Dort konnte ich meine Manie ganz frei ausleben,
ich konnte laut singen, schreien und lachen und mich ohne Einschränkung frei bewegen.
Ich fühlte mich dort sehr wohl, für meine Frau war die Situation sicher schlimmer,
doch sie durfte mit mir zusammen verbringen im selben Zimmer.
Manches Mal bereitete ihr der Gedanke an den verrückten Mann sicher Höllenqualen,
auch das Problem, wie die Unterkunft und die Behandlung in der Klinik zu bezahlen.
Die drei Euroschecks, die wir noch hatten, würden nicht reichen, konstatierten wir verstört,
doch mein Vater war bereit, uns den notwendigen Betrag zu überweisen, als er von dem Malheur gehört.
Aber meine Tante, ausgestattet mit viel Beziehungen, wusste einen besseren Rat,
sie kannte eine Stewardess der Fluggesellschaft, die bereit war, das Geld durch ihren Dienstflug uns persönlich zu übermitteln, was sie dann auch tat.
Der Umschlag mit dem Geld meines Vaters wurde meiner Tante, der Frau B., unmittelbar direkt überbracht,
doch die verhielt sich danach ganz anders als es eigentlich gedacht.
Sie hat das Geld unter fadenscheinigen Argumenten behalten und nicht herausgerückt,
das hat uns völlig überrascht und verwundert und ziemlich bedrückt.
Wir hatten damals das unbestimmte Gefühl, sie hatte irgendwelche Geschäfte getätigt
und das Geld zu diesem Zeitpunkt gerade für sich selber benötigt.
Doch meine Frau gab sich noch nicht geschlagen,
sie wusste, dass zu Hause im Thurbrucher Steig noch diverse Scheckformulare in einer Kassette lagen.
Sie rief eine Vertraute, die Gisela, an und erzählte ihr von der Situation,
diese kannte sich bei uns aus, weil sie unser Haus in unserer Abwesenheit betreut, und sie trat umgehend in Aktion.
Die besagte Stewardess, die wir leider nicht kennen, doch hohes
Lob soll ihr gebühren,
zeigte sich bereit, diesen Sonderkurierdienst noch ein zweites Mal durchzuführen.
Das Problem der Bezahlung des Krankenhauses war nun beseitigt,
dann kam das nächste, wegen des neuen Rückflugtermins hätten wir das Personal von Neckermann Reisen am liebsten gesteinigt.
>Keine Plätze frei, vielleicht morgen, halten Sie sich bereit<,
so wurden wir mehrmals vertröstet, bis es schließlich gab heftigen Streit.
Endlich kam der Moment, auf den wir lange gewartet,
ein auf der Startbahn befindliches Flugzeug stand mit schon laufenden Triebwerken zum Abflug bereit, es schien fast, als wäre es bereits gestartet.
Im letzten Moment bekamen wir von den Neckermann-Angestellten grünes Licht,
wir mussten etliche Meter quer übers Rollfeld zu der auf uns wartenden Maschine eilen, in den Händen unser gesamtes Gepäck, welches hatte reichlich Gewicht.
Das sind leider keine erlogenen Geschichten,
die ich von dieser durchwachsenen Teneriffa-Reise muss berichten.
Die BARMER hat im Nachhinein die Krankenhauskosten voll übernommen,
denn Unterbringung und Behandlung wären in einem deutschen
Krankenhaus bedeutend teurer gekommen.
Schließlich kam sogar von der Firma Neckermann,
nach einem deftigen Beschwerdebrief per Scheck eine Versicherungszahlung als kleiner Ausgleich für die erlittenen Unannehmlichkeiten bei uns an.
Nur das grüne Band der Sympathie zu meiner Tante ist seitdem völlig zerrissen,
wir haben aber nicht das Gefühl, dass wir dadurch irgendetwas vermissen.
Dies ist eine Geschichte, die das Leben schreibt, die es eigentlich gar nicht kann geben,
doch, wie man sieht, nichts ist unmöglich in diesem merkwürdigen, unberechenbaren Leben.
WS 04200
Im April und Mai des Jahres 2007 flogen mir immer wieder neue
Gedanken zu, aus jeder Richtung und in jeder Menge.
Ich konnte sie gut ordnen und schrieb sie freudig als Gedichte nieder, bevor sie durcheinander gerieten in diesem unaufhörlichen Gedränge.
Doch am Himmelfahrtstag dann, es war der 17. Mai 2007, ich kann nicht erklären, wie es geschah, schlug meine Verfassung absolut über die Stränge;
ich wurde unversehens, aus heiterem Himmel sozusagen, vom Wahnsinn ergriffen,
ohne ein einziges Gramm Haschisch zu nehmen oder Heroin zu kiffen.
Ich hatte die göttliche Eingebung, ich sei auserwählt, als barmherziger Samariter und
messianischer Engel ein Retter der Menschheit zu werden,
da noch sehr vieles im Argen Liegende zu richten sei auf Erden.
Am Abend duschte ich mich, das ganze Vorgeplänkel der letzten drei zurückliegenden Tage ist so umfangreich und kaum noch nachvollziehbar, dass ich es hier nicht ausbreiten möchte, zog mich leger an, schrieb ein paar Abschiedszeilen an meine Frau, die noch in Berlin weilte, verabschiedete mich von unseren beiden Hunden und machte mich frohen Mutes, laut vor mich hin singend, auf eine Pilgerreise, die mich vorerst zu den Orten führen sollte, die die Bezeichnung ´Santa` im Ortsnamen tragen.
Während die meisten Leute dösend oder schlafend lagen in ihren Betten,
begab ich mich im Dunklen laut singend auf den Weg, um ein Engel zu werden;
ich fühlte mich wohl beschwingt, und das viele Laufen bereitete mir keinerlei Beschwerden,
ich wollte in Gottes Auftrag viele barmherzige Dinge tun, und helfen, die Menschheit aus ihrem Schlamassel zu erretten.
(Ab und zu habe ich mir in meinen linken Arm gekniffen,
um zu prüfen, ob er noch Fleisch ist oder evtl. schon vergeistigt! Verrückt, aber wahr !!)
Eine ganze Nacht marschierte ich stramm durch, beim Morgenanbruch, als es hell wurde, erfreute ich mich an dem Gesang der Vögel und versuchte kommunizierend mit ihnen näher in Kontakt zu kommen. An diesem Tag stellte ich ein paar verrückte Sachen an, die ich aber lieber verschämt für mich behalten möchte, bis ich dann irgendwann am späten Nachmittag in der Nähe einer Brückenüberführung der Autobahn ohnmächtig zur Ruhe kam.
Dort muss mich jemand liegen gesehen und die Polizei verständigt haben. Ich wurde von der GNR, der Gendarmerie, als hilflose Person aufgegriffen und ins nächstliegende Krankenhaus gefahren. Es stellte sich heraus, dass mein Kreatininwert dermaßen stark erhöht war, dass durch die Anstrengung des ununterbrochenen Laufens, dabei ohne Essen und Trinken, die Funktion der Nieren hätte jederzeit aussetzen können.
Doch noch hatte mein letztes Stündlein nicht geschlagen, nach ein paar Tagen erwachte ich aus dem Nirwana-Zustand, kam anschließend in eine stark restaurierungsbedürftige portugiesische Klapse und wurde schließlich auf Betreiben meiner Frau, die überstürzt aus Berlin zurückgekommen war und in der Zeit seelisch Einiges durchgemacht hat, nach ein paar Tagen vom ADAC nach Berlin ausgeflogen und direkt im Humboldt- Krankenhaus in Reinickendorf abgeliefert, wo ich dann medikamentös weiter behandelt wurde.
Und ein Fazit dieser Geschicht´:
Sehr einladend war dieses psychiatrische Krankenhaus in Portugal jedenfalls nicht.
WS 2008
Den Seinen gibt’s der Herr im Schlahf – oder im Wahn, so wird vom Volksmund oftmals gesahgt;
da ist durchaus etwas Wahres drahn, wenn ihr den Meingott Walter frahgt.
Bei Betroffenen, die ähnlich wie ich schon einmal eine imaginäre (krankhafte) Gottesoffenbarung erfahren haben, stellt sich sicherlich bei der absoluten Mehrheit im Nachhinein heraus, dass es sich dabei wohl eher um eine Halluzination als um eine Offenbarung gehandelt hat. Aber es gibt ja auch heutzutage eine sogenannte ´Neuzeitliche Gottesprophetin` mit Namen Gabriele W., die von sich behauptet, sie sei mit dem kosmischen Bewusstsein des Ewigen Gottes durch Lichtstrahlen vernetzt.
Dadurch könne sie mit Gott direkt kommunizieren und die Botschaft seiner Gedanken und
Forderungen an die Menschheit direkt empfangen. Für ihre Anhänger steht sie damit in der
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