Harry Peh - Eine von den Vermissten
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Jetzt sitzt sie da, meine Mutter, und weint und schluchzt, weil ihr Enkelkind tot ist. Sie weint, das ist ihr gutes Recht. Aber bitte schön nicht jetzt und nicht hier. Immer wieder bricht es aus ihr heraus, 'meine Enkelin' und 'meine Maria, armes Kind' Aber sie ist nicht nur ihr Enkelkind gewesen, sondern meine Tochter. Ich habe sie ausgetragen und geboren. Ich habe die Schmerzen erlitten, nicht sie. Ich habe bei Marias Geburt furchtbare Schmerzen erlitten und ich erleide seit ihrem Tod furchtbare Schmerzen.
Ich habe Maria ausgetragen und geboren, gegen alle Widerstände, vor allem aber gegen den meiner Mutter. Meine Mutter hat mich gehasst, als ich ihr eröffnete, ich sei schwanger. Ihre erste Frage lautete, ob ich schon einen Termin hätte, um es wegzumachen. Denn bei ihr, in ihrer Generation, sei so etwas alles ganz anders gewesen. Medizinisch und vor allem wegen der Leute. Das Gerede und so. Gar nicht auszudenken. Und wenn man den Bauch erst sieht, ist sowieso alles vorbei. Na ja, so war das eben, damals. Aber heute, heute hätten die Frauen doch alle Möglichkeiten. Da müsste das Kind nicht kommen. Ich wollte nicht schwanger werden. Aber als ich schwanger war, wollte ich auch das Kind. Und ich habe zum frühest möglichen Zeitpunkt mit den Ultraschalluntersuchungen begonnen. Als der Arzt sagte, ich bekäme ein Mädchen, habe ich vor Glück geweint. Ich wollte ein Mädchen, um für das Mädchen eine andere Mutter zu sein als die, die ich hatte. Ich habe meiner Mutter jeden Tag davon erzählt. Ja, ich war gehässig und gemein und wollte sie frustrieren. Ich sagte, ich hätte eine Chance, die sie niemals mehr bekommen würde.
Dann wurde Maria geboren. Noch fast drei Wochen lag ich im Krankenhaus, davon zwei Wochen auf der Intensivstation. Davon drei Tage im Koma. Im künstlichen, wie die Ärzte betonten. Es hatte Komplikationen gegeben. Natürlich. Das Kind hatte sich nicht so gedreht wie es sollte und außerdem, drohte es an der Nabelschnur zu ersticken. Die Operation mußte innerhalb von Sekunden beginnen. Und sie begann, bevor das Narkotikum vollständig wirkte. Die Schmerzen habe ich kaum ertragen und dennoch wurde ich nicht bewußtlos. Ich glaubte, sie wollten mir das Kind nehmen. Es rausreißen. Und dazu mussten sie mich ruhigstellen. Aber ich wollte nicht, dass das Kind stirbt. Noch nicht einmal meinetwegen oder wegen Maria selbst. Ich wollte, dass das Kind für meine Mutter lebt. Ich wollte, dass es als lebendiges, als schreiendes, scheißendes und sabberndes Zeichen meines Hasses auf sie lebt!
Als ich aus dem Koma erwachte, brachte man mir meine Tochter. Sie war ganz lieb und grunzte zufrieden vor sich hin. Dabei wischte sie sich unkontrolliert mit den kleinen Händchen an den Augen herum. Leider war ich noch zu schwach, es selbst halten zu können. Meine Mutter war im Zimmer. Und doch musste die Schwester das Kind nehmen. Meine Mutter wollte ihr eigenes Enkelkind nicht auf den Arm nehmen. Niemals zuvor in meinem Leben und seitdem auch nicht mehr, habe ich einen solchen Ekel empfunden. Noch niemals vorher empfand ich einen Menschen derart abstoßend wie meine Mutter in diesem Moment. Unser Verhältnis war nie gut, vielleicht sogar zu der Zeit schon irreparabel geschädigt. Aber seit jenem Moment am Krankenbett ist meine Mutter für mich gestorben. Dass sie jetzt hier in meiner Küche sitzt, an meinem Küchentisch weint, meine zerrissenen Nerven weiter zersetzt, ist eine Geste meines Mannes und meiner Schwester. Niemals hätte ich es zugelassen, dass sie mein Haus betritt.
Mein Mann hat es sicher gut gemeint. Er meint es immer gut, weiß aber nicht, was er wirklich in mir bewegt. Was meine Mutter angeht, so kann er es so gut meinen wie er will, immer wird er einen Fehler machen. Ich habe ihm das nie gesagt, auch heute nicht. Warum auch? Warum die Dinge unnötig komplizieren? Wir hatten bis jetzt ein gutes Leben. Unter anderem deshalb, weil ich ihn stets in dem Glauben gelassen habe, er mache alles richtig und ich sei rundherum zufrieden. Er sah und sieht sich als Integrator, als Mensch, der Menschen zusammenbringt. Er ist der Typ von Idealist, der nicht versteht und nie verstehen wird, dass man manche Menschen niemals zusammenbringen kann oder sollte. Ja, dass es schädlich oder sogar tödlich sein kann, wenn man solch hehre Ziele verfolgt. Er hätte mich nicht verstanden. Und er will mich nicht verstehen, weil er glaubt, dass er so simple Gedankengänge viel globaler sieht und deshalb über ihnen steht. Das liegt glaube ich an seiner akademischen Ausbildung. Als wir uns kennenlernten, habe ich zu ihm aufgeschaut, weil er doch so gebildet war und ich nur eine kleine Immobilienkauffrau. Jedesmal, wenn wir irgendwo eingeladen waren, wurde mein Defizit mit einem Lächeln quittiert. Ich habe damals schon empfunden, dass dieses Lächeln ein Lächeln des Mitleids war, dass man meinen Mann aber dennoch verstand, spätestens nachdem man mich gemustert hatte. Ich habe ihm deswegen nie Szenen gemacht. Aber ich bin auch nicht stehengeblieben. Ich habe mich fortgebildet. Ich wurde Mutter und habe mich trotzdem weiterentwickelt. Viele hatten das nicht für möglich gehalten, am wenigsten meine eigene Mutter. Aber dann bestand ich die Prüfung zur Fachwirtin. Ich wurde befördert, erhielt erheblich mehr Geld. Und als ich dann die Sparte der Gewerbeimmobilien verantwortlich übernahm, habe ich sogar mehr verdient als mein Mann. Nicht, dass ich darauf besonders stolz gewesen wäre oder war oder mir darauf irgendetwas eingebildet hätte. Aber ich habe aufgehört, zu meinem Mann aufzuschauen. Und plötzlich sahen mir auf den Empfängen dieselben Leute, die mir vorher auf meine Beine, meine Hüfte oder meine Titten geglotzt hatten, also dieselben Leute, die zu dicht an mir vorbeigingen, wenn sie sich ein neues Getränk holen wollten, dieselben Leute sahen mir jetzt in die Augen. Und ich stellte fest, dass sie noch viel kleiner waren als sie vorher gewirkt hatten. Mein Mann meinte es immer gut, wenn er mich mitnahm. Er glaubte, es würde mir gut tun, wenn ich 'mal raus' käme. Heute glaube ich, dass eher ich ihm einen Gefallen getan habe.
Das alles kommt mir so weit entfernt vor. Alles, was vor Marias Tod vorgekommen oder nicht vorgekommen ist, was schön oder unschön, erfreulich oder peinlich, glücklich oder schmerzhaft war, ist jetzt so weit entrückt, dass ich mich daran gar nicht mehr erinnern kann. Das heißt, erinnern kann ich mich schon, sogar sehr detailliert; vielleicht erinnere ich mich sogar exakter daran, kann ganze Dialoge so vortragen wie sie sich vor zehn oder zwölf Jahren exakt zugetragen haben. Aber ich kann diese Momente nicht mehr fühlen. Mir fehlt jede emotionale Bindung an das Geschehen. Ich sehe Menschen lachen, weinen, schreien oder still sitzend vor sich hinstarren, aber ich kann deren jeweiligen Gemütszustand nicht mehr nachempfinden. Alles hat auf einmal nur noch eine einzige Bedeutung, also keine.
Ich betrachte meine Hände und streichle die linke mit der rechten. Es erschreckt mich festzustellen, dass ich mich seit Marias Verschwinden und Tod zum ersten mal berühre. Bewußt jedenfalls. Aber irgendwie besteht eine Distanz zwischen mir und mir selbst, das heißt zwischen mir, meinem Ich und auch irgendwie meinem Körper. Ich fasse mich an, fühle die Berührung auch, aber ich empfinde nichts dabei. Keine Gemütsregung. Ich schlage mit der einen Hand auf die andere, erst langsam, dann schneller und heftiger. Ich möchte wissen, wo der Schmerz beginnt. Und als ich mich schlage, wahrhaftig schlage, stellt sich auch so etwas ein wie Schmerz oder das, was ich früher als Schmerz bezeichnet hätte. Und doch kommt der Schmerz oder das, was ich gerade mit mir tue, nicht bei mir an.
Ich versuche dasselbe mit einem Messer. Das geriffelte Küchenmesser, mit dem ich früher mit Maria Tomaten schnitt, um einen leckeren Tomaten-Mozzarella-Teller anzurichten. Ich ziehe es über meinen Handrücken. Haut zerschneidet sich leichter als man gemeinhin denkt. Das Blut läuft schnell über den Handrücken und obwohl man es durch das Drehen der Hand abfangen könnte, bildet es an der Handkante große Tropfen, die der beigefarbene Teppich gierig aufsaugt. Ich versuche, durch gezieltes Tropfen ein Muster in den Teppich zu malen, eines hereinzubrennen, das mich ewig an diesen Moment erinnern soll. Ein Herz. Ein Herz für meine Tochter. Ein unzertrennliches Zeichen unserer Liebe und Verbundenheit. Es gelingt mir gut. Man kann das Gebilde durchaus als Herz erkennen, auch ohne sich besondere Mühe zu geben. Für einen Moment habe ich richtig Gefallen an meinem Spiel. Doch fließt das Blut bereits spärlicher und um das Spiel am Leben zu erhalten, muss ich nachschneiden. Und dann fließt es wieder. Es pocht und brennt und pocht und gluckst und fließt. Auch pulsieren die Ströme leicht. Das pure Leben. Dieses ganz leichte, fast unmerkliche Pulsieren. Als ich vor knapp zwölf Jahren zum ersten Mal die Ultraschallaufnahmen auf dem Bildschirm sah, konnte ich es zuerst gar nicht erkennen. Das sanfte regelmäßige Schlagen des Herzens meiner ungeborenen Tochter. Der Arzt musste mich darauf hinweisen. Er zog einen Stift aus der Kitteltasche und klopfte damit gegen den Monitor. 'Da schlägt es! Sehen Sie nicht, wie es schlägt?'
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