Brigitte Jäger-Dabek
Ostpreußen für Anfänger
Ansichten, Einsichten und Vergnügliches für Spurensucher
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Brigitte Jäger-Dabek Ostpreußen für Anfänger Ansichten, Einsichten und Vergnügliches für Spurensucher Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Dieses Ebook will Appetit machen auf ein Land, das vielen von uns Flüchtlingskindern aus Omas Erzählungen in unseren ach so fernen Kindertagen seltsam vertraut war. So ist es vor allem ein Ebook für uns Nachgeborene geworden, Menschen, deren Familien aus Ostpreußen stammen, die aber nichts mehr aus eigenem Erleben kennen, da sie erst nach dem Krieg geboren wurden. Dieses Land, das die meisten von uns längst aus dem Gesichtskreis verloren haben, ist auch mir in die Wiege gelegt worden, beständig näher gebracht worden von Menschen, die sich nach ihm in zärtlicher Liebe sehnten. Meine eigene Liebe zu diesem Land begann an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal ostpreußischen Boden betrat, wuchs mit jeder Reise, mit jedem Menschen, den ich dort kennenlernte, wuchs und wuchs. Heute fühle ich mich selbst ein Stück weit zu Hause in diesem Land, bei diesen Menschen, fast so, wie in dem Land, in dem ich geboren wurde. Diese Liebe ist nicht besitzergreifend, Gott bewahre, denn ich habe dort nichts verloren, sondern etwas dazu gewonnen, und ich will diese Liebe daher gerne mit anderen Menschen teilen. Ich möchte etwas erzählen vom Leben unserer Eltern und Großeltern in dieser fernen, versunkenen Welt und beschreiben, was dort so anders war. Ich will von den Menschen erzählen und der Landschaft, die sie alle damals wie heute prägte, will von ihrer Herkunft und Geschichte berichten, damit wir die Einzigartigkeit dieses Kulturraums erkennen und begreifen. Und ich möchte Interesse wecken an dieser Region, die durchaus eine Zukunft hat. Wer, wenn nicht wir, die wir einen Bezug dorthin haben, sollte mithelfen? Es lag nahe, dass dieses Buch eine Liebeserklärung werden würde, eine Liebeserklärung an die versunkene Welt meiner Eltern und Großeltern, eine Liebeserklärung an das heutige Land und seine Menschen, die Hoffnung auf Bewahren der Kultur und Geschichte, die Hoffnung sie einzubringen in eine friedliche, freie Zukunft, damit all das Leid der Vergangenheit nicht vergebens war und vergessen wird, damit nie wieder Nachbarvölker mit einem Sturm der Gewalt überzogen werden, damit nie wieder Menschen aus diesem Land vertrieben werden. Das alles möchte ich dem geneigten Leser näher bringen, in ausgewählten kleinen Appetithäppchen- im Grunde ist dieses Buch aber eine Liebesanleitung geworden. Meinen Eltern und Großeltern in warmer Dankbarkeit und Liebe, Brigitte Jäger-Dabek
Vererbte Heimat?
Insterburger Jahreszeiten
Muttersprache
Schimpfkanonaden
Die Kunst des Nötigens
Der Ausflug - aber bitte mit Schinkenbrot
Hauptsache zu Essen
E Schlubberche zum Nachspülen
Aus aller Herren Länder
Von Göttern und heiligen Hainen
Das Galinderdorf
Sommer in Ostpreußen
Ostsee – mare nostrum
Wanderungen durch die Litauische Sahara
Der Himmel ist hoch
Insterburger Winterträume
Pulvermanns Grab
Der seltsame Mensch aus Maulen
Im Oberland
Ermland ist anders
Nordostpreußen – Kaliningradskaja Oblast
Königsberg, Du Schöne.
Sommerende
Faszination Ostpreußen
Anhang
Impressum neobooks
Dieses Ebook will Appetit machen auf ein Land, das vielen von uns Flüchtlingskindern aus Omas Erzählungen in unseren ach so fernen Kindertagen seltsam vertraut war.
So ist es vor allem ein Ebook für uns Nachgeborene geworden, Menschen, deren Familien aus Ostpreußen stammen, die aber nichts mehr aus eigenem Erleben kennen, da sie erst nach dem Krieg geboren wurden.
Dieses Land, das die meisten von uns längst aus dem Gesichtskreis verloren haben, ist auch mir in die Wiege gelegt worden, beständig näher gebracht worden von Menschen, die sich nach ihm in zärtlicher Liebe sehnten.
Meine eigene Liebe zu diesem Land begann an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal ostpreußischen Boden betrat, wuchs mit jeder Reise, mit jedem Menschen, den ich dort kennenlernte, wuchs und wuchs. Heute fühle ich mich selbst ein Stück weit zu Hause in diesem Land, bei diesen Menschen, fast so, wie in dem Land, in dem ich geboren wurde.
Diese Liebe ist nicht besitzergreifend, Gott bewahre, denn ich habe dort nichts verloren, sondern etwas dazu gewonnen, und ich will diese Liebe daher gerne mit anderen Menschen teilen.
Ich möchte etwas erzählen vom Leben unserer Eltern und Großeltern in dieser fernen, versunkenen Welt und beschreiben, was dort so anders war.
Ich will von den Menschen erzählen und der Landschaft, die sie alle damals wie heute prägte, will von ihrer Herkunft und Geschichte berichten, damit wir die Einzigartigkeit dieses Kulturraums erkennen und begreifen.
Und ich möchte Interesse wecken an dieser Region, die durchaus eine Zukunft hat. Wer, wenn nicht wir, die wir einen Bezug dorthin haben, sollte mithelfen?
Es lag nahe, dass dieses Buch eine Liebeserklärung werden würde, eine Liebeserklärung an die versunkene Welt meiner Eltern und Großeltern, eine Liebeserklärung an das heutige Land und seine Menschen, die Hoffnung auf Bewahren der Kultur und Geschichte, die Hoffnung sie einzubringen in eine friedliche, freie Zukunft, damit all das Leid der Vergangenheit nicht vergebens war und vergessen wird, damit nie wieder Nachbarvölker mit einem Sturm der Gewalt überzogen werden, damit nie wieder Menschen aus diesem Land vertrieben werden.
Das alles möchte ich dem geneigten Leser näher bringen, in ausgewählten kleinen Appetithäppchen- im Grunde ist dieses Buch aber eine Liebesanleitung geworden.
Meinen Eltern und Großeltern in warmer Dankbarkeit und Liebe,
Brigitte Jäger-Dabek
Eigentlich beginnt alles mit einer ziemlich komplizierten Frage: „Sind wir Nachgeborenen, wir im Exil unserer Eltern zur Welt gekommenen Nachkriegskinder noch Ostpreußens oder Masurens Kinder?“ Sie berührt die Frage nach der eigenen Identität.
Wir also sind die Nachgeborenen, keine Eingeborenen, auch keine dort Geborenen. Wir sind hineingeboren in ein Dasein zwischen Baum und Borke. Ist sie wirklich eine Gnade, diese späte Geburt? Die Gnade nicht nur die deutsche Schuld, sondern auch das Trauma nicht selbst erlebt zu haben?
Wir sind nach etwas geboren, nach dem großen Schnitt, nach dem großen Trauma, nach dem großen Verdrängen. Nachgeboren – nach einem harten Schnitt begann mit uns ein neuer Film, als ob es nie ein vorher gegeben hätte.
Hätten sie es Heimat genannt, wäre für mich als Kind vieles leichter gewesen. Aber dieses Wort benutzten sie nie, sie sagten immer zu Hause, wenn sie Ostpreußen meinten.
Die Ungereimtheiten in der Begriffswelt meiner Angehörigen beschäftigten mich. Wieso sagten die bloß immer zu Hause, wenn sie Ostpreußen meinten? Waren wir denn nicht in Stade zu Hause? Wir hatten doch hier unser Haus, wieso hatten sie das dann überhaupt gebaut? Oder konnte ein Mensch mehrere „Zuhause“ haben?
Das verunsicherte mich. Ich kannte dieses andere Zuhause ja nicht, konnte vor allem damals als kleines Kind nicht ermessen, was sie verloren hatten. Wahrscheinlich würde ich dieses alte Zuhause auch nie kennenlernen. Ich fühlte mich dann ungerecht behandelt, vor allem aber ausgeschlossen von einem zentralen Bereich des Lebens meiner Familie. Als Einzige war ich hier geboren und betrachtete das als einen Makel. War ich nicht gut genug gewesen, in diesem Paradies geboren zu sein? War ich ein solch böses Kind, dass ich nicht im Familienparadies aufwachsen durfte?
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