„ Er hat Glück, das der Vater der Inhaber ist, was für ein Glück “, denkt sich Susanne während der Trottel die Tür aufreisst.
„ Guuuuuten Moooooorgen – was geht ab? Alle guuut drauffffff?“, brüllt Dominik ins Büro.
Die übliche korrekte Stille ist dahin. Er purzelt von Tisch zu Tisch, schwankt fast betrunken in übermütiger Begeisterung von Kollege zu Kollege und schüttelt allen die Hände.
„ Wie schön war doch das Corona-Virus, als Händeschütteln noch verboten war “, denkt Susanne.
Endlich kommt er bei Susanne an.
„ Hallo, Susi – ich freue mich so, dass wir endlich zusammen arbeiten. Mach dir keine Sorgen, du bist natürlich immer noch der Chef hier. Nun ja, obwohl das natürlich eigentlich mein Papa ist, weisst du? “, spuckt Dumminik ihr ins Ohr.
„ Susi? “, denkt Susanne empört. „ Habe ich mich verhört? “
Leider nein. Zu allem Überfluss bringt er auch noch etwas für die Kaffeepause mit. Seit Susanne, die Ordentliche, das Zepter übernommen hat, waren Speisen im Pausenraum strikt verboten und die Tische zu jeder Zeit blitzblank geputzt. Nun bringt der neue Trottel doch tatsächlich krümelige Kekse mit, wirklich schrecklich krümelige.
„ Die hat meine Mutter gebacken “, ruft er fröhlich in die Runde.
„ War ja klar, zu dämlich um selber zu backen oder einzukaufen. Und der soll die Firma retten. Warum überhaupt retten, alles lief doch so gut “, denkt Susanne als die ersten Krümel den Tisch und dann auch noch den Boden berühren.
Sie startet eine Rettungsaktion und fängt an die Keks-Splitterbomben einzuräumen und wegzupacken.
„ Hey, die sind nicht nur für dich, die sind für alle. Lass mal stehen “, ruft Dumminik in den Pausenraum, während er über Susannes Bürotisch gebeugt die strenge Sortierung der Stifte und Utensilien vernichtet.
Das war der erste Tag in Susanne McKleens neuem Leben. Sie sehnte sich sehr nach der Zeit vor Dominik zurück.
Zwei Wochen später ist Kommissar Petkovic das erste Mal im Büro der PR-Agentur. Der Senior Partner Herr Ay hat seinen Sohn als vermisst gemeldet. Normalerweise ist das nach 12 Stunden noch kein Fall für einen guten Kommissar, aber Petkovic ist ja kein Guter.
Der alte Herr Ay ist mit dem Polizeichef der Stadt bekannt und hat diesen sofort angerufen, als der junge
Herr Ay nicht zum Frühstück erschienen war. In den letzten 23 Jahren die Domi nun schon auf der Welt ist, hat er scheinbar noch nie ein Frühstück mit seinen Eltern versäumt. Er ist jeden Abend pünktlich zu Hause und hat einen guten Charakter. Es muss also etwas Schwerwiegendes passiert sein.
Sauber, ruhig und sehr strukturiert kommt das Büro daher, das hatte sich Stefan etwas lebhafter vorgestellt. Er traut sich kaum, jemanden in der Ruhe zu stören, aber wo er schon mal da ist, fragt er lieber mal nach. Immerhin hat sich der Chef noch nie persönlich wegen eines Falles bei ihm gemeldet. Es muss also fürchterlich wichtig sein.
„ Hallo? “
„ Wer sind Sie?“
„ Ich bin Kommissar Petkovic, Stefan Petkovic “, er liebt es, sich selbst wie James Bond anzukündigen.
„ Und warum stören Sie uns dann bei der Arbeit? Fangen Sie doch mal ein paar Verbrecher “, erwidert Susanne.
„ Hmm ja, mache ich ja auch manchmal. Aber heute wissen wir noch gar nicht, ob es ein Verbrechen gibt “, stammelt der Kommissar sichtlich eingeschüchtert.
„ Dann kommen Sie wieder, wenn sie sich sicher sind! Danke und schönen Tag noch! “, erklärt Susanne resolut.
Sie versucht angestrengt beschäftigt auszusehen, aber eigentlich hat sie die letzten 8 Jahre nur damit verbracht, ihren Desktop aufzuräumen und die Festplatte zu defragmentieren.
„ Ich suche … “, sagt Stefan, bevor ihn Susanne unterbricht: „ ... den Ausgang, eine gute Idee “.
„ Hmmm, nein ich suche Dominik Ay, der arbeitet doch sonst hier, oder? “
„ Der ist noch nicht da, kommt mal wieder zu spät, nicht ungewöhnlich. Was hat der Trottel den angestellt, dass sie ihn suchen?“, fragt Susanne etwas aufmerksamer und zum Kommissar zugewendet.
„ Nichts, denke ich. Er wird vermisst .“
„ Schön, dass die Polizei heute sogar schon denken kann “, äussert Susanne und verlässt den Raum. Nicht ohne beim Hinausgehen noch zu bemerken, dass der Typ sicherlich irgendwo gefeiert hat und demnächst mit seinem Kater hier auftaucht oder auch nicht.
Was soll man schon von Mitarbeitern halten, die den Job Papa zu verdanken haben.
Der Kommissar ist in seiner Durchschnittlichkeit erschüttert. Selbst für ihn war zu spüren, dass diese Situation etwas Skurriles hatte. Er fühlt sich nicht sonderlich willkommen und Sorgen macht sich die Chefin scheinbar auch nicht. Merkwürdige Dame, denkt er und nimmt die weiteren Ermittlungen auf.
Zum Glück ist das Team nicht besonders gross, 6 PR-Fuzzies und ein Goldfisch, der allerdings auch nichts zu seinen Ermittlungen beitragen konnte. Im Grossen und Ganzen halten die meisten Mitarbeiter Dominik für Papas Sohn und denken das Gleiche wie ihre Chefin. Er hatte die Schnauze voll und hat mal ordentlich die Puppen tanzen lassen. Der kommt wieder. Irgendwann.
Am selben Tag gegen Mittag sitzen der alte Ay, der Chef von Petkovic und dieser selbst am Tisch und beraten sich. In der Firma ist Dominik immer noch nicht aufgetaucht. Sein Auto steht in der Garage und das Bett wurde zwar benutzt, aber der Junior muss sich irgendwann in der Nacht herausgeschlichen haben. Die Alarmanlage war am Morgen in Betrieb, sodass es keine Anzeichen für eine gewaltsame Entführung gibt.
„ Eine Fr au“, sagt der Polizeichef. „E s ist immer eine Frau “.
Könnte das möglich sein? Laut der Kollegen und einiger Freunde von Dominik konnte Petkovic sich mittlerweile ein vorsichtiges und unvollkommenes Bild machen und eine Frau passt da nicht ganz ins System. Dominik hatte nicht sehr viele Freunde und eine Freundin war bisher beim besten Willen nicht erkennbar.
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