Beate Reinecker
Wenn die Leichen stören
Band 6 der Reihe "Leben mit Verantwortung"
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Beate Reinecker Wenn die Leichen stören Band 6 der Reihe "Leben mit Verantwortung" Dieses ebook wurde erstellt bei
Wenn die Leichen stören
Deine Kritiklosigkeit
Suchtfaktor: Unmündigkeit
Finde deine Leuchtkraft wieder
Du küsst den Tod
Dein Über-Ich
Die Globalität, die Gerechtigkeit, die Transzendenz
Ethik und globales Bewusstsein
Keine Rettung ohne globales Bewusstsein
Ethik
Die Bruchlandung
Wenn die Leichen stören …
Das Künstlersein
Die letzte Fahrt
Der Künstler ohne Federn
Hinweis
Impressum neobooks
Wenn dir deine Bewusstlosigkeit nicht bewusst ist, hast du ein Problem. Du hängst an den Lippen der anderen. Du bist zum Nachplapperer verkommen. Vieles wird verdrängt, anderes nicht begriffen und vor allem: Nicht auf dich bezogen! Die anderen nerven. Die Mitmenschen stören, wenn sie nicht augenblicklich das erfüllen, was Du willst? Du suchst die Schuld bei den anderen. Du suchst den Grund deines Elends im anderen. Sollen sich die anderen anstrengen und um dich herum tanzen? Du willst bestens unterhalten werden? Du willst die Belustigung und Lobhudelei? Warum? Du kreist um dich und alle anderen sollen auch um dich kreisen? Du sagst, du liebest die Kommunikation. Doch kann es sein, dass du gar nicht lernen willst, was Kommunikation bedeutet? Willst du eventuell die Wahrheit nicht hören? Eine Spiegelung ist bei dir nicht erwünscht. Die Realität wird oft verformt und ausgeklammert. Deine Wirklichkeit soll sich so entwickeln, wie du es dir vorstellst. Deine Wirklichkeit soll so aussehen, wie der Abklatsch deiner Fantasie. Doch das Leben lässt sich nicht einsperren und Menschen flüchten gern, wenn sie zu viele Kommandos erhalten. Du wirst den Lebensturm nicht in ein Wasserglas sperren können. Du schnippst mit den Fingern, du scharrst mit den Hufen wie ein zorniges Tier. Das Leben soll sich wie ein roter Teppich vor dir ausbreiten. Alles soll sich fügen und entfalten, wie du es gern hättest. Du willst die Prinzessin sein und immer wieder die Hauptrolle spielen. Du willst die absolute Planungssicherheit. Doch wer soll bei deinem Lebensspiel mitspielen? Für wen planst du und was planst du? Dein Kreisen um dich selbst bohrt große Krater in den Boden und du siehst die Sonne und dich selbst kaum noch. Dir wird langsam aber sicher schwindelig bei all dem Kreisen und all deinen Ansprüchen an das Leben, denn alles soll von außen kommen und dir zu Füßen gelegt werden. Du willst das Schicksal erzwingen und die anderen bezwingen. Die Gräben und Kluften zum Außen werden höher, unüberbrückbarer. »Was war gestern, was will ich heute? Welche neuen Begierden sind geweckt worden und wodurch? Spürst du, dass du in den Ketten deiner Affekte gefangen bist? Machst du dir die Kettenreaktionen bewusst? Was passiert in deinem Kopf, wenn die Wünsche an das Außen immer größer werden? Was geschieht mit dir, wenn du immer mehr Ablenkung und Bespaßung brauchst?« Die anderen sollen dir die Füße küssen. Sie sollen dir die Wünsche von den Augen ablesen? Du suchst nur noch die Orte auf, an denen du die Prinzessin bist. Es ist eine beklemmende Realität, in der die Klüfte und Gräben wachsen. Solange dein Geld reicht, wirst du die Gräben einer Bewusstlosigkeit befeuern, die dir schließlich den Kontakt zur Realität rauben werden. Deine Stimmung verdunkelt sich immer schneller. Deine Impulse laufen ins Leere. Du sendest die Botschaften: »Hier bin ich, ich will Spaß! Kreist um mich, gebt mir den Kick! Lobt mich! Bedient mich!« Du gierst nach deiner Bespaßung und einem neuen ferngesteuerten Abenteuer. Alle werden sich überfordert wegdrehen.
Wenn der Realitätsverlust eingesetzt hat, wenn es keine gehaltvollen Kriterien mehr für die Lebensausrichtung gibt, das Mitlaufen zur Gewohnheit wird, so greift die Kritiklosigkeit um sich. Der Anspruch an sich selbst verkommt zu einer Farce. Sitzen die Frisur, das Hemd und das Make-up? Habe ich genug Spaß und Ablenkung? Kann ich mir genug leisten, sodass ich im Ansehen anderer mithalten kann? Was bewirken diese Fragestellungen im tiefsten Inneren eines Menschen? Sie offenbaren Abhängigkeiten, die wie eine Krankheit wirken, bei dem der Patient erstarrt und hilflos im Bett liegt, sich passiv eine ordentliche Dosis Fremdbestimmung über einen Tropf einverleibt. Der Tropf geht direkt in die Blutbahn und es werden Bilder durch chemische Cocktails ausgelöst. Es sind die Bilder einer Konsumwelt, die ruhig stellen und fremdbestimmen sollen. Die Message lautet: Du brauchst so viele »Must-haves«, Schmuck und Geschmeide, fremde Genüsse, fremdbestimmende Einflüsse. Dies alles möglichst häufig und in regelmäßiger Abfolge. Die Kritiklosigkeit greift um sich. Sie erfasst den gesamten Menschen. Die Person hängt am Tropf der Betäubung. Der Genusssüchtige giert nach den Cocktails, die direkt ins Gehirn gehen. Das eigene Selbst verliert an Spannkraft, an Flexibilität und Kreativität. Der Mensch wird willenlos. Die Dosis der Betäubung wird erhöht und sie führt geradewegs in die Kritiklosigkeit, Verwirrtheit und Unmündigkeit. Die Unmündigkeit hinterlässt einen orientierungslosen, geschwächten und abhängigen Menschen. Die Dosis wird erhöht, vor allem dann, wenn sich ein wenig Unzufriedenheit anmeldet. Diese wird sofort besänftigt und nicht ernst genommen. Die Hilferufe der Psyche wollen gehört und erhört werden. Das Selbst schreit um Hilfe. Dein Ich meldet sich. Es ruft nach Selbstbestimmung, Mündigkeit, Kritikfähigkeit. Der Abhängige erhöht die Dosis der Fremdbestimmung, der Ablenkung, Betäubung und Autoritätshörigkeit. Der Gehorsam fordert die Unterwürfigkeit. »Was fesselt dich? Wer hält dich gefangen? Unterstützen deine Bequemlichkeit und Trägheit deine Befehlshaber? Wer unterdrückt dich? Warum lässt du es geschehen?« Denke daran: »Wenn du nicht »du selbst« sein darfst, wird deine Lebenskraft schwinden. Alles, was dir lieb und teuer war, wird sich verflüchtigen. Du selbst wirst in deinem Leben nicht mehr vorkommen.«
Suchtfaktor: Unmündigkeit
Irgendwann hattest du das selbstbestimmte Denken aufgegeben. Du warst dir deiner damaligen Situation nicht bewusst. Vorteile lockten, billige Unterhaltungen, deine Bequemlichkeit wurde bedient. Das Geld lullte dich ein. Wenn Inhalte drohten, stelltest du deine Ohren auf Durchzug. Nichts war dir wichtiger als dein Vorteil, deine vordergründigen Spaßfaktoren. Doch es wurde immer offensichtlicher, dass du an Orientierung und Spannkraft verlorst. Die Zeit vergeht, die Lebenszeit verstreicht, du erinnerst dich nur noch schemenhaft an deine Freiheit. Manchmal, wenn du gar nicht mehr damit rechnest, kommen Erinnerungen hoch. Irgendwelche Gerüche, Melodien aus dem Radio oder ein Essen erinnern dich an längst vergangene Zeiten, in denen du noch frei entscheiden konntest. Es ist alles so lange her, doch es lebt in deinem Kopf weiter. Dir war damals nicht bewusst, dass du frei entscheiden und leben durftest. Alles war so leicht und selbstverständlich. Du konntest aus dir schöpfen, weil du in Freiheit aus dir heraus handeln, reden und tanzen konntest. Alles kam aus deinem inneren Kern und ein Wohlgefühl überströmte dich in deiner Freiheit. Du durftest frei entscheiden, frei über deine Zeit verfügen. Doch diese Freiheit wurde dir lästig. Du hattest keine Lust mehr, für deine Selbstverantwortlichkeit einzutreten.
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