Karlotta Pauly - Sage es niemandem, sonst... Alle Gedichte

Dann ist Liebe

einfach nur Liebe.

Liebe

gibt es.

Liebe

zu einem Enkelkind

ist Stille,

Sanftheit,

Glück.

Liebe

zu einem Enkelkind

sind Arme, die das Kind umschließen

an jedem Ort der Welt;

Gedanken, voller Liebe,

die auf die Reise gehen,

das Kind erreichen,

überall.

Dann ist Liebe

ein Geschenk.

Liebe

gibt es.

Liebe

zu mehreren Enkelkindern

ist ein vielfaches Geschenk.

Liebe zu mehreren Enkelkindern

ist unerschöpflich,

reicht aus

mit Leichtigkeit.

Dann ist Liebe

unendlich.

Liebe

gibt es!

Liebe

fast verkümmert,

gewachsen aus Sehnsucht,

ist eine Gnade.

Die Sonne

leuchtet und wärmt,

lässt wachsen und erblühen,

lässt Leben entstehen.

Die Natur erwacht.

Licht, Wärme, Wohlgefühl.

Keine Sonne

lässt Pflanzen nicht wachsen,

lässt Blumen nicht blühen,

lässt Leben verdorren.

Die Natur erfriert.

Dunkelheit, Dürre, Kälte.

Erlebte Dunkelheit,

Erlebte Dürre,

erlebte Kälte

überlebt,

lässt hoffen auf

Licht, Wärme, Wohlgefühl.

Winzig kleine Hände suchen Halt,

umklammern,

gerade auf der Welt,

jeden gereichten Finger.

Winzig kleine Hände.

Kleine Hände möchten berühren,

berührt werden,

möchten be-greifen.

Schamlos ausgenutzt

meine kleinen Hände.

Kleine Hände verdecken das Gesicht,

sind nass von Tränen.

Verstecken

die Trümmer der Seele

vor allen Menschen,

vor allen großen Händen.

Große Hände beschützten nicht,

sie hätten es gekonnt.

Große Hände öffneten sich,

ließen los -

ließen fallen,

immer tiefer fallen.

Ihre großen Hände.

Große Hände können nehmen,

alles,

Liebe, Vertrauen,

grausam,

das ganze Leben.

Sie können töten.

Jemand schaut zu und wird

es nicht sehen.

Angst verbreiten sie,

seine großen Hände.

Große Hände können geben.

Können abwischen

die Tränen,

streicheln und trösten zugleich.

Sie können sich öffnen

und Liebe verströmen,

zarte kleine Hände umschließen,

und beten.

Meine Hände.

Hände,

missbraucht,

sind der Tod.

Aber Hände

sind ein Wunderwerk.

Sind Leben,

sind Liebe.

Sind rettende Hände.

Zusammengekauert,

den Erinnerungen ausgesetzt,

allein, ganz allein.

Vor Scham ganz elend.

Heute noch.

Immer noch.

Allein, ganz allein.

Scham,

weil das geschah.

Scham,

weil der Mann das tat,

der Vater das tat.

Das Kind,

allein, ganz allein.

Scham,

wegen des Glaubens

an die Richtigkeit.

Die Mutter

dafür bürgte.

Trotzdem

das Kind war

allein, ganz allein.

Scham,

wegen des Vertrauens.

Scham,

wegen der Liebe,

heute noch,

immer noch.

Gefühle so irregeleitet.

Gefühle völlig aus der Spur.

Das Kind

allein, ganz allein.

Heute noch,

immer noch.

Scham,

weil verloren der Weg,

verloren die Richtung.

Scham,

weil zerstört das Kind,

zerstört der Lebensbeginn.

Heute noch,

immer noch.

Ewige Suche.

Wo ist der Weg?

Ewige Suche

nach dem echten Gefühl

für das Kind allein,

ganz allein.

Heute noch,

immer noch.

Das Baby,

noch nicht geboren,

im ihrem Bauch,

ist keine Freude,

nur eine Last.

Das Baby

soll nicht leben,

soll nicht wachsen

in ihrem Bauch,

ist keine Freude,

nur eine Last

Das Baby

aber erblickt das Licht der Welt,

in schweren Zeiten.

Ohne Freude,

es ist nur eine Last.

Das Baby,

auch noch ein Mädchen,

ist für sie

gar keine Freude,

nur eine Last.

Das Baby

wächst heran,

ist als Kind für sie

auch keine Freude,

nur eine Last.

Das Kind

bettelt und bittet

um ihre Liebe.

Auch das ist keine Freude,

nur eine Last.

Das junge Mädchen

macht alles,

was die Mutter erwartet.

Trotzdem ist es keine Freude,

nur eine Last.

Die Tochter

gibt alles.

Doch erst auf dem Sterbebett

erkennt die Mutter die Freude.

Nun fällt ab ihre Last.

Zu spät!

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