Der Professor sah sich den Thron genau an und bemerkte die vier Zapfen die aus der Sitzfläche heraus ragten. Da der Goldene Vogel auf der Unterseite vier Vertiefungen hatte, war klar dass der Goldene Vogel hierhin gehörte. Er nahm ihn und setzte ihn auf die vier Zapfen bis er einrastete. Als nächstes kam die Maske. Sie hatte zwei Einkerbungen und einen Bügel mit drei Zacken am Kopf. Er schob die Maske von vorne auf den Goldenen Vogel und hörte wie die Bügel einrasteten. Dann nahm er die Krone, welche in ihrer Mitte einen Steg mit drei Löchern hatte und setzte sie an die entsprechende Stelle ein, bis auch diese einrastete. Als letztes waren nur noch das Zepter und der Fächer übrig. Samir und Kikki brachten beides und steckten sie in die vorgesehen Löcher. Es passierte aber nichts. Philippe deutete auf den kleinen Zapfen auf der Brust des Goldenen Vogels und meinte: „Da muse auch noch wasse hin.“ Und richtig, es fehlte das Medaillon. Er holte es aus dem Rucksack mitsamt der Münzen und Siegel und sagte: „Vielleicht brauchen wir das auch noch“, und drückte das Medaillon, in den dafür vorgesehenen Zapfen. Es geschah wieder nichts. Er schaute sich den Thron noch einmal von oben bis unten genau an. Er entdeckte am vorderen Teil des Thrones sechs runde Ornamente, die die Größe der Münzen hatten und er drückte sie je nach Abbildung in seinen Platz hinein. Und wieder passierte nichts. Irgendetwas mussten sie übersehen haben. Sie überprüften alle Teile die sie bereits installiert hatten, doch an keinem Teil fehlte etwas, oder war was zu beanstanden. Sie gingen jetzt alle vom Podest herunter und schauten sich den Thron aus der Ferne an. Was haben wir falsch gemacht, fragte sich der Professor und überlegte eine Weile. Dann nahm er sein schlaues Buch heraus und überprüfte alle Einträge die mit dem Thron und seinen Fundstücken zu tun hatten. Maske und Schlüssel – erledigt. Fächer, Zepter und Krone – erledigt. Goldener Vogel auch erledigt. Siegel und Münzen – erl…. Halt sagte er sich, dass Siegel habe ich ganz vergessen. Er drehte sich um und sagte: „Das Siegel fehlt noch, nur wo kommt es hin?“ Sie gingen auf das Podest zu und suchten alles ringsherum ab. Keine Spur von irgendeinem Abdruck oder etwas ähnlichem. Es gab nichts. Jetzt waren sie so weit gekommen und hatten, wie schon einige Mal, keinen Hinweis auf die Lösung. Sie grübelten noch eine ganze Zeit darüber, aber ihnen fiel nichts mehr ein was sie weiterbringen könnte. Golan beschäftigte sich mittlerweile mit den Regalen. Er sah, dass sie voller Bücher und Karten waren, schön alphabetisch geordnet. Es mussten Tausende von Büchern und ebenso viele Karten sein, dachte er für sich, als er so die Regale betrachtete. Sein Blick fiel auf die Tür. Alle Wände waren verschwunden, Regale sind neu entstanden, nur diese Tür stand noch da. Merkwürdig war das schon. Warum ist diese Tür da geblieben und alles andere ist weg? Er fand keine Antwort darauf. Siehe da, der Schlüssel steckte ja auch noch. Er zog ihn heraus und ging zum Professor. „Hier hast du den Schlüssel von der Tür, verliere ihn nicht, sonst kommen wir hier nie wieder herein“, sprach Golan zum Professor und überreichte ihm den Schlüssel. Der legte ihn auf die zwei Siegel. Als er sah wie der Schlüssel beide Siegel berührte, musste er sofort daran denken, was im beigelegten Zettel bei den Münzen und Siegeln gestanden hatte. Alles hätte erst seine Gültig- oder Richtigkeit, wenn die zwei Siegel darauf wären, sozusagen als Majestätische Unterschrift. Er nahm die Siegel und ging zum Goldenen Vogel. Er nahm ein Siegel in die rechte und das andere in die linke Hand und drückte sie auf beide Flügel des Vogels. Die Siegel in seinen Händen wurden ganz warm und zitterten. Er hatte plötzlich ein ganz komisches Gefühl in seinen Händen, als wenn Strom durchfließen würde. Er zog unwillkürlich die Siegel wieder weg vom Goldenen Vogel und dann ging alles ganz schnell. Das Licht fing an zu flackern und der Thron leuchtete in einem gelben Licht. Der Professor sprang vom Podest herunter und flüchtete hinter Golan, der wiederum sprang hinter ein Regal und der Professor folgte ihm. Die anderen taten es ihm gleich, sogar die sonst so neugierigen Triwies. Nur einer blieb wie angewurzelt stehen, es war Philippe. Der starrte wie hypnotisiert auf den Goldenen Vogel und machte keine Anstalten wegzulaufen. Im Gegenteil. Er ging ganz langsam auf den Vogel zu und machte erst kurz vor dem Podest halt. Der Goldene Vogel schimmerte immer noch in einem gelben Licht und fing plötzlich an sich zu bewegen, stand auf und breitete die Flügel auseinander. Es wurde immer unheimlicher je länger die Prozedur dauerte. Philippe schaute den Goldenen Vogel an und fragte ihn: „Bist du der König Thanas IV oder die Königin Thalina III. Oder wer bisse du dann?“ Und eine Stimme antwortete: „ Ich bin weder der eine noch die andere. Ich vereine alle Könige und Königinnen in mir einschließlich dir, Majestät König Philippe der Erste. Du wirst unser Volk mit deinesgleichen wieder zusammen führen und vereinen. Gehe zu den Wänden der bewegten Bilder und du wirst es verstehen. Es warten auf dich noch einige Prüfungen, die ihr alle bestehen müsst, sonst ist unser Volk für immer verloren. Wenn du alle Prüfungen bestanden hast, werden du und deine Gemahlin neue Herrscher über alle Schnabelvögel sein. Als Zeichen deiner Thronanwartschaft erhältst du ein neues Gewand aus Königsfedern. Achte deine Freunde und ächte deine Feinde. Du wirst alle Botschaften aus Thalius bekommen und alle Fragen werden dir beantwortet werden. Behalte die Siegel als vorläufige Referenz deiner Macht. Hüte sie wie dein Augapfel und verteidige sie mit deinem Leben. Meine Zeit ist jetzt beendet, gehe zur Wand mit den bewegten Bildern. Sprach es und verschwand mit einem grellen Blitz. Philippe war aber noch nicht fertig mit seinen Fragen: „Halte mal, mache langsam, wase ist mit Thalius und wase werden die mir sagen und wo zum Klabauter isse die Wand mit diese Bilder?“ Der Professor und Golan hatten alles gesehen und gehört. Sie legten ihre Hände auf seine Schultern und nahmen ihn in die Mitte. Philippe wollte weiter schimpfen aber Golan kam ihm zuvor: „Etwas wortkarg war er schon, aber komm lass uns diese Wand mit bewegten Bildern suchen – Einverstanden?“ Philippe nickte mit dem Schnabel und drehte sich um. Erst jetzt sahen sie, dass seine Federn ganz anders aussahen. Sie glänzten in einem wunderschönen blau und goldgelb. Sein Dreieck auf der Stirn war auch Goldgelb geworden und er hatte einen Kragen aus blauen und gelben Flecken um den Hals bekommen. Die anderen sahen es jetzt auch und erstarrten vor Ehrfurcht. Sie wussten in diesem Augenblick, dass der Goldene Vogel die Wahrheit gesagt und Philippe ein neues Kleid aus Königsfedern bekommen hatte. Philippe bemerkte es als letzter und war außer sich über diese, wie er sagte, bunte Firlefanz Klamotten. Mit dem Schnabel wollte er die Federn säubern, aber es ging nichts ab. Er zog sich eine Feder raus um sie genauer zu prüfen, da war die Feder schon wieder neu gewachsen. Er zog noch eine und noch eine heraus, immer dasselbe Resultat; sie wuchsen alle sofort nach – wie schrecklich sah er doch nur aus. Die anderen empfanden das nicht so. Gali kam angeflogen und setzte sich ganz vorne auf seinen Schnabel. Er blinzelte ihn an und fragte ihn ganz traurig: „Jetzt wo du König wirst, bin ich dann noch dein Freund, oder darfst du das nicht mehr? Egal was ist, du wirst immer mein Freund bleiben, auch wenn du bunte Klamotten anhast, solltest einmal über einen neuen Schneider nachdenken.“ Philippe antwortete: „Natürlich wirst du immer mein Freund bleiben. Ich bin immer noch Philippe und werde es immer bleiben. Zweitens bin ich kein König. Und was meine Klamotten betrifft: Bist du schon einmal nackt geflogen, nein, das lässt sich ganz schnell ändern, noch ein Wort über meinen Schneider und ich mach dich nackig.“ Alle bogen sich vor Lachen, und Philippe war wieder ganz der alte, so wie man ihn kannte, bis auf sein neues wunderschönes Federkleid. „Es ist einem König würdig sein neues Kleid“, sagte Golan ganz leise zum Professor und der erwiderte: „Da bin ich ganz deiner Meinung mein Freund, wie heißt es im Sprichwort: Kleider machen Leute, bunte Federn Könige.“ Und beide gingen mit den anderen schmunzelnd weiter, um die Wand mit den bewegten Bildern zu suchen. Keine Ahnung, ist auch eine Ahnung – Bewegte Bilder, was das wieder ist, dachte sich Philippe, als er die Wände mit den anderen absuchte. Es war schon spät geworden und sie hatten eigentlich keine Lust mehr nach bewegten Bildern zu suchen. Sie hatten jetzt Hunger und kräftigen Durst, denn in der großen Halle war es sehr warm gewesen. Also beschlossen sie den Feierabend und morgen, in aller Frische, danach zu suchen. Sie gingen an ihren Lagerplatz im Sternenzimmer und fingen an zu essen und zu trinken. Sie waren schon eingeschlafen als sie von draußen Licht und Stimmen vernahmen. Noch schlaftrunken machten sie sich auf um weiter nach hinten zu gehen, um nicht entdeckt zu werden. Sie wollten in die große Halle mit den Autos gehen um sich dort zu verstecken. Die Stimmen und das Licht kamen näher.
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