Sieglinde Breitschwerdt
Amors Haltestellen - Romantik
Heitere Lovestorys
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sieglinde Breitschwerdt Amors Haltestellen - Romantik Heitere Lovestorys Dieses ebook wurde erstellt bei
Ausgerechnet ein Engel
Ein Pyjama für Zwei
Ein toller Typ
Einzug in ein neues Leben
Gutschein für ein Rendezvous
Happy End gesucht
Ein zauberhaftes Missverständnis
Eine Email für Dich
Liebe nicht ausgeschlossen
Die Schöne im Park
Impressum neobooks
Der schwarze Kater lag hingestreckt auf der Terrasse und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen des bunten Herbstes – bis ihn die grässlich laute Musik des neuen Nachbarn beim Dösen störte. Die Ohren auf Halbmast gesenkt und schlitzäugig begann seine Schwanzspitze zu zucken. Ein unwilliges Fauchen zitterte durch seine Schnurrbarthaare. Missmutig erhob er sich und ging zu seinem Frauchen, das auf der Terrasse einen alten Stuhl restaurierte.
Inga hielt für einen Moment in ihrer Arbeit inne und streichelte den Kater über sein seidiges Fell.
“Na Schröder! Geht dir der Krach auch auf die Nerven?”
Der Kater blinzelte Inga liebevoll zu und schritt hoheitsvoll ins Haus.
Lächelnd sah sie ihm nach und seufzte.
Vor ein paar Tagen waren im Haus nebenan die neuen Besitzer eingezogen. Tagelang glich das Nachbarhaus einem Bienenstock. Jede Menge junger Leute halfen beim Umzug und bei den Renovierungsarbeiten. Wenn nicht gerade gehämmert, gebohrt oder gesägt wurde, brüllte Techno-Musik zu ihr herüber.
Auf einmal war es still. Sie vernahm eine sonore Männerstimme. Die Antwort darauf ließ auf eine weibliche Person schließen.
Inga reckte sich und bemerkte, wie dunkle Regenwolken über den Horizont trieben. Kurz darauf versank die strahlende Sonne hinter einer düsteren und fast dunkelgrauen Wolkendecke.
Grimmig biss sie sich auf die Lippen! Der Regen durchkreuzte ihre Pläne.
Sie packte den Stuhl und verstaute ihn samt Pinsel und dem Topf mit Lasur im Schuppen, der sich an der Grenze zum Nachbargrundstück befand. Kaum hatte sie den Riegel vorgeschoben, klatschten schon die ersten Regentropfen in ihr Gesicht.
Nebenan eilte ein Mann auf die Terrasse und packte eiligst alle Werkzeuge zusammen. Er war sehr groß von athletischem Körperbau, trug Flickenjeans und Turnschuhe. Obwohl der prasselnde Regen immer stärker wurde, blieb Inga wie angewurzelt stehen. Fasziniert beobachtete sie diesen dunkelhaarigen Mann, dessen nasses T-Shirt sich wie eine zweite Haut um seinen muskulösen Oberkörper spannte.
Das muss der neue Nachbar sein, sinnierte Inga. Ihr Herz fing plötzlich an zu klopfen. Was für ein Mann! Sehr markantes Profil. Ob er dunkle Augen hatte?
In diesem Moment blickte er zu ihr rüber! Seine leuchtend blauen Augen musterten sie interessiert. Ein Lächeln teilte seinen Mund. Er hob die Hand und winkte grüßend.
“Beeil dich!”, rief von der Terrassentür eine junge Frau mit blonden Haaren. Ihr hübsches ebenmäßiges Gesicht drückte Langeweile aus, das durch ihr unablässiges Kaugummi kauen noch verstärkt wurde.
Da habe ich mich wohl getäuscht, dachte Inga und verspürte plötzlich einen feinen Stich in der Herzgegend. Der Bursche steht anscheinend auf blond, und dass diese um einiges jünger war als er, das konnte sie sogar von hier aus sehen. Außerdem schien die Kaugummi kauende Blondine den Typen völlig im Griff zu haben. Wie ein Hündchen war er ihr gleich ins Haus gefolgt.
Inga blieb keine Zeit, die neuen Nachbarn weiter zu analysieren. Von einer Sekunde zur anderen kam ein heftiger Wind auf, und der Regen verwandelte sich in einen wahren Wolkenbruch.
„Tut mir echt Leid”, seufzte Gerrit und steckte Max ein paar Geldscheine in die Brusttasche. „Ich muss für meinen Kollegen einspringen! Aber Hannover ist ja nicht so weit entfernt. Ich komme alle zwei oder drei Tage mal kurz vorbei!”
„Macht nix, Bruderherz”, feixte Max. “Mit der Kohle kann ich, was noch fehlt, kaufen! Und wenn alles klappt, dann sind Biggi und ich bis zum Wochenende mit dem Chaos einigermaßen durch!”
Kameradschaftlich klopfte Gerrit seinem Bruder auf die Schulter und verabschiedete sich.
Mit gemischten Gefühlen fuhr er zur Messe. Obwohl er eigentlich Umzugs- und Renovierungsurlaub genommen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig. Sein Kollege lag mit einem Beinbruch im Krankenhaus. Aber andererseits hatten sein Bruder und dessen Freundin gerade Semesterferien. Sie hatten ihm angeboten, für ein kleines Entgelt bei den Renovierungsarbeiten zu helfen.
Bitterböse wälzte sich Inga in ihrem Bett hin und her. Trotz geschlossener Fenster, heruntergezogener Jalousien und der fest über den Kopf gezogenen Bettdecke, war an Schlaf nicht zu denken!
Heiße Technorhythmen stampften vom Nachbargrundstück zu ihr herüber. Dazwischen ertönte kreischendes Gelächter und albernes Gegröle. Völlig genervt richtete sich Inga auf. Stirn runzelnd sah sie auf den Wecker.
Wahnsinn! Schon halb fünf! Das Fest nebenan schien kein Ende zu nehmen! In spätestens zwei Stunden würde dieser dämliche Wecker sein schadenfrohes Gekreische von sich geben! Meine Güte, wie sollte sie bloß den Tag überstehen!?
Inga wurde immer wütender.
Heftig vor sich hin schimpfend sprang sie aus dem Bett. „So“, keifte sie entschlossen. „Jetzt ist es aus mit meiner Gutmütigkeit! Dieser Partybande werde ich jetzt gründlich in die Suppe spuken!“
Maulend verließ Schröder sein Plätzchen am Fußende. Interessant! Frauchen ging sogar in Richtung Küche. Eiligst hefte er sich an Ingas Fersen. Vielleicht fiel noch ein Extraleckerchen für ihn ab?
Inga griff nach dem Telefonbuch und fing an zu blättern. Seufzend hielt sie inne. Zu dumm, sie wusste ja nicht einmal, wie die neuen Nachbarn hießen. Sie versuchte es mit der Nummer der Vorbesitzer. Doch die Stimme der Ansagerin verkündete bedauernd, dass kein Anschluss unter dieser Nummer sei. Inga warf sich den Morgenrock über, stieg in ihre Badelatschen und stiefelte entschlossen durch ihren Garten.
Auf der nachbarlichen Terrasse hockten bei Kerzenschein mindestens ein Dutzend Leute und sangen jetzt lauthals von einem österreichischen Anton.
„Hallo”, schrie Inga und ruderte mit ihren Armen, in der Hoffnung, dass wenigstens einer dieser Krawallmacher auf sie aufmerksam wurde.
Das Lied vom Anton wurde durch das des Holzmichels abgelöst.
Erst als sie fast heiser war und ihre Arme zu schmerzen anfingen, tapste die Blondine von heute Nachmittag auf sie zu. Ihre leicht geröteten Augen und ihr glasiger Blick verrieten, dass sie nicht mehr ganz nüchtern war. Ein leises Rülpsen drang aus ihrer Kehle. Sie kicherte verlegen.
Wie ein seltenes Insekt musterte sie Inga, die sich nur mühsam beherrschen konnte.
Inga atmete tief durch, um ihre Stimme sachlich klingen zu lassen.
„Würden Sie bitte die Musik leiser stellen! Ich will noch ein bisschen schlafen...”
„Biggi! Wer ist das?”, grölte eine Männerstimme von hinten.
Die Blonde drehte sich um und lallte zurück: „Die... die Dings... die ältere Frau von nebenan iss... da.“
Inga schluckte! Also, das war doch die Höhe! Als 'ältere Frau' hatte diese blonde, blöde, dämliche Tussi sie tituliert, dabei war sie erst achtundzwanzig! Augenblicklich drehte sie sich um und stiefelte in ihr Haus zurück!
„Warum hab’ ich ihr nicht gleich den Hals umgedreht?“, keifte sie vor sich hin. „Aber wehe, wenn ich diese dumme, diese blöde, diese dämliche Tussi noch einmal zwischen die Finger kriege, dann reiß' ich ihr die wasserstoffblonden Fusseln einzeln vom Kopf!“
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