Als sich Cheyenne nun der Menschenschlange vor dem Buchladen näherte, hörte sie auf zu rennen, nicht dass noch jemand sie erkennen würde, bevor sie im Laden ist.
In der Schlange stand auch Lilly, ein großer Fan von Cheyenne, mit ihrem Bruder. Sie hatte ihn überzeugen können, mit ihr hierher zu kommen. Neugierig war er deswegen geworden, weil seine Schwester ihm erzählt hatte, sie hat ein Buch gelesen in welchem auf der letzten Seite eine Widmung mit folgendem Inhalt stand: „Ich möchte mich bei der finnischen Popgruppe XY (Name darf ich aus rechtlichen Gründen nicht nennen) bedanken, die mich zu diesem Buch inspiriert hat“.
Daraufhin las auch er das Buch.
Ob es ihm gefallen hat, weiß ich nicht, das müsst ihr ihn selber fragen .
Naja, auf jeden Fall hatte er gerade Zeit und nichts Besseres zu tun, deshalb kam er einfach mit, von Neugier natürlich keine Spur!
Wie der Zufall es wollte, lief Cheyenne den beiden geradewegs in die Arme. Als sie ihr Tempo verlangsamt hatte, wusste sie nicht so recht, ob sie zu einem Hintereingang oder durch die Vordertür hinein sollte. Das hatte ihr leider keiner der Verantwortlichen hier gesagt. Was würden denn die vielen Leute sagen, wenn sie sich vorne hineindrängen würde? Also blieb sie stehen und blickte sich fragend um.
Ihr Blick blieb an Lillys Bruder hängen, der sich zufällig in diesem Moment ihr zuwandte und ihr direkt in die Augen schaute. Cheyenne erkannte ihn sofort und versuchte nicht vor lauter Aufregung zu erstarren. Gerade wollte sie etwas sagen ... oder doch nicht? Sie spürte, dass sie jetzt plötzlich unheimlich nervös wurde, immerhin stand hier ein echter Star und ihre Inspiration vor ihr, und so cool war sie dann doch noch nicht.
Sie hatte stets größten Respekt vor Menschen, die aus eigener Kraft so weit gekommen waren und viele Leute in ihren Bann ziehen konnten. Zudem sah er auch noch unverschämt gut aus und besaß das gewisse Etwas, das einen völlig außer Tritt bringen konnte. Und dann diese Stimme – als Sänger war dies schließlich sein größtes Markenzeichen – rau, rauchig, verwegen, tief, satt, jedoch einfühlsam und ruhig, also einfach sexy. Man konnte es schlecht beschreiben, wenn man diese Stimme hörte. Nein, das stimmt nicht! Man konzentrierte sich nur auf diese Stimme, die in wunderbaren, melodischen Wellen die Sinne umspielte und nahm alle Emotionen in sich auf, die sie in den Liedern ausdrückte. Jeder so auf seine Art, denke ich. Aber es soll ja auch emotionsmäsig Minderbemittelte geben, aber die fühlen sowieso nichts und können mich wahrscheinlich gar nicht verstehen.
(Dann fallen einem viele, viele Geschichten ein –
ja, so ist das!)
Auf jeden Fall fühlte und lebte dieser Kerl seine Lieder, jeden Tag, in jeder Lebenslage, wo auch immer er war, ließ er sich von seinen Gefühlen und Gedanken inspirieren und leiten. Das sieht man auch in den Augen der Menschen.
Naja, Auf jeden Fall wusste Cheyenne nicht so recht, wie ihr gerade geschah, als Lilly sie anblickte. Diese brauchte nicht lange, um zu begreifen, wer da vor ihr stand. Immerhin hatte sie Cheyenne auf dem Cover des Buches gesehen und auch im Internet über sie recherchiert, in dem mittlerweile viele Bilder von Cheyenne zu sehen waren. Ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht und sie zupfte ihren verdutzt dreinschauenden Bruder dauernd am Ärmel.
„Hi - könnt ihr mir sagen, ob es noch einen anderen Eingang gibt? Ich bin ein bisschen spät dran“, fragte Cheyenne.
„Ja“, erwiderte Lilly aufgeregt, „das ist jetzt aber toll für uns, dass Du dich verspätet hast. Komm mit, ich kenne mich hier aus und bin sicher, die lassen dich auch hinten rein. Schließlich bist du hier heute der Stargast. Außerdem könnten mein Bruder und ich vielleicht hinten mit rein.“
„Danke, du bist ein Schatz“ entgegnete Cheyenne. „Immerhin war dein Bruder nicht ganz unbeteiligt an der Geschichte, ohne seine Musik hätte ich keine Muse und keinen Hauptdarsteller gehabt – also nochmals danke“.
Lilly grinste über beide Backen und fühlte sich geehrt und ihr Bruder begriff erst jetzt, wen er da überhaupt vor sich hatte. Als sie hinter dem Haus angekommen waren, klingelten sie und Mary nahm Mütze und Schal ab, damit der Doorman sie erkannte. Die beiden Geschwister nahm sie einfach ungefragt mit hinein. Sie befanden sich nun in einem Raum hinter dem Verkaufsbereich des Ladens, und legten alle die Jacken ab, weil es hier angenehm warm im Gegensatz zu dem feuchten, windigen Wetter draußen war. Mary grinste ihre zwei Begleiter ein klein wenig nervös an. Wer hätte das auch gedacht, dass sie ausgerechnet ihn hier und heute kennen lernen würde, das gibt es sonst doch nur in Filmen und Romanen. Mary stellte sich ihm nun höchst offiziell vor. Auch er war von ihr sichtlich fasziniert, ihre offene, herzliche Art hatte was.
Natürlich erwartet jetzt jeder Leser, dass die beiden sich verlieben, aber das dauert noch etwas! Wenn es dann so weit ist ... aber das muss ich mir noch überlegen, hi.
Auf jeden Fall muss ich jetzt hier kurz Schluss machen, obwohl ich die ganze Nacht schreiben könnte. Aber meine Arbeitszeit ist jetzt um und ich muss nach Hause gehen. (Ich habe noch einen richtigen Job, außer zu schreiben, ja!
Ups, mir ist vorhin rausgerutscht, dass Lillys Bruder – der im Übrigen immer noch keinen Namen hat – der Hauptdarsteller ist! Sorry. Das kann natürlich jede andere Person für euch sein, das ist euch überlassen. Bin ich auch nicht böse. Habt ihr eigentlich bemerkt, dass sich Cheyenne jetzt in Mary verwandelt hat? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, welcher Name besser zu ihr passt. Also wir haben jetzt Cheyenne, die auch Mary heißt. Ein Wildfang und eine Gefühlvolle! Rein vom Namen her würde ich das so sehen. Damit wäre auch klar, dass die Schriftstellerin Mary heißt. Aber in ihrem Inneren ist sie ein Wildfang – eine „Cheyenne“.
Oh je, dachte sich Mary, hoffentlich hat er nicht mitbekommen, was ich gerade gesagt habe; das mit dem Hauptdarsteller, das wäre jetzt doch ziemlich peinlich. Also mir zumindest. Das Paar in ihrem Buch hatte eine heiße Affäre, die bis ins kleinste Detail ausführlich beschrieben wurde. Nicht daran zu denken, wenn er sich dies gerade vorstellen würde. Tja, aber ich glaube, dass er das jetzt doch gehört hatte, denn er mustere Mary mit einem recht seltsamen Blick. In so einem Augenblick, in dem man merkt, ein Mann mustert einen, kommt man sich doch völlig entblößt und nackt vor. Schrecklich und schön zugleich. Denn man weiß, man hat etwas richtig gemacht und Aufmerksamkeit bekommen, dann entsteht dieses eigenartige Spiel zwischen den Geschlechtern, wo keiner weiß wohin dies führt und auf was man sich einlassen kann.
Habe ich eigentlich erwähnt, dass Mary Männer mit Tatoos mag? Und dieser Kerl hatte ein paar wirklich außergewöhnliche! Ich finde das auch an älteren Männern sehr anziehend. Es erinnert einen doch immer an einen Bad-Boy.
Was die sooo komplizierten Frauen (die kein Mann versteht) doch mögen. Dabei sind Frauen genauso einfach gestrickt wie die Männer (behaupte ich einfach mal). Schuld an den Spinnereien sind immer nur diese saublöden Hormone, die dauernd das Gefühlsleben von uns Frauen komplett durcheinander wirbeln.
Ich will das den Männern hier und jetzt einmal versuchen, kurz zu verklickern. Die Frauen ticken eine Woche vollkommen normal, da ist alles in Butter, keiner nervt und nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Jetzt kommt aber die zweite Woche. Hier bekommt sie ihre, sagen wir einmal „rote Phase“ - fürchterlich. Wir Frauen erkennen uns selbst nicht mehr, es geht einem einfach alles auf den Wecker; ja so ist das eben. Egal was du machst, du machst es verkehrt.
Also müsste man doch meinen, liebe Männer, lasst die Mädels einfach in Ruhe. Für einen Mann wäre dies logisch. Weit daneben! Das ist natürlich auch nicht das Richtige, weil wir Frauen dann denken, wir wären den Männern gleichgültig.
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