Da bin ich ja mit meinem Lebens-Sozial-Chakrareinigung-Meridianausgleich-Aurastärkungsberater auf der guten Seite gelandet, der hat sich nämlich mit eigenem Burn-out in ein anderes Energiefeld zurückgezogen.
Ich habe jetzt für die wöchentliche Entspannungssitzung eine innovative wie kostengünstige Variante für mich gefunden. Die Selbstfindungskabine – also ein kleiner, verdunkelter Raum, bei mir die Toilette. Im Handgepäck Adelheid und Abraham, das ist ein Klitorisvibrator, mit der Stärke eines Düsenjets und wenn es raumfüllender sein soll die herkömmliche Form in Größe XL (er wurde aber in Spanien erzeugt, die schneiden klein). In den drei Minuten bin ich in höchster Konzentration mit mir selbst, und auf das kommt es ja schließlich an, und alles ist erledigt. Das schafft keine Yoga-Einheit. Ein schöner Nebeneffekt dieser treuen Liebesdiener, sie haben weder Mutter, noch Geschwister, die am Wochenende zu fett eingebrannten Schweinsbratenessen oder Kinderfotoschauorgien einladen.
Ich wollte meine Schambehaarung nie komplett entfernen, lasse meinen Landestreifen immer stehen. Doch irgendwie über Nacht, schaut das Büschelchen aus wie eine alte Frau. Der erste Versuch mit einem Nassrasierer führte zu leichten Schnittwunden, das war es nicht. Der Elektrorasierer war schnell gekauft, ich scherte und scherte, wenn, dann wollte ich es ja ganz perfekt haben. Danach war die Hautregion so gereizt, das ich sie mit Heilsalbe behandeln musste für eine ganze Woche. Der dritte Versuch mit Enthaarungscreme, da konnte ja nun nicht wirklich was schief gehen. Die Haut brannte wie Feuer, ich konnte nicht mal einen Slip anziehen, das fühlte sich an wie eine Drahtbürste. Tagelang trug ich nur diese Sarouelhosen, die ausschauen wie die Gakitaschen bei den Fiakerpferden.
In der Zwischenzeit hat es sich wieder zusammengewachsen, die mausgraue Muschibehaarung.
Wahrscheinlich ein Zeichen von Oben – was wollte man mir damit sagen? Vielleicht bleib wo du bist und wie du bist – besser wird es nicht??
Die fast perfekte Ehe – Urteil lebenslänglich?
Selbst jetzt nicht – also jetzt ist dann wann ich sage – bin ich noch nicht bereit auf Schnuckisuche ins Netz zu gehen. Das Wort „Netz“ beinhaltet ja so einiges finde ich, gefangen in der Falle von… Das fängt ja bei Schuhen an, du klickst einmal drauf um sie dir genauer anzuschauen und von da an, erscheinen sie solange am Bildschirm, bis du deine Kreditkartendaten eingibst. Der Interneterfinder hat von unseren Vorfahren gelernt, nein ich meine nicht die Omi, ich meine die Urgesteinsmenschen. Bei denen ging es nur um Beute – Zahn um Zahn, falls sie die schon hatten damals, die Schuhe sind meine Beute, ich bin die Beute von Anbieter – und so geht die Kette immer weiter.
Von dieser – meiner – hochwissenschaftlichen Theorie ausgehend, denke ich funktioniert es auch bei Partnerplattformen. Du kriegst das Profil – Gentleman, 42-jähriger erfolgreicher Geschäftsmann (Millionär), international tätig, 1,85 m groß, sehr sportlich gebaut, kinderlos, liebevoll, kulturbegeistert, reiselustig, humorvoll, sehr großzügig, möchte wieder gemeinsam lachend durchs Leben gehen – so lange um die Ohren geknallt, bis du in einem schwachen Moment – und der kommt verlässlich, wie der Vollmond – auf Enter drückst. Im Gegensatz zu den Schuhen, gibt es keinen kostenlosen Rückversand, weil einmal getragen, heißt, du musst sie jetzt behalten.
Genauso wie jeder Frau klar ist, dass ein 16cm Highheel niemals den Tragekomfort eines ausgelatschten Schlapfens haben kann, gibt es Momente, wo wir es trotzdem glauben wollen – Enter – in den Warenkorb geben. Sind unsere Augen von dem ganzen Frust so getrübt, hat der graue Star sich so festgekrallt wie Kate Winslet einst auf der Titanic?
Um dieses Profil in „Echtlebenswährung“ zu übersetzen müsste der Typ bis jetzt auf einer sehr einsamen, frauenlosen, naturbelassenen Insel dahin vegetiert haben. Ich gehe davon aus irgendwo im hintersten Zipfel von Italien, wir waren ja früher auch alle Millionäre für ein Wochenende im schönen Caorle, mit den guten alten Lire.
Wie sollte er sonst den Klauen der Heerscharen von Frauen entkommen sein, die ihm allesamt ein kleines Bambini oder besser mehrere, zur Sicherung ihres Lebensdaseins angehängt hätten, wann sollte er so viel Zeit für Sport haben um so einen Körper zu haben, speziell den Popo, wo jeder Kirchenwächter sofort an ein Stoßgebet denkt. Charakterlich gesehen, wer seit mehr als 40 Jahren alleine im Leben steht k a n n nicht gleichzeitig – liebevoll, humorvoll, großzügig und reiselustig sein – außer er hat 20 Jahre davon in der Einzelzelle verbracht.
Die Schönheit brachen wir Frauen, damit die Männer uns lieben, die Dummheit, damit wir die Männer lieben.
Coco Chanel
Ich wage zu behaupten, dass diese Sorte Dummheit bei mir permanent Ruhetag hat, obwohl meine Freundin Katie mit größter Überzeugung behauptet, dass heutzutage ja echt viele Menschen, den Richtigen im Netz finden. Man muss mit der Zeit gehen, Partnerplattformen sind salonfähig geworden, vorbei die Zeit wo es der Abstellraum der übriggebliebenen Restexemplare war. Und der Ausdruck – Richtiger – was soll das sein – es kann sich bestenfalls um eine temporäre Kurzzeitüberzeugung handeln. wie oft haben wir schon die richtige Jeans, die richtigen Schuhe usw. gefunden? Tragen wir sie jeden Tag mit größtem Glücksgefühl, wie am ersten Tag? Was zunächst als Lotto-Sechser anmutet, wird bald zu einem ewigen Lotto-Fünfer der Männermarktwirtschaft.
In Wirklichkeit kriegst du das Urteil lebenslänglich, als Mutter gleich noch die Einzelzelle dazu – sobald du vor den Standesbeamten trittst. Nachdem du dann das kuschelige gemeinsame Nest geschaffen hast, während er draußen weiterkämpft, landest du erschöpft, wie im Sturzflug im 30m2 Garten inklusive Korbsesselchen einer Reihenhaussiedlung am Rande der Stadt, das hast du dir freiwillig ausgesucht? Eingeräuchert von den grillfreudigen, arbeitslosen Nachbarn mit einem Zaun aus 100l Bierfässern, der wöchentlich getauscht wird – siebenter Himmel ade, scheiden tut weh. Während du deinen selbstgepflanzten, genfreien Tomaten beim wachsen zusiehst, tut sich der volle Abgrund deines Lebens auf, unbarmherzig – und das ist der Zeitpunkt wo sich ein neues „Netz“ wieder, wie durch Geisterhand öffnet. Immer der gleiche Funkspruch in deinem Ohr – alle Frauen an Bord, Segel setzen und ab durch die Mitte, bevor der Menopausentsunamie kommt.
Das Leben ist schön. Relativ gesehen. Verglichen mit den zahlreichen Talk-Shows über Paarzusammenführung und Öffentlichmachung von Beziehungsdetails, damit verglichen ist meine Beziehung super.
Ich mache mir beim Computer sitzend ein Basenfußbad, zur Entgiftung versteht sich. Es dient der inneren Entgiftung, da sich an der Fußsohle ja alle Organe des Körpers wiederspiegeln. Da meine Hornhaut aber so dick ist wie ein Bombenschutzbunker kriegen meine Organe wahrscheinlich keine Luft. Dort wo fußreflektorisch das Gehirn situiert ist, sitzt bei mir ein fettes Hühnerauge.
Verglichen mit dem was in meinem Kopf ist, also meine Vorstellung einer erträglichen Partnerschaft ist es allerdings weit vom Idealzustand entfernt. Es ist nicht so, dass ich nicht an der Beziehung arbeite, wie man so schön sagt, auch arbeite ich ganz besonders an mir.
Der Mensch sagt man, ist ein Gewohnheitstier, ich jedenfalls, vielleicht hatte ich dumme Nuss immer nur einen Kurzparkschein fürs Glücklichsein ausgefüllt?
Doch wenn ich unsere Beziehung in sechs Phasen einteile, haben wir nach acht Jahren voll und ganz Phase sechs erreicht. Das bedeutet: Er behandelt mich schlechter als einen Hund, mit dem geht man zumindest Gassi, also auswinden nennt er es. Wahrscheinlich deswegen weil Männer sich ja alles schöntrinken können und dann glauben sie gehen ihren Setzkastenpipimax mal so richtig auswinden.
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