Den Orks sehr ähnlich waren die Trolle. Es gab zwei Arten von Trollen, die Grautrolle und die Sumpftrolle. Die Grautrolle waren groß, viel größer als die Orks und unglaublich dick. Sie hatten eine bleiche Haut, kleine Augen, eine runde Nase und ebenfalls kein einziges Haar am Körper. Meist lebten sie in kleinen Gruppen in den Höhlen der Berge. Ein kleines Gehirn hatten sie zwar, aber das merkte man kaum. Sie waren dumm und dadurch brandgefährlich. Die monströsen Gestalten überfielen Dörfer und fraßen deren Bewohner und Bewohnerinnen sowie das Vieh in den Stallungen. Ihre Stimmen waren tief und kratzig und ihr Körpergeruch war einfach nur widerlich. Kein Wunder, sie lebten ja in der Wildnis und hatten keine Badewanne aus Lavastein samt Duschbad von Axe.
Außer Riesen und Drachen fraßen sie alles, was sich bewegte, am liebsten gleich roh und blutig.
Die Sumpftrolle sahen völlig anders aus, waren aber eine ähnlich gefährliche Plage und nur eine Spanne größer als die Orks. Sie hatten einen muskulösen Körperbau, waren aber nicht dick und hatten lange Gliedmaßen. Ihr ganzer Körper war mit einem dunkelbraunen Fell bedeckt und ihre Krallen und spitzen Zähne waren scharf wie Messer. Von den Elfen wurden sie auch Sumpfteufel genannt und sie verließen ihre Sümpfe nur selten. Diese Bestien griffen jedes Wesen, das sich den Sümpfen näherte, ausnahmslos an. Wanderer und Jäger mussten daher immer besonders auf der Hut sein.
Weitere lustige Wesen waren die Riesen. Ein Kobold reichte einem ausgewachsenen Menschen bis zum halben Knie und ein ausgewachsener Mensch reichte einem Riesen bis zum Knie. Sie lebten meist in kleinen Gruppen in den flachen Gegenden des Landes und waren Nomaden. Gelegentlich drangen sie in die Dörfer vor, um das Weidevieh zu stehlen. Auch um einen Riesen zu bekämpfen bedurfte es einiges an Personal. Die beste Waffe gegen sie, war ein Pfeil mit einer Spitze aus purem Gold. Er durchschlug den Riesen mühelos. Im Nahkampf waren Menschen, Elfen und Zwerge gegen die langen Burschen chancenlos.
Es gab noch viele andere Lebewesen in Ithrien: Goblins, Gnome, Wassermänner, Greifen, Basilisken, Pelzteufel, Waldteufel, Waldgeister, Berggeister, Waldschrate und was weiß ich noch alles. Darauf gehen wir aber jetzt nicht näher ein, das würde wohl zu lange dauern und ich will euch nicht mit diesen ganzen Einzelheiten langweilen. Sollte später eine von den gerade erwähnten Gestalten vorkommen, dann werde ich selbstverständlich mehr über sie erzählen.
Ja, mein Freund, schauen wir einmal, was da noch so vorkommen wird, das hängt auch stark von meinem Alkoholpegel ab.
Wie bitte? Nein, Riesenspinnen und Rieseninsekten gibt es in dieser Welt keine. Ich habe nämlich eine extreme Phobie vor diesen hässlichen Lebewesen. Da ich fest davon überzeugt bin, dass man diese Geschichte später einmal verfilmen wird und es ein lässiges Videospiel dazu geben wird, baue ich sämtliche Lebewesen, vor denen ich mich fürchte, gar nicht erst ein. Ich habe absolut keine Lust, dann diese Viecher auf der Kinoleinwand zu sehen und in dem Spiel gegen sie zu kämpfen. Daher keine Spinnen und keine Insekten, mein Freund.
Bevor wir zur der eigentlichen Geschichte kommen, die nach dem Tod von Hieronymus spielt, müssen wir noch ein bisschen Geschichtsunterricht nachholen. Keine Sorge, eine Prüfung gibt es nicht. Das, was ich euch jetzt erzähle, ist eigentlich keine Vorgeschichte im klassischen Sinne, sondern schon ein Teil der Hauptgeschichte. Passt alle gut auf, da wir einiges davon später noch einmal brauchen werden. Uns erwartet jetzt ein theoretischer Teil, aber fürchtet euch nicht, ich werde das schon äußerst brillant und kurzweilig erzählen. Wir müssen da durch, sonst kennen wir uns nachher nicht aus. Da unsere Geschichte in späterer Folge noch ziemlich ernst wird, gehen wir das jetzt einmal ganz locker an, los geht’s!
1640 Jahre vor Hieronymus Tod, also im Jahre 580, im Zeitalter des Sturms, war Ithrien noch ein reines Reich der Menschen und bei weitem nicht so groß und bedeutend wie unter Hieronymus. Damals herrschte Kaiser Quirin der Eiserne. Quirin war ein gnadenloser Eroberer, das Wohl seiner Untertarnen interessierte ihn nur am Rande. Macht und Besitz waren die einzigen Dinge, denen er seine Aufmerksamkeit schenkte. Und seinem Aussehen, denn er war sehr eitel. Ein etwas älterer Herr mit grauem Haar, das aber immer perfekt saß. Rank und schlank war er, ungewöhnlich für einen Kaiser, denn die meisten Kaiser sind ja immer Adipositas Patienten. Natürlich, oder? Ein mächtiger Kaiser muss dick sein! Seine Haut wirkte sehr gepflegt und viel jünger, als er in Wirklichkeit war. Das kam wohl von den vielen Bädern in warmer Milch und Honig. Graugrüne Augen und eine Hakennase waren seine weiteren Markenzeichen. Die Nase war wohl sein einziges Manko, aber damals gab es eben noch keine Schönheitschirurgen. Am besten gefiel mir immer sein Blick, ein richtig strenger Kaiserblick, kühl und mit einer Brise Boshaftigkeit. Quirin lachte nie, er war stets bierernst, anders kannte ihn niemand. Und bierernst waren ihm auch seine Anliegen und das große Streben nach noch größerer Macht.
Jahrelang rüstete er seine Armeen auf und ließ jeden Mann und jeden Knaben für sein Heer zwangsverpflichten. Die Wirtschaft ging komplett den Bach runter, denn alle Bauern, Handwerker, pragmatisierte Beamten und sonstigen fleißigen Bienchen mussten Soldaten werden. Niemand war mehr da, der die Felder pflügte, niemand mehr, der Brot backte und niemand mehr, der den ganzen Tag im Postamt saß, auf die Sanduhr starrte und auf die Frühform der Leberkässemmel in der Mittagspause wartete. Auch die Fitnesshütten waren leer. Keine jungen Männer mehr, die dort imponierend mit den schweren Steinscheiben hantierten und dabei ein Selbstportrait malten.
Alles war ausgestorben, nur die Frauen waren noch zurück und so kam es, wie es kommen musste: Sie mussten für die Männer einspringen und deren Arbeit verrichten, sonst wäre das Land elendig vor die Hunde gegangen.
Eines Tages war es dann soweit: Quirins Streitmacht war gigantisch und die eiserne Faust der Götter, wie er sich reizenderweise selbst nannte, blies zum Angriff.
Zuerst fiel er in die nördlich gelegeneren Menschenreiche Woldawa, Castillen und Vaadesbreek ein. Diese Länder waren alle viel kleiner als Ithrien und für eine Gegenwehr der überraschenden Angriffe aus dem Süden nicht gerüstet. Sie sahen schlauerweise bald ein, dass die Heere aus Ithrien zu mächtig waren und leisteten kaum Wiederstand. Einzig Vaadesbreek schickte seine Truppen an die Front, doch auch sie waren chancenlos. Wie ein Feuersturm fegten Quirins Männer über sie hinweg und nahmen jedes noch so kleine Bauerndorf ein. Tod, Verwüstung und Trauer durchzogen die einst so stolzen Länder des Nordens. Die drei Könige wurden von Quirin selbst öffentlich enthauptet und bald wehte Ithriens Flagge auf jedem Haus.
Alle männlichen Bewohner von Woldawa, Castillen und Vaadesbreek, die den grausamen Eroberungszug überlebten, wurden ebenfalls zwangsverpflichtet. Ithriens Heer wuchs und wuchs.
Eigentlich waren die Elfenreiche im Süden sein Hauptziel, da sie äußerst reiche und prachtvolle Länder waren, aber dafür war Quirin anfangs noch nicht bereit. Mit den abertausenden neuen Männern aus den eroberten Gebieten, sah dies aber nun anders aus, sein Heer war jetzt unermesslich.
Na endlich kommt der Krieg gegen die Elfen, darauf warten wir doch schon alle. Der Cognac ist aber heute besonders gut, sei so lieb und schenke mir nach. Nicht so zimperlich, mach das Glas ruhig voll. Vielen Dank, mein Freund. Einen Zug von der Pfeife?
Nein, dann fahren wir fort:
Wir haben ja alle „Herr der Ringe“ gelesen und auch „Skyrim“ gespielt, daher wissen wir natürlich auch, dass die Elfen nicht dumm sind. Nein, sie sind sehr intelligent und wissen immer sofort, was denn eigentlich Sache ist.
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