Harry Peh - Eine von den Vermissten

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Eines Tages kommt Elises Tochter von der Schule nicht nach Hause. Alle Nachforschungen und die Suche nach ihr bleiben erfolglos. Für Elise beginnt ein langer Weg der Trauer, des Selbstzweifels und der schmerzhaften Beantwortung der Frage: Wer bin ich und wie ist mein Leben und das meiner Familie verlaufen?

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Ich sehe auf den Boden. Mein Herz ist ein wenig unkenntlicher geworden, weil ich mich durch mich selbst habe ablenken lassen. Einige Tropfen sind in das Herz gelangt, andere darüber, darunter oder auch daneben. Das Herz ähnelt jetzt eher einem modernen Gemälde, abstrakter Kunst. Meine Mutter tritt auf mich zu. Sie greift nach meiner Hand und schreit mich an, was ich denn mache und dass ich anders mit der Situation umgehen müsse. Außerdem brauche mich Georg doch jetzt mehr denn je. Ja, ja, meine liebe Mutter. Immer schön Herrin der Lage sein. Nur nichts anmerken und schon gar nichts anbrennen lassen. Georg braucht mich also. Alle brauchen mich. Warum nur? Warum brauchen mich alle anderen so urplötzlich? Braucht überhaupt irgendjemand irgendwen? Wer setzt solchen Blödsinn überhaupt in die Welt? Und warum sind Menschen so einfältig, solche Phrasen als universelles Heilmittel zu sehen; so einfältig wie meine Mutter. Ich kann in diesem Augenblick eine Hitliste der Lebensweisheiten aufstellen, die ich als einfache Plattitüde gehüllt, innerhalb der nächsten Tage und Wochen von ihr serviert bekommen werde. Ganz oben steht 'Zeit heilt alle Wunden', dicht gefolgt von 'Was glaubst Du, was nach dem Krieg los war?' Bestimmt wirft sie mir auch ein entspanntes 'das Leben geht weiter' zu. Natürlich geht das Leben weiter. Fragt sich nur, wie.

Dieses Leben ist für mich bereits beendet, ohne dass ich etwas dazu getan hätte. Wenn meine Mutter also sagt, das Leben ginge weiter, so sprechen wir von zwei völlig verschiedenen Dingen. Vielleicht wird für mich ein neues Leben beginnen. Wann und wie das aussehen wird, kann niemand sagen, am allerwenigsten jedoch meine Mutter. Denn sie wird daran nicht teilhaben. In gewisser Hinsicht ist sie schuldig. Wo exakt ihre Schuld liegt und in welchen Dingen oder Situationen sie sich an mir und Henrike, an meinem Vater und was weiß ich noch wem, vergangen hat, kann ich nicht genau sagen. Oder doch, ich könnte tausend grauenhafte Dinge erzählen. Und dass sie schuldig ist, steht für mich fest. Sie ist schuldig, dass ich geboren wurde. Und dass dadurch indirekt Maria geboren wurde. Und dass sie jetzt tot ist. Warum die ganze Mühe? Warum denn nur der ganze Aufwand, die unerträglichen Schmerzen, das Formen, also das, was wir Erziehung nennen, wenn am Ende das Kind getötet wird? Da ist er wieder, dieser Blick meiner Mutter, wenn sie Zustimmung erwartet. Wenn sie erwartet, man möge sich ihrer Lebensweisheit unterordnen, ihrer Lebenserfahrung huldigen. Diese Hybris! Dieser Anspruch! Dieser gespielte Anspruch höheren Denkens und Fühlens einer einfachen Frau. Ich muss lachen. Immer fühlte sich meine Mutter einer anderen Kaste zugehörig, als der, der sie eigentlich entstammt und der sie nie entfliehen konnte und nie entronnen ist. Erst wähnte sie sich in anderen Sphären, dann ihren Ehemann, meinen Vater, dann Henrike und dann schließlich mich. Niemand hat sich dagegen gewehrt. Außer mir. Sie ist so provinziell. Alles an ihr ist klein, muffig, eingebildet, begrenzt und stark limitiert. Sie ist schlicht und einfach provinziell. Dabei aber eine grande dame. Sie erinnert mich an Henrike. Henrike kommt sowieso nach ihr, viel mehr als ich und ich war dafür noch niemals dankbarer als in diesem Augenblick.

Dieser Gedanke setzt sich in mir fest. Und ich muss weinen. Henrike kommt nach meiner Mutter, geformt nach ihrem Ebenbild und zu dem einzigen Zweck geboren, andere zu terrorisieren und ihnen Leid zuzufügen. Sie darf leben. Sie beide dürfen leben. Und Maria, die so gar nichts von diesem Menschenschlag hatte, musste sterben. Das ist ungerecht. Es ist ein Segen für die Familie und die ganze Menschheit, dass Henrike keine Kinder hat und hoffentlich wird sie niemals welche bekommen. Wenn ich mir vorstelle, sie hätte eine Tochter, die auch nur im Ansatz so wäre wie die Mutter und die Großmutter. Nein. Das ist wirklich unerträglich. Meine Mutter wendet sich wieder an mich. Sie faselt irgendetwas von Fotos von Maria, die ich noch nicht hätte und unbedingt einkleben soll. Ich will keine Fotos einkleben. Jetzt nicht, heute nicht. Morgen auch nicht. Und überhaupt nie möchte ich Fotos einkleben. Meine Mutter verursacht mir Brechreiz. Die ganze letzte halbe Stunde war mir latent schlecht. Aber jetzt, wenn ich mir dieses kleine Häufchen Elend betrachte, wird mir wahrhaftig übel. Ich kann sie nicht mehr sehen. Es gibt einen Moment in eines jeden Leben, da weiß man genau, definitiv und irreversibel, dass man mit einem Menschen fertig ist. Restlos und ein für allemal. Diesen Moment habe ich jetzt. Vielleicht habe ich meine Mutter nie geliebt, bis jetzt jedenfalls habe ich sie nur gehasst. Aber in einem einzigen Augenblick verfliegt die Liebe, nach einem weiteren der Hass und außer einem kleinen Bedauern, das hier und da hin und wieder kurz aufflackert, ist nichts mehr da. Man wünscht sich nichts mehr, man vermisst nichts mehr und man erwartet nichts mehr. An die Stelle all dieser bedauerlichen Inhalte, die wir Familie nennen, tritt eine erfüllende Leere, ein mit Gewissheit ausgefülltes Vakuum, dass wir nur vollständig allein glücklich sein können. Oder unglücklich.

Sie muss jetzt aus meinen Augen, und besser noch, aus meinem Leben verschwinden. Für immer. Ich kann die unglaubliche Befreiung bereits erahnen. Vielleicht nimmt sie auch die weltenschwere Last von meiner Brust, die nicht von mir gewichen ist. Ich muss sie verletzen, sie dazu zwingen, selbst zu gehen. Das Haus für immer zu verlassen. Mein Haus. Ich greife das Thema der Fotos wieder auf. Ich frage sie nach Kinderfotos. Nicht nach irgendwelchen. Nein, nein, so einfach kommt sie mir nicht davon. Ich frage sie nach Fotos von meinem Vater und mir. Ich weiß, das ist ihr wunder Punkt. Und bereits windet sie sich unsicher und nach einer Lüge suchend. Sie will wieder lügen, so wie sie es immer getan hat. Sie weiß, dass mein Vater sie gehaßt hat, aber die Kinder liebte, über alles. Sie hat deshalb alle Andenken dieser Liebe verbrannt. Sie konnte es nicht ertragen, dass er seine Kinder liebte, sie aber verabscheute. Ich fordere die Fotos. Sie sagt, es gebe keine, hätte nie welche gegeben. Und dass mein Vater es nicht mochte, fotografiert zu werden. Ah, wie sie lügt! Ohne rot zu werden und auch sonst ohne die geringste Scham. Ich sage ihr offen ins Gesicht, dass sie lügt und dass Liebe mit Fotogenität nichts zu tun hätte. Ich sage ihr, dass Vater an jedem einzelnen dieser Fotos große Freude gehabt hatte und weiterhin hätte, sogar an denen mit Henrike. Dass er erschüttert war, als sie sagte, die Fotos seien bedauerlicherweise bei dem Küchenbrand vor zehn Jahren vernichtet worden. Ich habe ihm einmal gesagt, ganz kurz vor seinem unnatürlichen Tod, dass ich glaube, Mutter hätte die Bilder mit voller Absicht verbrannt, ja wahrscheinlich sogar vorsätzlich die Küche angesteckt. Als bewahre man Fotos in der Küche auf, womöglich noch im Eisschrank, was? Er lachte. Er wußte. Hat aber nie seine Abscheu ihr gegenüber auf uns übertragen. Das machte und macht aus ihm einen wahrhaft großen Menschen.

Ich bin direkt vor sie getreten und habe mich kniend auf ihre Gesichtshöhe begeben. So ist es besser. Auge in Auge. Solch ein definitiver Schlußstrich muss Auge in Auge vollzogen werden. Keine Million Worte können das sagen, was die Augen transportieren. Ich sage ihr also ruhig und beherrscht, dass sie die Fotos verbrannt hat. Dass sie alles vernichtet hat, was zwischen uns und Vater war. Dass sie alles vernichtet hat, was zwischen ihr und uns war. Sie weint. Das ist ihre einzige Reaktion. Warum müssen alle um mich rum nur weinen? Sie ist aufgestanden. Endlich. Sie ruft in den Raum: "das Kind ist von Sinnen!" "Das Kind ist nicht von Sinnen" flüstere ich vor mich hin, "das Kind ist tot".

Als die Haustür zufällt schwört sie, das Haus nie wieder zu betreten. Sicher denkt sie, man habe ihr ein schreckliches Unrecht zugefügt. Aber sie wird es sich anders überlegen. Leider. Sie wird erst einmal Georg beeinflussen und der wird mich wieder weichkochen wollen. Wäre ja nicht das erste Mal. Dann wird sie es über Henrike versuchen. Da bin ich aber zuversichtlicher. Sie ist labil und von meinem Vortrag im Abort des Senders muss sie sich erst mal erholen. Wenn die beiden sich zusammenrotten, kann's richtig gefährlich werden. Aber was soll's, damit werde ich spielend fertig. Ich fühle mich gut. Irgendwie freier. Und die Aussicht meine Mutter tagelang, wenn nicht sogar wochenlang nicht zu sehen, erfüllt mich beinahe mit kindlicher Weihnachtsvorfreude.

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