„Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Dabei habe ich nicht einmal gedacht, dass du überhaupt an Gespenster glaubst, beziehungsweise sie in der Lage sind, den großen Anatoli aus der Ruhe zu bringen.“
„Das ist wirklich sehr lustig“, fahre ich ihn an. „Und um deine Frage zu beantworten, ich habe das mit Blair geklärt. Oder besser gesagt, Sarah hat das“, seufze ich und lasse mich auf den riesigen Sessel sinken, der in der Ecke steht.
„Moment“, ruft Viktor aus und sieht mich fassungslos an. „Blair? Reden wir hier von der gleichen Blair?“
Als Antwort nicke ich nur. Er weiß nur zu gut, was vor ein paar Jahren geschehen ist. Blair hatte es nicht gerade gut verarbeitet, dass ich mich von ihr trennen wollte und auf mich geschossen. Viktor hatte es allerdings geschafft sie zu überwältigen.
„Und Sarah hat sie gesehen?“
Wieder nicke ich nur. Leise pfeift er durch die Zähne.
„Ich hoffe, die beiden sind sich nicht gegenseitig an den Kragen gegangen. Was dich angeht, kann Blair sehr einnehmend sein. Das war sie schon immer. Eigentlich wundert es mich sogar, dass sie dir nicht nach Russland gefolgt ist“, überlegt er.
Im Stillen muss ich ihm recht geben. Als ich endlich im Flieger zurück saß habe ich es nur noch bereut, dass ich etwas mit ihr angefangen habe.
„Nein, Sarah hat ihr aber klar zu verstehen gegeben, dass sie die Finger von mir lassen soll.“
„Ich muss sagen, dass ich das wirklich gerne gesehen hätte.“
„Du wärst beeindruckt gewesen“, sage ich. „Aber obwohl sie gestern die Coole war und sich nicht hat aus der Ruhe bringen lassen, kommt es mir so vor, als wäre sie ein wenig überfordert. Und als wir gestern Blair im Club gesehen haben wusste ich, dass es wirklich so ist. Ich weiß von der Geschichte mit ihren Eltern, dass sie immer dann in die Verteidigung geht, wenn sie nicht mehr weiter weiß.“
„Woher willst du wissen, dass es auch dieses Mal der Fall sein könnte? Es kann ja auch einfach sein, dass sie keine Lust mehr hat, das kleine Mäuschen zu sein“, überlegt Viktor. „Ihr seid zusammen und du bist dafür bekannt, dass du kein Blatt vor den Mund nimmst. Da würde es mich nicht wundern, wenn auch sie einfach mal jemandem die Meinung ins Gesicht sagt.“
Seine Worte sorgen dafür, dass ich mich wieder an das gestrige Gespräch mit meiner Mutter erinnere.
An meiner Seite wird sie die Frau, die sie sein soll.
„Was schlägst du vor, was ich wegen Blair machen soll? Sie wird bestimmt herkommen.“
„Ja, wahrscheinlich wird sie das. Deswegen werde ich mit Sarah nach Tarpon Springs in das Haus meiner Mutter fahren“, entscheide ich mich. „Dort werden wir vielleicht ein paar Tage Ruhe haben.“
Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist, dass ich so Sarah von Blair fernhalten kann, ohne mit ihr zurück nach Los Angeles fliegen zu müssen.
„Ich kenne das Haus. Doch ich muss sagen, dass ich mir nicht sicher bin, ob das gerade eine so gute Idee ist.“
Viktor scheint sich nicht sicher zu sein, ob er die Worte wirklich aussprechen soll. Doch er hat mir schon immer die Meinung ins Gesicht gesagt. Deswegen erwarte ich, dass er das auch jetzt macht.
„Was meinst du?“
„Ein paar Tage hier weg sind super, das weiß ich. Und es würde Sarah vielleicht auch helfen. Zurzeit ist nur viel zu tun. Du musst dich um die Geschäfte kümmern und allen klarmachen, dass du die Nummer eins nun bist. Das wird nicht einfach werden.“
„Ich weiß. Und sobald die Zeit dafür gekommen ist, werde ich das auch machen. Nun steht Sarah aber ganz oben auf meiner Liste.“
Mir schießen die Worte durch den Kopf, dass ich sie nicht verlieren will. So bescheuert es vielleicht auch klingen mag, aber es ist die Wahrheit. Sarah war von Anfang an die Konstante in meinem Leben. Und ich will nicht, dass sich das ändert. Doch bevor sie mir über die Lippen dringen, kann ich sie gerade noch für mich behalten. Viktor würde mich nur mit Worten bedenken, von denen ich mir sicher bin, dass ich sie überhaupt nicht hören will.
Kurz sieht er mich an, als würde er darüber nachdenken, bevor er zögerlich nickt. Auf seine Weise zeigt er mir, dass er nicht sehr begeistert von meinem Vorhaben ist. Allerdings ist mir das egal. Ich brauche schließlich nicht seine Erlaubnis.
„Du bist der Chef“, setzt er noch hinterher.
Nun bin ich derjenige, der nickt, bevor ich aufstehe und mich auf die Suche nach Sarah mache. So schnell wie möglich will ich ihr von meiner Idee erzählen. Auch wenn ich nicht weiß, was sie davon halten wird. Schließlich will sie auch das Problem mit ihrer Familie so schnell wie möglich klären.
„Hier hast du dich versteckt“, stelle ich fest, nachdem ich sie endlich gefunden habe.
Sarah sitzt in der oberen Etage auf der gepolsterten Fensterbank, hat die Beine an ihren Oberkörper gezogen und sieht nach draußen.
„Ist etwas passiert?“ Alarmiert schaut sie mich an.
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