Ich lag nachts im Bett und grübelte über viele Dinge nach,
ich konnte einfach nicht schlafen und war stundenlang hellwach.
Schon seit einiger Zeit hatte ich Schlafprobleme und noch andere, damals im Strünckweg Nr. 10,
eines Nachts war ich entschlossen, mich irgendwie abzulenken und aus dem Bett aufzusteh´n.
Gehe an die frische Luft ein bisschen spazieren, gab ich mir zu bedenken,
das hilft sicher, dich vom ewigen Grübeln abzulenken.
Ich zog mich klammheimlich an, verließ die Wohnung und fühlte mich erleichtert und froh,
und da in Berlin auch nachts immer was los ist, lief ich zu
Fuß ein paar Kilometer zum S-Bahnhof Zoo.
Dort ging ich in eine Alt-Berliner Kneipe, ´Hauptmann von Köpenick` ward sie geheißen,
denn ich hatte inzwischen großen Hunger bekommen und musste unbedingt etwas speisen.
Nach einem ausgiebigen Straßenbummel lief ich denselben Weg wieder nach Hause zurück
und wurde von meiner Frau empfangen mit vorwurfsvollen Worten und sorgenvollem Blick.
Am nächsten Morgen, obwohl ich fast gar nicht geschlafen hatte,
fühlte ich mich frisch und wohl und stand wieder frühzeitig auf der Matte.
Es war Wochenende, wir beratschlagten mit den Kindern, was wir unternehmen könnten,
wann und wo,
wir einigten uns schließlich darauf, wir gehen zusammen in den Berliner Zoo.
Es ging mir wunderbar an diesem Tage, ich fühlte mich beschwingt und frei,
es war wunderschönes Wetter, und die Leute waren alle so nett dabei.
Ich kaufte den Kindern in einer Konditorei kleine Geschenke, war frohgelaunt und ausgelassen, meine Stimmung konnte nicht mehr besser werden,
ich wandelte wie im Trance und fühlte mich als neuer Heiland, der allen Menschen Gutes
bringt auf Erden.
Nachdem wir abends zu Hause nach dem schönen, aber anstrengenden Ausflug schließlich kamen zum Sitzen,
hatte ich den dringenden Wunsch und das Bedürfnis, mein schönes Weibchen zu besitzen.
Im Bett gab ich meiner Liebsten zu spüren, was ich von ihr wollte,
sie war ziemlich verunsichert über mein Verhalten, wehrte sich aber nicht und benahm sich nicht, als wenn sie mir grollte.
Ich zog das Hemdchen bei ihr hoch und küsste sie überall, wo sie nackt und bloß,
bis ich mit meinem zum Bersten geschwollenen Glied ganz langsam eindrang in ihren feuchten, sich öffnenden Schoß.
Mein Eheweibchen schaute mich dabei mit großen Augen erstaunt und fast
ungläubig fragend an,
und das Erlebnis war für mich derart stark erregend, dass ich es schwer beschreiben kann.
Ich sah und fühlte, dass auch sie mein Eindringen in ihren Schoß sehr erregte und ihr außerordentlich gefiel,
und ich denke, wir hatten beide ein wundervolles, selten so intensiv erlebtes Liebesspiel.
Meine Schlaflosigkeit hielt indes weiter an, ich wurde überreizt, unkonzentriert und sofort
aufbrausend gegen jede Kritik;
so landete ich ein paar Tage später in der Nußbaumallee, in der mir bereits bekannten
psychiatrischen Klinik.
WS 2007/2010
Im Frühjahr 1975, so etwa um die Karnevalszeit,
da war es bei mir wieder einmal so weit.
Wir hatten große Sorgen, Ängste und Verdruss,
unser soeben erst bezogenes, gemietetes Haus in Heiligensee
sollte bald abgerissen werden, laut GESOBAU- Vorstandsbeschluss.
In dem, gegen unsere Neubauwohnung getauschten, Haus mit
Garten war vieles recht primitiv und unbequem,
nichts war renoviert, und alles war längst nicht so komfortabel und angenehm.
Innerhalb der Familie gab es auch mit den Kindern Streit,
deren Pubertät und die neuen Umstände ergaben insgesamt eine recht schwierige Zeit.
Es stand an, das Haus vorerst einmal gründlich zu renovieren;
ich riss zwar die Tapeten von den Wänden herunter, doch mir ging nichts von der Hand,
ich war schwer für irgendetwas zu motivieren.
Ich drückte meine Verzweiflung darüber auf meine Art aus,
ich lachte und weinte, sang fortwährend meine Lieblingslieder und randalierte manchmal im Haus.
In der Folge wollten alle, auch ein Arbeitskollege in der Bank, mich darüber belehren,
doch einzusehen, dass ich krank sei, und ich ließ mich schließlich bekehren.
Diesmal kam ich in eine Klinik, die in Berlin überall wohl bekannt, in die Bonhoeffer Heilstätten, im Volksmund auch ´Bonheil` oder ´Bonnys Ranch` genannt.
Alles war hier sehr modern eingerichtet, das muss ich wohl loben, und ich war dort recht gut aufgehoben.
Die Ärzte experimentierten mit diversen Tabletten und Tropfen,
dass mein Körper sich verkrampfte und mein Herz anfing stark zu klopfen.
Schließlich man auf die Vermutung, meine Krankheit werde
verursacht durch Lithium-Mangel beim Gehirnstoffwechsel, kam, und dass dadurch ausgelöst werden könnte der manisch- depressive Wahn.
Man verabreichte mir Mengen von Lithium in Tablettenform, die drückten mein Verrücktsein
langsam wieder zurecht in die allgemein geduldete Norm.
Nach ein paar gefühlsmäßig recht durchwachsenen Wochen,
bin ich dann als geheilt, doch von ein paar unangenehmen Nebenwirkungen beeinträchtigt, wieder zurück nach Hause gekrochen.
Mit diesen neuen Tabletten, die ich seitdem nehme, statt der alten,
hat mein einigermaßen stabiler Zustand etwa zwölf Jahre lang durchgehalten.
Für mich persönlich erklären sich diese Krankheitsausbrüche immer
wieder als eine unbewusste Flucht,
in der mein Körper (oder Geist) durch eine unwillkürliche Abwehrreaktion gegen unüberwindlich scheinende Probleme, gegen Überforderung und der Angst vor Versagen einen Ausweg sucht.
Damals war die Situation für mich bedrückend und durch und durch beschissen,
so habe ich instinktiv aus Selbstschutz mein Heil wieder in der Flucht in die Krankheit gesehen und bin vor der Verantwortung ausgerissen.
WS 042007
Im Urlaub auf Teneriffa geschah es nach vielen Jahren wieder einmal,
dass das Zusammensein mit mir wurde für meine Frau zur Qual.
Ich fühlte mich losgelöst, von allen häuslichen und beruflichen Zwängen frei,
mit dem innersten Wunsch, dass das möglichst immer so sei.
Hier könnte man nach den Sternen streben,
und hier könnte man seine restlichen Jahre ohne Sorgen verleben.
Die Insel nahm mich sehr gefangen, die Wärme brachte mich ins Schwitzen,
und es machte mir unheimlich Spaß, viel herum zu palavern, und es fiel mir schwer,
lange Zeit ruhig und still zu sitzen.
Dann gab es das Problem mit dem nächtlichen Schlafen wieder,
ich lag nachts stundenlang wach, war voll von Phantasie, im Hotel war es unruhig, und man hörte laute Lieder.
So trat allmählich der ´man-dep-man` wieder in Aktion, so wie ich ihn bei mir kannte von früher her schon.
Ich brauchte keinen Schlaf mehr und auch keinen Wecker,
ich war redegewandt und selbstbewusst und fühlte mich als blonder Held, wie der frischgebackene Wimbledon-Sieger >Bumbum< Boris Becker.
Bei einem Ausflug auf die Nachbarinsel La Palma zeigte sich dann offenbar,
dass das Wölfchen in seinem Wesen vollkommen verändert war.
Mir machte am Steuerrad die Autofahrt durch die Insel viel Vergnügen, ohne Frage,
doch meine Tante, mein Onkel und meine Frau hatten wegen meiner rasanten Fahrweise
anscheinend Grund zur Klage.
So haben die drei zusammen beschlossen, sofort wieder einen Flug nach Teneriffa zurück zu buchen,
um dort schnell einen Arzt zu finden, der mich sollte untersuchen.
Ein Arzt erschien, er konnte nicht viel tun, gab mir zur Beruhigung eine Spritze schnell
und empfahl, mich ins Krankenhaus zu bringen, und zwar in die Clinica St. Miguel.
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