Conny Schramm
Australian Bustard,
Wombat und
Echidna
Ein heiterer Reisebericht über
West- und Nordaustralien
Copyright © 2018 Conny Schramm
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Alle Rechte vorbehalten.
Covergestaltung: Isabel Mellem / Conny Schramm
Lektorat: Leonie Jockkusch
Erstveröffentlichung: 15.08.2018
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig.
Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für Andy, den besten Ehemann von allen,
und für Tina und Kevin.
Danke für alles!
Vorfreude und Reisevorbereitungen
Seit Anfang Januar 2013 ist es klar, ein lang gehegter gemeinsamer Traum wird wahr: Wir reisen nach Australien. Tina, Andys Cousine, die vor ca. 40 Jahren mit ihren Eltern von Deutschland nach Perth ausgewandert ist, hat uns eingeladen. Für alle, die sich in Geografie nicht so gut auskennen, Perth liegt in Westaustralien, am Indischen Ozean .
Während Andy sich um die Reiseroute, die Flüge, das günstige Ausleihen eines Wohnmobils und unsere Visa kümmert, erledige ich die wirklich „wichtigen“ Dinge. Ich erzähle jedem, der es hören will und jedem, der es nicht hören will, von unseren Reiseplänen. So kann sich kaum einer unserer „500“ Bekannten unserer Vorfreude entziehen. Doch von Januar bis Ende Oktober ist die Zeit noch unendlich lang. Wir sehnen den Herbst herbei.
Anfang Oktober will Andy online die Visa beantragen. Bei seinem Visum gelingt das auch problemlos. Nur meinen Antrag kann er aus unverständlichen Gründen nicht einmal absenden. Und da soll man nicht nervös werden! Außerdem weiß jeder, der mich kennt, dass ich ein großer Spezialist im „Sich–Sorgen-Machen“ bin. Unsere Gebete werden jedoch erhört. Endlich erhalte ich die Nachricht, dass meine Daten in Australien gemeldet sind. Jetzt kann ja nichts mehr schief gehen – denke ich.
Sechs Tage vor Beginn unserer Reise bekomme ich heftige Rückenschmerzen. Ich bewege mich mit der Eleganz einer hundertjährigen Milchkuh durch das Altenheim, in dem ich arbeite. Zum Glück bekomme ich beim Physiotherapeuten meines Vertrauens sofort eine Spezialbehandlung. Er meint, meine Bandscheibe drücke dort, wo sie nicht drücken solle. Ich bin echt fertig. Schmerz lass nach, aber bitte sofort! Nach einer wohltuenden Massage und ausgestattet mit Tipps für spezielle Bewegungsübungen, die ich auf dem Fußboden liegend ausführen soll, schleppe ich mich zur Apotheke. Auf dem Weg dorthin frage ich mich, wie ich mich ohne fremde Hilfe auf den Boden legen bzw. mich von diesem wieder erheben soll. In der Apotheke hoffe ich, keinen unserer Bekannten zu treffen, denn ich kaufe ABC-Pflaster, Voltaren-Salbe und Schmerztabletten. Ich fühle mich um Jahre gealtert.
Als würde dieser Schmerz nicht ausreichen, bekomme ich auch noch ein leichtes Ziehen im Oberkiefer und gehe prophylaktisch zum Zahnarzt. Die freundliche Ärztin röntgt meine Zähne und betrachtet sorgenvoll abwechselnd mich und das Röntgenbild. Sie meint: „Eigentlich muss ich Ihren Weisheitszahn ziehen.“ Ich falle vor Schreck fast vom Zahnarztstuhl. Als gute Alternative schlägt sie mir eine teure Wurzelbehandlung mit noch teurerer Krone vor. Wie bitte? Seit wann ist denn eine Wurzelbehandlung eine gute Alternative? Sie kann die Wurzelbehandlung nicht so spontan durchführen. Den Zahn möchte sie auch nicht ziehen, denn sie sorgt sich wegen der Wundheilung. Zum Glück hat sie noch eine weitere Alternative parat. Sie gibt mir eine Spritze und bohrt den Zahn auf. Dann füllt sie ihn mit einem Medikament und setzt eine provisorische Füllung darauf. Jetzt hoffen wir beide, dass ich unsere Australienzeit ohne Zahnschmerzen überstehen werde. Ich bin angemessen beunruhigt.
Ohne Schwierigkeiten besteigen wir in Hamburg unseren Flieger. Wer mich kennt, weiß, dass Komplikationen normalerweise zu meinem Alltag gehören. Doch ich kann es durchaus genießen, wenn einfach mal alles glattgeht. Wir fliegen in einem imposanten Flugzeug der Emirates Airline und erfreuen uns an dem exzellenten Service der Fluggesellschaft. Es gibt nicht nur eine reichliche Auswahl an Speisen und Getränken, sondern auch ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Jeder Passagier verfügt über einen Monitor und eine riesige Auswahl an Filmen, Spielen und Musik. Mit uns fliegen ca. 450 Fluggäste.
Der Nachtanflug auf Dubai fasziniert mich, denn die Stadt erstrahlt in tausenden von Lichtern. Wir haben drei Stunden Zeit und bummeln durch das Flughafengebäude. Dort befindet sich der größte Duty-free-Shop der Welt. Aus eigenem Erleben bei unserem Malaysiaurlaub zwei Jahre zuvor, wissen wir, dass dieser Flughafen gigantisch ist. Es gibt über 300 Fluggates. Von einem Terminal zum anderen fährt man mit einer Bahn. Wir haben aus den Erfahrungen gelernt und begeben uns rechtzeitig zu unserem Anschlussflieger.
Das nächste Flugzeug ist ähnlich elegant wie das erste. Jetzt beginnt eine lange, anstrengende Flugzeit. Andy und ich schlafen immer nur ein paar Minuten. Erschöpft, aber voller neugieriger Erwartung erreichen wir nach 26 Stunden Reisezeit (von Hamburg aus gerechnet) endlich Perth. Trotz meiner Müdigkeit bin ich total aufgeregt.
Wir stehen zusammen mit hunderten Passagieren vor den Schaltern der Passkontrolle. Alle haben einen Zettel in der Hand oder füllen diesen hektisch aus.
Warum haben wir keinen Zettel? Eine wichtige Information ist an uns vorübergegangen. Obwohl dem Treiben um uns herum zu entnehmen ist, dass scheinbar alle Reisenden derlei Einreisescheine benötigen, bleiben wir unbeteiligt in der Reihe stehen. Wir harren der Dinge, die da kommen sollen. Als wir endlich an der Reihe sind, erklärt uns die Beamtin am Schalter, dass wir auch solch ein Formular ausfüllen müssen. So besorgen wir uns ein derartiges Papier. Diese Einreiseformulare gibt es in mindestens 32 Sprachen: Japanisch, Kisuaheli nur leider nicht in Deutsch. Also entscheiden wir uns für ein englisches Formular. Ungünstigerweise haben Andy und ich nur sehr wenig Englisch in der Schule gelernt. Wir sind in Ostdeutschland aufgewachsen und dort lernte man ja bekanntlich Russisch. Ich kann mir auf Englisch eine Banane kaufen und nach dem Weg fragen, aber - ein Einreiseformular ausfüllen, das kann ich nicht! Wir versuchen zu erraten, was die australischen Behörden von uns wissen wollen. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Uns bricht der Schweiß aus, denn wir haben Angst, dass uns bei fehlerhaften Angaben eventuell die Einreise verwehrt wird. Irgendwann geben wir entnervt auf. Die freundliche Beamtin hilft uns gerne weiter und stellt uns Fragen, die wir beantworten können. Sie erkundigt sich nach unseren Berufen. Ich muss die Sachverhalte zu unserer Einreise klären. Andy schweigt. Seine Englischkenntnisse sind noch schlechter als meine. Den Beruf der Ergotherapeutin kann ich sofort benennen, doch die englische Bezeichnung für Maurer ist mir unbekannt. Ich lächle die Dame an und sage: „He is a Handmaker .“ Die Beamtin, sie ist bestimmt schon so Einiges gewohnt, lächelt tapfer zurück und versucht uns weitere und diesmal richtige Antworten zu entlocken. Als ich Andys Cousine Tina später davon berichte, bricht sie in fröhliches Gelächter aus. Sie erklärt uns: Ein „Handmaker“ ist kein Handwerker, sondern jemand der Hände herstellt. Andy ist ein Handyman ! Nun, das ist ja gut zu wissen.
Endlich ist das blöde Formular ausgefüllt. Wir passieren die Ausweiskontrolle. Alle Passagiere werden in zwei Reihen eingeteilt. In einer Reihe wird das Gepäck durchleuchtet und in der anderen steht man bei der „ Biosecurity “- dem Schnüffelhund. Ein System, wer in welche Reihe eingeteilt wird, ist nicht zu erkennen.
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