Das Leben mit Hund fing an Spaß zu machen. Wir mussten zwar noch einiges lernen, aber es würde schon werden. Die Sache mit den Wurmtabletten war das erste Hindernis – wie bekommt man diese Tabletten in den Hund? Wir probierten es auf die direkte Weise. Es funktionierte nicht. Wir probierten es mit Tricks. Leckerbissen und Tablette übereinander und ab in den Mund – erstaunlich, auch Hunde können Tabletten ausspucken. Dieter kam auf die Idee mit der Leberwurst. Wir machten ein schönes Leberwurstbällchen und drückten die Tablette tief hinein. Das funktionierte endlich.
Fast noch problematischer war die Sache mit der Beschäftigung für einen Welpen. Wir hatten Dingo am Abend den Ochsenziemer gegeben, um sich damit zu beschäftigen. Er kaute daran herum, leckte ihn ab und legte sich drauf. Das alles dauerte keine 15 Minuten – und dann fing es an in der Wohnung bestialisch zu stinken. Wir hatten erst Dingo in Verdacht, aber als wir uns dem Ochsenziemer näherten hatten wir den Übeltäter. Wir packten das Ding luftdicht ein und legten es auf die Außenfensterbank. Dingo beobachtete sehr genau, was wir mit diesem Leckerbissen machten und setzte sich vor das Fenster. Kein Mensch hatte uns gesagt, wie sehr Ochsenziemer stinken, wenn sie nass und weich werden.
Wir probierten es mit den deutlich kleineren Schweineohren – in der Hoffnung, dass diese nicht so stinken würden und dass Dingo sie schneller gekaut hat. Am Anfang liebte er diese kleinen Leckerbissen auch: Pro Tag verschwanden 2 Schweineohren in seinem Magen. Sie beschäftigten ihn zwar wirklich nicht lange, aber er konnte seine Zähne trainieren und wir hatten keine Probleme mit der Geruchsbelästigung. Leider währte dieses Glück nicht lange und er fand Schweineohren nicht mehr so interessant. Er schnupperte zwar daran, leckte sie auch ab, aber dann waren sie schon wieder uninteressant.
Wir blieben hart – einen Ochsenziemer konnte er leider in unserer Wohnung nicht essen. Der Holzknochen und das andere Spielzeug interessierte Dingo nicht. Es lag ihm nur im Weg rum. Wenn er sich hinstreckte, schob er mit den Pfoten oder dem Körper irgendein Teil weiter Richtung Wand. Irgendwann lagen alle Sachen direkt an der Wand und wurden nur vor dem Einstauben bewahrt, weil ich nach einer Woche alles in Dingos Schrank räumte.
Wir machten uns auf die Suche nach anderen Knabbersachen und landeten bei echten Knochen. Unsere Tierärztin hatte keine Einwände erhoben, aber uns empfohlen mit großen Knorpelstücken zu beginnen, um eventuellen Magen-Darm-Problemen vorzubeugen. Diese Leckerbissen waren ganz nach dem Geschmack unseres Hundes. Er konnte nicht genug von frischem Knorpel bekommen. Für uns besonders erfreulich: die Knorpelstücke beschäftigten ihn ganztägig und rochen überhaupt nicht. Im Lauf der Zeit wechselten wir zu richtigen Knochen.
Auch Hunde brauchen Schönheitspflege
Das wuschelige Fell von Dingo machte regelmäßiges Bürsten zur absoluten Notwendigkeit. Mit der ersten Bürste, einer doppelseitigen, fing ich zaghaft an. Natürlich die weiche Seite benutzend. Ich merkte, dass ich eigentlich nur das lose Fell etwas heraus zupfte, aber keine richtige Wirkung erzielte.
Ein Beratungsgespräch mit Hunde-Kennern war sehr hilfreich. Ich fing an, die grobe Seite der Bürste zu benutzen. Immer schön den Rücken entlang, dann den Hals vom Kinn zur Brust, die Ohren hochhaltend vom Hinterkopf auf die Schulterpartien und dann die Seite. An dieser Stelle hatte der Hund genug, es hatte ja auch schon fast eine halbe Stunde gedauert. Es war noch soviel ungekämmter Hund übrig, aber er wollte nicht mehr.
Er tat so, als ob die Bürste ein Angreifer wäre und schlug mit den Pfoten danach. Ich musste so lachen, dass ich fürs erste aufgab. Aber einige Stunden später kam der zweite Teil des Bürstens. Vom Rücken zum Bauch hinunter, die Hinterschenkel entlang und seine Plüschhosen an den Hinterbeinen. Als ich seine wuschelige Rute bürsten wollte, war es auch mit dem zweiten Teil vorbei. Ich hatte den Zeitaufwand nicht so hoch eingeschätzt – insgesamt lag ich bis jetzt bei einer Stunde und der Bauch und die Vorderläufe fehlten noch. Diesen Teil nahm ich am nächsten Tag in Angriff. Alles in allem ging es doch ganz gut und ich plante mir zweimal wöchentlich eine Stunde Hundepflege ein.
Sein Wachstum brachte auch mehr Pflegeaufwand mit sich. Sein Fell wurde dichter und wuscheliger. Je älter er wurde, umso mutiger wurde er auch und umso mehr Dreck brachte er im Fell mit heim. Ich erneuerte meinen Plan. Viermal wöchentlich je eine Stunde plus manchmal, mehr als dringend notwendiges, Baden.
Ich hoffte, dass ich im Lauf der Zeit mit mehr Übung im Kämmen auch den zeitlichen Aufwand eingrenzen könnte. Allerdings habe ich festgestellt, dass auch Übung nicht ausreicht, um schneller durch das dichte Fell zu kommen. Ich versuchte es also mit einer anderen Bürste und landete schließlich bei einem gefährlich aussehenden Teil, das angeschliffene Zinken hatte, damit man Verknotungen und verfilzte Stellen rausschneiden konnte. Damit bürstete ich vor und dann mit der normalen Bürste nach. Hier war die Zeitersparnis deutlich. Einmal wöchentlich ausschneiden und zweimal Bürsten reichte. Besonders im Frühjahr, beim Fellwechsel, machte sich diese Technik erleichternd bemerkbar.
Aber es ergaben sich immer neue Betätigungsfelder in der Hundehygiene. Ich fand nach einem Spaziergang eine Zecke in Dingos Fell. Die musste raus – eine Zeckenzange musste her. Also den Zeitbedarf neu kalkulieren und das tägliche Suchen nach Zecken einplanen. Ich war glücklich, dass wenigstens das Entfernen von Zecken problemlos lief.
Wir lernten noch einige notwendige Kontrollen und Pflegemaßnahmen im Lauf der Jahre kennen – Ohrenkontrolle, Pfötchen und Krallen prüfen, Kletten entfernen, die Augen sauber machen und die Zähne kontrollieren. Der Zeitaufwand wuchs mit dem Hund. Bei schlechtem Wetter vermehrte er sich durch häufigeres Baden; bei gutem Wetter durch den Fellwechsel.
Pflegearme Jahreszeiten wurden bei der Konstruktion von unserem Hund vergessen.
Aber es war trotzdem immer ein schönes Gefühl und ein noch schönerer Anblick, wenn Dingo fertig gebürstet vor mir stand. Allerdings nur für mich. Dingo fand bürsten und waschen nicht wirklich schön. Besonders nach dem Baden wollte unser Hund diesen „komischen“ Geruch möglichst schnell loswerden. Er benutzte mit Begeisterung den Herrenduft „Frischgedüngtes Feld“ oder „Misthaufen“. Wenn beide Düfte nicht verfügbar waren (oder von Frauchen mit viel Mühe aus dem Fell gewaschen waren), dann akzeptierte er auch den Duft „Einfaches Gras“ oder „Egal was, Hauptsache nicht frisch gewaschen“. Daher wurden auch die Badeorgien mit der Zeit seltener – es war nicht besonders effektiv, den Hund zu waschen und ihn am nächsten Tag wieder durchs Feld wälzen zu sehen.
Ohren reinigen war dagegen sehr schön für den Hund – dabei konnte er stundenlang still sitzen und den Kopf immer wieder drehen und wenden. Auch hinter den Ohren kämmen und bürsten fand er toll. Damit hätte ich den Hund auch tagelang beschäftigen können, oder er mich. Also erarbeiteten wir uns Kompromisse: etwas bürsten am Körper, etwas Ohren putzen, wieder den Körper bürsten und dann hinter den Ohren kämmen.
Wir gehen aus
Wir versuchten auch Dingo daran zu gewöhnen, alleine zu bleiben. Mir war aufgefallen, dass er gerne mit mir überall hinging. Er hatte eine perfekte Technik entwickelt, um keinen Schritt von mir zu verpassen. Er schnappte sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Rockzipfel und hielt ihn einfach fest. Wenn ich auf dem Sofa saß, dann lag der Hund davor. Stand ich auf um in den Waschkeller zu gehen, dann kam Dingo mit. Immer mit einem Stück meines Rocks im Maul.
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