Henning Wiebers
En Pédale, en Pédale - Mit dem Fahrrad nach Schottland
Von Bremen nach Fort William
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Inhaltsverzeichnis
Titel Henning Wiebers En Pédale, en Pédale - Mit dem Fahrrad nach Schottland Von Bremen nach Fort William Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog En Pédale, en Pédale - tous autre, c’est égale! Ich bin zwar schon des Öfteren in Großbritannien gewesen, aber noch nie mit dem Fahrrad. In den Sommerferien besucht meine Frau eine berufliche Fortbildung in Glasgow . Das gibt mir Gelegenheit, eine Radtour nach Schottland zu planen, wo wir uns nach ihrem Seminar am 28.7.2011 in Fort William treffen wollen, um dort zehn Tage gemeinsam Urlaub zu machen. Ich will in Bremen starten und möglichst den direkten Weg nach Calais zur Fähre fahren. Anschließend ist eine Tour durch Südengland und Wales geplant, weiträumig um London und die dichtbesiedelten Gebiete herum, nordwärts zum Lake Distrikt und weiter nach Schottland, - also im Osten der Insel durch das ländliche Großbritannien. Zwar ist England dort bergiger als im Westen, landschaftlich aber bestimmt interessanter. Vier Wochen sollten ausreichen, wenn ich mit 100 km pro Tag kalkuliere. Ich buche zwei Zimmer für 100£ (120€) pro Tag in einer Bed & Breakfast-Unterkunft in Fort William, dem „Dalchreggan House“ , - „en suite rooms“ mit Loch View , also mit Bad und Blick auf den See! Das andere Zimmer ist für meine Tochter, die mit Interrail unterwegs ist und uns in Schottland besuchen möchte. Dass Großbritannien kein Fahrradparadies ist, habe ich bei meinen Besuchen schon gemerkt. Freunde halten mein Vorhaben sogar für gefährlich. Kurz vor der Abfahrt berichtet mir eine Freundin, dass eine ihrer Bekannten unlängst auf einer Fahrradtour in England tödlich verunglückt ist, - nun bin ich gewarnt!
Bremen – Calais
Dover – Fort William
Fort William
Fort William – Glasgow
Literaturverzeichnis
Impressum neobooks
En Pédale, en Pédale - tous autre, c’est égale! Ich bin zwar schon des Öfteren in Großbritannien gewesen, aber noch nie mit dem Fahrrad. In den Sommerferien besucht meine Frau eine berufliche Fortbildung in Glasgow . Das gibt mir Gelegenheit, eine Radtour nach Schottland zu planen, wo wir uns nach ihrem Seminar am 28.7.2011 in Fort William treffen wollen, um dort zehn Tage gemeinsam Urlaub zu machen. Ich will in Bremen starten und möglichst den direkten Weg nach Calais zur Fähre fahren. Anschließend ist eine Tour durch Südengland und Wales geplant, weiträumig um London und die dichtbesiedelten Gebiete herum, nordwärts zum Lake Distrikt und weiter nach Schottland, - also im Osten der Insel durch das ländliche Großbritannien. Zwar ist England dort bergiger als im Westen, landschaftlich aber bestimmt interessanter. Vier Wochen sollten ausreichen, wenn ich mit 100 km pro Tag kalkuliere. Ich buche zwei Zimmer für 100£ (120€) pro Tag in einer Bed & Breakfast-Unterkunft in Fort William, dem „Dalchreggan House“ , - „en suite rooms“ mit Loch View , also mit Bad und Blick auf den See! Das andere Zimmer ist für meine Tochter, die mit Interrail unterwegs ist und uns in Schottland besuchen möchte.
Dass Großbritannien kein Fahrradparadies ist, habe ich bei meinen Besuchen schon gemerkt. Freunde halten mein Vorhaben sogar für gefährlich. Kurz vor der Abfahrt berichtet mir eine Freundin, dass eine ihrer Bekannten unlängst auf einer Fahrradtour in England tödlich verunglückt ist, - nun bin ich gewarnt!
26.6. – 3.7.2011, 775 km, 1031 Höhenmeter.
26.6. – 3.7.11: Bremen – Calais (© OpenStreetMap-Mitwirkende (OpenStreetMap, 2014))
Mit dem Zug geht es nach Bremen. Nach einer Runde um den Roland auf dem Rathausplatz wage ich mich hinaus aufs platte Land: in den „Schweinegürtel“.
26.6.11: Der Roland in Bremen (Niedersachsen)
Der leichte Gegenwind treibt mir den Geruch von Gülle und Schweineställen entgegen. Es regnet leicht, das gibt den Bauern Gelegenheit, die ätzend riechende Flüssigkeit auf den Feldern zu verteilen. Riesige Hallen mit schornsteinartigen Aufbauten säumen meinen Weg. Sie gleichen Industrieanlagen, - als „Ställe“ kann man sie kaum noch bezeichnen. Ich bin an der Westküste Schleswig-Holsteins groß geworden, solche gigantischen Schweineställe gibt es dort nicht. Die Bauern hier leben von Schweinen, Geflügel und Biogas, darum gleicht Niedersachsen hier auch einem riesigen Mais-Labyrinth. Man scheint gut daran zu verdienen, denn die Bauernhäuser sind riesig und meist brandneu, - schöne Fachwerkbauten mit reetgedeckten Kapellen davor, in denen eine Marienstatue steht! Ein ungewohnter Anblick für mich, denn in meiner Heimat Dithmarschen gibt es ebenfalls große Bauernhäuser, aber katholisch ist man dort nicht, sondern - im Gegenteil - sogar ziemlich „unkirchlich“.
Der Campingplatz in Werlte ist zwar nicht schön, aber die Sanitäranlagen sind perfekt, - derartigen Luxus werde ich die nächsten Wochen nicht mehr zu sehen bekommen!
26.6.11: Schweinestall ( Niedersachsen)
Auch am nächsten Tag nur plattes Land, meist sandig und moorig. Wenige Menschen sind unterwegs, auch Tiere sieht man kaum, obwohl dies die Gegend mit der höchsten Dichte an Großsäugern in Europa ist, wenn nicht sogar der Welt, - aber die Tiere stehen wohl alle im Stall! Die einzige Attraktion bilden die Hünengräber, die überall im Land verteilt sind, - alle 3 km eines. Sie sind schon vor langer Zeit aufgebrochen worden und die Steine wurden zerkleinert, wahrscheinlich für den Bau der Bauernhäuser. Nur Reste sind noch übrig. Die Innenstadt von Meppen präsentiert sich im gleichen Einheitslook wie Hunderte andere deutsche Städte. Ich schreibe meiner Tochter eine Karte, - natürlich mit einem Schwein darauf. Heute ist es mit 30°C ziemlich heiß, das macht den Schweinegeruch noch schöner!
27.6.11: Hünengrab ( Niedersachsen)
Bei Nordhorn überquere ich die Grenze zu den Niederlanden und das Bild wandelt sich. Im Schatten großer Bäume führt mein Weg an einem schnurgeraden Kanal entlang nach A lmelo , wo ich mich prompt verfahre und nicht wieder aus der Stadt herausfinde. Ich bin mit den niederländischen Fahrradwegen und den Fahrradwegweisern noch nicht vertraut und orientiere mich wie gewohnt in der Stadt nach der Himmelsrichtung und den Wegweisern für die Autos. Immer wieder treffe ich auf Straßen, die für Fahrradfahrer gesperrt sind. So hatte ich mir das „Fahrradparadies Niederlande“ nicht vorgestellt! In den nächsten Tagen lerne ich schnell, dass hier Autos und Fahrräder völlig getrennt geführt werden. Die Fahrradwege verlaufen oft anders als die Straßen und sind gesondert beschildert. Man kann alle Hinweisschilder für Autos getrost vergessen und muss sich nur auf die Fahrradwegweiser konzentrieren. Mit Autos kommt man kaum in Berührung. In den nächsten Tagen genieße ich diese einmalige Infrastruktur, - verglichen damit, sind die Fahrradwege in Deutschland dilettantisch angelegt. Gegen 19:30 Uhr erreiche ich nach 132 km erschöpft einen Campingplatz, - zu heiß heute und zu viele Kilometer! Vor dem Schlafen lese ich noch ein wenig in meinem Buch „Schöne Aussicht“ (Kempowski, 1981).
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