Juliet Hikari
Leb´deinen Traum, denn er wird wahr
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Inhaltsverzeichnis
Titel Juliet Hikari Leb´deinen Traum, denn er wird wahr Dieses ebook wurde erstellt bei
Das Erbe der Scarlet Williams
Das Schattengefängnis
Der Tanz der Feen
Die Chance
Kampf der Brüder
Psy Knight
The Real Life
Impressum neobooks
Das Erbe der Scarlet Williams
„One serving of fish and chips, please.”
Der nette Mann hinter der Theke, überreichte mir die von mir gewünschte Speise. Ich drehte mich um und blickte gegen die hellstrahlende Sonne. Heute, war der erste freie Tag auf meiner Reise. Fünf Tage lang schaute ich mir mit meiner Schulklasse die Sehenswürdigkeiten Londons an. Wir gingen über die London Bridge, betrachteten den Big Ben und waren in vielen verschiedenen Kirchen. Doch das Aufregendste war die Bootsfahrt über die Temse. Am Flughafen, als ich den ersten Fuß auf dieses fremde Land setzte, blitzten Bilder vor meinem geistigen Auge auf. Anfangs waren es nur kurz aufflackernde und sehr verschwommene Szenen. Verschiedene Farben, Bäume, Bänke, lauter wirre Bildfetzen. Aber mit jedem Tag tauchten sie öfter auf und wurden deutlicher. Langsam bemerkte ich, dass die Bäume und Bänke zu einem Park gehörten und die vielen bunten Farben, tausende Blumen waren. Meine beste Freundin Melissa, war auf der Suche nach einer Toilette, während dessen bot ich an, uns einen Platz in der Nähe der Temse zu sichern. Ich hielt mir meine freie Hand vor die Augen, um sie vor der heißen Sonne zu verbergen und bog um die nächste Hausecke. Die Gasse in der ich mich nun befand, war dunkel und furchteinflößend. Das genaue Gegenteil von der Hauptstraße, auf der ich vor wenigen Augenblicken noch war. Ich schickte mich an mich umzudrehen um die Gasse flucht- artig zu verlassen, als erneut Bilder aufflammten. Ich sah nun ganz deutlich, ein Mädchen. Sie hatte große Ähnlichkeit mit mir. Wenn sie nicht einen geflochtenen Zopf und ein langes, lila Kleid, aus dem 19. Jahrhundert, mit einer großen Schleife am Rücke getragen hätte, wäre ich davon überzeugt gewesen mich selbst zu sehen. Sie stand direkt vor mir und schaute mir in die Augen. Es war eigenartig sich selbst ins Gesicht zusehen, so als ob ich vor einem Spiegel stehen würde. Die junge Frau lächelte mich an und ging tiefer in die Dunkelheit der Gasse. So deutlich und real war, bis jetzt noch keine meiner „Visionen“. Mit einem Lächeln tat ich es als Hirngespinst ab. Ich nahm eine Pommes, biss ab und wollte mich umdrehen, als die Frau wieder auftauchte und mich zu sich winkte. Mein Verstand sagte mir natürlich, dass ich nicht einfach irgendwelchen Einbildungen hinterherjagen sollte. Doch sie sah aus wie ich und wieso sollte ich mich selbst in eine Falle locken?
In der Gasse herrschte die totale Finsternis, nur der schwache Schein meines Handys erleuchtete mir meinen Weg durch die Gasse. Auf einmal erschien eine hohe Backsteinmauer vor mir. Ich wurde tatsächlich von einem Gespenst in die Irre geführt. Wenn ich das meinen Eltern erzählen würde, würden sie mich lauthals Auslachen. Eine weitere Pommes verschwand in meinem Mund und leicht aufgebracht, machte ich mich auf den Weg zurück zur Hauptstraße. Mein Herz rutschte mir fast in die Hose, als das Licht eines Schaufensters plötzlich aufflackerte. Mit keuchenden Atem und zitternden Knien starrte ich auf das hellerleuchtete Fenster. Nach wenigen Minuten trat ich vorsichtig näher auf das Schaufenster zu. Das Schild über dem Laden verriet mir das es sich um einen „Jewelry Store“, also ein Schmuckgeschäft handelte. Im Fenster vor mir gab es eine große Auswahl an edel aussehenden Taschenuhr-en, glitzernden Colliers und funkelnden Ringen. Ein silberner Ring, der mit einem strahlenden Saphir besetzt war, hatte mich in seinen Bann gezogen. Angezogen von ihm betrat ich das Geschäft. Es war nur ein kleiner, alter Laden, in dem lauter Schmuck ausgestellt war. Keine noch so kleine Ecke, funkelte nicht. Das Licht des Kronleuchters, an der Decke, wurde von jedem einzelnem Schmuckstück reflektiert und verwandelte den Laden in einen hellglitzernden Himmel voller Sterne. Ich holte den silbernen Ring, aus dem Schaufenster und betrachtete ihn genauer. Das Silber war mit vielen, kleinen Verzierungen versehen, die sich wie Blumen entlang rankten. Der Ring hatte mit Hilfe von acht silbernen Strängen die Form einer Blüte, in dem der blaue Saphir eingefasst war. Von Schmuck verstand ich nicht viel, aber dieser musste ziemlich viel wert sein. Schritte rissen mich aus meinen Gedanken. Sie verstummten und ich wirbelte herum. Vor mir stand ein Mann, vielleicht Mitte zwanzig, mit schwarzen Haaren und türkisfarbenen Augen. Er trug einen altmodischen, doppelreihigen Anzug und einen Zylinder auf dem Kopf. Was seine Augen leuchten lies.
„Ich interessiere mich für den Ring.“, sagte ich.
Um nicht als Diebin dazustehen, weil ich ihn mir ohne Erlaubnis genommen hatte.
„Das ist wirklich ein sehr schönes Stück.“, gab er geheimnisvoll zu.
„Wie viel würde er denn kosten?“, wollte ich wissen.
In meinen Taschen hatte ich nur noch gute fünf Pfund, das würde zwar niemals für den Ring reichen aber fragen kostete nichts.
Vielleicht wäre ich später wieder gekommen um ihn zu kaufen aber er lachte:
„One kiss.“
Erst jetzt bemerkte ich, dass er mir vorhin in Deutsch geantwortet hatte und jetzt Englisch sprach. Er hatte einen leichten Akzent was ihn noch mysteriöser wirken lies. Vielleicht konnte er nur ein paar Worte Deutsch, ich hoffte er würde meine Worte verstehen:
„Nein, Danke!“
„Dann gib den Ring zurück.“, er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich zögerte. Dieser unglaublich, schöne Ring sollte meine Hand nie wieder verlassen.
„A kiss or the ring!“, forderte er mich auf.
Der Ring in meiner Hand fing an leicht zu vibrieren und signalisierte mir damit, dass ich ihn behalten sollte oder ich war geisteskrank. Beides käme in Frage.
„Na gut.“, wisperte ich.
Ich erschrak selbst über meinen plötzlichen Sinneswandel, aber ich wollte diesen Ring haben. Eine fremde Macht befahl es mir. Nervös ging ich einen Schritt auf ihn zu. Ein eingebildetes und hocherfreutes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. Man sah ihm förmlich an, dass er sich freute, dass ich so schnell nachgab. Am liebsten hätte ich ihn wütend angeschrien, dass er den Ring behalten könne. Aber dann hätte ich den Ring mit Sicherheit nicht bekommen. Er legte sanft eine Hand in meinen Nacken und zog mich näher zu sich. Für dieses Opfer musste mir dieser Ring aber großes Glück bringen. Das war nämlich mein erster Kuss! Die Lippen des Mannes waren viel sanfter und weicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Er jagte mir eine Gänsehaut über meinen Rücken und es kam mir fast wie eine Ewigkeit vor bis er seine Lippen von meinen löste. In Wirklichkeit war es noch nicht mal eine Minute gewesen. Er löste seine Hand und riss mir, in diesem Moment, meine Tüte mit Fish & Chips aus der Hand.
„Ein kleiner Bonus.“, schnurrte er und schob sich eins meiner Fischstäbchen in den Mund.
Ich schloss die Hand fester um den Ring und funkelte ihn böse an. Meine Meinung, dass alle Engländer wohl erzogen und nett waren, hatte sich um 180° Grad geändert.
Ich stürmte aus dem Laden und schrie: „So werden Sie niemals etwas verdienen!“
Zu meiner Verwunderung gab er nur ganz trocken und ernst wider: „Ich habe überhaupt kein Interesse am Gold der Königin.“
Demonstrativ pfiff ich Luft aus meinem Mund, um möglichst uninteressiert zu wirken. Erleichterung durchflutete mich als ich den Laden verließ. Die Gasse kam mir nun noch dunkler vor, als vorher. Glücklicherweise erleuchtete mein Handy mir zum zweiten Mal heute den Weg zur Hauptstraße. Wenige Meter vom funkelnden Juwelier entfernt drehte ich mich um, um einen letzten Blick auf den Ort zu werfen, der mir meinen ersten Kuss gekostet hatte. Doch das Schaufenster war zu meiner Verwunderung erneut dunkel. Fast so als ob es nie beleuchtet war. Vor Angst entrang ein leises, ungläubiges Lachen meiner Kehle. Auf dem Absatz machte ich kehrt und ging zur Hauptstraße. Das bunte Treiben, das dort herrschte, hatte sich überhaupt nicht verändert. Ich musste Aussehen wie eine Verrückte!
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