Sophia Maria Flores - Überschreitung der Grenzlinie

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Sophia Maria Flores (Pseudonym) wurde 1951 in der DDR als Junge geboren. Sie arbeitete als Anlagenfahrer, Zeitungsverkäufer und Chorleiter(in) und ist diplomierte Lehrerin. Seit 1979 ist sie freiberuflich als Schriftsteller(in) tätig. In der vorliegenden Selbstbeschreibung schildert sie offen und schonungslos ihren konfliktreichen Werdegang zu der selbstbewussten Frau, als die sie seit zwanzig Jahren lebt. Dabei richtet sie ihr kritisches Auge nicht nur auf die Gesellschaft, die im Umgang mit Transsexuellen auch heute noch allerlei Probleme hat, sondern sie rechnet ebenso mit den eigenen Unzulänglichkeiten ab. Dabei vermeidet sie es, die gleichermaßen mit ihr Betroffenen zu diskreditieren, indem sie die Personennamen verfremdet und Ortsbezeichnungen weglässt. Dass sie es letztlich geschafft hat, ihr großes Ziel, die geschlechtsangleichende Operation, zu erreichen, ist sicherlich auch der gnadenlosen Ehrlichkeit sich selbst gegenüber geschuldet, wie sie den vorliegenden, aus subjektiver Sicht geschriebenen Text prägt.

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2. Auf nach Canossa

Viele, viele Jahre schleppte ich meine Geheimnisse mit mir herum als eine unsichtbare Last, die auf meine Schultern drückte. Nicht zuletzt auch deswegen, weil ich nicht wusste, was mit mir los war. Den Begriff ›Transsexualität‹ kannte ich nicht, er kam im Sprachgebrauch der DDR nicht vor. Noch heute glauben deshalb viele, dieser Staat habe gar keine Regelung zur Geschlechtsangleichung besessen. In Wirklichkeit jedoch war in der DDR bereits am 27. Februar 1976 eine »Verfügung zur Geschlechtsumwandlung von Transsexualisten« erlassen worden, während die BRD erst am 10. September 1980 nachzog, dann allerdings gleich in Form eines Gesetzes. Dass es im Osten Deutschlands für die Transsexuellen keine Öffentlichkeit gab, mag man im Nachhinein als fatal empfinden, denn die Betroffenen hatten auf diese Weise große Schwierigkeiten, die kompetenten Ansprechpartner zu finden, insofern sie überhaupt erst einmal zu einer Selbstdiagnose gelangt und auf einigermaßen verständnisvolle Hausärzte getroffen waren. Andererseits dürfte ihnen die allgemeine Unwissenheit der Bevölkerung in dieser Sache bei ihrer Sozialisierung im »neuen« Geschlecht förderlich gewesen sein, weil ihnen keine aus dem Voyeurismus entspringende Arroganz entgegenschlagen konnte, wie dies heute oft der Fall ist. Mir zumindest hat das große gesamtstaatliche Schweigen nicht geholfen. Vielleicht war ich in dieser Hinsicht ein wenig naiv oder zu unbeweglich. Lange Zeit versuchte ich, mit Hilfe von Fachliteratur, die ich in einer Spezialbuchhandlung meiner Heimatstadt erwarb, hinter die medizinischen Gründe für meine Befindlichkeit zu kommen und hatte mich dabei auf die Zytogenetik versteift. Leider traf alles, was ich dazu las, nie wirklich auf mich zu. Erst als im Vorfeld der bundesdeutschen Gesetzgebung Fernsehberichte zur Transsexualität gesendet wurden (ich erinnere mich an einen Beitrag, in dem eine wunderschöne Frau mit ihrem Auto die Grenze passierte und dem Beamten mit charmanter Geste und zierlicher Hand ihren Ausweis reichte, worauf der Mann versteinerte), fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Nun konnte ich nicht mehr anders. Ich musste mich mitteilen, widrigenfalls hätte es mich zerrissen.

Die erste, der ich den Offenbarungseid leistete, war meine Ehefrau. Allerdings vollzog sich meine Demaskierung in Etappen. Ich bin kein sehr draufgängerischer Mensch und scheue überdies, andere zu ver­letzen (sei es nun körperlich oder seelisch). Ich begann mit Rollentauschspielen beim Geschlechtsakt und bezog nach und nach die Verkleidungsszenerie mit ein. Meine Frau gestattete mir, innerhalb dieses stark eingegrenzten, der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Ausschnittes unserer Wirklichkeit, einige ihrer Klei­dungsstücke zu benutzen, ohne dass sie meine Identität als Mann hätte in Frage stellen müssen. Um weitere Verwirrung zu vermeiden, betonte sie das Clowneske des Rollentauschs und bediente sich aus meiner Gar­derobe mit Schlips und Jackett. Das nützte mir natürlich überhaupt nichts, weil ich mich nicht für verkleidet hielt, nicht für falsch gekleidet, und weil ich meine Versuche, mich auch nach außen hin meiner eigent­lichen Identität zu nähern, durchaus nicht als ein Spiel empfand. So erhöhte ich, während ich bat, beim Beischlaf »unten liegen« zu dürfen, den Einsatz und raunte davon, dass ich lieber eine Frau wäre. Später zeigte ich meiner Frau die Winterhalbstiefel, die ich mir in einem An-&-Verkauf-Geschäft zugelegt hatte (Secondhand sagten wir damals noch nicht). Je mehr ich eiferte, desto mehr zog sie sich auf ihre professionelle Strategie der Gesprächsführung zurück (meine Frau arbeitete als Sozialfürsorgerin in einer städtischen Beratungsstelle). Sie lauschte mir aufmerksam, speicherte meine Wünsche protokollarisch in ihrem Gedächt­nis und — unternahm nichts.

Ich litt zu dieser Zeit wahrscheinlich weniger unter der Transsexualität als darunter, »für nichts und wieder nichts« meine Seele auf dem silbernen Tablett dargereicht zu haben, denn meine Ehrlichkeit hatte mir nichts »eingebracht«. Damals glaubte ich noch an den kapitalfetischistischen Mythos, eine Leistung müsse zwangsläufig eine Gegenleistung nach sich ziehen. Weil ich — als geübter Televisionsvoyeur — auf eine Fortsetzung der begonnenen Serie drängte und gleichzeitig Unmengen an Alkohol konsu­mierte, um die Frau in mir zu ersäufen, setzte ich die Frau neben mir so unverschämt unter Druck, dass sie sich scheiden lassen wollte. Schon bewahrte sie die Gerichtsformulare in ihrem Schreibtisch auf. Aber die Vorstellung, uns voneinander zu trennen, hielten wir auch nicht aus.

Obwohl sie es von Berufs wegen hätte besser wissen müssen, glaubte meine Frau noch immer, die Transsexualität ließe sich wegtherapieren. Nach einem »Rückfall« — ich hatte mich, während die Kinder in der Schule weilten, eines samstags demonstrativ in Minilederrock und Stöckelschuhen an den Frühstückstisch gesetzt — besorgte sie mir einen Termin bei einer Psychiaterin. Aber im Grunde erreichte sie genau das Gegenteil von dem, was sie hatte erreichen wollen: Die Psychiaterin durchschaute ihre Absichten (schon deswegen, weil sie von meiner Frau und nicht von mir um Hilfe antelefoniert worden war) und gab mir zu verstehen, dass ich meine Lage nur verschlimmerte, wenn ich meine Neigung nicht für mich annahm, sondern gegen sie ankämpfte. Als ich meiner Frau dieses Resultat meiner ersten Begegnung mit Frau Dr. Niendorf kundtat, brachten wir uns beide zum Heulen, denn wohin eine Haltung, in der ich mich als Frau auslebte, konsequenterweise führte, war klar, vielleicht für die anderen eher als für mich, denn für mich gab es immer noch allerhand technische Probleme.

Weinen reinige die Augen, heißt es in einem Sprichwort. Da bin ich mir nicht so sicher. Ich nehme eher an, es neutralisiert die Gefühle, indem es sie wässert. Jedenfalls lebte meine Frau mit mir seitdem in einer Art antiseptischen Laboratoriums, wir vermieden sogar, aneinander Hautkontakt zu bekommen, wohl weil sie immer wieder auch vor sich selbst beteuerte, nicht lesbisch zu sein (womit sie mich, auf diesem Umweg, doch als so etwas wie eine Frau anerkannte). Ein Dauerzustand konnte ein solches Beisammenleben nicht sein, alleine wegen der Unaufrichtigkeit, die in der Verschweigung lauerte. Warum meine Frau glaubte, es könnte genügen, einfach wegzugucken, weiß ich nicht. Vielleicht gehört die Vogel-Strauß-Politik doch zur Urausstattung menschlicher Verhaltensweisen, oder manch eine hat ihre Büroarbeit verinnerlicht und glaubt, die Hälfte der Aktenvorgänge erledigt sich von selbst, wenn man sie nur lange genug liegen lässt. Für mich war die Aussicht, »etwas« könnte »noch länger dauern«, mörderisch. Als wir bereits voneinander geschieden waren und getrennt in zwei Städten lebten, hatte meine Exfrau lange Zeit Probleme damit, mich in den Briefen mit meinem neuen Namen anzureden. Auch heute noch verkehren wir miteinander nach dem Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn«. Unser Umgang hat sich nie wieder normalisiert.

Am schmerzlichsten war für mich der Gedanke an unsere Kinder und die verpasste Chance, sie nicht nur aufwachsen zu sehen, sondern sie wie selbstverständlich mit meiner Transsexualität erwachsen werden zu lassen. Dr. Paderewski, mein Psychologe an der Universitätsklinik, den ich von 1990 an pflichtgemäß konsultierte, hatte uns den Rat gegeben, die Kinder, die damals noch jünger als zehn Jahre und seiner Meinung nach »genau im richtigen Alter« waren, mit der Wahrheit zu konfrontieren. Sie seien alt genug, um zu verstehen, wovon wir reden, aber noch zu jung, um alle Konsequenzen zu begreifen und vor ihnen zu verzagen. So würden sie nach und nach mit der Transsexualität aufwachsen und vertraut werden wie mit ihrer Muttersprache. Zunächst folgten wir der Empfehlung. An einem Wochenende — ich wohnte schon außerhalb — sagten wir »es« den Kindern. Ich kleidete mich um und schminkte mich, um zu zeigen, was genau ich meinte. Dr. Paderewski behielt recht. Die Kinder verkrafteten die Nachricht und verarbeiteten sie spielerisch. Sie stopften sich Apfelsinen unter die T-Shirts und stolzierten lachend durch den langen Korridor unserer Wohnung.

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