Es ist also wichtig, sich vorher das „Wie?“ zu überlegen.
Und natürlich das „Wer?“!
Gerade in Deutschland muss man bei sowas ganz vorsichtig sein.
Da kann man nämlich ganz schnell in einer Ecke landen, in die man ganz und gar nicht gesteckt werden wollte.
Legen Sie zum Beispiel diesen türkischen Typen von gegenüber um, weil der bei jedem Türkeispiel hupend durch seine Garage fährt, hat die Tat sofort keinen persönlichen Hintergrund mehr, sondern ist automatisch ausländerfeindlich.
Das lässt sich auf nahezu jede Volksgruppe anwenden.
Insofern sollte man sich genau informieren, wen man da gerade umlegen will.
Sonst hat man, ohne es zu wollen, plötzlich den Nationalrat der Juden gegen sich.
Und damit kann man sich dann wirklich jede Veröffentlichung abschminken.
Und Talkshows schon überhaupt.
Da kann man dann höchstens noch in die FDP eintreten.
Und das will doch niemand!
Also immer schön darauf achten, dass man auch ja echte Deutsche umbringt.
Ein anderer Punkt ist dann natürlich, auf wen man es dabei abgesehen hat.
Wie gesagt, Kinder sind immer schlecht.
Damit gewinnt man keine Sympathiepunkte.
Außerdem gerät man damit schnell in den Verdacht der Kinderschändung.
Und das muss ja auch nicht sein.
Denn auch das spricht letzten Endes eine zu kleine Zielgruppe an.
Und, ehrlich gesagt, auch die falsche.
Auf der anderen Seite gibt es da natürlich auch noch einen anderen Punkt.
Das kann Ihnen jeder ehrliche Autor oder Maler oder Bildhauer oder Musiker bestätigen: Man kann es niemals allen recht machen!
Das geht einfach nicht.
Es gibt immer irgendjemanden, der das, was Sie tun, nicht gut findet.
Und seien es die Angehörigen.
Also bei wem würden die meisten Leute sagen: „Ach, ja, okay... soooo schlimm is das nu auch nich!“?
Nun... es gibt da ein paar Gruppen!
Man kann natürlich auch versuchen, sich nicht die Hände schmutzig zu machen.
Die Arbeit von jemand anders für sich ausnutzen.
Aber das funktioniert meist nicht.
Außerdem gibt es dafür zu wenig wirklich „gute Morde“.
Aber versuchen Sie’s!
Gehen Sie die Zeitung durch.
Suchen Sie sich ein paar schöne Sachen heraus.
Und behaupten Sie dann, Sie waren es.
Da kommt man Ihnen schnell auf die Schliche.
Die Polizei findet es heraus.
Findet vielleicht sogar den richtigen Mörder.
Stellt fest, dass es zwischen den Taten keinen Zusammenhang gibt.
Dass Sie nur ein Spinner sind.
Wie stehen Sie dann da?
Als Idiot!
Als Irrer!
Man wird sich auch mit Ihnen beschäftigen.
Aber nicht in Talkshows.
In einer geschlossenen Anstalt!
Bevor Sie sagen können, dass das alles nur ein Scherz war, landen Sie in einer Gummizelle.
Oh, und vielleicht noch nicht einmal das.
Vielleicht sind Sie dumm genug, das falsche Verbrechen zu gestehen.
Weil es in der Zeitung so gut klang.
Mord an ein paar Prostituierten.
Das hat schon dem guten Jack the Ripper ne tolle Presse beschert.
Also treten Sie ins Rampenlicht und sagen, Sie waren es.
Im Zweifel können Sie ja später immer noch sagen, dass es nur ein Scherz war.
Ein Publicitygag.
Für Ihr Buch.
Doch nein, man glaubt Ihnen.
Nicht der Richter.
Nicht die Presse.
Nicht die Polizei.
Sondern die russische Mafia.
Denn Sie haben den Artikel nicht bis zu ende gelesen.
Und sind in einen Bandenkrieg hineingeraten.
Die Mafia glaubt Ihnen.
Und schickt Ihnen jemand vorbei.
Nicht zum Reden.
Nicht für ein Interview.
Nicht um Ihnen die Beine zu brechen.
Um sich zu rächen.
Langsam.
Grausam.
Qualvoll.
Okay, dadurch bekommen Sie eine Schlagzeile.
Werden vielleicht berühmt.
Für eine kurze Zeit.
Als Opfer des Mafiakriegs.
Haben Sie Ihr Buch schon fertig?
Wenn ja, deponieren Sie es so, dass man es auch findet.
Dann wäre das ganze vielleicht nicht völlig umsonst gewesen!
Und Sie werden veröffentlicht.
Gut, da haben Sie nicht mehr viel davon.
Aber eins weiß der Handel doch ganz genau: Es gibt einen Schriftsteller, der sich besser verkauft als alle anderen.
Ein toter Schriftsteller!
Ich bin mehr der unauffällige Typ.
Sie kennen das: der, dem die Nachbarn sowas nie zugetraut hätten.
Der immer brav ist.
Den Hund nicht tritt.
Die Kinder nicht verhaut.
Die Frau nicht schlägt.
Falls er eine hat.
Haben solche Leute Frauen?
Ich weiß es jetzt gar nicht.
Ich glaube, normalerweise nicht.
Ich denke, sie leben bei ihrer Mutter.
Bis zu deren Tod.
Oder in einer Wohnung.
Mehrfamilienhaus.
Unauffällig.
Grüßen immer nett die Nachbarn.
Machen keinen Krach.
Kriegen nach 10 keinen Damenbesuch.
Bringen immer brav den Müll runter.
Gehen immer schön zur Arbeit.
Pünktlich.
Tun nichts Böses.
Nichts Auffälliges.
Denken die Nachbarn.
Bis sie dann eines Tages in der Zeitung lesen, dass sie neben einem Massenmörder gewohnt haben, der in seiner Wohnung heimlich Holländerinnen verspeist hat.
„Das hätte ich nie von ihm gedacht!“
„Er war so ein ruhiger Typ!“
„Der konnte doch gar nicht kochen!“
Plötzlich sind alle überrascht.
Auch bei Terroristen.
Die Todespiloten vom 11. September.
Da hätte niemand gedacht, dass die sowas tun würden.
Die waren immer nett.
Haben nie was Schlimmes gemacht.
NA WAS DENKT IHR DENN???
DASS DIE MIT NEM SCHILD: „SELBSTMORDATTENTÄTER!“ DURCH DIE GEGEND LAUFEN?????
Manchmal zweifele ich den Verstand der Menschen echt an!
Ich meine, NATÜRLICH verhalten sich solche Leute unauffällig.
Sie wären doch bescheuert, wenn sie es nicht täten.
Ooooookay, sie sind auch bescheuert durch das, was sie dann tun.
Aber wenn sie sich auffällig verhalten würden, würden sie damit doch ihr großes Ziel gefährden.
Also ist es doch ganz klar, dass die nach außen hin so tun, als wären sie die netten Moslems von nebenan.
Auch wenn sie gerade die Vernichtung der Welt planen.
Bei den anderen ist das vielleicht was anderes.
Aber... vielleicht auch nicht!
Eigentlich, wenn man’s genau nimmt, ist Unauffälligkeit heute das auffälligste Verhalten überhaupt.
Denken Sie mal darüber nach.
Wer wohnt bei Ihnen auf der Etage?
Oder in der Straße?
Sie kennen die Leute.
Wenn auch nur flüchtig.
Überlegen Sie sich das mal.
Wer von denen bastelt gerade in seinem Hobbyraum an einer Atombombe?
Der Proll, der seine Frau und seine Kinder verdrischt?
Die Omi, die ihren Mann im zweiten Weltkrieg verloren hat?
Der unauffällige Kerl, der morgens pünktlich aus dem Haus geht und abends pünktlich wieder kommt, der immer höflich grüßt, mit dem man aber außer „Hallo“ noch kein Wort gewechselt hat?
Oder der Langhaarige mit den versifften Klamotten?
Wen von denen würden Sie am ehesten verdächtigen?
Okay, wenn der Proll irgendwann seine Frau und deren Geliebten absticht und dann in den Knast wandert ist niemand wirklich überrascht.
„Wie der schon ausgesehen hat.“
„Immer nur im Unterhemd ist der rumgelaufen.“
„Der hat schon am Morgen nach Alkohol gestunken.“
Seien wir ehrlich, Kneipenschlägereien und vielleicht das Umbringen der eigenen Familie sind wahrscheinlich das größte, was so jemand erreichen kann.
Und: Wahrscheinlich tut er nicht mal das!
Wahrscheinlich ist er nur frustriert über sein Leben.
Und während er seiner Frau eine scheuert, weil die es gerade mit seinem besten Freund getrieben hat und die Nachbarn kurz davor sind, die Polizei anzurufen, baut irgendein unauffälliger Unbekannter ganz in der Nachbarschaft eine Bombe, die den ganzen Stadtteil in Schutt und Asche legen kann.
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