Edgar Wallace - Das Steckenpferd des alten Derrick

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Das Steckenpferd des alten Derrick: краткое содержание, описание и аннотация

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Inspektor Dick Staines erwischt Krankenschwester Mary Dane, wie sie in Josua Derricks Haus einbricht. Das Sammeln von Fingerabdrücken war die große Leidenschaft des alten Derrick. Er war überzeugt, dass zwei Personen identische Abdrücke haben könnten. Sein Sohn Walter hat für derlei nicht viel übrig und vernichtet nach seinem Tod die Sammlung.
Ein Fingerabdruck am Tatort nach dem Einbruch zeigt jedoch Übereinstimmung mit einem lange zurückliegenden Mord. Hat Mary eine Doppelgängerin? Dann gibt es einen weiteren Mord.
Spannende Unterhaltung vom Großmeister der Kriminalliteratur.

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LUNATA

Das Steckenpferd des alten Derrick

Das Steckenpferd des alten Derrick

Kriminalroman

© 1928 by Edgar Wallace

Originaltitel The Double

Aus dem Englischen von Arthur A. Schönhausen

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

1

Mit dem Titel eines »Dr. phil.« und den armseligen Resten der väterlichen Erbschaft von eintausend Pfund, deren größten Teil er »verstudiert« hatte, verließ Dick Staines die Universität von Cambridge. Keiner war sich klarer als er über die dringende Notwendigkeit, sich schnellstens eine Existenz zu schaffen. Nach einigen Wochen Offertenschreibens auf unzählige Inserate hatten sich ihm vier Möglichkeiten geboten, die ersten Sprossen auf der Leiter zum Erfolg zu erklimmen: als Volontär in einer Autofabrik mit dreißig Schilling Wochenlohn; als Volksschullehrer – akademischer Vorbildung – mit der Aussicht, nach zehn Jahren so viel zu verdienen, daß er einen Hausstand würde gründen können; als Offizier des königlichen Heeres oder der Marine mit der Hoffnung, aus seinen Bezügen mit Mühe und Not die monatlichen Kasinoschulden zu decken, oder – als Polizeibeamter. Nach gründlichem Erwägen aller dieser Aussichten füllte er endlich einen engbedruckten Fragebogen aus und sandte ihn an den Dezernenten für Polizeiangelegenheiten der Stadt London. Der gewünschte Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Nach einigen Wochen finden wir Staines bereits in der kleidsamen blauen Uniform auf den Straßen der Metropole patrouillieren. Er war Schutzmann geworden, blieb es aber nicht lange. Seine Sprachkenntnisse – er beherrschte vier Sprachen von Grund auf, hatte genügend Vorkenntnisse in zwei weiteren und konnte sich in zwei andern gebrochen verständigen – machten seine Vorgesetzten auf ihn aufmerksam. Als er dann noch das Glück hatte, ein Attentat auf den Kriegsminister zu verhindern, war seine Laufbahn gesichert. Nach neun Jahren war er Inspektor bei der Kriminalabteilung geworden.

Wir lernen ihn kennen, als er mit Lord Thomas Weald in dessen eleganten Rolls Royce Brighton zurast. Der schuldtragende Teil an dieser eklatanten Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit war jedoch, wie wohl selbstverständlich ist, der Lord.

»Zum Schießen ist es«, kicherte er vor sich hin und schenkte dabei der Landstraße nur geringe Aufmerksamkeit. »Vor ein paar Jahren – es scheint mir, als wäre es erst gestern gewesen – hat man uns beide wegen nächtlicher Ruhestörung auf die Polizeiwache von Cambridge geschleppt, und heute« – er lachte auf –, »bist du selbst bei der ›Polente‹, Dicky!«

Sie waren während ihrer gemeinsamen Studienzeit gute Freunde geworden. Obwohl sie gleichaltrig waren, sah Tommy bedeutend jünger aus. Die ewig lächelnde Miene, das sorgenfreie Leben, das blühende Gesicht und seine unverwüstliche Laune ließen ihn noch heute als Jüngling erscheinen. Er war groß und breit, reichte Dick jedoch kaum bis an die Schultern. Wenn es so etwas gibt, was man einen »hübschen Mann« nennt, so verdiente Dick Staines unstreitig diese Bezeichnung. Seine Großherzigkeit und sein geradezu kindliches Gemüt, das er sich trotz seines Berufes verstanden hatte zu erhalten, machten ihn allgemein beliebt. Er war, obwohl es an Angriffen auf sein Herz nicht gemangelt hatte, bis heute ein unbekehrbarer Junggeselle geblieben.

Seit Jahren hatten die Freunde einander aus den Augen verloren. Tommy Weald war sofort nach Abschluss seiner Studien auf Großwildjagd gegangen und erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt. Dick hatte ihn zufällig auf dem »Strand« getroffen.

»Ich glaube, ich beginne an Gehirnerweichung zu leiden, Tommy«, meinte er. »Ich fahre hier mit dir in der Weltgeschichte herum, während ich meine schönen Urlaubstage auf dem Landsitz meines Chefs verleben könnte. Da kommst du Unglückswurm und schleppst mich auf eine deiner wilden Eskapaden. Meine Wohnung in London habe ich während meiner Urlaubswochen aus Sparsamkeitsgründen vermietet. Wo soll ich denn eigentlich, wenn ich nach Brighton zurückkomme, in London wohnen, wie?«

»Warum dir Sorgen machen, Jünger der heiligen Hermandad«, erwiderte Tommy und musterte den Freund strengen Blickes. »Du konntest doch gar nicht auf den hirnverbrannten Gedanken kommen, mich allein fahren zu lassen, oder doch? Nun, wo wir uns nach langen Jahren einmal wiedersahen? Deine Einladung vom Chef gilt doch übrigens, wie du mir selbst erzählt hast, erst von nächster Woche ab, nicht wahr? Warum also dir schon jetzt darüber den Kopf zerbrechen? Ich habe dir so viel zu erzählen, daß dir die Zeit wie im Fluge vergehen wird. Du weißt doch, daß ich auf Löwenjagd war?«

»Warst du der Gejagte, oder waren es die Löwen?« fragte Dick sarkastisch.

»Wie du willst, geliebter Sherlock Holmes. Seit wann bist du übrigens leberleidend und hypochondrisch? Brighton soll für derartige Gemütserkrankungen sehr zu empfehlen sein. Deshalb fahre ich dich ja auch jetzt dorthin. Scherz beiseite, Dick: Ein Mädchen habe ich dort kennengelernt – so etwas gibt es überhaupt nicht wieder!«

Er schnalzte mit der Zunge, um seine Mitteilung zu unterstreichen.

»Na, na, Tommy, du Schürzenjäger. Mädchenjagd ist zuweilen gefährlicher als Großwild zu schießen, und viel leichter wirst du dabei der Gejagte. Wer ist denn diese männerherzenmordende Jungfrau von Brighton?«

Tommy musterte ihn vorwurfsvoll von der Seite.

»Das kommt hier gar nicht in Frage, Dick. Wer die Gewisse ist? Von Beruf scheint sie Krankenpflegerin zu sein: Ihren Namen kenne ich leider noch nicht. Und den ausfindig zu machen, habe ich dich, den angehenden Superdetektiv, mitgenommen. Wenn du es nicht herausbekommst, wer soll dann dazu imstande sein?«

»Mein hochachtbarer Beruf ist mir für solche Dinge, wie du sie im Sinne zu haben scheinst, zu schade!« wies Staines das Ansinnen mit gemacht strenger Miene zurück. »Deine Don-Juan-Streiche mußt du selbst ausbaden; ich bin mir zu gut dazu, mich deinetwegen in die Nesseln zu setzen.«

Sie erreichten, noch ehe sich der Lord auf eine passende Antwort besinnen konnte, ihr Fahrtziel, das Metropol-Hotel in Brighton. Gemeinsam schritten sie die Freitreppe hinauf und wollten eben in das Foyer eintreten, als aus dem Hotel ein elegant gekleideter Herr mittleren Alters trat. Einen Augenblick ruhten seine Augen überrascht auf Lord Weald, dann nickte er ihm lebhaft zu.

»Kennst du den Herrn?« wandte sich Tommy an seinen Freund und blickte dem Herrn nach. »Nein? Schade! Der Mann hat einen Humor, der eine Million wert ist. Wie er heißt? Ich glaube Walter Derrick. Er wohnt neben mir in London. Du weißt ja, das Eckhaus auf dem Lowndes Square. Mein Vater und sein Vater kannten sich sehr gut. Der alte Derrick muß ein Original gewesen sein, den Schilderungen nach genau das Gegenteil seines witzigen Sohnes Walter. Eine Type ist der, na, du wirst ihn ja kennenlernen.«

Dick hatte gelogen, als er vorgab, Derrick nicht zu kennen; er kannte ihn und auch den knallgelben Rolls Royce, den er zu fahren pflegte. Eine besonders hohe Meinung hatte er von Mr. Walter Derrick nicht, denn man flüsterte sich über ihn allerlei zu, was nicht zu seiner Beliebtheit beitragen konnte. Er sollte einen armen Verwandten, der dringend der Hilfe bedurfte, aus seinem Haus gewiesen und ihm mit der Polizei gedroht haben. In dieser Beziehung schien er seinem verstorbenen Vater zu ähneln, denn auch der alte Derrick hatte den Ruf eines unverbesserlichen Geizhalses genossen. Sogar der Sohn hatte darunter zu leiden gehabt, denn man erzählte sich, daß er nur deshalb nach Südafrika ausgewandert sei, weil er sich mit dem Vater wegen eines von ihm gekauften, aber unbezahlt gebliebenen Motorrades überworfen habe. Der alte Derrick hatte das Motorrad zu einer Prestigefrage gemacht, und so war Walter Derrick als verlorener Sohn wutschnaubend aus dem Haus und ins Ausland gezogen. Er mochte dort ein ziemlich entbehrungsreiches Leben geführt haben, hatte aber den goldenen Humor, den man ihm zuschrieb, dennoch nicht verloren. Nach dem Tod des Vaters war er als dessen Universalerbe nach Hause zurückgekehrt.

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