Kirsten Glees - Noah, Stritzi und der Riese Traunstein
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Kirsten Glees
Noah, Stritzi und der Riese Traunstein
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kirsten Glees Noah, Stritzi und der Riese Traunstein Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Die Geschichte vom Riesen
Kapitel 2: Eli, der Ungläubige
Kapitel 3: - Die Höhle
Kapitel 4: Die Elfen
Kapitel 5: Rupert Adalbert Schülers Buch
Kapitel 6: Die Befreiung der Riesen
Kapitel 7: Die Wahrheit erzählen?
Kapitel 8: Rupert Adalbert Schüler
Letztes Kapitel: Die Falle
Impressum neobooks
Kapitel 1: Die Geschichte vom Riesen
„Warum hat der Berg eigentlich ein Gesicht?“ fragte Noah und stützte ihren Kopf auf die Hände, als sie beim Fenster heraus schaute. „Das ist eben kein normaler Berg“, antwortete Stritzi, streckte sich lang und gähnte genüsslich, wobei sie Noah aus ihren grünlich-gelben Augen ansah. „Was soll das heißen?“ fragte Noah und drehte sich ihrer Katze zu. „Kennst du die Geschichte vom Riesen vom Traunsee denn nicht?“ fragte Stritzi. „Nein“, sagte Noah, „welche Geschichte denn?“ und setze sich auf in den Schneidersitz. Sie saß ihrer Katze gegenüber auf dem Sofa vor dem Fenster ihres Zimmers, auf dem sie beide gefaulenzt hatten. Trübe fiel draußen schon seit einiger Zeit Regen. Landregen. „Ach“, schnurrte Stritzi, „ihr Menschen wisst aber auch gar nichts mehr aus der alten Zeit! Geradezu ein Wunder, dass du mich noch verstehen kannst! Früher konnten alle Menschen mit uns Katzen reden. Aber das ist schon sehr lange her! Nun ja, da gab es also einst einen Riesen, einen der letzten in dieser Gegend, der den großen Kampf mit dem bösen Zauberer aus dem Höllengebirge ausgefochten hat. Zeiten waren das damals! Da war noch was los – im Gegensatz zu heute“, sprach sie und ringelte sich wieder gemütlich auf dem Sofa zusammen, um weiter zu dösen.
„Stritzi! Stritzi! du kannst doch nicht eine so spannende Geschichte anfangen und dann wieder schlafen! Erzähl weiter!“ Stritzi öffnete träge ein Auge und blinzelte Noah an: „Deine Eltern würden das nicht mögen, denn - so wie ich dich kenne – würdest du dann ausziehen und den Riesen erlösen wollen aus seinem steinernen Schlaf ... und, das muss selbst ich sagen, könnte sehr gefährlich werden – also nichts für dich, kleines Mädchen.“ „Also, so was Gemeines!“ rief Noah und drehte sich schmollend wieder dem Fenster zu. Stritzi beobachtete Noah heimlich. Kommt ganz auf ihren Vater – dünn und groß für ihr Alter, dunkle, glatte Haare und die Kleider schlackerten ihr immer lose um den Körper. Aber die Augen - blaugrün und tief wie das Meer –, die hat sie von ihrer Mutter, dachte sie. Wenn sie nicht diese hässlichen runden Menschenpupillen hätte ... dann wären sie wirklich schön, diese Augen. Laut sagte sie: „Wenn ich dir die Geschichte erzählen soll, dann musst du mir versprechen, nicht zur Rettung des Riesen auszuziehen!“ „Na, wie soll ich das denn wohl machen“, sagte Noah. „Einen Riesen retten, so was! Wahrscheinlich noch auf dem Fahrrad in Ritterrüstung bis zum Traunsee radeln oder wie? Außerdem: das ist doch sowieso nur ein Märchen und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun.“ „Warum willst du es denn dann hören?“ fragte Stritzi. „Na, weil es irgendwie geheimnisvoll klingt – und so etwas gibt es hier in der Gegend doch normalerweise nicht. Ist doch alles nicht besonders aufregend hier. Werde nie begreifen, warum Ma und Pa unbedingt hier auf dem Land sein wollen, wo sie doch vorher in der Stadt gewohnt haben. Obwohl – unser Haus hier ist echt schön – nur – es ist so überhaupt nichts Spannendes los! Besonders nicht, wenn es immer weiter regnet!“ maulte Noah.
„Na gut“, sagte Stritzi, und setzte sich wieder auf, „dann erzähle ich dir die Geschichte. Obwohl, ich muss schon sagen – Märchen – alles Tatsachen, bloß habt ihr Menschen all das vergessen, was mit der anderen Welt zusammenhängt. Riesen, Elfen, Zauberer – alle diese Wesen gibt es – genauso wie dich und mich. Und was das Reisen betrifft – alles gar kein Problem – wünsch‘ dir, wo du hin willst, sprech‘ den richtigen Spruch und schon geht’s los – wenn du einen guten fliegenden Besen hast!“ „Stritzi, erzähl nicht so einen Quatsch sondern die Geschichte vom Riesen!“ sagte Noah und blickte Stritzi gespannt an. Diese kratzte sich erst einmal genüsslich hinter ihrem Ohr und leckte die entsprechende Hinterpfote peinlich genau ab. Sie war wirklich eine schöne, kleine Katzendame - getigert wie die Wildkatzen, mit weißlich-beiger Schnauze und Brust und einer zierlichen rosa Nase, aber auch ganz schön eigenwillig ..., dachte Noah und wartete ungeduldig ab, bis Stritzi endlich anfing.
„Es war einmal – in der Zeit, als das tote Gebirge noch nicht existierte – also vor langer, langer Zeit –, und doch noch nicht so weit in der Vergangenheit, als es noch viele Riesen gab –, da lebte der Riese Traunstein mit seinen Eltern an den Ufern des Sees. Sie waren tatsächlich hier die einzigen noch verbliebenen Riesen und der junge Riese Traunstein war ganz allein aufgewachsen. Es gab keine Riesen-Freunde zum Spielen, nur seine Eltern, die ihm Geschichten von früher erzählten, wo die Riesen noch zahlreich waren; und einige wenige Menschen, die noch mit den Riesen verkehrten – ja sie überhaupt noch kannten –, abgesehen von den Elfen und Zwergen natürlich. Als er nach Riesenzeitrechnung ungefähr 18 Jahre alt war, das entspricht etwa 180 Menschenjahren - hier beginnt unsere Geschichte –, rief ihn sein Vater eines schönen sonnigen Tages zu sich.
„Traustein“, sagte sein Vater, „du bist jetzt alt genug, um bestimmte Dinge, die für uns Riesen sehr wichtig sind, zu erfahren. Unterbreche mich nicht und hör mir gut zu: Es gibt nur noch wenige von uns auf der ganzen Welt. Deshalb ist die Zeit gekommen, um dir eine Gefährtin zu suchen, mit der du zusammen leben willst. Das bedeutet, dass du dich auf eine weite Reise begeben musst, denn wie du weißt, lebt hier in der Nähe keine Riesin in deinem Alter mehr.“ „Aber Vater“, sagte Traunstein, „ist es dafür nicht ein wenig zu früh? Ich hab doch noch so viel Zeit!“ „Schweig, Sohn“, sagte der alte Riese Traunfall, sein Vater. „Das ist richtig, soweit es dich betrifft, aber denke an den bösen Zauberer aus dem Höllengebirge.“ „Höllkogl!“ rief Traunstein, „was hat denn der damit zu tun?“ „Sehr viel“, sagte sein Vater. „Wir Riesen sind die einzigen, die ihn davon abhalten können, die Herrschaft über dieses Gebiet an sich zu reißen und allen Lebewesen hier zu schaden. Deine Mutter und ich sind alt, aber du, du kannst mit der richtigen Frau dafür sorgen, dass wir Riesen vom Traunsee nicht aussterben und weiterhin Höllkogl Einhalt gebieten.“
Traunsteins Mutter Traunfee war inzwischen leise dazu getreten. Ja, leise, denn Riesen waren durchaus nicht immer trampelig und laut, nur viel größer als ihr Menschen. Sie betrachtete ihren Sohn nachdenklich und sorgenvoll. Er hatte – das wusste sie – ein großes Schicksal zu tragen – ob er, wo er noch so jung war, das wohl schaffen würde? Auch hatte sie Angst um ihn, denn der Zauberer Höllkogl besaß große und fürchterliche Macht. Liebevoll sah sie ihn an. Er sah so gut aus, ihr Sohn! Groß – natürlich, er war ja ein Riese! – schlank, aber kraftvoll und biegsam mit dunklen langen Haaren und dunkelbraunen Augen, einer großen gebogenen Nase und einem eigenwilligen Kinn, das von einem kurzen Bart bedeckt war.
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