Endlich in der dritten Woche angekommen – hoffentlich ohne größere Blessuren – ist wieder alles eitel Sonnenschein. Man kann wieder vieles mit den Damen machen, sie sind glücklich und zufrieden.
Die vierte Woche. Wir treten jetzt in die Zeit des sogenannten Eisprungs (Wer nicht weiß, was das ist, bitte nachlesen) ein. Diese Woche variiert von Frau zu Frau sehr stark. Es kann durchaus sein, dass sie ein, zwei Tage gereizt ist, aber die restlichen Tage sind sehr explosiv. Alles pulsiert und wird um ein tausendfaches erregt. Schon die leiseste Berührung, der flüchtigste Blick lässt uns dahin schmelzen und beschert uns wirklich ausschweifende Gedanken. Tja, das wusstet ihr nicht, ist aber logisch. In dieser Zeit (für Leute, die im Biologieunterricht nicht aufgepasst haben) ist die Frau sehr ‚empfängnisbereit‘. Für alles! Und wer es noch genauer wissen will, fragt seinen Arzt oder Apotheker! Aber ich warne euch, die können ganz schön Verwirrung stiften mit ihren umständlichen Erklärungen.
So, jetzt geht das ganze Spiel von vorne los. Also beobachtet das einmal, dann könnt ihr euch ein bisschen danach richten und ihr habt eine gute Beziehung!
Was manchmal noch mitspielt, ist ganz klar das Alter. Ich finde, wenn man schon etwas Lebenserfahrung hat, nimmt man vieles gelassener hin als jüngere Frauen, weshalb mir nicht in den Schädel gehen will, warum sich manche Männer immer noch jüngere Frauen antun. Warum dieser Stress? Dabei sind doch Frauen ab einem gewissen Alter viel offener für alles. Wirklich für alles! Sie haben einfach viel mehr Spaß und wollen alles sehr intensiv erleben.
Und liebe Männer, sofern dies hier doch einer lesen sollte, habe ich euch jetzt wenigstens etwas aufgeweckt? Nein! Natürlich nicht. Ich denke, das muss sowieso jeder für sich entscheiden. Mir persönlich ist das egal, war nur ein gut gemeinter Tipp. Kommen wir aber nun wieder zu unserer Geschichte – endlich. Ich schweife dauernd ab, aber mir wirbeln immer so viele Dinge im Kopf umher, dass ich kaum mit dem Schreiben nachkomme.
Gibt es eigentlich ein Gerät, das meine Gedanken aufnehmen kann, so wie ein Tonband? Das brauche ich unbedingt.
Ja dieser Mann, der Mary gerade musterte, machte sie ganz schön durcheinander. In ihrem ganzen Körper brizzelte es. Es fing in der Mitte an, da wo sich Männer und Frauen irgendwann immer treffen!!! Und strahlte in jede Richtung. Sie durfte sich das aber auf keinen Fall anmerken lassen, man war ja schließlich cool!
Merken Männer eigentlich wenn man sie gut findet? Ihr könnt mir ja schreiben, das interessiert mich sehr für mein nächstes Buch. Dann kann ich auch die Sicht des Hauptdarstellers besser beschreiben.
Da ja Mary nie schlechte Gedanken hatte, im Gegenteil, aus allem Schlechten entstand bei ihr etwas Gutes, meistens jedenfalls. Sie versteht sich mit Männern ganz gut, weil die meistens sagen was sie denken oder einfach ruhig sind. Sonne, Regen, Kälte oder Wärme, alles ist für irgendetwas gut.
Mary war durch und durch Optimistin, weswegen sie dieser aufregenden Begegnung mit Freude entgegen schaute. Überhaupt wusste sie ja noch gar nicht, wie er tickt. Sie kannte ihn ja nur aus dem Internet als Leadsänger der Band, was er im Übrigen super gut drauf hat. Aber wie er privat so war, als Mensch, ohne seine Berühmtheit im Hintergrund, hatte sie keine Ahnung. Vielleicht ganz anders, als dies seine Augen und seine Körpersprache ausdrückten und Mary signalisierten. Nein, verdammt. Sie konnte nicht so voll daneben liegen, immerhin sang er auch sehr gefühlvolle Lieder.
Tja, Lillys Bruder, das war so einer! Mary fand seinen Style sehr gut. Er hatte immer gewollt zerzauste Haare (out of bed-look), trug Turnschuhe oder Boots, Jeans oder Chinos, T-Shirt mit offenem Hemd darüber. Eine Lederkette und ein mehrfach gewickeltes Lederarmband machten den „Mister Lässig“ perfekt. Er war sportlich muskulös, aber nicht zu übertrieben! Das kommt ansonsten nicht sehr gut an. Im Großen und Ganzen könnte man sagen, sie hatte hier einen Leckerbissen vor sich, den sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Zudem wäre ich auch neugierig, wie er riecht, das macht auch viel aus.
Mary starrte erst auf seine Augen, die glaube ich blau sind, und dann auf seine Lippen, welche, wie Mary vermutete, sehr gut schmecken würden. Auch den Hals fand Mary bei Männern sehr erotisch, bei ihm war sowieso alles sehr anziehend. Aber sie musste sich jetzt zusammenreißen und sich nicht ständig ablenken lassen.
„Ihr seid also wegen mir hier“ sagte sie zu Lilly.
„Soll ich dir auch etwas in mein Buch schreiben? Ach ich weiß schon was!“ Mary nahm eins ihrer Bücher und einen Stift und schrieb:
‚Dies ist für Lilly, die mich heute aus der Menschenmasse gerettet und ihrem Bruder vorgestellt hat. Ich bin dir dankbar, dass ich euch kennenlernen durfte. Man trifft sich im Leben immer zweimal, und auf das zweite Mal freue ich mich besonders...
PS: Bin fremd hier, was macht ihr heute Abend? Alles liebe, Mary‘.
Lilly lachte laut, als sie ihr Buch entgegen nahm und die Widmung las. „Also wenn du willst, können wir heute Abend was zusammen unternehmen. Aber nur wenn du willst“.
„Oh, das ist ganz toll. Ich bin hier in vier bis fünf Stunden fertig – jetzt ist es elf Uhr – ist euch so gegen halb Vier recht?“
„Na klar“ sagte Lillys Bruder, der endlich auch mal etwas Regung zeigte. Mary nahm erst Lilly in den Arm und gab ihr ein Küsschen rechts und ein Küsschen links (das ist hier so üblich, wenn man jemanden mag) und dann ihren Bruder.
„Ich freue mich sehr auf nachher, doch jetzt muss ich mich um mein Publikum kümmern. Wenn ihr möchtet, könnt ihr gerne noch hier bleiben. Ansonsten sehen wir uns später.“
Mary zitterte am ganzen Körper vor Anspannung, als sie sich von Lillys Bruder verabschiedete. Tausend Gedanken schwirrten ihr durch den hübschen Kopf. Ihre Fingerspitzen wurden ganz heiß, als sie ihn in den Arm nahm. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Hals. Und er roch hervorragend, um dies hier einmal zu erwähnen! Ihr ganzes Gesicht kitzelte wie von kleinen Stromschlägen, als sie seines berührte. Wie gerne hätte sie diese Lippen gekostet. Aber sie musste sich ja zusammenreißen!
(Haben Männer auch Herzklopfen, wenn sie jemanden mögen?).
Mary ging jetzt zu ihrem Signier-Tisch und grinste noch mal zu Lilly und ihrem Bruder herüber, bevor sie sich in die Unterschriftenschlacht stürzte.
Lilly blieb noch einen kurzen Augenblick wie angewurzelt stehen und zupfte die ganze Zeit am Ärmel ihres Bruders herum, weil sie ihr Glück kaum fassen konnte. Als die Menschen auch ihn erkannten, verschwanden sie zur Hintertür und verließen das Buchgeschäft.
Pünktlich um halb vier ließ sie der Türsteher wieder hinein. Mary war gerade mit dem Signieren des letzten Buches fertig geworden. Etwas abgeschlafft und müde begrüßte sie die beiden herzlich.
„Ich hoffe, ihr könnt mich schnell zu einem Starbucks bringen, brauche jetzt unbedingt einen doppelten Espresso in einem Karamell-Frappucino. Das peppt mich immer wieder auf.“
Lillys Bruder (nennen wir ihn einfach Be, englisch ?bi:?, ausgesprochen nach phonetischer Lautschrift) sagte:
„Also mir hilft da immer essen.“
Typisch Mann, Burger oder Bratwurst, aber was soll‘s, so sind wir alle nun mal!
Rasch verließen die drei den Buchladen durch den Hinterausgang. Be, der jetzt gut drauf war, scherzte und lachte mit Mary, die gerade etwas müde wurde, aber trotzdem ganz gelassen mitmachte und keine Spur von Nervosität zeigte. Bei Starbucks genehmigte sie sich ihren Frappucino, der sie wieder aufweckte.
„So, jetzt könnt ihr mir noch die Stadt zeigen. Lebt ihr auch hier oder außerhalb?“
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