Frank Steiner und Martina Weber betraten Punkt 15:00 Uhr, den Hauptsitz der Firma Irslinger Bau GmbH. Der Pförtner schickte sie direkt in die obere Etage, wo sich die Geschäftsleitung befand. Olga Held nahm sie gleich Empfang und belehrte: „Der Prokurist, Harald Weber ist leider nicht da.“ Frank zeigte ihr den Durchsuchungsbeschluss und antwortete: „Wir brauchen alle Unterlagen von ihren Subunternehmern, mit denen es in letzter Zeit Probleme gab. Wo ist das Büro von Herrn Irslinger?“ Frau Held ging voran und schloss das Büro auf. Sie fragte: „Haben sie schon einen Verdacht? Wenn nicht, dann könnte ich ihnen vielleicht weiterhelfen.“ Frank: „Falsche Verdächtigungen helfen uns auch nicht weiter.“ Olga ging zurück in ihr Büro und holte einen Umschlag aus ihrem Schreibtisch und übergab ihn Frank. Martina baute inzwischen den PC ab und packte den Laptop ein. Frank nahm den Umschlag und fragte: „Was ist das?“ Olga: „Das ist das neue Testament, das Herr Irslinger mir am Freitag diktiert hat. Eine Kopie davon habe ich sofort an unseren Notar, Herrn Keller gefaxt. Herr Irslinger hätte eigentlich nachher einen Termin bei ihm, aber den kann er ja leider nicht mehr wahrnehmen.“ Sie fing an zu weinen und putzte sich die Nase. Frank: „Sie hatten wohl ein sehr enges Verhältnis zu Herrn Irslinger?“ Olga: „Ich habe für ihn fast zwanzig Jahre gearbeitet. Er war ein guter Chef und allseits beliebt. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass er Tod sein soll. Ist er wirklich erschossen worden?“ Frank nickte und antwortete: „Leider, Frau Held. Gab es in letzter Zeit Drohungen gegen ihn? Von Mitarbeitern oder Geschäftspartnern?“ Frank öffnete den Umschlag und las was darin stand. Frau Held holte einen Ordner und gab ihn Martina. Sie sagte: „Hier sind alle schriftliche Drohungen der letzten Jahre. Roland hat sie gesammelt und gemeint, irgendwann wird er sie alle in einem Buch veröffentlichen.“ Zur gleichen Zeit betraten Klaus und eine Truppe Beamter die Villa Irslinger. Hans zeigte Frau Irslinger den Beschluss und diese fragte: „Warum das denn, stehen wir unter Verdacht? Wir haben ihnen doch alles gesagt, was wir wissen.“ Klaus: „Das stimmt nicht, Frau Irslinger. Sie haben uns belogen.“ Frau Irslinger: „Mit was soll ich sie belogen haben?“ Die SpuSi kam nun herein und deren Chef Dieter Mayer, packte seine Utensilien aus, die er zur Entnahme der Fingerabdrücke brauchte. Er sagte zu ihr: „Wenn ich bitten dürfte?“ Klaus: „Wir haben sie heute Morgen gefragt, ob sie Waffen besitzen und sie haben darauf mit nein geantwortet. Aber nach unseren Unterlagen, besaß ihr Mann drei Jagdgewehre und eine Pistole. Wo sind diese Waffen?“ Frau Irslinger: „Welche Waffen denn? Ich habe keine Ahnung ob Roland Waffen hatte. Hier im Haus sind auf keinen Fall welche, das wüsste ich.“ Hans: „Dann werden wir eben das ganze Haus auf den Kopf stellen müssen. Wo ist ihre Tochter und ihr Verlobter?“ Sie antwortete: „Die beiden sind oben in Saskias Zimmer.“ Dieter Mayer hatte inzwischen die Fingerabdrücke, eine Speichelprobe und den Schmauchtest gemacht. Er informierte Klaus: „Der Schmauchtest ist negativ. Ich gehe dann nach oben zur Tochter und ihrem Freund.“ Hans: „Ich gehe mit. Klaus, bleibst du hier?“ Klaus: „Ich bleibe hier, beobachte die Durchsuchung und leiste Frau Irslinger Gesellschaft.“ Hans ging mit Mayer nach oben, während Klaus bei Frau Irslinger blieb. Er fragte sie: „Haben sie noch andere Immobilien außer dem Haus hier? Ich meine, Häuser, Hütten oder so, die nur von ihnen genutzt werden?“ Frau Irslinger: „Nein, nur noch zwei Mietshäuser in Berlin und drei in Potsdam. Wollen sie die Adressen?“ Klaus: „Vielleicht später. Warum wohnt ihre Tochter wieder im Haus, ich dachte sie und ihr Verlobter wollten das Gärtnerhaus beziehen?“ Frau Irslinger: „Ich habe Angst so ganz alleine in diesem Haus. Der Mörder läuft da draußen immer noch frei herum. Vielleicht will er uns alle umbringen?“ Klaus: „Warum sollte er das tun? Ich dachte, sie und ihre Familie haben keine Feinde?“ Frau Irslinger wurde auf einmal laut: „Ach, was weiß denn ich, was in so einem kranken Mörderhirn vorgeht. Vielleicht ist er neidisch auf unser Vermögen.“ Klaus: „Interessante Theorie. Wie hoch ist denn ihr Vermögen?“ Frau Irslinger: „Das weiß ich nicht, darum habe ich mich nie gekümmert.“ Klaus: „Sie werden doch wohl ungefähr wissen, wie viel Geld ihr Mann auf der Seite hatte. Eine Million, zwei, drei oder fünf Millionen?“ Frau Irslinger: „Es ist mit Sicherheit einiges mehr.“ Klaus: „Zehn Millionen?“ Frau Irslinger: „Sie haben keine Ahnung von uns und den Geschäften meines Mannes. Einige hundert sind es bestimmt.“ Klaus fragte ungläubig: „Sie meinen, einige hundert Millionen?“ Frau Irslinger: „Ja, wenn ich es doch sage.“ Klaus: „Und wer erbt das alles? Ich meine, gibt es ein Testament?“ Frau Irslinger: „Ja, es gibt eins, aber ich kann ihnen nicht sagen was da drin steht. Da fällt mir gerade ein, wir haben noch eine kleine Jagdhütte in der Nähe des kleinen Wannsees. Es gehört zum Jagdrevier meines Mannes.“ Klaus sein Handy läutete. Es war Frank Steiner. Er nahm das Gespräch an und hörte eine Weile gespannt zu. Dann sagte er: „Alles mitbringen. Und was ist mit den Waffen?“ Frank: „Negativ. Ich packe alles zusammen und bringe Frau Held mit. Der Prokurist, Harald Weber kommt erst Morgen wieder in die Firma. Ich denke, seine Vernehmung hat Zeit bis morgen.“ Klaus: „OK, bring alles mit, wir sehen uns nachher im Büro.“ Klaus sah Frau Irslinger streng an und fragte: „Wann wollten sie uns eigentlich erzählen, dass ihr Mann Saskia enterben wollte? Sagen sie jetzt aber nichts falsches, dass würde sonst ihre Lage um einiges verschlechtern.“ Nun kamen Hans und Mayer die Treppe herunter. Hinter ihnen folgten fluchend Saskia und ihr Verlobter. Beide trugen Handschellen und Klaus fragte: „Was ist mit den beiden, waren sie nicht artig?“ Hans: „Der Schmauchtest ist positiv und beide wollen mir nicht sagen, welche Waffe sie abgefeuert haben. Deshalb habe ich sie vorübergehend festgenommen.“ Klaus fragte Saskia: „Seit wann wussten sie, das ihr Vater sie enterben und das Testament ändern wollte?“ Als Hans das hörte, sagte er zu den beiden: „Jetzt bin ich einmal gespannt, wie sie das alles erklären. Sie wissen schon, dass sie jetzt beide unter Tatverdacht stehen?“ Zu den Beamten, meinte Klaus: „Abführen und getrennt aufs Präsidium bringen. Die zwei werden in Gewahrsam genommen.“ Klaus erzählte Hans von der Jagdhütte und der sagte dann zu Frau Irslinger: „Sie fahren mit mir zu dieser Jagdhütte, mein Kollege Herr Wagner kümmert sich derweil um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn in spe.“ Hans gab Mayer Bescheid, dass er ihnen zur Hütte folgen sollte, weil er dort Fingerabdrücke und DNA Spuren sichern sollte. Frau Irslinger: „Aber ich habe doch keinen Schlüssel von dieser Hütte.“ Klaus: „Keine Angst, wir haben Spezialisten die brauchen keinen Schlüssel um eine Tür zu öffnen.“ Die Beamten führten die beiden ab. Frank Leisner wiedersetzte sich mit aller Gewalt und schrie: „Ihr verdammten Bullenschweine, wir haben nichts getan, wir sind unschuldig. Ich will sofort meinen Rechtsanwalt sprechen. Ihr verdammten Schweine.“ Saskia rief nur zur ihrer Mutter: „Glaube mir, wir haben Vater nicht umgebracht. Bitte rufe unseren Anwalt an. Ich schwöre, wir haben nichts getan.“ Es half nichts, die Beamten verbrachten beide in verschiedene Streifenwagen und fuhren sie ins Präsidium. Hans sagte zu Klaus: „Fahr du ins Präsidium, ich kümmere mich um die Jagdhütte. Du hast nämlich noch einen Termin mit einer Reinigungsfachkraft. Und bitte sage nicht „Frau Putze“ zu ihr, wie ich es am Telefon aus Versehen getan habe.“ Klaus: „Ich muss erst mit den beiden sprechen, vorher kann ich nicht gehen.“ Hans: „Du hast noch vier fähige Mitarbeiter die können das auch ganz gut. Nimm den Termin wahr, lass dir so eine Perle nicht durch die Lappen gehen. Wir sehen uns Morgen wieder.“ Mit vier Autos fuhren sie in Richtung Kleiner Wannsee. Die Fahrt führte vorbei am Tatort und am Reitclub. Wenig später passierten sie das Gelände vom Golfclub, bis Frau Irslinger sagte: „Hier müssen wir rechts abbiegen, dann ist es nicht mehr weit zur Hütte.“ Hans bog in den Wald hinein und nach wenigen hundert Metern sah man sie schon. Sie hielten davor an und sahen gleich, dass die Tür offen stand. Die Beamten stiegen aus und zogen gleich ihre Waffen. Hans sagte zu Frau Irslinger: „Sie bleiben hier sitzen und rühren sich nicht von der Stelle, oder ich lege ihnen Handschellen an.“ Frau Irslinger: „Ich rühre mich nicht von der Stelle, versprochen. Wer ist da eingebrochen?“ Hans gab ihr keine Antwort darauf sondern stieg auch aus. Er gab aber einem Beamten die Anweisung auf Frau Irslinger aufzupassen. Hans kam näher und wie ein Beamter laut „Sicher“ rief, trat er in die Hütte ein. Er sah sich im Raum um und sofort fiel sein Blick auf einen großen Kleiderschrank. Hans öffnete ihn und entdeckte hinter einigen Klamotten, den Waffenschrank. Er gab einem Beamten die Anweisung ein Brecheisen zu holen und den Schrank aufzuhebeln. Aber zuvor sicherte Mayer noch die Fingerspuren auf dem Stahlschrank. Wie Mayer fertig war, brachen zwei Beamte den Schrank auf. Zum Vorschein kamen drei Jagdgewehre, wie sie das Ordnungsamt ausgewiesen hatte. Nur eine Waffe fehlte. Es war die Glock 17. Mayer verpackte alle Waffen vorsichtig in Plastiktüten und verstaute sie im Wagen. Hans sah sich noch etwas um und machte wie immer Fotos von der vorfinde Situation. Hans sagte zu Mayer: „Die Waffen auf Fingerabdrücke untersuchen und mit denen der drei Verdächtigen vergleichen. Seht euch noch ein wenig in der Umgebung um, vielleicht findet ihr noch etwas.“ Er bedankte sich noch bei allen und verabschiedete sich dann und fuhr den gleichen Weg zurück. Frau Irslinger war wieder am weinen und murmelte immer wieder: „Mein Kind hat Roland nicht umgebracht, so was könnte sie doch nicht.“ Hans ließ sie reden und sagte nichts. Als er zwischen Reitclub und der Irslinger Villa fuhr, sah er wie eine Reiterin vom Pferd abstieg und ordentlich fluchte. Die Frau bückte sich und hielt plötzlich ein altes Damenfahrrad in den Händen. Hans bog sofort in den Weg ein und hielt zehn Meter vor dem Pferd und der Frau. Er erkundigte sich: „Ist etwas passiert, kann ich ihnen helfen?“ Die Frau sagte erbost: „Es ist nicht zu fassen. Jetzt werfen die Leute schon ihren Sperrmüll auf unsere Reitwege. Nicht auszudenken, wenn da ein Pferd hineingetreten wäre.“ Hans sah sich das Rad näher an und entdeckte, dass die helle Hose der Frau, rote Streifen hatte. Zuerst dachte er es sei Rost, doch wie er näher heran kam, sah es aus wie Blut. Hans fragte sie: „Sind sie verletzt?“ Und er deutete auf ihre verschmierte Hose. Sie sah die Flecken und sagte wütend: „Nein, das ist Farbe oder Rost von dem alten Drahtesel. Hoffentlich geht das wieder raus.“ Hans sah sich nun das Rad näher an und er entdeckte, dass am Lenker und am unteren Rahmen, rote Spuren zu sehen waren. Plötzlich wusste er, wie der Ketchup in den Wagen kam und wozu er diente. Hans zog einen Handschuh aus der Tasche und nahm das Rad an sich. Er zeigte ihr seinen Dienstausweis und machte ihr klar, dass das Fahrrad beschlagnahmt sei. Damit war sie sofort einverstanden, aber wie er sie bat aufs Präsidium zu kommen, hatte sie auf einmal keine Zeit. Erst wie Hans ihr erklärte, das sie eine wichtige Zeugin in einem Mordfall ist, sagte sie sofort zu. Er schob das Rad aus dem Feld und verstaute es sorgfältig in seinem Kofferraum. Zuvor hatte er von der Reiterin noch die Personalien aufgenommen und wie immer, Fotos gemacht. Hans fuhr zurück und gab einem Beamten vom Streifendienst den Auftrag, das Fahrrad zur SpuSi zu bringen, danach setzte er Frau Irslinger in einen freien Vernehmungsraum. Steiner war gerade dabei, die Aussage von Frau Held zu tippen. Martina hatte inzwischen den Laptop und den PC von Herrn Irslinger angeschlossen. Aber sie konnte keine Daten auslesen, weil beide mit einem Passwort geschützt waren. Saskia und ihr Verlobter schmorten derweil in der Arrestzelle, weil sie noch immer keine Angaben über die Herkunft der Schmauchspuren machten. Hans beschloss deshalb, die beiden bis zum nächsten Tag in Arrest zu lassen. Frau Irslinger erzählte ihm dann, wie es zur Testamentsänderung kam. Da sie keine Schmauchspuren an den Händen hatte und ihre Aussage machte, schickte er sie nach der Vernehmung nach Hause. Hans sah auf die Uhr und erschrak, weil es bereits 21:30 Uhr war. Linda war schon um 17:30 Uhr nach Hause gegangen. Er sagte zu allen: „Jetzt ist Feierabend, genug ermittelt.“
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