„Was ist los?“, fragte sie Zef, der noch immer an der Steuerung saß.
„Keine Ahnung. Unser Kurs wurde geändert. Ich kann ihn nicht mehr korrigieren.“
„Was!?“, stieß, Kate hervor und eilte zu der Konsole, um sich das selbst anzusehen. Doch was sie auch tat, der Kurs des Schiffes ließ sich nicht ändern. Schließlich kam ihr eine Idee. Sie öffnete einen Kanal.
„Quinn!“
„Ja?“
„Kannst du die Steuerung des Schiffes auf Manuell umschalten und von den Computersystemen abkoppeln?“
„Wieso?“
„Geht es?“, fragte sie beharrlich.
„Nun ja. Es sind einige Modifikationen erforderlich.“
„Führ die Modifikationen aus.“
„Was geht hier vor?“
„Später, mach es einfach!“
Kate schaltete den Kanal ab und hoffte, dass ihr Plan funktionierte. Wenige Sekunden später leuchtete ein Warnhinweis auf dem Display auf. Kurz darauf reagierte die Steuerung wieder auf ihre Befehle.
„Na also, das hätten wir.“
Sloane blickte verwundert von seiner Konsole auf. Offenbar hatte Quinn die Steuerung auf manuell umgestellt. Offenbar war sein Eingriff aufgefallen und er hatte versagt das Schiff zu stoppen. Doch dann fiel das Schiff auf Unterlichtgeschwindigkeit. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Was fällt ihnen eigentlich ein?“, wetterte Kate, als Sloane in ihrem Quartier erschien.
Kate befriedigte die Vorstellung Sloane in der Hand zu haben. Es war ihr zumindest angenehmer als die vorherige Situation.
„Ich hielt es für notwendig, um die Sicherheit des Schiffes und der Crew zu gewährleisten, Captain. Es tut mir leid, dass ich Sie untergraben habe.“
„Ist ihnen klar, was sie erwarten würde, wenn ich minutiös nach den Vorschriften der UMS vorgehen würde?“
„Ja Captain.“
Kate schwieg einige Sekunden und blickte Sloane nur grimmig an. Das Umschalten auf manuelle Steuerung hatte leider auch kleinere Schäden am Steuerungscomputer zufolge gehabt. Daher war sie auf Unterlichtgeschwindigkeit gegangen, um die Schäden gleich zu beheben. Der berechnete Abfangkurs hatte sich dadurch natürlich auch erledigt und Kate hatte Zeit bekommen, noch einmal alles zu überdenken.
Sloanes Argumente wirkten nun deutlich vernünftiger auf sie und ihr Zorn war ebenfalls ein wenig verraucht. Daher hatte sie beschlossen erst mal die Situation noch mal neu einzuschätzen, als hier und jetzt alles übers Knie zu brechen.
„Sie hatten vermutlich Recht mit ihrer Einschätzung der Lage, aber diesen ungenehmigten Eingriff ins System kann ich ebenfalls nicht ignorieren. Aber zum Glück für sie bin ich niemand der minutiös alles umsetzt was jemand in ein Regelbuch geschrieben hat. Das nächste Mal, sprechen Sie mich auf eine fragwürdige Entscheidung direkt an. Wenn es sein muss auch vor meiner Crew. Ich vertraue meinen Freunden, und wenn ich tatsächlich einmal unüberlegt und Planlos handeln sollte, wären das die letzten Personen, die mich nicht ebenfalls darauf hinweisen würden.“, sagte sie schließlich. Sloane nickte und wartete ab. Er schien tatsächlich bereit zu sein eine disziplinarische Strafe anzunehmen. Daran erkannte man dass er voll in seiner Offiziersausbildung aufging. Auch wenn Kate es abermals gerne als Arroganz abgetan hätte.
„Eins muss ich gleich einmal klarstellen. Ich habe nicht entschieden, dass Sie mein erster Offizier werden. Ich habe es im ersten Moment abgelehnt. Doch der Admiral bestand darauf und meinte dass wir uns sicher zusammenraufen würden. Also lassen sie uns professionell arbeiten und nicht gegenseitig wie Katz und Maus jagen.“
Sie hoffte, dass dies die Situation nun aufklären würde, denn einen internen Streit konnten sie sich nun wirklich nicht leisten und sie merkte auch, dass Sloane es wohl ebenso sah. Seine Entschuldigung, für sein Handeln hatte aufrichtig geklungen. „Ich verstehe Captain.“, antwortete er knapp und verließ den Raum.
17. November 2320 – Last Hope (Nordgrenze der Vereinigten Sternsysteme):
Sie hatten das Schiff der Invasoren verloren. Ganz Plötzlich und ohne Vorwarnung war es aus dem Sensorbereich verschwunden, während sie die Schiffssteuerung wieder flott gemacht hatten. Als wären sie nie da gewesen.
Kate spürte, wie die Bitterkeit und die Wut sie wieder einholten. Sie hatten ihrer Meinung nach eine gute Gelegenheit verpasst dem Feind eine Lektion zu erteilen.
‚ Vermutlich wäre es tatsächlich nicht gut für uns ausgegangen, wenn wir sie weiter verfolgt hätten‘, dachte sie bei sich und gemahnte sich wieder die aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken.
„Hast du irgendetwas entdeckt?“, fragte sie schon zum dritten Mal an Lilly gerichtet.
„Es hat sich nichts getan. Die Sensoren zeigen nichts an.“
„Das ist doch einfach unmöglich! Wie sollen sie ohne dass wir es bemerken einfach verschwinden?“
Niemand wusste darauf eine Antwort. Und genau das war es, was alle so beunruhigte. Hatten die Invasoren ebenfalls einen neuen Antrieb entwickelt, der es ihnen ermöglichte einfach so zu verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen? Das war einfach Unmöglich. Die Last Hope war eindeutig eines der schnellsten Schiffe. Sie hätten nicht einfach verschwinden können, ohne dass die Leistungsfähigen Sensoren etwas aufgezeichnet hätten. Es musste eine andere Erklärung dafür geben.
Plötzlich bebte die Last Hope und schleuderte sie unvermittelt aus dem Pilotensessel. Den Anderen war es ebenso ergangen. Benommen klammerte sie sich an ihre Konsole und richtete sich wieder auf. Es war kein großer Schaden entstanden, dennoch fragte sich jeder, was gerade passiert war.
Sloane betrat die Brücke und wirkte ebenso verwundert, wie der Rest der Besatzung.
„Was geht hier vor?“
Das Schiff erbebte erneut. Doch dieses Mal waren sie vorbereitet.
„Roter Alarm. Aktiviert die Schilde. Waffen scharf machen.“
Die Crew setzte sich in Bewegung und wenige Sekunden später war die ganze Brücke in ein rötliches Licht getaucht. Die Schilde dämpften die Erschütterungen. „Es ist eindeutig Waffenfeuer. Aber es kommt aus dem…das ist unmöglich!“
„Was ist los.“
„Es scheint aus dem Nichts zu kommen.“
Das war in der Tat seltsam.
„Zielen sie mit den Protonentorpedos auf den Ursprung.“
„Verstanden.“, bestätigte Greg, der sofort handelte.
Drei grelle Lichtpunkte entfernten sich von der Last Hope auf den Ursprung des Feuers hin. Als sie detonierten, war für einen kurzen Moment die Silhouette eines Schiffes deutlich. Kate erkannte es sofort. Es war ein Invasoren Schiff. Als das Licht der Explosionen verblasste verlor sich der Umriss des Schiffes wieder im Schwarz des Alls.
„Was war das?“, fragte Sloane verblüfft.
„Das…ist der Feind.“, knurrte Kate, die sofort die Gefahr erkannt hatte und angespannt versuchte den folgenden Angriffen so gut es ging auszuweichen.
„Offenbar haben sie eine Art Tarntechnologie entwickelt.“, warf Greg ein.
„Aber, wie?“, fragte Sloane, der sich an einer Konsole festgehalten hatte und versuchte sich in seinen Sessel zu setzen.
„Keine Ahnung.“, meinte Kate und flog erneut eine enge Ausweichkurve.
„Offensichtlich haben wir hier den Grund, wieso unsere Flotte so überraschend vernichtet wurde.“, warf der Commander ein, er hatte recht damit und beinahe wäre Kate ebenfalls blind in diese Gefahr geflogen. Sie war froh, dass es nicht soweit hatte kommen müssen. Schließlich wandte sie sich an Lilly.
„Wie sieht es aus? Haben wir sie getroffen?“
Lilly betrachtete ihre Anzeigen. Für einen kurzen Moment haben die Sensoren ein Schiff geortet. Es handelt sich um ein Schiff der Zerstörer Klasse. Nur geringfügiger Schaden auf der Oberfläche. Doch der Sensorkontakt war zu kurz, um genaueres sagen zu können.“
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