Christiane Weller, Michael Stuhr
DIE GABE
silent sea-Trilogie, Band 2
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Inhaltsverzeichnis
Titel Christiane Weller, Michael Stuhr DIE GABE silent sea-Trilogie, Band 2 Dieses ebook wurde erstellt bei
SILENT SEA SILENT SEA MYSTERY-TRILOGIE ZWEITES BUCH Alle Rechte bei Christiane Weller und Michael Stuhr www.christianeweller.de www.michaelstuhr.de Coverfoto: Christiane Weller Covergestaltung: Michael Stuhr Herausgeber: WELLER UND STUHR Gießen und Lemgo Liste lieferbarer eBooks: www.thriller-fantasy-leseproben.de
PROLOG
01 TOTENGANG
02 DER AUFTRAG
03 DAS GEMÄLDE
04 CAETAN
05 MIRAMAR PLAZA
06 HERCULE
07 DER ALTE AUFZUG
08 DER VERDACHT
09 ALICIA, STAVROS UND DARYL
10 SAINT MALO
11 DAS ARCHIV
12 TANTE CLAIRE
13 DIE PARTY
14 DIE ALTE ADÈLE
15 ERKENNTNIS
16 PARIS
17 BABELCRYPT
18 TAGEBUCH
19 TANTE GISELLE
20 BEACHPARTY
21 DAS TOR
22 DAS FEST DES WASSERS
23 DAS LETZTE WORT
24 JETSET
25 HAMILTON
26 DAS DINER
27 DAS LICHT
28 LEBEN
29 ADRIANO
30 LUCAS
31 CONLAN
32 PLAN B
33 DAS GESCHENK
34 DANIEL
35 TRANSCONTINENTAL
36 BIGGY
37 DAS INSTITUT
38 WIE IM FILM
39 SCHREIE IN DER NACHT
40 LOU
41 AM POOL
42 AM HELLEN TAG
43 FEUER UND ASCHE
Impressum neobooks
MYSTERY-TRILOGIE
ZWEITES BUCH
Alle Rechte bei
Christiane Weller
und Michael Stuhr
www.christianeweller.de
www.michaelstuhr.de
Coverfoto:
Christiane Weller
Covergestaltung:
Michael Stuhr
Herausgeber:
WELLER UND STUHR
Gießen und Lemgo
Liste lieferbarer eBooks:
www.thriller-fantasy-leseproben.de
Das Gefühl in Gefahr zu sein, hatte Adrien Taureau auf seinem Weg von der Stadt hierher nicht verlassen. Immer wieder hatte er sich umgesehen, aber er hatte kein Boot entdecken können, das seiner Jolle gefolgt wäre.
Jetzt in der Morgendämmerung war die Bucht auf der anderen Seite der Rance menschenleer. Es war fast schon Tag, und leider war es nötig, sich vor den Augen der Städter zu verbergen, wenn man schwimmen gehen wollte. Keine der armseligen Landratten aus Saint Malo wäre jemals auf die Idee gekommen, sich dem Wasser anzuvertrauen. Nicht im Sommer und schon gar nicht jetzt im März, wo in der Mündung der Rance immer noch dünne Eisschollen trieben.
Kaum einer der Küstenbewohner konnte überhaupt schwimmen und sogar die Besatzungen der Handelssegler und Kaperfahrer lehnten es ab, sich in dieser Kunst ausbilden zu lassen. Man war allgemein der Überzeugung, dass es angenehmer sei, bei einem Schiffsuntergang sofort zu ertrinken, als sich unnütz zu quälen und schließlich doch elend abzusaufen, oder – schlimmer noch – den Dämonen des Meeres in die Hände zu fallen.
An der Bewegung des Bootes erkannte Taureau, dass das Wasser auf das Meer hinauszuströmen begann. Es wurde Zeit, denn er hatte die Absicht, sich von der starken Ebbeströmung weit hinausbringen zu lassen. Dort draußen, wo das Meer noch sauber und nicht von den Abwässern der Stadt verunreinigt war, wollte er den Tag verbringen und am Abend wieder mit der auflaufenden Flut zur Mündung der Rance zurückkehren.
Die flachen Brandungswellen zu durchqueren war für den geübten Segler kein Problem. Leise knirschend schob sich der Bug der Taurillon in den Sand. Taureau sprang aus dem Boot und sicherte es, indem er einen kleinen Anker etwa dreißig Schritt weit den Strand hinauftrug, wo er ihn einfach fallen ließ. Das würde reichen, denn das Wasser strömte nun schon mit Macht auf das Meer hinaus und nach kurzer Zeit würde das Boot völlig auf dem Trockenen liegen.
Nun galt es, keine Zeit zu verlieren.
Mit ruhigen Bewegungen streifte Taureau Umhang, Gehrock und Hemd ab, legte sie auf eine Sitzbank im Boot und beschwerte die Kleidungsstücke mit seinem Degen, damit der Wind sie nicht fortblies. Es fiel ihm schwer, sich nicht sofort in die Brandung zu stürzen, denn er war lange im Binnenland gewesen. Fast schon zu lange. Schon seit Tagen hatte er das Gefühl, ersticken zu müssen, und er wusste, dass es für ihn nur ein Heilmittel gab: Er musste schnellstens in das Meer. Nur das Salzwasser war in der Lage, seinem Körper die alte Kraft zurückzugeben.
Fast drei Wochen lang war Taureau mit der Mietkutsche unterwegs gewesen. Gut eine Woche hatte die Reise von Saint Malo nach Versailles gedauert, dann hatte der Minister ihn fünf Tage lang warten lassen und wieder eine Woche hatte er für die Rückreise gebraucht. Zwanzig qualvolle Tage ohne die Gelegenheit, sich die Ausdünstungen von Mensch und Tier vom Körper zu spülen. Schlimmer noch: Auch ohne die Zufuhr lebenswichtiger Nährstoffe über die Haut. Schon in der zweiten Woche war der Mangel von Tag zu Tag deutlicher hervorgetreten. Immer qualvoller war es geworden, auf das Meer zu verzichten, und jetzt war der Zustand des Mannes fast schon lebensbedrohlich.
Die ganze Reise war eine einzige Zumutung gewesen, aber dafür war der Pakt mit dem Minister jetzt wieder erneuert. Taureau hatte den vereinbarten Anteil an seinen Gewinnen an den Beamten ausbezahlt.
Die Kaperfahrer waren im vergangenen Jahr so aktiv und erfolgreich gewesen, wie nie zuvor. Von Segeltuch über Tauwerk bis hin zu Proviant hatten sie alles gebraucht, was Taureaus Kontor anbot. Die Korsarenkapitäne waren bereit gewesen, hohe Preise für die Waren zu bezahlen, um nur ja wieder schnell auf See zu kommen.
Die Geschäfte waren also gut gelaufen und der Minister war mit seinem Anteil zufrieden gewesen. Damit stand einem weiteren Jahr voller saftiger Gewinne nichts mehr im Weg, denn beim Magistrat lag nun ein Schreiben des Ministers, in dem die Offiziellen der Stadt angewiesen wurden, dem Schiffsausrüster Adrien Taureau im folgenden Jahr jede nur erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen. Zölle und Steuern waren damit kein Thema mehr und es war ihm klar, dass er quasi über Nacht zum mächtigsten Kaufmann der Stadt geworden war. Besser hätte es gar nicht laufen können. Jetzt musste er nur noch die tödliche Schwäche besiegen, die während der Reise mehr und mehr von ihm Besitz ergriffen hatte.
Taureau stand noch über das Boot gebeugt, als plötzlich ein sirrendes Geräusch in der Nähe erklang. Es war kaum mehr als das Zirpen einer Grille, aber Taureau wusste sofort, was es zu bedeuten hatte. Hastig versuchte er, sich zu ducken, als er auch schon den Einschlag des Pfeils in seinem Rücken spürte. Haut und Muskeln zerrissen, Knochen zersplitterte. Der Schmerz nahm Taureau den Atem und er fiel mit einem Aufstöhnen vornüber in den Sand.
Hinter einem der Büsche in der Nähe wurde es lebendig, und eine Gestalt in einem weiten, grauen Umhang trat hervor. Taureau erkannte einen jungen Mann, der eine Armbrust trug. Bevor der Bewaffnete weiterging, spannte er die Sehne neu und legte einen Bolzen ein. Als er damit fertig war, näherte er sich fast im Schlenderschritt.
„Nun, Darksider“, begann er ohne Gruß zu reden, „wie schmeckt der Tod?“
„Wer bist du?“
„Unwichtig! Ich bin ein Jäger, das ist alles, was du wissen musst.“ Der Jüngling trug keinen Degen an seiner Seite, sondern ein sehr großes, starkes Messer mit breiter Klinge, ähnlich denen, wie es Jäger benutzen, um das erlegte Wild aufzubrechen.
Er sah so jung aus. So jung und voller Lebenskraft. Gier flackerte in dem Verletzten auf, dessen eigenes Leben in dünnem Strom im Sand versickerte.
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