Zum Schluss noch (die Übersetzung):
„Die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die Medizin!“
Miesbach/Obb. Ende Frühjahr 2021
Dr. med. Hanspeter Hemgesberg

Bei der Multiplen Sklerose (MS) – medizinischer Fachbegriff: Encephalomyelitis disseminata (ED) – handelt es sich um eine chronisch-entzündliche neurologische Erkrankung mit Befall des Gehirns (= Encephalitis) – des Zentralen Nervensystems (ZNS) – und des Rückenmarks (= Myelitis).
Es handelt sich um eine „Auto-Immunkrankheit“.
Zu unterscheiden sind verschiedene ‚Verlaufsformen‘ von sehr langsamer Progredienz (Fortschreiten) und ohne Schübe bis hin zu infaustem (hochgradig ungünstigem) Verlauf mit rascher Progredienz und mit MS-Schüben in rascher Abfolge.
In vielen Erkrankungsfällen kommt es krankheits-bedingt einmal zu zunehmenden Defiziten und zu dauerhaften Behinderungen sowohl physisch (körperlich), als psychisch (seelisch) wie kognitiv-mental (geistig) und zwar bis hin zum hochgradigen permanenten Pflegefall und absoluter ‚Hilflosigkeit‘.
Fakt:
Trotz zuletzt neu entwickelter und vielmals den Krankheitsverlauf ‚verlangsament chemisch-definierter Arzneimittel ist die MS kausal = primär nicht heilbar.
Das ist leider die „schlechte Nachricht“!
Die „gute Nachricht“ ist, dass bei mehr als einigen MS-Kranken die Krankheit entweder nur sehr langsam fortschreitet oder die Schub-Häufigkeit im Verlauf der Zeit geringer wird und/oder an Intensität verliert.
Zu nennen ist die „frohe Nachricht“:
Unter den MS-Patienten kommt die Krankheit nachgerade zum Stillstand und dieser hält sogar über viele Jahre an.
Das sollte allen Betroffenen Mut machen und ihnen Kraft geben, durchzuhalten.
Wer kämpft,
Der kann verlieren!
Wer nicht kämpft,
Der hat schon verloren!
Bertold Brecht
[deutscher Dichter, Schriftsteller und Bühnenautor – 1898-1956]
Mein war alles …
Mein war alles,
jeder Gedanke,
jeder Traum,
jede Herausforderung,
die eine Herausforderung war,
ohnehin nur für die Anderen.
Kein Weg war zu weit,
kein Berg zu steil,
keine Nacht zu kurz
und kein Morgen zu früh,
Schwäche war stets
ein Privileg nur der Anderen.
Mein war alles,
jeder Gedanke,
jeder Traum,
jede Herausforderung,
war mein,
doch wandern nur noch die Anderen.
© „Karl“
NACHT
Freundin meiner gegangenen Tage
verschluckst in deiner Dunkelheit
meinen Kummer, meine Ängste,
gibst Kraft mir für einen neuen Kampf.
Ruhe ist um mich und in mir sind
nur meine eigenen Gedanken,
die ich in Worten denke,
gleich einem Selbstgespräch.
Dunkelheit ist um mich,
umhüllt das Licht meiner Träume,
in denen ich Dinge tue,
die zu tun mir im Wachen verwehrt sind.
Angst ist um mich, läst mich aufschrecken
aus meiner heilen Welt der Träume,
in der ich mit dem Wind tollen kann
und Blindheit nur andere betrifft.
Es belügt sich regelmäßig der,
der im Wissen um den Umstand,
dass morgen wieder etwas mehr weniger geht,
von Hoffnung spricht.
© „Michael“
SEELENSTROM
Geister umkreisen meinen Seelengarten,
lachen über die bizarren Gewächse,
die gelb und vertrocknet,
meiner Hitze ausgeliefert waren.
Geister, die ich unbesonnen lockte,
verlassen mich nicht mehr,
sie jauchzen laut und belagern,
meinen sanften Seelenfluss.
Meine Seele fließt unruhig,
wie ein untiefes Wasser,
sie strömt rastlos und bahnt sich,
den Weg und erschafft Höhlen.
Der Einsturz kommt schrill und berstend,
wie ein lärmendes Wasser,
er schafft Abgründe der Verwüstung,
raubt mir meine Lebendigkeit.
© Unbekannt
Obgleich eigentlich bis hinein in die „allerhintersten Ecken und Winkel“ bekannt sein sollte/müsste, dass es bei der Multiplen Sklerose/MS um eine der am häufigsten vorkommenden neurologischen bzw. neuro-degenerativen und neuro-immunologischen Krankheiten und dazu um eine Auto-Immunkrankheit handelt, ranken sich hartnäckig um diese Krankheit etliche „Mythen“.
So:
Mythos 1:
Alle an Multipler Sklerose Erkrankten enden im Rollstuhl.
Völlig falsch.
Die MS verläuft von Person zu Person ganz unterschiedlich; groß angelegte Studien haben jedoch aufgezeigt, dass es nach der Entstehung der Krankheit im Durchschnitt 15 bis 20 Jahre lang dauert, bis man einen Gehstock benötigt.
Eine laufende Behandlung kann diesen Fortschritt sogar noch weiter hinauszögern. Drei von vier Menschen mit MS brauchen nie einen Rollstuhl. Bei rund 40 Prozent werden normale Tätigkeiten nicht beeinträchtigt.
Mythos 2:
Frauen mit Multipler Sklerose sollten nicht schwanger werden.
Absolut falsch.
Tatsache ist, dass die Rückfallquoten während einer Schwangerschaft sogar zurückgehen, was höchstwahrscheinlich mit der Hormonproduktion zusammenhängt.
Rückfälle nach der Schwangerschaft treten auf, aber in fast allen Fällen nicht häufiger als vor der Schwangerschaft.
Mythos 3:
Personen mit MS sollten körperliche Belastung meiden.
Komplett falsch.
Es besteht kein Grund, warum Menschen mit MS sich nicht körperlich betätigen sollten und in einigen Fällen können Dehnungsübungen sogar Muskelkrämpfe lindern. Hitze führt häufig zu einer Verschlimmerung der Symptome, und daher sollte eine Überhitzung bei körperlichen Aktivitäten vermieden werden.
Mythos 4:
Erkennung und Diagnose der MS sind schwierig.
Mehr oder weniger falsch.
Obwohl viele Menschen jahrelang leiden, bevor bei ihnen MS diagnostiziert wird, sind die Auswirkungen der Erkrankung auf das Zentralnervensystem/ZNS (Gehirn und Rückenmark) häufig relativ einfach mit Bildgebungsverfahren (wie u.a. CT, MRT, SPECT) eindeutig zu erkennen.
Obwohl das Erkennen der Krankheit auf der Bildgebung normalerweise nicht schwierig ist, dauert es aber vielmals eine längere Zeit, bis die Notwendigkeit für diese Diagnostik-Verfahren erkannt wurde.
Viele Frühsymptome treten häufig auf, sind jedoch nicht MS-spezifisch.
Patienten mit der fortschreitenden Form von MS nehmen häufig zuerst Schwierigkeiten beim Gehen und ein Taubheitsgefühl von der Hüfte abwärts wahr.
Frühsymptome bei schubförmigen Fällen können den Verlust des Sehvermögens auf einem Augeund ein Taubheitsgefühl in beiden Beinen mit sich bringen.
Viel zu häufig wird bis zum dritten oder vierten Symptom-Schub gewartet, bevor ein Arzt aufgesucht wird.
Bis dann schließlich der Arzttermin wahrgenommen wird, sind die Symptome möglicherweise wieder abgeklungen.
Mythos 5:
Jeder hat das gleiche Risiko, an MS zu erkranken.
Völlig falsch.
Wie die meisten Autoimmunkrankheiten tritt die MS wesentlich häufiger bei Frauen auf als bei Männern (im Verhältnis von ungefähr 2:1) auf. Die fortschreitende Form der MS tritt jedoch etwas häufiger bei Männern auf.
Mehrere Faktoren können das Risiko für die Entstehung einer multiplen Sklerose erhöhen; dazu gehören ein niedriger Vitamin-D-Spiegel, Rauchen und Fettleibigkeit (Adipositas). Dies sind keine MS-Verursacher, sie erhöhen aber geringfügig das Risiko einer Person.
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