Er hätte gerne etwas erwidert, aber da zerfloss ihre Gestalt bereits im Licht. Die Scheinwerfer einer Straßenbahn. Jan lag auf den Gleisen. Wurde zerquetscht. Und Aus.
Er fürchtete sich vor Clowns, Kasperlefiguren und Kindern. Immer noch. Aber die Angst blieb jetzt erträglich, wenn er sich seinen Ängsten stellte und seine Hand in der Schule mit der Kasperpuppe umhüllte.
Seine jungen Zuschauer waren still. Anders als die Kinder damals, die ihn im Puppentheater verhöhnt hatten, bis er weinte und schrie und floh. Er hatte das nie vergessen. Dass der grinsende Kasper ihm vorher zugezwinkert hatte, hielt er jedoch für eine Täuschung.
Von draußen drängte Dunkelheit gegen das Fenster des Zimmers, das kaltes Neonlicht ausfüllte wie eisige Luft. Und dann zuckte der grinsende Kasper und es war keine von der Hand gesteuerte Bewegung. Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf. Bevor er ihm ins Gesicht biss und Fleisch aus seiner Wange riss, zwinkerte er ihm zu. Kasper frisst. Und mehr Blut fließt. Die Kinder lächeln lautlos.
Als ich aufwache, rasen die Zahlen auf dem grünen Display meines Digitalweckers. 35 Jahre meines Lebens hat er mich bisher begleitet. Manchmal habe ich ihn heimlich beobachtet und konnte sehen, wie er eine Weile lang stehen blieb, um mir Lebenszeit zu schenken. Und so konnte ich intensiver feiern und härter arbeiten als andere, weil ich dank des Zeitgewinns länger schlafen durfte. Er wachte über mich.
Ich blute aus der Nase. Nur ein wenig. Aber es wird stärker. Irgendetwas hat den Wecker verändert. Seit einem Monat vernichtet er oft in einer Minute viele Stunden. Nun schaue ich auf meine Hände und sehe, wie Gicht meine Finger krümmt, wie die Haut faltig wird und dünn und wie Altersflecken sie färben. Alles geht schnell. Blut füllt meinen Rachen und umspült meine Zunge. Ich ersticke. Bald schon. Alles hat seinen Preis.
Seit gestern ist meine linke Hand tot. Wie ein aufgequollener Fleischsack hängt sie an meinem Arm. Drücke ich mit den Fingern der rechten Hand leicht aufs Fleisch, bleibt eine Delle zurück, die erst nach einigen Sekunden wieder ausbeult. Drücke ich fester, reißt die Haut auf und gelbes geruchloses Sekret quillt hervor.
Erst vorgestern begann meine Hand anzuschwellen. Ich spürte, wie sie starb. Eben noch konnte ich meine Finger bewegen. Dann war es vorbei. Nichts mehr. Seither schleppe ich diese Leiche mit mir herum, verstecke sie im Ärmel eines langen Mantels, damit niemand sie sieht.
Es hört nicht auf. Der Tod hat mir die Hand genommen. Es scheint, als habe er sich etwas Besonderes für mich überlegt. Ausgehend von meiner toten Hand breitet er sich aus. Die oberste Schicht meines Arms wird gallertartig. Ich sterbe in Teilen.
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