Mit so etwas exklusivem.
Schwierigen.
Wie Mord!
Denn wenn man es übertreibt, ist das Ganze umsonst.
So wie beim Washington Sniper.
Der hatte eine gute Presse.
Narrte die Polizei.
War allen einen Schritt voraus.
Hätte wirklich eine Koryphäe werden können.
Wenn es sowas für Killer gibt.
Gibt es da eigentlich eine Rubrik im Guinessbuch?
Da gibt es doch für alles einen Preis.
Frau mit den größten Brustimplantaten.
Mann mit den größten Blähungen.
Warum nicht auch Serienkiller mit der größten Erfolgsrate?
Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob dieses Washington-Duo da wirklich so richtig zugehört.
Denn ein „normaler“ Serienkiller mordet ja immer aus ganz merkwürdigen Gründen.
Und der wollte wohl offensichtlich nur Geld.
Außerdem war er schwarz.
Und das ist rein statistisch schon schlecht.
Denn es gibt nur sehr wenig schwarze Serienkiller.
Die meisten sind männliche Weiße.
Spricht nicht gerade für die weiße Rasse, oder?
Jedenfalls hat es das Sniper-Duo versaut.
Man benutzt für sowas doch nicht ne Waffe, die man schon mal für nen Mord eingesetzt hat.
Da muss dann doch selbst der dümmste FBI-Beamte irgendwann dahinter kommen.
Und man lässt auch am Tatort keine Tarotkarte zurück.
Sowas macht man einfach nicht, wenn man nicht gefasst werden will.
Hätte er beides unterlassen und nach Mord Nr. 10 aufgehört...
...und man hätte nie wieder was von ihm gehört...
...DAS wäre gruselig gewesen.
Die wären ihm nie auf die Schliche gekommen.
Und er hätte seinen Enkelkindern am Lagerfeuer davon berichten können.
Wie er damals ganz Amerika in Atem gehalten hat.
Und dann... einfach aufgehört.
Nie wieder was von sich hören lassen.
Ein totales Rätsel.
Tolle Geschichte.
Okay, etwas sinnlos!
Und vor allem: Haben solche Leute ihren Enkeln am Lagerfeuer was zu erzählen?
Vielleicht geben sie ihnen ja auch nur die Adresse ungeklaerteverbrechen dot com und das war’s dann?
Aber dann braucht man auch so eine Show nicht abzuziehen.
Naja, braucht man streng genommen eigentlich eh nicht.
Es sei denn natürlich... man will irgendwann mal ein Buch veröffentlichen.
Gut, bevor ich mir hier einen Aufruf zur Gewalt nachsagen lassen muss: Nein, es ist Unrecht!
Gewalt bringt selten etwas Gutes hervor.
Eigentlich nie.
Und Kinder: Macht das nicht zu Hause nach!
Und ja: Es ist vielleicht nicht die einzige Methode, ein Buch veröffentlicht zu bekommen!
Da mag es auch andere Wege geben.
Sicher.
Vielleicht war ich ja auch einfach als Schriftsteller nicht gut genug.
Ich weiß es nicht.
Und ich möchte niemandem raten, diesen Weg zu gehen, den ich eingeschlagen habe.
Inzwischen werden Sie sicherlich ein wenig in alten Tageszeitungen gestöbert haben.
Ein bisschen durchs Internet gestreift.
Und sich kundig gemacht haben.
Über mich.
Herausgefunden haben, was ich getan habe.
Wer alles leiden musste, damit ich veröffentlicht wurde.
Sie werden in verschiedenen Newsgroups Informationen über mich gefunden haben.
Über die Vorbereitung.
Die Ankündigungen.
Die Details.
Die Webcams.
Die Fotos.
Das Bilder.
Das Blut.
Aber glauben Sie nicht alles, was Sie dort lesen.
Vieles ist wahr.
Aber manches ist wirklich übertrieben.
Und wieder meinen einige, sich auf fremder Leute Kosten wichtig machen zu können.
Die ersten Leichen waren noch fast warm, schon gab es einige, die mich angeblich ganz toll kannten.
Die mich analysiert hatten.
Experten auf meinem Gebiet waren.
Experten FÜR MICH waren.
Wichtigtuer.
Dummschwätzer.
Vollidioten!
Glauben Sie nicht alles, was Sie so lesen.
Die meisten Leute haben keine Ahnung, wovon sie da schreiben!
Oder lesen Sie jetzt dieses Buch, weil Sie es wissen?
Weil Sie den Fall verfolgt haben?
Weil Sie... ein Fan sind?
Ich bekomme ständig Briefe von solchen Leuten.
Aber auch von welchen, die mich umbringen wollen.
Ob Rosamunde Pilcher auch solche Briefe bekommt?
Fragt sich, wie sie ihr erstes Buch veröffentlicht gekriegt hat?
Also vielleicht schon!
Bevor Sie weiter lesen möchte ich hier noch einmal betonen: Ich hätte gerne einen anderen Weg gewählt!
Ganz ehrlich!
Und man kann nicht sagen, ich hätte es nicht versucht.
Ich habe eine eigene Homepage.
Mit Kurzgeschichten.
Es gibt ein paar Cartoonserien von mir.
Im Internet.
Aber das ist halt das Internet.
Man kann es für manches nutzen...
Zum Manipulieren.
Zum Beeinflussen.
Zum falsche Spuren legen.
Aber zum berühmt werden?
So richtig bekannt?
Nein, das funktioniert nur selten!
Wenn man nicht nackt auf der Domplatte tanzt, sich dabei mit Benzin übergießt und nicht gleichzeitig irgendein Fernsehteam einen dabei aufnimmt, braucht man gar nicht an die Tür zu Reichtum und Ruhm zu klopfen.
Dann lässt einen der Türsteher nicht mal in die Nähe.
Und wenn man sich nicht das hohle Gerede von Pseudopromitussen anhören will, deren einzige Leistung es ist, ihre dumme Fresse auf jeder Promiparty zu zeigen, dann gibt es halt nicht viele Wege.
Jedenfalls hab ich keinen gefunden.
Man könnte natürlich versuchen, „durch Qualität aufzufallen“...
Aber wir hatten das Beispiel von Shakespeare.
Der wäre heute wahrscheinlich Autor bei „GZSZ“.
Also was tun?
Außer Leute umbringen?
Und... das kann ja auch ganz befriedigend sein!
Wen mögen Sie am liebsten?
Den Typ, der seine Frau und sein Kind abschlachtet?
Einen, der alte Omis für deren Sparstrumpf erwürgt?
Den durchgeknallten Idioten, der mit einem geliehenen Bagger am Samstagvormittag durch die volle Fußgängerzone brettert?
Oder vielleicht den Sexualstraftäter, der jeden Freigang dazu nutzt, ein kleines Mädchen zu missbrauchen und umzubringen?
Wer ist Ihr Liebling unter den Mördern?
Über wen möchten Sie am liebsten eine Reportage sehen?
Denken Sie mal darüber nach.
Auch wenn wir vor dem Gesetz alle gleich sind – in den Medien ist Mörder nicht gleich Mörder.
Da gibt es feine Unterschiede.
Besonders auf der Beliebtheitsskala.
Wer jetzt also denkt, er könnte fröhlich durch die Lande ziehen, kleine Kinder missbrauchen und ihre Leichen verstecken und dann noch als Sonnyboy beim Prominentenquiz auftauchen, der hat keine Ahnung von diesem Business!
Denn auch wenn das keiner zugeben würde: Es gibt besser und schlechter angesehene Mordarten!
Wenn man also Mord als Karrieresprungbett benutzen möchte, sollte man sich genau überlegen, wen man ermordet.
Und wie.
Ein Beispiel:
Jemanden von einem Amboss erschlagen lassen kommt im Comic unheimlich gut.
In der Wirklichkeit sieht das ein wenig anders aus.
Denn man will ja mit seiner Tat in die Medien.
Und eine zerquetschte Leiche, eine riesige Blutlache und ein blutbesudelter Bürgersteig machen sich da halt nicht gut.
Warum?
Weil man nichts davon zu sehen kriegt.
Ein paar Blutspritzer hier und da.
Aber das war’s dann auch.
Nicht mal die niedrigste Sendeanstalt – und davon scheinen wir Tag für Tag mehr zu bekommen – würde eine durch einen Amboss verunstaltete Leiche im Fernsehen zeigen.
Sicher, man kann hier mit der Phantasie der Zuschauer spielen.
Aber seien wir ehrlich: das kann auch nach hinten losgehen!
Wenn sich der Zuschauer durch das Bild einer Blutlache von „Hey, coole Idee!“ zu „Ihhh, was für ne Sauerei!“ umentscheidet, bringt das keine positive Bilanz.
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