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Ist der Ist-Stand erreicht, beginnt die eigentliche Lösungsarbeit. Der erste Schritt zur Lösung ist das Bewusstmachen. Nun decke ich auf, was gerade passiert ist, wer für was bzw. wen steht und mit welchem Symbol wir uns dort angefreundet haben. Die Stellvertreter werden benannt. Dem Aufsteller, der immer noch von außen beobachtet, erläutere ich, wie es zur unbewussten Blockade gekommen ist. Die Stellvertreter erfahren nun auch, für wen oder was sie stehen. Diese Aufklärung ist persönlich wichtig, da die Rolle, in der sie stehen, auch immer etwas mit ihnen selbst zu tun hat. Während meiner Erklärungen und dem Bewusstwerden des Aufstellers verändert sich in der Regel bereits die Energie des Aufstellungsbildes. Es wird leichter. Die Stellvertreter können durchatmen und manchmal rückt sogar schon ein typisches Muster vom Hauptstellvertreter ab. Meine Fragen an den Aufsteller, ober etwas mit dem Bild anfangen kann, er sich wiederfindet und ihm das Geschehen etwas sagt, bewirkt ein weiteres Erkennen. Oft hat der Aufsteller etwas zu seinem Erleben der Aufstellung oder der in ihm geweckten Erinnerungen zu berichten. Auch das führt zu weiteren Veränderungen des Aufstellungsbildes. Meistens versucht jetzt der Hauptstellvertreter, wieder Kontakt zum Seelenanteil aufzunehmen.
Aber die Arbeit ist noch nicht ganz getan. Denn noch stehen die Symbole als Blockaden da. Diesen Blockaden wurde viel Aufmerksamkeit und somit Energie gewidmet. Wegen ihnen sind wir vom eigentlichen Weg abgewichen. Jede Blockade dient als Schutz- vor sich selbst, seiner eigenen Kraft und seinem eigenen Potenzial. Hört sich paradox an, oder? Nun mache ich dem Hauptstellvertreter die Schutzfunktion der Blockaden bewusst. In diesem Schutz liegt aber auch ein Schatz vergraben, denn jedes (Negativ-)Symbol beinhaltet auch gleichzeitig eine Lösung, eine Kraft, die nun genutzt werden darf.
Als nächstes beginnt die Wandlungs- und Lösungszeit. So wird zum Beispiel aus dem Symbol Enttäuschung „das Ende der Täuschung" (siehe hierzu Kapitel 3 - jeder Schutz beinhaltet einen Schatz). Der Stellvertreter der Enttäuschung kann sehr kraftvoll und selbstsicher in der Rolle gestanden haben. Das ist der Anteil, den der Hauptstellvertreter sich bewusst machen soll. Diese Qualität hat er in das Symbol/die Blockade ausgelagert und nun kann er diese Energie zu sich zurücknehmen. Der Hauptstellvertreter reicht der Enttäuschung die Hände, die Energie kann fließen. Wir können so unseren Frieden mit uns selbst schließen und uns selbst gegenüber gnädig sein. Während dieses Händereichens können wir spüren, wie sich das Symbol langsam wandelt und die Kraft zurückfließt. Der Hauptstellvertreter wird standhafter, stärker und selbstsicherer. „Brauchst du die Enttäuschung denn noch? Oder kannst du sie jetzt gehen lassen?" Sind alle Fragen ausgeräumt, kann der Hauptstellvertreter den Symbolstellvertreter gut aus der Rolle entlassen und aus dem Raum führen. Wichtig ist, dass dies auch für den Symbolstellvertreter stimmig ist und er kein Interesse mehr daran hat, direkt am Geschehen mitzuwirken. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist etwas noch nicht ausgesprochen oder losgelassen. Das Symbol kann erst dann gehen, wenn es allen Beteiligten richtig erscheint und sich alle damit wohlfühlen. So wird nun Symbol für Symbol gewandelt, gelöst und verabschiedet.
Es kann vorkommen, dass die Symbole nicht allein stehen möchten und eine Art Anker brauchen. Je nach Ursprung der Blockaden, kann es auch vorkommen, dass ich einen „Anker"-Stellvertreter, beispielsweise für die früheren Leben (wenn eine Blockade als Reisegepäck aus früheren Leben mitgebracht wurde) oder die Familienverstrickung (wenn um übernommene Muster aus der Familie geht) einsetze. Je nachdem, was in der Aufstellung vorher gesagt wurde oder ob es einen Hinweis im Horoskop gibt, kann dieser Anker sehr nützlich sein. Auch hier ist wieder wichtig, dass die Situation für den „Anker" stimmig ist, dass er mit dem transformierten Symbol stehen kann. In der einen oder anderen Aufstellung ziert sich der Hauptstellvertreter ein wenig, auf alle liebgewonnenen Muster zu verzichten. Dann erkläre ich, dass diese Arbeit vergleichbar mit einer erfrischenden Dusche ist. Wer geht schon angezogen unter die Dusche und zieht sich hinterher einfach einen Bademantel über die nasse Kleidung? Niemand! Wir ziehen uns zum Duschen aus, um dann hinterher in einen frischen, weichen Bademantel zu schlüpfen. Im übertragenen Sinn sollte man sich auch bei der Aufstellung zunächst einmal „nackig machen" und von den alten Blockaden lösen, denn der flauschige Bademantel, der für den Seelenanteil steht, wartet bereits auf uns.
Zum Schluss stehen sich der Seelenanteil und der Hauptstellvertreter wieder allein gegenüber. Es hat den Schein, als sei alles wie zu Beginn. Aber es ist doch vollkommen anders. Es zeigt sich, wie erleichtert der Seelenanteil ist. Der Hauptstellvertreter stellt auf einmal fest, dass der Planet, den er am Anfang verbannen wollte und dem er nicht in die Augen schauen konnte, jetzt sein Weg ist. Ich erinnere an dieser Stelle an das Anfangsbild und beide lachen. Die Blockaden, die anfangs unsichtbar zwischen der Verbindung standen, wurden bewusst und sind gelöst oder gewandelt worden. Nun kann der Hauptstellvertreter es kaum noch erwarten, den ersten Schritt auf seinen Seelenanteil zuzumachen. Langsam nähern die beiden sich an. Ganz bewusst reichen sie sich die Hände. Ein Gefühl des Ankommens, des Verstandenseins und des Annehmens macht sich breit. Wenn die beiden mögen, dürfen sie sich natürlich gern umarmen, um die ganze Kraft zu spüren. Das darf dann ein paar Minuten wirken. Wenn beide, Hauptstellvertreter und Seelenanteil, sagen, dass es sich richtig gut anfühlt, ist der Zeitpunkt gekommen, den Aufsteller im Original einzusetzen. Jetzt darf er in seine eigene Aufstellung einsteigen, das positive Gefühl aufsaugen und ankommen. Der Hauptstellvertreter setzt sich und das Original tritt selbst noch einmal an die Seele heran. Oft ist es dann ganz still und andächtig. Manchmal liegen wir uns in den Armen, manchmal verläuft eine Annäherung zaghaft und mit ein wenig Skepsis, aber wenn erst die Hände gereicht sind, verschwinden alle Bedenken. Wir haben den Aufsteller auch schon gemeinsam mit der Seele ein Tänzchen auf dem Teppich aufführen sehen.
Eine Aufstellung dauert in der Regel 60 bis 90 Minuten. Nach einer Pause geht es in die nächste Aufstellung. Ich werde häufiger gefragt, ob Autofahren nach einer Aufstellung noch möglich sei. Ja, natürlich! Es geht allen gut, wenn sie die Aufstellung verlassen. Würde es jemanden nicht gut gehen, so wäre die Aufstellung noch nicht zu Ende. Andere fragen, ob sie abends noch auf einen Geburtstag oder eine Feier gehen könnten. Wenn Dir danach ist, gerne! Solltest Du Dich nach ein wenig Ruhe sehnen, solltest Du sie Dir gönnen. Handel nach Deinem Gefühl und bleibe bei Dir selbst. Tu das, wonach Dir ist!
Etwas Wichtiges noch zum Schluss. Aufstellungen sind faszinierend, lösend, erkenntnisreich und spannend. Man kann fast süchtig danach werden. Damit die Seele sich aber langsam auf die neue Situation einstellen kann, verordne ich allen Aufstellern eine sechsmonatige Aufstellungssperre. Andere Aufstellungsleiter gehen anders damit um und arbeiten Thema für Thema monatlich ab. Da ich mich aber mit meiner Arbeit bis an die Wurzel herantaste, also umfassend arbeite, ist das nicht nötig. Auch wenn Du noch ein weiteres „Thema" hast, das Du aufstellen möchtest - lass Dir Zeit! Die Seele arbeitet auf allen Ebenen. Vielleicht ist unsere Überlegung, dass es ein inhaltlich anderes Thema ist, falsch. Vielleicht hat beides die gleiche Ursache, die wir gerade zusammen gelöst haben. Die Seele hat durch die Aufstellung einen ordentlichen Anstupser bekommen. Die Außenwelt, das Umfeld, die Realität, die Gesundheit, die Menschen, mit denen wir zu tun haben, müssen nun erst einmal mit kleinen Lemmingenschritten hinterher kommen. Das Potenzial entfaltet sich langsam, aber sicher. Es ist kein Schalter, den wir am Abend der Aufstellung umlegen können, und am nächsten Morgen ist dann alles anders. Es braucht ein wenig Zeit, aber es verändert sich. Vielleicht werden wir sogar bemerken, dass sich das vermeintlich „andere" Thema ohne nochmaliges Nachdrücken und Aufstellen in Luft auflöst. Wir wollen unsere Seele nicht verwirren und die guten Ergebnisse sogleich wieder mit etwas Neuen zuschütten. Deshalb sollten wir einfach ein halbes Jahr abwarten. Du kannst gern jederzeit als Stellvertreter an einer Aufstellung teilnehmen, um nochmals einen Anstoß zu bekommen, jedoch nicht selbst stellen lassen. Das hat einfach die Erfahrung gezeigt.
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