Vom inneren Sinn des Buchstabens – Beispiel: Sprüche
Offenlegung Sprüche 5. 15-22
Betrachten wir einmal die Sprüche 5 und legen diese nicht wortwörtlich aus, sondern dem geistigen Sinn entsprechend. In der Bibel haben die Verfasser diesem die Überschrift „Warnung vor Unzucht“ gegeben, weil sie diese wörtlich und mit dem Verstand auslegen. Es hat jedoch überhaupt nichts mit einem äußeren Verhalten des Menschen (in dem Fall sogar allein des Mannes) zu tun, wie wir dem inneren Sinn der Bildsprache entnehmen können, wo es heißt:
(Sprüche 5. 15-17)
15 Trinke Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen. 16 Mögen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen. 17 Dir allein sollen sie gehören, und nicht Fremden mit dir.
15 Die Zisterne ist der Verstand mit dem das Wort Gottes aufgenommen wird. Der Brunnen ist das Herz, und das fließende Wasser die Demut des Herzens, die Liebe zu Gott und die dem zufolge aus dem Herzen geschöpfte Erkenntnis.
16 Das Leben in und aus dieser Liebe, sichtbar für die Welt.
Aus Vers 17 geht hervor, dass das Lebenslicht inwendig im Menschen entsteht aus der Liebesflamme, nicht aber aus dem Hirnverstand, dem toten Buchstaben und blinden Glauben. Es soll das eigene Erkennen sein, nicht das von Außen Aufgezwungene. Ein lebendiger Glaube aus Liebe und Weisheit, kein toter Blindglaube.
(Sprüche 5. 18-19)
18 Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an dem Weibe deiner Jugend; 19 die liebliche Hündin und anmutige Gemse - ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.
18 Die Gotteserkenntnis aus der Liebe-Einfalt des Herzens.
19 Die Brüste der Säugerinnen hier als Sinnbild für Gottes Liebeseinfluss. Wir dürfen von der Liebe Gottes berauscht sein zu jeder Zeit und sie uns nehmen wann immer wir wollen.
(Sprüche 5. 20-21)
20 Und warum solltest du, mein Sohn, an einer Fremden taumeln, und den Busen einer Fremden umarmen? - 21 Denn vor den Augen Jehovas sind eines jeden Wege, und alle seine Geleise wägt er ab.
20 Wir sollen nicht mit der Welt fremd gehen. Die Welt-und Eigenliebe ist damit gemeint.
21 Gott sieht auf die innere Absicht des Herzens, und nicht auf die äußere Form und das Werk.
(Sprüche 5. 22-23)
22 Die eigenen Missetaten werden ihn, den Gesetzlosen, fangen, und in seiner Sünde Banden wird er festgehalten werden. 23 Sterben wird er, weil ihm Zucht mangelt, und in der Größe seiner Torheit wird er dahin taumeln.
22 Man führt ohne Liebe und ohne Gesetz ein von Gott abgetrenntes, nur naturmäßiges Leben und wird sich im Geist nicht weiter entwickeln können hin zum Guten und Wahren, zum Licht und zum Leben.
23 Man führt ein Leben im geistigen Tod, ohne Erkenntnis, Sinn und ohne tiefen, inneren Frieden.
Man sieht also, dass der Buchstabensinn ein völlig anderer ist und was der Herr durch Paulus meinte, mit: "Der Buchstabe tötet, nur der Geist macht lebendig!"(2.Kor.3.6)
Es geht immer um die Liebe in Gott, denn diese ist das Leben. Wir sind aus dieser Liebe hervorgegangen und nur in der Liebe zu Gott können wir erkennen! Wir sind Geistwesen und Geist ist der Grund und die Wahrheit des Lebens. Daher: "Wer Gott anbeten will, der muss Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten"(Joh.4.24)... heißt: Ihn über alles lieben! Wer solches tut, der kann wirklich tun und lassen was er will und ist vollkommen frei von Gesetz und Sünde, denn was soll jenen von Gott noch trennen, der Ihn durch seine Liebe schon in sich hat?!
Es geht bei den Sprüchen 5 also nicht um das Fremd-gehen der Männer - was man auch schon alleine daraus entnehmen kann, dass die Frauen, laut der wörtlichen Auslegung, also durchaus Unzucht treiben könnten... - sondern um die Beschaffenheit der Liebe des Menschen und die Unterscheidung von der Liebe zu Gott und der Selbst-und Weltliebe.
Eine Aufklärung zum Verständnis der Propheten
Als Beispiel das 54. Kapitel des Propheten Jesaja:
Weil auch die Pharisäer vor über 2000 Jahren vielfach nur am Buchstaben hingen, und den inneren Sinn der Prophetensprache nicht mehr zu deuten verstanden (genau wie heute), erkannten sie nicht die Erfüllung dieser Prophetie vor ihren Augen. Aber auch heute erfüllt sich so mancher Text des Jesaja vor unseren Augen und wir sehen es nicht und denken, es wird sich alles irgendwann einmal buchstäblich ereignen.
Nun aber zum Bibeltext, was ist damit gemeint:
4 Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden; verzage nicht, denn du sollst nicht zum Spotte werden, sondern du wirst der Schande deiner Jungfrauschaft vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken!
5 Denn der, der dich gemacht hat, ist dein Mann, Herr Zebaoth ist sein Name; und dein Erlöser, der Heilige in Israel, der aller Welt Gott genannt wird.
6 Denn der Herr hat dich lassen im Geschrei sein, dass du seist wie ein verlassenes und von Herzen betrübtes Weib und wie ein junges Weib, das verstoßen ist, spricht dein Gott.
7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will Ich dich sammeln.
8 Ich habe Mein Angesicht im Augenblicke des Zornes ein wenig vor dir verborgen; aber mit ewiger Gnade will Ich Mich deiner erbarmen, spricht der Herr dein Erlöser.
9 Denn solches soll mir sein wie das Wasser Noahs, da Ich schwur, dass die Wasser Noahs nicht mehr sollten über den Erdboden gehen. Also habe Ich denn auch geschworen, dass Ich nicht über dich zürnen, noch dich schelten will.
Dies ist eine ältere Übersetzung, es wird unmöglicher den inneren Sinn zu lesen, je mehr neue Worte diesem nicht mehr entsprechen, was heute leider sehr häufig vorkommt, und weshalb Johannes im Schluss seiner Offenbarung vor dem Hinzufügen und Weglassen warnt (Offb.22.19). Heute ist sehr, sehr viel verändert worden an der heiligen Schrift. Diese ältere Bibelübersetzung benutzt das Wort "Jungfrauschaft", was ein sehr bezeichnendes Merkmal ist. In neuen Übersetzungen steht dort "Jugend", was einen ganz anderen Entsprechungssinn hat, wenn man den eigentlichen Sinn dieses prophetischen Wortes verstehen möchte, welchen uns nur der hl. Geist im Herzen aufschließt, wenn wir darum bitten.
Es ist sehr bedeutend, auf den verborgenen, inneren Sinn der Prophetie zu schauen und nicht auf den Buchstaben allein. Leider sind auch die Buchstaben heute vielfach nicht mehr authentisch, weshalb die Verwirrungen immer größer werden.
Das aber ist der innere, auf den Messias Bezug habende Sinn des 54. Jesaja:
Die „Jungfrau“, von der da die Rede ist, hat der Herr gemacht, denn es war diese Seine vor 2000 Jahren an die Menschen aus den Himmeln gegebene neue Lehre, und sie wird darum eine „Jungfrau“ genannt, weil sie noch nicht von einer selbstsüchtigen und hurerischen Priesterschaft missbraucht wurde zu ihren weltlichen Zwecken. (Der heute eingesetzte Begriff „Jugend“ ist da sinnentstellend, denn eine reine himmlische Lehre ist eine Gebärerin, weil sie Liebe und Erkenntnis hervorbringt, also weiblich ist.)
Seine Lehre wurde aber auch kurze Zeit Witwe genannt, weil Jesus ihr genommen wurde durch den Zorn der geistlich hochmütigen Schriftgelehrten und durch deren Rache, aber nur durch Zulassung Gottes. Dieser Jungfrau und Witwe Mann aber war eben auch der Herr Selbst, weil sie von Ihm gemacht wurde! Wer aber eben der Mann ist, der die Jungfrau (das neue Evangelium, bzw. Testament) und die Witwe gemacht hat, das lesen wir in den folgenden Versen im Propheten, wie auch die der Lehre gemachten Verheißungen, denn Jesus ist der Mann, und die Verheißungen gehen nur die geheimnisvolle Jungfrau (Seine Lehre) an.
Dies also ist der innere Sinn dieser Prophetie des Jesaja, und man ersieht daraus, dass man mit dem bloßen Wörtlichnehmen prophetischer Texte nicht weit kommt.
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