Roger Aeschbacher - Der Ponyferrari

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Zaubern kann man nicht im realen Leben. Aber mit Wissenschaft geht es fast genauso so gut. Prof. Knack ist ein genialer Professor. Er erfindet allerlei wundersame Gerätschaften. Milena und Sigi stehlen Prof. Knack eine besondere Füllfeder. Man erstellt mit dem Stift einfach eine Zeichnung eines gewünschten Dinges. Dann aktiviert man den Stift und die gezeichneten Gegenstände werden sofort per Miniaturtechnik hergestellt. Dumm nur, dass Sigi und Milena ein Zwitterwesen zwischen rosarotem Pony und feuerrotem Ferrari erschaffen – ein Ponyferrari eben. Das macht einige Probleme. Als auch noch der gemeine Kai und seine Bande den Stift an sich bringen wollen, wird es richtig gefährlich.

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Roger Aeschbacher

Der Ponyferrari

Was geschah, als Sigi und Milena den Zauberstift von Professor Knack stahlen.

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Inhaltsverzeichnis

Titel Roger Aeschbacher Der Ponyferrari Was geschah, als Sigi und Milena den Zauberstift von Professor Knack stahlen. Dieses ebook wurde erstellt bei

ERSTES KAPITEL

ZWEITES KAPITEL

DRITTES KAPITEL

VIERTES KAPITEL

FÜNFTES KAPITEL

SECHSTES KAPITEL

SIEBTES KAPITEL

ACHTES KAPITEL

NEUNTES KAPITEL

Impressum neobooks

ERSTES KAPITEL

I

Der Pausenplatz des größten Schulhauses der kleinen Vorstadt lag von der Sommersonne mächtig aufgeheizt da. Vom aufgeweichten Asphaltbelag stieg die Luft flirrend auf. Die kleine Birke neben dem Eingang zum Hauptgebäude ließ ihre Blätter schlapp hängen. Auch die Biokräuter in den Kistchen am Rande des rechteckigen Platzes dürsteten nach Wasser. Zwar hielten sie der trockenen Hitze noch stand, aber sie verströmten nur noch schwach ihre wohlriechenden Düfte. Alles Leben schien in der Gluthitze zum Stillstand gekommen zu sein. Selbst die riesige Schulhausuhr war benommen und ihre Zeiger schleppten sich nur mühsam voran. Endlich schob sich die große Hand auf 12 Uhr.

Die mächtige Schulglocke trat in Aktion und zeigte melodiös und immer stärker anschwellend die Mittagspause an.

Die wegen der Sommerhitze in ihren ungekühlten Schulzimmern gründlich verschwitzten Schüler hatten dieses Signal sehnlich erwartet. Sogleich packten sie ihre Sachen und drängelten unter großem Getöse aus dem Schulgebäude. Schnurstracks überquerten sie den Pausenhof und eilten nach Hause zu Muttern an den Mittagstisch. Schnell war der riesige Pausenplatz wieder fast leer.

Nur in der Mitte des Platzes stand noch ein Junge.

Es war Sigi Sanftic und der hatte gewaltige Angst, denn Sigi war nicht alleine. Der für seine 12 Jahre ziemlich hochgeschossene Junge war vom stiernackigen Kai und seinen brutalen Freunden eingekesselt. Diese fuhren auf ihren Fährrädern im Kreis um Sigi herum, lachten höhnisch und machten aggressive Sprüche.

„Sigi Saftfisch!“, rief einer.

„Figgi Saftfisch!“, höhnte ein anderer.

Ein Dritter, der nicht besonders schlau war und dem nichts wirklich Kreatives einfiel, blökte ganz einfach „Sigi Schwuchtel!“

Die unappetitlichen Pöbeleien dieser Flegel waren nicht der Grund, warum Sigi Angst hatte. Sigi hatte nie Angst und vor solchen Dummköpfen schon gar nicht. Der Junge war einfach nur besorgt, weil er befürchtete Milena zu verpassen. Milena war eine Schülerin aus seiner Parallelklasse. Sie fuhr immer um 12 Uhr - nach der Vormittagsschule - nach Hause zum Mittagessen. Das Mädchen, das gleich alt wie Sigi, aber im Gegensatz zu ihm klein und zierlich war, wohnte im gleichen Vorort wie Sigi, ganz in der Nähe von Basel. Sigi beeilte sich daher immer, um spätestens zwölf Uhr bei den Fahrradunterständen zu sein. So konnte er gleichzeitig mit Milena losfahren, ohne dass jemand Verdacht geschöpft hätte. Sigi wusste, dass seine liebste Mitschülerin ohne ihn losführe, wenn er bis Punkt 12 Uhr nicht bei den Fahrrädern aufgekreuzt wäre.

Damit lag er richtig. Milena würde nie auf ihn warten, denn sonst dächten ihre Kolleginnen, dass sie und Sigi ein Liebespaar wären. Dann hätten diese Milena vielleicht sogar gefragt, ob sie und er miteinander gingen. „Sigi? Pfft!“, hätte Milena ihnen dann geantwortet. „Der gefällt mir doch nicht.“

Aber das stimmte nicht. Milena mochte Sigi Sanftic. Sehr sogar! Der Junge gefiel ihr, weil er für seine zwölf Jahre bereits ziemlich hochgewachsen war. Sigi getraute sich, seine krausen Haare noch länger wachsen zu lassen als alle seine Kollegen. Meist konnte man seine grünbraunen Augen unter den dichten dunkelbraunen Locken kaum entdecken. Wenn es ihr aber für einmal gelang, ihm in seine Augen zu sehen, leuchteten diese wie ein Tigerauge. Milena mochte diesen großen Jungen, ja, aber das hätte sie nie vor ihren Freundinnen zugegeben. Wenn ihr heimlicher Schatz Punkt Zwölf nicht bei den Unterständen war, dann war sie immer schwer enttäuscht. Auch sie wollte mit Sigi - und nur mit ihm! - zusammen nach Hause fahren. Sie liebte es, wenn er neben ihr fuhr und Späße auf seinem Drahtesel machte. Sigi konnte auf seinem Rad sogar freihändig fahren. Das machte Milena gehörigen Eindruck, denn freihändig zu fahren hätte sie sich nie getraut.

Momentan war Sigi aber noch von Kai und seinen Kläffern eingekreist, die grölten wie ein Haufen betrunkener Grobiane, die Streit suchen. Sigi überlegte sich, ob er sich in das Rad eines dieser Rabauken werfen sollte. Das würde ihm sicher gehörig weh machen, aber auch sein Gegner könnte böse auf die Schnauze fallen. Allerdings würde er dann sogar noch Gefahr laufen, dass Kais Idiotenbande sich dafür rächen würde. Keine gute Idee!

Sigi steckte seine Hände in die Taschen seiner nach unten immer breiter werdenden Jeans. Weil er die Hose extra tief auf seinem Gesäss trug, sah er mit seinen langen Armen noch schlaksiger aus, als er eh schon war. Sigi zermarterte sich das Hirn, um einen Weg zu suchen, den doofen Anpöbeleien zu entgehen. Als der 12-Jährige schon aufgeben wollte, sah er Pauli aus seinem Kabäuschen kommen.

Pauli war der dicke Hausmeister des Schulhauses Fröschmatt. In seinem Mund steckte immer ein Zigarrenstumpf. Rauchen durfte Pauli diesen gerollten Pferdedung in der Schule natürlich nicht. Also schob er den Zigarrenstummel jeweils nur von einem Mundwinkel in den anderen. Dabei zerknautschte er den Stummel bis dieser in der Form zu seinem mürrischen und unrasierten Gesicht passte. Pauli voraus ging wie immer sein riesiger Bauch. Dieser Bauch sah aus wie eine Pauke. Eingepackt war die Pauke in ein geripptes weißes Unterhemd. Pauli trug zwar einen blauen Arbeitsmantel, aber der war viel zu klein um seinen mächtigen Bauch verdecken zu können. Knöpfe hatte der blaue Kittel deshalb schon lange nicht mehr. Die waren vor mehr als dreißig Jahren abgerissen, als der Abwart zum ersten und letzten Mal versucht hatte seinen Bauch einzupacken. Seither war sein Bauch wie ein Hefekuchen im Ofen nur noch weiter aufgegangen.

Pauli kam mit raschem Schritt auf die Gruppe um Sigi zu. Weil es sommerlich heiß war, begann er sofort zu schwitzen. Dicke Tropfen zeigten sich auf seiner Stirn und auf seinem Unterhemd bildete sich auf Höhe des Brustbeines ein ovaler Schweissfleck, so groß wie eine Pfütze.

Sigi glaubte, dass ihm der dicke Hausmeister zu Hilfe kommen wolle. Der aber rumpelte nur etwas von „Saubande … Fahrverbot … Schieben lernen!“ Offenbar hatte es Pauli nicht gestört, dass Kai und seine Schergen einen Schüler vermöbeln wollten. Den übergewichtigen Abwart störte einzig, dass die Bande mit ihren Rumpelrädern über seinen Pausenplatz fuhr. Nur das hatte ihn zur Weissglut getrieben. Fahrradfahren war auf dem Areal des Schulhauses Fröschmatt natürlich strengstens verboten!

Als Mike, der Kleinste von Kais gemeiner Bande, vom keifenden Hausmeister aufgeschreckt wurde, stoppte er sein Rad abrupt. Prompt fuhren die anderen Buben einer nach dem anderen ineinander. Blech schlug auf Blech und es schepperte und knallte wie bei einem besonders heftigen Sommergewitter. Den Donner zum diesem metallischen Gewitter lieferte Pauli. Er fuchtelte wild mit seinen Armen und rumpelte: „Folterknechte … Supergauner … Terroristen!“ Beinahe wäre ihm sein Stumpen aus dem Mund gefallen.

Kai und seine Unterhunde lagen wie umgeworfene Kegel am Boden, doch sie hatten keine Zeit sich über irgendwelche Schürfungen oder blaue Flecken Gedanken zu machen. Momentan war der wie ein gewaltiger Tornado näher brausende Pauli ihre größte Sorge. Sie schnappten sich ihre Räder und stoben wie die Fliegen in alle Richtungen davon.

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