Aber das war nicht das einzige Ereignis auf dem Maskenball, das mich betraf. Am Büfett lernte ich eine Frau kennen, die mich von der ersten Sekunde an faszinierte. Allerdings war diese mit einem Piraten-Geisterfrauen Kostüm maskiert, und das Gesicht so stark geschminkt, dass ich nicht erkannte, wer sie war. Leider habe ich auch versäumt, um ihre Handynummer zu bitten. Nun hatte ich ein Problem. Wie sollte ich die schöne Unbekannte, die mein Herz berührt hatte, wiederfinden?
Aber es gab eine Art Gästeliste, in die sich jeder Besucher des Maskenballes eingetragen hatte. Und diese Liste war die Grundlage meiner Suche. Zum Glück gab es das Internet, und hier hilfsweise Google und Facebook. Die meisten Namen der Liste waren durch mein Suchraster gefallen. Entweder zu alt, zu jung oder zu dick. Nach dieser Rastersuche blieben nur acht mögliche Kandidaten, die anhand des möglichen Alters und der Körperstatur in Frage kamen. Ich beschloss, jede, dieser möglichen Frauen zu besuchen, um meine Unbekannte zu finden.
Das nächste spannende Ereignis in diesem Schuljahr war meine Tätigkeit als Vertrauenslehrer. Ich wurde erneut in dieses Amt gedrängt. Aber mein erster Termin hatte es in sich. Es handelte sich Julie Waldenfels, die sehr attraktive Referendarin, die erst vor wenigen Wochen in unserer Schule mit der Arbeit begonnen hatte.
Und was dieses Mädchen zu erzählen hatte, sprengte jede meiner Vorstellungen in Bezug auf sexuelle Praktiken. Die Referendarin berichtete mir in sehr bildhaften Worten, wie sie in der Universität alle Prüfungen gegen sexuelle Gefälligkeiten bestanden hatte.
Ich traf mich einmal pro Woche in meinem Lehrerzimmer mit der jungen Frau, und hörte fasziniert ihren Erzählungen zu.
In Band 5 berichtete Julie von dem reichen Dr. Bernhard Wolfsberg, der dem Mädchen als Gegenleistung für ihren Körper die Studiengebühren bezahlte. Das zweite Erlebnis handelte von Oliver Derschau, einem Immobilienbesitzer aus der Grazer Innenstadt. Julie bot dem Mann ihren Körper an, um im Gegenzug ein Apartment anmieten zu können.
Ich war sehr neugierig darauf, wie die Erzählung der süßen Referendarin weiterging.
Am Samstag hatte ich geil gefickt.
Na und, werden jetzt viele sagen, das tue ich auch jeden Samstag nach der Sportschau mit meiner Ehefrau. Okay. Ich gratuliere. Aber mein Problem war, ich hatte keine Frau, keine feste Partnerin, nicht einmal eine Freundin für gelegentliche Dates.
Warum eigentlich nicht?
Diese Frage beschäftigte mich in letzter Zeit sehr häufig. Ich war mittlerweile zweiunddreißig Jahre alt und noch immer nicht erwachsen. Zwar unterrichtete ich junge Menschen in einem Gymnasium, war aber nicht in der Lage, mein eigenes Leben zu organisieren.
Daher war es ein hübsches Ereignis gewesen, als ich am Samstag geil gefickt hatte. Bei der Glücklichen hat es sich um Carmen Zitzewitz gehandelt, die erste Frau, die ich von der Gästeliste des Maskenballes auserwählt hatte. Aber es war leider nicht meine unbekannte Piratenfrau gewesen.
Eigentlich wollte ich noch eine zweite Frau von dieser Liste besuchen, hatte das jedoch verschieben müssen, da mir eingefallen war, das meine Mutter Geburtstag hatte.
Die Woche in der Schule verlief ereignislos. Aber dann war es endlich Mittwochnachmittag und ein weiterer Termin mit der süßen Julie Waldenfels stand an. Sie erschien pünktlich, strahlte mich an und stellte zwei Pappbecher auf meinen Tisch.
„Ich habe uns zwei Becher Toffee Nut Latte von Starbucks mitgebracht.“
„Was für eine Latte?“, hakte ich nach, da ich mal wieder gar nichts kapierte.
„Das ist ein Kaffee von Starbucks.“
„Toffee Nut Latte ist ein Kaffee?“
„Fast. Es wurde ein Espresso mit Milch gemischt, dann mit gerösteten Nüssen und Schlagsahne kombiniert. Ein Winter Spezial von Starbucks. Sehr lecker. Den musst du unbedingt probieren.“
„Vielen Dank. Ich liebe Süßigkeiten.“
„Das dachte ich mir bereits.“
„Wie kamst du darauf?“
„Du bist doch ein süßes Kerlchen, also passt ein süßer Kaffee zu dir.“
„Sehr albern. Wie war dein Wochenende, Julie?“
„Langweilig, wie immer. Etwas shoppen, ausgehen, tanzen und Spielcasino in Salzburg. Was hast du gemacht, Benny?“
„Meine Mutter hatte Geburtstag. Also Familienfeier im Elternhaus.“
„Klingt nicht prickelnd.“
„War es auch nicht.“
„Vielleicht hilft dir meine weitere Erzählung, um auf unterhaltsamere Gedanken zu kommen.“
„Das ist nicht der Sinn und Zweck meiner Vertrauenslehrertätigkeit. Ich möchte dir zuhören und versuchen, dir zu helfen.“
„Danke, dass weiß ich wirklich zu schätzen.“
„Du hast letzte Woche mit der Erzählung über deinen Vermieter geendet.“
„Ja, richtig, mein Leckonkel. Hm.“
„Jetzt fang nicht wieder davon an, dass ich mir eine Lecktante suchen soll. Wir wollen von dir sprechen. Wie ging es weiter?“
„Ich begann mit dem Studium an der Karl-Franzens-Universität.“
„Okay.“
Und Julie begann mit ihrer Erzählung:
Ich hatte keine Peilung. Aber ich wollte diesen Mist auch nicht kapieren. Aber leider hatte ich den Ökonomiekurs von Professor Querfurt belegt. Scheiße. Der Typ erzählte etwas, und in meinen Ohren klang es wie Altgriechisch. Ich hatte keine Ahnung. Also beschloss ich, zu meiner bewährten Taktik zurückzugreifen.
Ich blickte mich im Hörsaal um und fand ein geeignetes Opfer. Es gab nur einen Studenten, der mir wirklich helfen konnte: Marcel Feldmann.
Nach der Stunde sprach ich ihn direkt an: „Hallo, Marcel. Kann ich dich für eine Minute sprechen?“
„Klar“, antwortete der junge Student.
Er war überrascht, denn wir hatten bisher keine Worte miteinander gewechselt.
„Hast du Lust, einen Cappuccino mit mir zu trinken?“, schlug ich vor. „Ich möchte dich etwas fragen.“
„Sicher! Warum nicht?“, antwortete Marcel.
Wir überquerten das Gelände und gingen auf das Café zu. Im Gehen drückte ich den Stapel von Büchern, den ich trug, an mich. Natürlich geschah das mit vollster Absicht, den so wurden meine hübschen Brüste emporgepresst. Marcel schien es zu gefallen, denn er konnte kaum seine Augen von meiner Oberweite abwenden.
Wir sprachen über das Studium und die Stadt Graz, bis wir das Café erreichten, wo wir uns an einen Tisch setzten und zwei Cappuccinos bestellten.
„Du bist wirklich ein As in diesem Ökonomiekurs“, begann ich die weitere Unterhaltung und strahlte Marcel bewundernd an.
Er zuckte die Schultern und antwortete: „Ach, weißt du, ich werde in dem Stoff graduieren. Das meiste von diesem Zeug hatte ich schon am Gymnasium. Das ist doch eine Kleinigkeit.“
„Nicht für mich“, sagte ich bedauernd, „ich kann dabei weder Hand noch Fuß ausmachen und schlängele mich gerade so durch.“
„Bald ist das Semester zu Ende, und du kannst fast alles vergessen“, tröstete er mich.
Ich schnitt eine Grimasse.
„Ja, aber vorher muss ich die Semesterarbeit abliefern. Gott, ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll! Ich meine, ich weiß nicht einmal genug, um einen einzigen Absatz zu schreiben, geschweige denn eine ganze Arbeit. Außerdem muss ich noch andere Arbeiten schreiben und für die Prüfung arbeiten und ...“
Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Ja, ich weiß, was du meinst, manchmal ist es hart, was?“, meinte Marcel mit einem Hauch Überheblichkeit in der Stimme.
„Das ist es eigentlich, was ich mit dir besprechen wollte, Marcel. Ich meine, da der Kurs für dich so leicht ist.“
Ich rührte mit ihrem Löffel abwesend in der Tasse herum.
„Ich wollte dich fragen, ob du nicht die Arbeit für mich schreiben würdest“, sagte ich ansatzlos.
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