Ich hoffe, Deine letzte Nacht ist wundervoll gewesen und Du hast gut geschlafen,
Dich sehe ich an jedem Morgen als erstes, wenn ich meine Augen öffne.
Dein Anblick ist der letzte, mit dem ich in die Nacht entgleite. Dich wünsche ich mir so an meiner Seite.
Genervt stöhnte Sabine auf. Konnte David nichts anderes als Süßholz raspeln?
Irgendwie muss ich ihn zur Räson bringen, dachte sie. Plötzlich riss sie das Smartphone aus ihren Gedanken. Eine WhatsApp von Zayba!
Iss heute nicht so viel und vergiss unsere Verabredung nicht!
Ich bringe uns was Gutes mit!
Sabine entschloss sich, gleich zu antworten.
Keine Sorge, aber wehe, ich werde nicht satt!
Lächelnd schickte Sabine die Nachricht ab, wandte sich wieder Facebook zu und fand eine weitere Nachricht von David.
Meine liebe Sabine!
Ganz schnell muss ich mich bei Dir melden, mein Engel. Es sieht leider so aus, als würde mein PC den Geist aufgeben.
Du weißt, wie ich im Stress stehe (meine Mutter und der Umzug nach Berlin).
Ich kann jetzt unmöglich losziehen und mir einen neuen PC kaufen. Das werde ich erst tun, wenn ich in Berlin lebe. Du hast doch sicher WhatsApp. Gerne würde ich über diesen Dienst mit Dir verbunden sein. Facebook auf dem Handy ist mir zu mühsam… Abgesehen davon könnten wir schneller Nachrichten austauschen.
Du brauchst nur zu schreiben, wenn Du Zeit dazu hast, und wenn Du unterwegs bist, schaltest Du Dein Smartphone auf lautlos. Nerven möchte ich Dich auf keinen Fall, aber diese Idee geht mir schon seit einigen Tagen im Kopf herum.
Überlege es Dir bitte und füge mich zu Deinen Kontakten hinzu. Ich schreibe Dir hier meine Nummer dazu.
Ich liebe Dich, meine Schönheit und ich möchte Dich nicht verlieren, nur weil mein PC den Geist aufgibt. Dein David
P.S. und wenn Du kein WhatsApp haben solltest, können wir Hangouts nutzen.
Sabine starrte auf die aktuelle Nachricht von David. Was sollte das?
Aber okay, was hatte sie zu verlieren? Sabine entschied sich für Hangouts, warum wusste sie nicht genau. Sie fand es gut, nicht mehr so vom Laptop abhängig zu sein. Also übermittelte sie David schnell ihre Gmail Anschrift. Schon wenige Minuten später fand sie eine Nachricht von David in Hangouts.
Es hat geklappt. Wenn Du Zeit für eine Nachricht hast, schreib mir bitte.
Sabine entschloss sich, zunächst nicht zu antworten. Sie zog sich um und machte sich auf den Weg zur Physiotherapie. Mittlerweile war es Anfang Juli, eine Jacke benötigte sie auf dem Weg nicht. Meine letzte Behandlung für diese Woche, dachte sie, als sie die Praxis betrat.
Sabine nickte der Dame an der Anmeldung kurz zu und nahm im Wartebereich Platz. Die Praxis machte einen freundlichen Eindruck, das war Sabine gleich beim ersten Besuch aufgefallen. Neben den wenigen Stühlen im Wartebereich gab es ein kleines Tischchen. Auf dem stand immer ein kleiner frischer Blumenstrauß und einige Zeitschriften lagen aus. Plötzlich weiteten sich ihre Augen!
‚Love Scamming, die moderne Form des Heiratsschwindels‘, prangte es in großen Lettern über einem Artikel. Darunter in etwas kleinerer Schrift ‚Vier Frauen berichten über ihr Schicksal‘. Gerade wollte Sabine sich diesen Artikel zu Gemüte ziehen, da wurde sie aufgerufen. Mit einem Seufzer legte sie die Zeitschrift beiseite. Dieser Artikel hätte sie interessiert! Sabine entschloss sich, nach der Behandlung einmal kurz in diese Zeitschrift zu schauen, und betrat optimistisch den Behandlungsraum.
Die letzte Behandlung für diese Woche und nachher ein schönes Treffen mit Zayba, besser kann das lange Wochenende nicht starten, dachte sie.
Marco, der Physiotherapeut begrüßte Sabine freundlich und half ihr beim Ablegen der Orthese. Dann begann er professionell mit der Behandlung. Nach einer knappen halben Stunde war die Behandlung beendet. Marco half Sabine erneut und sagte: „Holen Sie sich bitte neue Termine und sprechen Sie bei Gelegenheit mit Ihrer Hausärztin wegen einer zusätzlichen Behandlung, wir haben Ultraschall und Elektrotherapie gerade günstig im Angebot.“
Schnell waren neue Termine ausgehandelt und Sabine sah noch einmal auf den Zeitungsstapel in der Anmeldung. Leider las eine andere Patientin die Zeitung, in die Sabine schauen wollte. Mit einem freundlichen Gruß verließ Sabine die Praxis. Angenehm warme Luft schlug ihr entgegen, als sie ins Freie trat.
Plötzlich fiel Sabine ein, dass sich in unmittelbarer Nähe der Praxis ein Zeitungsladen befand. Vielleicht sollte sie dort einmal nach der Zeitschrift schauen, die in der Physiotherapiepraxis ausgelegen hatte. Sabine kaufte sie und schob sie in ihre Tasche. Gutgelaunt machte sie sich auf den Heimweg. Zuhause angekommen zog sie sich um und bereitete sich einen kleinen Snack zum Mittagessen. Nach dem Essen wurde Sabine müde. Eigentlich legte sie sich niemals mittags hin. Aber sie beschloss, an diesem Tag eine Ausnahme zu machen. Sie trug das Geschirr in die Küche, wusch es ab und zog sich dann ins Schlafzimmer zurück. Erstaunlicherweise schlief sie sofort ein. Als sie wenige Stunden später aufwachte, streckte sie sich schlaftrunken und warf einen Blick auf die Uhr. Fast siebzehn Uhr. Solange hatte Sabine nicht schlafen wollen, aber sie fühlte sich frisch und munter.
Gemächlich stand sie auf und verschwand kurz im Bad. Anschließend fuhr sie ihren PC hoch, öffnete ihren E-Mail-Account und dann Facebook. Einen Augenblick lang wunderte sie sich, dass sie keine Nachricht von David fand, doch dann fiel ihr ein, dass sie sich ja auf Hangouts geeinigt hatten. Hastig griff sie zu ihrem Smartphone, doch auch hier fand sich keine Nachricht von David. Sabine entschloss sich, ihm sofort zu schreiben, sie wollte ihn nicht im Ungewissen lassen.
Bitte entschuldige, dass ich mich erst jetzt wieder bei Dir melde, aber ich hatte bis eben zu tun und hatte echt keine Zeit, mich bei Dir zu melden. Mach Dir aber um mich keine Sorgen, ich bin jetzt Zuhause, bekomme aber am Abend Besuch. Wundere Dich nicht, über mein Schweigen. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, werde ich ausführlicher schreiben.
Schnell schickte Sabine die Nachricht ab und brühte sich einen Kaffee auf. Vorsichtig trug sie die Tasse ins Wohnzimmer und rührte gedankenverloren darin herum. Gerade hatte einen Schluck Kaffee genommen, als sich ihr Smartphone erneut meldete. Eine Nachricht von David!
Gut, dass Du Dich wieder gemeldet hast, ich habe mir schon Sorgen um Dich gemacht. Aber ich verstehe, dass Du mal Termine hast. Darf ich Dich fragen, wer Dich heute Abend besucht?
Sabine ärgerte sich. Was ging ihn ihr Besuch an? Morgen würde sie David antworten. Und sie würde ihm klarmachen, dass er sich eine Liebe aus dem Kopf schlagen kann. Sie beschloss, sich auf den Abend mit Zayba vorzubereiten. Wenn sie Zayba richtig verstanden hatte, würde sie Essen aus dem Restaurant mitbringen. Getränke brachte sie sicher nicht mit, aber Wasser, Cola und verschiedene Säfte hatte Sabine im Haus. Nein, verdursten würden sie nicht. Sabine deckte den Tisch und stellte die Getränke bereit. Damit ihre Gedanken nicht ständig um David kreisten, versuchte Sabine sich abzulenken und schaltete den Fernseher ein. Dann klingelte ihr Smartphone. Zayba! Sabine hob nervös den Hörer ab. Hoffentlich keine Absage, dachte Sabine, sie hatte sich doch so auf diesen Abend gefreut.
„Hallo Sabine, ich komme schon um zwanzig Uhr, ist es Dir recht? Ich kann eine Stunde eher Feierabend machen!“ Sabine jubelte innerlich: „Super, das ist mir natürlich sehr recht, ist ja nicht mehr so lange.“ „Gut, dann sehe ich zu, dass ich pünktlich bei Dir bin“. Und schon hatte Zayba wieder aufgelegt. Kaum hatte Sabine das Telefon aus der Hand gelegt, klingelte es erneut. Sabine rollte mit den Augen und griff nach dem Gerät.
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