Das Fun-Konzept stand bei ihnen logischerweise auch hoch im Kurs. Zum Beispiel sollte die Welt unter anderem durch die Freigabe von Rauschgift gerettet werden. Einfach genial.
Auf der einen Seite versprachen sich die großartigen Strategen von dieser Forderung ein paar Millionen Stimmen von Jungwählern‚ die unbedingt die Sau raus lassen wollten, und gleichzeitig war es der Versuch, ihre eigene Rauschgiftabhängigkeit zu legitimieren; sonst wäre immerhin ihre Politikerkarriere gefährdet gewesen und alles.
Sie hängten sich aber noch für weitere Zielvorgaben aus dem Fenster: Sex zwischen Kindern und Erwachsenen sollte auch straffrei werden. Die Bundeswehr wollte man abschaffen und die Wirtschaft verstaatlichen - eben genauso wie in der DDR. Die etablierten Parteien störten logischerweise auch, was bei den Nazinachfahren auch ganz hervorragend ankam, weil 1933 nach der Machtübernahme alle anderen Parteien abgeschafft wurden. Die Betonköpfe, die sich Fundis nannten, wollten auch sonst möglichst keinen Stein auf dem anderen lassen, wobei man ihnen aus rechtstaatlicher Sicht zugute halten muss‚ dass sie die meiste Zeit unter den Langzeitfolgen ihres chronischen Bekifftseins litten, dabei waren Halluzinationen und Wahnideen ganz normal…
Weil sie sich schließlich an die Koalitionsabsprachen halten sollten‚ mussten sogar die Betonköpfe die eine oder andere Portion Kreide fressen und sich offiziell an den wesentlichsten rechtstaatlichen Normen orientieren. Um trotzdem die Sau raus lassen zu können, zogen die entsprechenden Rathäuser mit öffentlichen Finanzmitteln eine Art Nachwuchsorganisation für institutionalisierte Anarchie heran: die sogenannten „Autonomen“.
Autonom, also unabhängig vom Rechtstaat, bekamen diese Gruppen in bestimmten Stadtteilen Häuser zugeteilt - in Rheinstadt 1 und 2 oder in Hamburg sogar jeweils eine komplette Straße. Die Gruppenmitglieder konnten dort genau so leben, wie ihre Paten in den Rathäusern es vorgemacht hatten, als sie noch zum Rand der Terroristenszene gehörten.
Bei ihren offiziellen (Kampf-)Auftritten präsentieren sich die Herrschaften schwarz vermummt und mit verdammt ansehnlicher Hochrüstung. Ihre Ähnlichkeit mit der „SA“ (also der „Sturmabteilung“) der Nazis lässt sich nur übersehen, wenn man sich eine rosarote Brille aufsetzt oder ein Parteibuch der Spezialdemokraten besitzt. Oder Mitglied ist in der „Rettet-die-Welt!“-Partei. Psychologisch verständlich erscheint der Umstand, dass sie alle logischerweise total „antifaschistisch“ ausgerichtet sind - wer dermaßen viele Muster der Faschisten und der Nazis und ihrer Ideologie übernommen hat, muss natürlich irgendwie davon ablenken. Dafür bietet sich nichts und niemand besser an, als diejenigen, die man unbewusst imitiert: Verdrängung und Projektion als existenzielle Grundlage!
Da die K-Gruppen der 70er Jahre mehr bei Mao als bei Stalin und lieber in Peking als in Moskau gelernt hatten, wussten sie genau, nachdem ihnen auf legale Art der Zutritt zu den Parlamenten gelungen war, wo sie unter anderem besonders massiv wirksam werden mussten, um für eine schöne, neue Welt vorzusorgen - eben bei den Schulen. Mao hatte in der zweiten Hälfte der 60er Jahre, als in China die sogenannte „Kulturrevolution“ auf den Weg gebracht wurde, erheblichen Wert darauf gelegt, Kinder zu benutzen, um ein Riesenchaos anzurichten. Akademiker wurden im Rahmen dieser Revolution auf die Felder getrieben, um Pflüge zu ziehen, während man die Bauern in die Städte karrte, um an den Universitäten zu lehren. Das lief so glattweg zehn Jahre lang - in China. In Deutschland funktioniert es in abgeschwächter Form schon seit den 70er Jahren. Qualität wird von Quantität ersetzt. Was in der Praxis darauf hinausläuft‚ dass die Schüler bei internationalen Leistungstests immer schlechter abschneiden. Wobei es innerhalb der Republik noch erhebliche Unterschiede gibt - ein richtiges Leistungsgefälle von Süden nach Norden. Im Süden hat die Bevölkerung eben das Glück, von ideologischen Amokläufern bis heute eher verschont worden zu sein. Die fixe Idee, man müsste nur lange genug ein Kind mit einem IQ von 80 neben einem Kind mit einem IQ von 120 sitzen lassen, damit beide am Ende ihrer Schulzeit einen IQ von 100 aufweisen, konnte sich im Süden nicht richtig durchsetzen. Hauptmann Beatty muss im Süden noch längere Zeit dickere Bretter bohren, bis die Feuerwehr anrückt‚ um Brände zu legen.
Nördlich der Mainlinie ist es dagegen jedenfalls soweit gekommen, dass Kinder und Jugendliche, die freiwillig ein Buch lesen, bei ihren Klassenkollegen als gestört gelten. Je geringer der Bildungsstand der Eltern ausfällt, umso mehr Stunden pro Tag hängen die Kinder vor den Bildschirmen. Die Feuerwehr aus „Fahrenheit 451“ bekäme in diesen Familien überhaupt nichts mehr zu tun, weil es in den betreffenden Haushalten neben dem Telefonbuch und einem Stapel Versandhauskataloge einfach nichts Gedrucktes und Gebundenes gibt. Solche Leute sind die großartigsten Meilensteine auf dem Weg ins immer kompletter ausgestattete Nirwana, und wenn man zufällig hört, was die Repräsentanten des Spezialdemokratischen Bildungsministeriums von sich geben, wird klar, dass ein Weg zurück absolut nicht vorgesehen ist. Das Prinzip gilt auch für die Wirtschaft. Das spezialdemokratische Modell (in den Koalitionen mit tatkräftiger Unterstützung durch die „Rettet-die-Welt!“-Partei) verfügt über einen einzigen Gang: den nach vorn. Dafür, dass sie alle so demonstrativ pazifistisch tun, hat das Modell erstaunlich massive Panzerketten. Die Assoziation mit einem Panzer liegt jedenfalls verdammt nah, wenn man mitbekommt, was die Koalition zwischen den beiden genannten Partnern in einem durchschnittlichen Rathaus in diesem Bundesland alles fertigbringt. Und zwar erhöht die Stadtverwaltung als erstes so lange alle örtlichen Steuern, bis die Firmen entweder Bankrott gehen und ihren Betrieb einstellen müssen, oder die Firmen wechseln so schnell wie möglich den Standort. Firmen, die nicht alle paar Jahre ihre Sachen zusammenpacken wollen, ziehen am besten gleich in den Süden. Oder noch besser ins Ausland.
In Städten, wo die „Rettet-die-Welt!“-Funktionäre als Mehrheitsbeschaffer besonders wichtig sind, stehen natürlich auch scheinbar ökologisch gemeinte Gründe für Betriebsschließungen ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Nur wird in vier von fünf oder in neun von zehn Fällen deutlich, dass die Politschwindler privat einen absoluten Dreck um die Tiere oder Pflanzen geben, für die sie sich offiziell dermaßen engagiert ins Zeug legen. Wenn es darum geht, noch ein paar weitere Familien zu Sozialuntertanen verkrüppeln zu können, schrecken sie nicht einmal davor zurück, Kröten zu küssen. Selbstverständlich nur, wenn die Massenmedien, die ihnen nicht grade kritisch begegnen, vorher genügend Kameras und Mikrophone aufgefahren haben, damit die großartige Schaumschläger-Show allgemein dokumentiert wird - je weiter hinaus in die Welt, desto besser.
Was als nächstes passiert, alles wird schön eingeebnet. Das Einebnen scheint bei den Politikern, die in Spezialdemokratien maßgeblich sind, gradezu eine fixe Idee zu sein. Obendrauf werden dann die Freizeitparks hochgezogen. Oder ein paar neue Sportstadien. Oder eben Freizeitparks UND ein paar neue Sportstadien. Überall können die Leute ihre neue Freiheit ausleben, die ihnen die Arbeitslosigkeit ermöglicht. (Oops, sorry. Es muss selbstverständlich heißen: Der persönliche Ausstieg aus der primitiven, alten Welt.)
Sie leben daraufhin alle so glücklich wie die Nachbarn Montags‚ des Feuerwehrmanns. Was sie meist als erstes anstellen, sie lassen eine eigene Satellitenschüssel installieren, und wenn sie sich nicht grade in den Freizeitparks oder als Zuschauer in den Stadien herumtreiben‚ hängen sie in ihren Gemeindebauwohnungen vor den Bildschirmen herum. Die Kästen senden und senden und senden: Seifenopern, Quizshows‚ amerikanischer Serienmist und Sport. Sport, Sport, Sport. Jubel, Trubel, Heiterkeit, wie Beatty, der Feuerwehrhauptmann, zu Montag sagte. Glücklich sein ist alles. Her mit den Rennwagen und Hubschraubern, mit den Drogen, mit allem, was automatische Reflexe auslöst - sagte Beatty. Fußball, Autorennen, Boxen, Tennis - auf diese geniale Weise behalten auch die Leute ihren Finger am Puls der Zeit, die weniger als je zuvor in der Lage sind, ihr Leben selbst zu bestimmen.
Читать дальше