
„An den Ecken des Vierecks, dass wir Mathematiker auch Rhombus oder Raute nennen, sitzen die vier Grundstoffe, auch Grundelemente genannt, Luft, Wasser, Feuer und Erde. Zu ihnen tritt noch ein fünftes, in der Zeichnung nicht erwähntes Grundelement, das Aristoteles Äther nannte, dieses hat besondere Eigenschaften, es war die Quintessenz, das Wesentliche, das die Kraft besaß, Leben zu spenden. Aber das führt jetzt hier zu weit, darauf näher einzugehen.“ Als ich kurz Luft holte, fragte mich die Pudeldame Micki: „Machst du jetzt eine Pause und darf ich dich etwas fragen?“ „Frage, was willst du wissen?“ ermunterte ich sie. „Bist du auch Mathematiker? Mein Respekt vor dir wird immer größer!“ „Nicht direkt, aber, ob ihr es glaubt oder nicht, ich bin ein Universalgenie!“ „Angeber“ motzte Motzki. „Angeben habe ich nicht nötig, wenn du unsere Freunde unterrichten willst, dann bitte tue es“ erwiderte ich gelassen. „Nein, nein, so war es nicht gemeint. Entschuldige, bitte“ bellte der Spötter kleinlaut zurück. „Ich erkläre euch jetzt den Ansatz von Aristoteles: „Wie gesagt, an den Ecken befinden sich die Elemente Luft, Wasser, Feuer und Erde. Die jeweils nebeneinander liegenden Elemente sind durch die Liebe verbunden, das heißt, sie vertragen sich und haben je eine gemeinsame Eigenschaft, nämlich warm, kalt, feucht oder trocken. Die sich gegenüberliegenden Elemente stehen im Gegensatz zueinander, was durch das Wort „Hass“ symbolisiert wird. Wasser löscht Feuer aus, wo Erde ist, kann keine Luft sein. Die Theorie von Aristotelesbasiert auf einer sehr menschlichen Vorstellung der Natur. Die Elemente haben menschliche Eigenschaften und der in Griechenland lebende Aristotelesempfand die Luft als warm und die Erde als trocken. Das Feuer beispielsweise hasst das Wasser, weil dieses das Feuer auslöscht.“ „Du kannst so wunderbar erzählen, ich höre dir gerne zu, du bist wirklich sehr schlau“ leitete Micki ihre Frage ein, und fuhr fort: „Ich erinnere mich aber, dass du uns den Begriff Element einmal anders erklärt hast. Damals sagtest du, dass ein chemisches Element ein Reinstoff sei, der mit chemischen Methoden nicht weiter zerlegt werden könne. Das hat ein Mensch namens Beule gesagt, das habe ich mir gemerkt“ „Da hast du wirklich gut aufgepasst, der Mann hieß John Boyle. Er hatte in einem Aufsatz mit dem Titel „The Sceptical Chemist“ seine Überlegungen erläutert. Kurz und gut, das Wort Element wird bei Aristotelesanders gebraucht. Das war eben auch schon vor mehr als zweitausend Jahren und außerdem könnt ihr Aristotelesund seine Theorie auch abhaken, weil weitere Erkenntnisse gezeigt haben, dass diese Theorie so nicht gilt. Aber für heute ist jetzt Schluss, Fortsetzung folgt.“ Bei unserem nächsten Treffen tobten wir wieder erst eine Weile herum, jeder jagte jeden, doch dann setzten sich meine Freunde im Halbkreis um mich herum und Rambo, ein ängstlicher Kampfhund, bat mich ganz lieb: „Toni, wenn du wieder bei Puste bist, würdest du uns dann weiter unterrichten? Wir sind ganz gespannt, wie es nach Aristotelesmit der Materie so weiter ging!“ Dieser netten Aufforderung konnte ich nicht widerstehen und begann mit meinen Ausführungen: „Ihr müsst wissen, da gab es noch einen Griechen, der hatte sogar noch vor Aristotelesgelebt, der war ein richtig guter Naturwissenschaftler! Er hatte die Lehre von seinem Lehrer Leukippweitergeführt. Ich spreche von dem großen Demokrit.
Seine Theorie besagt, kurz gesagt, dass alles entweder aus Atomen oder leerem Raum besteht. Diese Atome sind winzig kleine Teilchen, die an Größe, Schwere und Gestalt verschieden sind. Sie können z.B. spitz sein, kugelförmig, kleinste Würfel oder so ähnlich. Demokritdachte, dass die Atome je nach ihrer Form und Gestalt die Ursache unserer Sinneseindrücke sind. Wenn sie spitz und klein sind, bewirken sie einen bitteren Geschmack. Ferner meinte er, dass die physikalischen Eigenschaften durch die Natur der Atome bedingt werden, eine dichte Atompackung würde einen harten Körper ausmachen. Von ihnen gibt es unendlich viele, ihre Anzahl ist aber weder zu vermehren noch zu vermindern. Sie sind kombinationsfähig, aber die auf diese Art gebildeten Pakete sind auch wieder trennbar. .Mit seiner Annahme konnte er also das Entstehen und Vergehen auf dieser Welt erklären.“ Als ich eine kleine Pause im Sprechen machte, nahm Micki sofort die Gelegenheit wahr um zu fragen: „Du hast gesagt „Der große Demokrit“, war das ein Riese?“ „Unsinn, „groß“ hat Toni im Sinne der geistigen Größe gemeint“ hüstelte Sir Henry und fuhr fort: „Mich würde interessieren, wie der Demokritauf den Gedanken gekommen ist, das es diese sogenannten kleinsten Teilchen gibt, wie kommt man bloß darauf?“ fragte er kopfschüttelnd, weil er beeindruckt von diesem genialen Einfall war. „Wenn ihr wollt, kann ich euch erläutern, was ein anderes Genie namens Schrödingerglaubt, wie Demokritdie Idee der kleinsten Teilchen entwickelt hat“ bot ich an. „Ich würde gerne diese Erklärung hören“ rief Rambo. „Ich auch“ ertönte es rund um mich herum. „Leicht ist das nicht zu verstehen, aber ich werde es euch ganz langsam erklären und dazu eine Zeichnung machen“ sagte ich und zeichnete. „Guckt, das soll ein Kegel sein. Ein Kegel sieht so aus wie eine Eistüte. Diesen Kegel schneiden wir einmal waagerecht durch. Jetzt entstehen ein Kegelstumpf und eine Kegelspitze.

Die Frage ist nun, ob die beiden durch den Schnitt entstandenen Kreisflächen gleich groß oder verschieden groß sind. Was meint Ihr?“ fragte ich. „Gleichgroß“ knurrte Rambo. „Was seid ihr alle dumm, natürlich verschieden groß“ mischte sich Sir Henry ein. „Was ist richtig? Nehmen wir an, die Kreisflächen wären gleich groß. Und nehmen wir ferner an, wir machen nicht nur einen waagerechten Schnitt sondern mehrere. Wenn die obere Kreisfläche immer so groß wäre wie die untere, so entstünde ein Zylinder. Also muss die obere Kreisfläche kleiner als die untere sein! Dieser Unterschied ist aber ganz, ganz gering, da er mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Also müssen es winzig kleine Teilchen sein, die den Unterschied machen.

Also kann man grundsätzlich sagen, dass der Kegel aus kleinsten Teilchen besteht. Diese Teilchen nannte DemokritAtome “sagte ich und guckte in viele erstaunte Hundeaugen. Die Pudeldame Micki fasste die Gefühle der Meute zusammen: „Bisher dachte ich ein Zylinder sei eine altmodische Kopfbedeckung. Aber, prima, Toni, keiner kann so anschaulich erklären wie du“ bedankte sie sich für die Vierbeiner. „Heute gehen wir ins Maxime, da kenne ich alle Damen“ trällerte gutgelaunt Sir Henry in Anspielung auf den Zylinder als Kopfschmuck. „Liebe Freunde, ich kann mich einfach immer wieder für den alten Demokritbegeistern. Selbst aus heutiger Sicht hatte er in vielen Dingen Recht gehabt! Er erkannte die kleinsten Teilchen, die zwar nach neueren Erkenntnissen nicht mehr die kleinsten Teilchen sind, weil es kleinere gibt, die Elektronen beispielsweise, aber er hat im Prinzip das Gesetz von der Erhaltung der Masse erkannt und belegt, er sprach vom leeren Raum, heute sagen wir dazu Vakuum, und, und,...Ehe ich ins Schwärmen gerate, verabschiede ich mich. Tschüss, tschau, miau!“
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