Kapitalisten nutzen jede soziale und katastrophale Lage zur eigenen Vorteilslage und verkehren sie für sich selbst ins Gegenteil, ins Positive, auf dem eigenen Konto: Als Kraft zur weiteren Kapitalgewinnung. Diese Kunst wird in Schriften der Kriegskunst wie in der von Sunzi, „Die Kunst des Krieges“ (Knaur 2001), oder als Prinzip im Aikido aufgezeigt und im alchemistischen Sinne als Lebensgeheimnis nachlesbar. Letztendlich bleibt bei jeder Bewegung die Frage, in welchen Dienst sie steht: Ob für den Menschen oder gegen den Menschen. Für das Leben, oder gegen das Leben.
Ergänzt wird dieser unhaltbare Zustand der reziproken Zuspitzung von Reichtum und Armut durch Gesetze, die Grundrechte aufgrund von Katastrophen-Situationen und Folgen oder durch Terrorwarnungen einschränken. Anti-Terror-Gesetze wurden ebenso ohne Volksentscheid verabschiedet wie Friedenstruppen und diskutiert werden Registrierungen von Konvertiten und zeitgleich sollen Facharbeitereinwanderungen bei weiterhin künstlich erzeugten schulischen Bildungsgefällen in Deutschland für die Wirtschaft gefördert werden. Zu fragen bleibt dann eigentlich nur: „Wer ist Deutschland?“ Der Bürger? Der Bürger ist schleichend „gläsern“ geworden und das mit Argumenten, die zunehmend aufgrund der deutschen Außenpolitik Realität werden: Er, der Bürger, könne von Terroristen in Deutschland überfallen werden – aber Verbindungen zwischen internationaler Wirtschaftspolitik zur Mehrung und Erhalt von Kapital und diesbezüglicher Ausbreitung von Macht, werden in der Demokratie nicht Infrage gestellt. Die Gewalt des Kapitals durch Permanenz und Erhalt einer Werteordnung, die Profit will und Zerstörung in Kauf nimmt, funktioniert aufgrund von Einteilungen wie, hier die Wirtschaft, da die Politik, da die Ethik und Moral. Dies gestattet ein Unpolitisches auftreten derjenigen Menschen, die in hohem Maßen mit kapitalistischen Zielen in ihrem Berufsfeld identifiziert sind. Die Wirtschaft kann sich von Politik, von Ethik, von Menschen distanzieren, und niemand kann ernstlich etwas dagegen als Argument ins Feld führen, weil sie alle ihren Job tun. Respekt vor dem Ressort des anderen, garantiert weitere Einverleibung des für den Kapitalismus notwendigen Lebendigen, das in Mehrwert zu übersetzen ist und deren Folgen Menschen wie ein Stempel auf und in den Leib gedrückt wird. Die Art und Weise, wie diese „unpolitische“ Wirtschaft arbeitet, folgt Gesetzen aus dem Tierreich: Kommunikative, verführungsträchtige Spinnennetze sorgen dafür, dass Menschen im ersten Schritt von tollen Angeboten angelockt werden. Sind sie im Netz, werden sie gelähmt, sprich, ihrer eigenen Gefühle, Vorstellungen und Meinungen entledigt. Dann kann man sie den eigenen, nicht mitgeteilten Zielen unterordnen oder einverleiben, um sie auszuweiden und systematisch weiter zu destabilisieren. Die Absicht und die Ziele, die durch Kapitalismus vorgegeben werden, nämlich, dass es den Menschen eines Volkes gut geht, wenn sie dieses Wirtschaftssystem akzeptieren, sind nicht die tatsächlichen Gründe, warum das System funktioniert und erhalten bleiben soll. Denn das primäre Ziel ist Profit und nicht Menschenliebe und Wohlergehen der vielen, sondern der wenigen Menschen.
Ohnmacht und Hilflosigkeit werden zusätzlich zu den wirtschaftlichen Entwicklungen durch politische Entscheidungen hervorgerufen und manifestiert, die vom Großteil der Bevölkerung nicht geteilt werden und deren Konsequenzen nicht absehbar sind.
Bundeskanzlerin Angela Merkel belässt die amerikanischen Atombomben im Lande, statt sie in die USA zurückholen zu lassen und marschiert mit Friedenstruppen in Krisengebiete ein. Es braut sich in jeder Hinsicht eine bunte Mischung an Konfliktherden parallel zum favorisierten Kern des Kapitalismus zusammen, die immer weniger kontrollierbar erscheinen und sich im Kern dem tiefsten Schwarz annähern. Dennoch: Man kann nicht davon ausgehen, dass das kapitalistische Grundverhältnis noch weitere Jahrzehnte moralisch und ethisch verschleiert und verbrämt werden kann: Es liegt im Prinzip offen zutage. Das wirkliche Problem, wovor Politiker und Kapitalisten zurückschrecken und was jahrzehntelang vortrefflich durch Manipulationen in jede erdenkliche Richtung mit sehr viel Geld verdreht und entfremdet wurde, ist die moralisch-ethische Basis des Handelns. Das ist das Revier der Werbung, des Marketings und der Medien, in denen geisteswissenschaftlich studierte Akademiker in den Dienst der Ökonomie gestellt sind. Auch sie arbeiten abhängig. Schlechtes, Inakzeptables, Menschenfeindliches und Zerstörerisches wird von ihnen schlecht bezahlt in Wort, Bild und Film gefasst, um Ideen zum Zwecke der Profitsteigerung als das Gute erscheinen zu lassen.
Alles ist käuflich geworden. Das Herz von Menschen wird in einer solchen barbarischen Kultur zerstückelt, der Kopf gespalten und der Bauch in die Irre geführt – wenn sie nicht an den Produkten irgendeines Nahrungsmittelskandals sterben, vegetieren sie an Krankheiten dahin, an denen die Wirtschaft dann auch noch verdient. Die Toten werden klamm heimlich an eine Gewebeindustrie verhökert und die Menschen stehen unwissentlich vor leeren Gräbern ihrer Angehörigen. Der Mensch wird von A bis Z dumm gehalten, ausgeweidet und ausverkauft.
Festzustellen ist in diesem Zusammenhang: Die Kritik des Kapitalismus wird zum Ersatz moralischer und ethischer Grundsätze, die in einer Kultur zur Regelung des Miteinanders und des Lebens von Menschen herhalten müssen – wobei die grundsätzliche Gegenüberstellung der Werte, Geld versus Mensch, nicht in Frage gestellt wird!
Moral und Ethik werden durch den kapitalistischen Wettbewerb ständig zersetzt, aufgelöst und auf immer niedrigere Motive und Orientierungen heruntergestuft, die an den Auswirkungen täglich ablesbar sind. Um diesem Vorgang Einhalt zu gebieten, wurde die Zweiklassengesellschaft aus zwei Gründen eingeführt: zum einen, um die Profitrate zu erhöhen, und zum anderen, um Moral und Ethik von Oben für die Menschen Unten zu predigen, zu verordnen und auf Einhaltung von Gesetz und Ordnung zu dringen. Gut und Böse wird willkürlich profitabel verdreht, so, wie man es situativ gerade braucht und wandelt sich im Handumdrehen wieder ins Gegenteil, wenn es demjenigen passt, der das Geld und die Macht dafür hat. Die vielfältigen Kontrollen des Bürgers erwecken den Eindruck, man kümmere sich um sie und man vertrete eine höhere, eine moralische und ethische Ordnung. Damit wird der Werteverfall im Kapitalismus zum einen hinsichtlich aller anderen Werte, die keine Profitinteressen verfolgen, verschleiert. Sie werden benutzt, um zu verwirklichen, was man eigentlich will: Profit. Zum anderen legt man den Großteil der Bevölkerung auf angemessenes und ordentliches moralisches Verhalten und ethische Gesinnung, Treue und Glauben fest, von denen man vorgibt, diese Werte selbst zu vertreten: Damit erscheint „Oben“ als bestens in einem makellosen Vorbild repräsentiert und das „Gute“ in der gesellschaftlichen Mitte positioniert: „Man kann Menschen Unten sagen, wie sie zu sein haben!“ Wie man weiß und wie man gesellschaftlich verfolgen kann, ist weniger dasjenige zur Identifikation geeignet, was man sagt, sondern dasjenige, das man tut. Da man viele Menschen in unterschiedlichen Berufsspaten mit der Systematik und Alchemie kommunikativer Kapitalisierung betraut, sickert die Methode nach Unten durch. Ergänzend kann anhand von Skandalen und deren Aufdeckung in der Öffentlichkeit nachvollzogen werden, wie es eingefädelt wird, möglichst viel Profit zu erzielen. Diese Methoden sickern bis in Kinderzimmer, werden auf Schulhöfen und in den Klassenzimmern bitterer Ernst, indem perverse Formen menschlichen Verhaltens und zerstörerische Ziele nachgespielt werden. Gezeigt wird im Spiel, was im Kapitalismus Sache ist und was alles andere als Spiel ist, sondern Zerstörung der menschlichen Seele.
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