Andreas A.F. Tröbs - Mysterien des Alltags Teil 1
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Andreas A.F. Tröbs
Mysterien des Alltags Teil 1
Kurzgeschichten Teil 1
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Inhaltsverzeichnis
Titel Andreas A.F. Tröbs Mysterien des Alltags Teil 1 Kurzgeschichten Teil 1 Dieses ebook wurde erstellt bei
Wo sind die vielen Bräute hin?
Der Ausritt
Ein Spaziergang mit Charlie
Der Glasermeister Mitteldeutschlands
Der Maulheld
Von der Quotenreglung zur GTI-Gefahr
Die Häschenfamilie
Seifenblasen
Die gemeine Obstfliege
Die Wohngrotte
Hemdenbügeln
Eine fidele Kirche
Rapunzels Haar
Über dieses und jenes
Ein stürmischer Tag im Tagebau
Der Hilferuf von dem Eimerkettenbagger 295
Über dumme und kluge Hände
Überholverbot
Impressum neobooks
Wo sind die vielen Bräute hin?
Liegt nicht jedem Mann diese Frage auf der Seele?
Was ist eine Braut? Ist sie ein Fabelwesen? Eine Märchengestalt? Oder gibt es sie Wirklich? Ein Insider sagte: Eine Braut sei ein weibliches Wesen! Oh Pardon, ein weibliches Wesen, ist ja schon mal nicht schlecht! Ich kenne viele dieser Wesen, die sich nicht nur durch ihr Geschlecht vom Mann unterscheiden. Einige von ihnen sind geschieden, auch zum wiederholten Male. Andere wiederum sind ledig und gehen herum wie ein brüllendes Raubtier, andere wie schnurrende Schoßkätzchen. Doch alle sind auf der Suche, ihren Pedant fürs Leben zu finden. Wieder andere (wohl die meisten) lassen sich einfach vom Mann finden. Doch alle kommen (wenn es darauf ankommt) schüchtern, anschmiegsam und schutzbedürftig daher, um „den Mann an ihrer Seite“ zu finden.
Die Brautphase!
Diese Phase ist an keine zeitliche Vorgabe gebunden und genau aus diesem Grund verschieden lang. Man hat schon von wenigen Tagen (beschleunigte Brautschaft), bis hin zu vielen Jahren (ewige Brautschaft) gehört. Doch, wer oder was ist eine Braut? Eine Braut gibt sich als weiße Lichtgestalt, die mit ihrem langen Gewand oder Brautkleid aus Tüll, Spitze und Perlen federleicht, wie ein Wesen aus Licht, Luft und Liebe, scheint. So macht sie sich höchst begehrenswert. Die Braut besitzt erfahrungsgemäß, neben gut funktionierenden nützlichen Eigenschaften wie Häuslich- und Sparsamkeit, einen großen Sex-Appeal und lässt bei ihrem Bräutigam nichts unversucht, diese Dinge vorerst nicht abhanden kommen zu lassen. Doch wo verbergen sich die Bräute nach dem Hochzeitsfest? Schaut man in das kurzlebige und schöne Gesicht einer Braut, so erkennt man einen Anflug von Liebe, Glück, Verheißung, Lebensfreude- und Lust! Doch sucht man beispielsweise Wochen später genau das gleiche Gesicht, so ist es nicht mehr aufzufinden! Aber warum?
Glaubt die Braut nun Mann und Auskommen sicher zu haben?
Ist es der Alltag, der die Braut zur normalen Ehefrau mutieren lässt?
Ist es wirklich nur das besondere Outfit einer Braut, die sich ansonsten nicht von der normalen Frau unterscheidet?
Haben die Prioritäten und Anstrengungen, die bei einer Braut vor der Eheschließung galten, keine Gültigkeit mehr?
Ist die Braut einfach unschuldig und handelt nach dem Gesetz, welches ihr von der Fortpflanzung vorgegeben ist?
Über die Motivationen der Bräute, die zunächst noch relativ uneigennützig schienen und im Dunkeln lagen, wurden Versuche angestellt. Es wurde ihr Verschwinden hinterfragt. Man ließ alle Schleier fallen und gelangte zu folgendem Ergebnis: Die weibliche Person durchlebt eine Metamorphose. Die Metamorphose ist die Wandlung oder die Entwicklung eines Lebewesens bis hin zur vollen Entfaltung aller lebens- und fortpflanzungswichtiger Funktionen. Also, bis hin zum perfekten Lebewesen, welches dann auch ein anderes Aussehen haben kann! Die weibliche Person, die eine Braut gab, ist also nicht mehr da! Sie ist verschwunden, quasi wie entrückt! In der Hochzeitsnacht war sie noch mit all ihren schönen Attributen gegenwärtig, doch bereits am nächsten Tag – einfach entschwunden. Entschwunden? So richtig trifft es nicht, denn die Braut ist nicht entschwunden, vielmehr rückt an ihre Stelle - eine Frau!
Die Phase der Metamorphose!
Man beachte den Wortstamm –Morph- abgeleitet von dem bekannten, aus der griechischen Mythologie entspringenden, „Gott Morpheus“ (Gott des Schlafes) oder dem starken Rauschmittel „Morphin“ (Schmerz- und Schlafmittel). Übertragen auf unsere Braut bedeutet das: Die Hochzeitsnacht ist immer die End- oder Schlussphase in der Braut-Frau-Metamorphose. Die End- oder Schlussphase der Metamorphose vollzieht sich immer mithilfe des Bräutigams: Der Bräutigam fällt in einen tiefen, rauschähnlichen Schlaf. Er erwacht und hat keine Braut mehr, sondern eine Frau!
Die Formel des Standesbeamte bei der Eheschließung müsste also nach dem neuesten Stand der Erkenntnissen so lauten: Willst du, Musterfrau mit dem hier anwesenden Mustermann deine Metamorphose beenden, die Brautschaft ablegen, den Bund fürs Leben schließen und ab morgen seine Frau sein.
Aufruf an alle Männer!
Hört auf zu suchen! Sucht nicht nach euren Bräuten, nach jenen Gestalten, die euch für eine kurze Zeit betört haben, und die Sinnlichkeit und Sehnsucht in einem waren. Ihr werdet sie nicht finden! Werdet sehend und erkennt: spätestens nach der Hochzeit ist die Sache gegessen!
Der Ausritt
Die seltsame Geschichte der Sybille
Der Fahrer des roten Golf Cabrio fuhr in gemäßigtem Tempo. Der Tag war jung und sommerheiß, so heiß wie er nur im Spätsommer sein konnte. Die Luft glich mit seiner morgendlichen feuchten Hitze zäh und klebrig wie schlabbriger Pudding. Sie barg schon jetzt Gewitterstimmung in sich, eine seltsame Konstellation bei strahlend blauem Himmel.. Unsichtbare Grillen rieben schnell ihre kräftigen Sprungbeine an ihrem citinharten Hinterleib. Diese unsichtbaren Gesellen schienen, eigens für das Cabrio fahrende Pärchen, ein vielstimmiges und recht emsiges Konzert einstudiert zu haben, das nun Premiere zu haben schien. Die weiten Felder, an denen sie entlangfuhren, die die Straße oftmals erst in letzter Sekunde sichtbar werden ließen, wogten ihr dunkelreifes, schweres hochträchtiges Korn; es roch nach Erntezeit. Sybille, eine schönes 19jähriges Mädchen mit ebenmäßigen Gesichtszügen, eigenwilligen vollen, sinnlichen Lippen und einer wallenden braun gelockten Haarpracht, lehnte sich entspannt in den Sitzen des Wagens zurück und blinzelte vergnügt mit ihren großen braunen Kinderaugen, unbeschwert ihrem neuen Freund Siegfried, dem Fahrer des Cabrios, zu. Seine Adlernase verlieh ihm gemeinsam mit seiner hohen und leicht nach hinten strebenden Stirn das heldenhafte Profil eines römischen Feldherrn und nahm Sybille gefangen. In seiner Ausstrahlung steckte etwas Rätselhaftes. Die junge Frau konnte dieses Rätsel einfach nicht lösen, so sehr sie auch darüber nachsann. Aber alles andere an ihm passte in ihr Bild. Ein Bild, das sie sich heimlich geschaffen hatte. Er
entsprach dem Bild eines Männertypus, zu dem sie sich hingezogen fühlte, und das sie nun wie ein Madonnenbild verehrte. Selbst seine charmante Art zu reden oder sich einfach zu geben, sprach mit eifriger Zunge für ihre Bildschöpfung und gipfelte in einer charismatischen Ausstrahlung seiner selbst. Mit seinen unergründlichen, tiefen, grünen Augen, seinem Mund, der bei konzentriertem Nachdenken zuweilen hart wie ein Strich erschien, schlug Siegfried das Mädchen in seinem Bann, nahm es gefangen und ihr damit jegliche Möglichkeit, irgend etwas Böses zu ahnen.
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