Joshi Joshi - Porno Consequence

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Berlin is ne Scheißstadt geworden. Sobald du nur einen Barhocker durch die Gegend schleppst, den du irgendwo billig abgestaubt hast, rempelt dich einer an und sagt: «So eenen ha ick ooch mal!» Du sitzt mit Freunden und lässt dich über große Gitarristen aus, und dass Rory Gallagher aus der Fender den Strat-Sound am besten rausgeholt hat, schon dreht sich einer um und meint: «Der Gallagher taug nüscht, der hat seinen Bruder aus der Band geschmissen!» Erstens will das gar keiner hören und zweitens meint der diese Oasis-Spinner, die in Interviews amerikanische Rockmusik für unterentwickelt erklärt haben. Außerdem macht in Berlin jetzt jeder Mode. Jeder, der alt genug ist, allein ne Straße zu überqueren, macht in Mode. In den Neunzigern trugen die gleichen Leute nen Gitarrenkoffer durch die Gegend, inzwischen ist ein Instrument Lernen Old-school und wer Bücher liest ein Zeitverschwender. Wenn man was starten will, sagt immer einer: «Dit is doch zuviel Arbeit» und «Dit schaffste ja so nich.»

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Können sich Geschmäcker treffen, so rein nur über Telefonate und Kleidansichten? Vielleicht sollte man immer zuerst Frauen anrufen lassen, wenn man als Mann die richtige treffen will. Gibt’s sowas? Partnervermittlung über Frauen für Frauen suchende Männer? Hab noch nie am Telefon mit ner Frau über ihre Kleider gesprochen. Die scheinen das den ganzen Tag zu machen. Verabreden sich 120 Kilometer voneinander entfernt und gleichen wie ein Ei dem anderen. Wir standen in einer großräumigen Wohnung, ja, ja, sie hätten Querverstrebungen rausreißen müssen, Zimmerdurchbruch, aus drei mach eins, die Decke sei etwas unegal, manchmal müsse sich ihr Mann sogar bücken, der volontiere gerade auf den Malediven, anfänglich wär er durch die Wohnung nur so herumgetorkelt, quasi statt seitwärts von unten nach oben, das sei jeden Tag neu lustig gewesen. Dann dicke Teppiche rein, nur den Kamin hätte man ihnen verwehrt. Die Farben Umbra und Vanille überwogen. Meine Güte, dieser langgezogene Raum. Ein vollgestelltes Sammelsurium aller erdenklichen Arten von Putzmitteln zum groß Reinemachen. Den Hang zu künstlichen Kletterpflanzen konnte ich auch nicht ganz nachvollziehen, und erst die in sich geschlungenen Wischmobs. Das sei affirmative Kunst, warf die Augsburgerin ein. Sozusagen sich selbst erklärend? Nein, bejahend, verbesserte sie, aha. Die Wischmobs seien aus ephemerem Material, also billigem Zeug, Zivilisationsmüll(2) wie das heute heißt. Na, deren Katalogtexte möcht ich lesen. An den Wänden Trophäen, man sah gleich, diese Frau war viel gereist, immer in die südlichen Länder, Speere verschränkt um einen Schild aus Schilf gruppiert. Mein Blick fiel auf eine dieser spindeldürren Giacometti-Figuren. Diese statisch geformten, scheinbar von grobkörniger Haut überzogenen, kerzengroßen Figürchen klebten wie nach oben aufragende Äste eines Baumes als kleine Tischfiguren und trugen an den Füßen dicke Sockel – aber man verstand was Giacometti meinte, wenn er sagte, nicht der Raum sei das Problem. Der Raum wird erst durch die Figuren gestaltet, die man da hinein stellt. Er meinte natürlich Menschen, und Menschen plappern zu viel. Zu viel Input, deshalb sind seine Bronzefiguren wahrscheinlich auch immer so spindeldürr, kann ja nicht viel rauskommen aus denen, nennen sich dann „Schreitender Mann“ oder sowas, als wollten sie im Raum nicht groß stören, auch ne nette Art der Zurückhaltung. Aber was soll sich jetzt jeder aus dem Italienurlaub so ein dünnes Männchen mit nach Hause schleppen? Sowas kann sich doch jeder selber löten. Die seien aber aus der Schweiz, sagte die Gastgeberin, die Neu Grönener hätten sich regelrecht in die Giacomettis verliebt, wohl die Haltung des ersten Ski-Fahrers, scherzte ich ins Leere. Die Frau kam jetzt zur Sache, nahm Alex in den Arm, da schüttelte und wackelte auch nichts, normalerweise sind diese Afrikareisenden ja behangen von oben bis unten – Amulette, Papuapfeifen, Elfenbeinreiniger, dass man sie beim Verlassen der Wohnung erstmal entrümpeln muss. Nix da, diese hier war geradezu schmuck-nackig. Alex rief: „Wo isses?“ und sogleich wurde aus einer massiven Tüte Plastik zart behände hervorgeholt, weshalb wir überhaupt hier waren: das Kleid. So wie Alex es bejubelte, zweifele ich kurz, ob die Besitzerin das überhaupt noch hergeben würde. Da wusste ich noch nicht: Bald würde ich darum betteln. Das Kleid? Ein buntes Etwas. Nicht mal Gaugin hätte seine Leinwand so mit allen möglichen Küchenkompostfarben des Malzirkels überladen. Damit wollte die Alex zu ihrer Familie fahren? Mit diesem Buntkleid einen ganzen Abend verbringen? Zu ihrer Mami? Zwischen Frackträgern und Unifarbenen Herumstolzieren? Was will die denn damit erreichen? Ihre Enterbung? Man denkt ja, so wie sich eine anzieht, sieht’s in ihr drinnen aus. Deshalb stehen wir doch jeden Morgen verzweifelt vor unseren Klamotten und denken: „Was passt?“ Aber mit dem Buntkleid konnte man sie ja nicht mal in den Zoo schicken, das reißen ihr ja die Affen vom Leib. Sie hielt es an ihren Körper, mir entfuhr ein: „Da müssen wir dich aber kosmetisch aufrüsten“, und da ahnte ich noch nicht, was in den nächsten vier Tagen auf mich zukommen würde. Alex verschwand in die hinterste Ecke zum Kleidanprobieren. Mir war vollkommen klar, die versucht da jetzt reinzuschlüpfen. Alex, n Kopf größer als die Kleidbesitzerin, der das zu eng war, wie sollte das gehen? Also, vorausgesetzt ich hörte jetzt einen Schrei, dürfte ich wohl zurück nach Hause laufen. So eine weitere Autofahrt mit frustriertem Lenkradgequietsche überstand ich nicht, nicht mal mit Helm und drei Krankenschwestern auf’m Schoß. Aber, zu unserer Verblüffung – wir hörten nichts. Es war so verdammt ruhig da hinten, wir hörten kein Geraschel umständlichen Gekrempels, nicht mal „Auas“ vom Finger quetschenden Überstreifen; war ja irgendwie auch verdächtig. „Woher genau hast du das engmaschige Ding?“, fragte ich meine mitzitternde Noch-Kleidbesitzerin, denn auch ihr kam das komisch vor – eben noch überschwängliche Alex, plötzlich Totenstille. „Eigentlich …“, sie schluckte ein bisschen, „war das ne Präsentation tunesischer Muster, die präsentieren ja andauernd was, die Spanier. Und eigentlich, wir kamen da nur zufällig vorbei, war so viel Rummel, Presseleute, Kameras, und inmitten des Pulks stand sie plötzlich, engelsgleich, schlank wie …“ „Ja, wie denn?“ fragte ich ungeduldig. „Ja, wer denn? Und komm nicht auf die Idee, der Alex auch nur andeutungsweise ein ‘Du siehst so aus wie …’ zuzuwerfen. Ganze Abende hab ich nach so einem Satz alleine verbracht – hab’s mal geschafft zu einer zu sagen, dass sie aussähe wie Sophia Loren, da gab’s noch Wespentaille, heut is ja nur noch Plum Platsch am Riemen. Na, den Abend hab ich aber sowas von alleine verbracht. Und sag ihr bloß nicht, wo das Kleid herkommt!“ Ich konnte meine Gereiztheit kaum noch verbergen. „Du hast die Hinfahrt zu deiner kleinen Scheune hier nicht miterlebt, ich jedenfalls bin fast aus ‘m Beifahrersitz geflogen, wenn die das Kleid nicht – also wenn hier was schief läuft – du hast keine Ahnung – also, jeder Trumpf, spiel ihn aus, kick die Frau ins Himmelreich.“ „Das kann ich nicht“, stocherte die weiter in meinen aufgefalteten Nervenbahnen. „Es war, …das Kleid ist …“ „Spucks aus“, schrie ich fast, „verdammt, die sagt ja da hinten keinen Mucks mehr. Alex!“, schrie ich, „Alex, bist du da drinnen?“ Ich wurde fast weinerlich: „Oder hast du dich schon heimlich aus dem Staub gemacht?“ Nichts. Wir hörten nichts. Sollten wir mal nachsehen? Mein Blick wanderte hoch entlang dieser schiefe Bahnen ziehenden Decke, vielleicht lag’s an der Akustik. Mit den Teppichen und dem ganzen Gebimms hier drinnen klang alles so gedämpft. Aber wir standen weiter da wie die Giacomettis, dann flüsterte sie mir ins Ohr: „Miller.“ „Geht’s etwas deutlicher?“ fragte ich. „Miller, Marisa … Miller“, sagte sie. „Ich kenn nur nen Arthur“, antwortete ich. „Ja und? Kommt noch was? Komischer Markenname. Was ist das? Hat dieser Marisa Miller mit Absicht so bunte Kollektionen engster Kleider entwickelt, nur so für Holzpuppen in Augsburg?“ Ich starrte auf die dürren Giacometti-Figuren, betete den halben Katalogtext(3) dieser Beyelers fast pathetisch vor mir her: „Diese Überlänge, die zu einer inneren Monumentalität neigt, wird in ihrer entmaterialisierten potentiellen Unbegrenztheit zum gleichgewichtigen Gegensatz, aus dem sich die nervige Spannung seiner Figuren ergibt“ – so klang das, atmete ich durch. Von potentieller Unbegrenztheit konnte hier aber keine Rede sein, im Gegenteil. Und innere Spannung kannste haben, nerviger Gegensatz, sowas von haben kannste das, mehr als genug, das konnte ja heiter werden. „Nee, das is n Model“, sagte die jetzt wieder zu mir. Seit wann sind Giacometti-Figuren Models? „Die is gertenschlank, und n Kopf größer als deine Alex, Marisa Miller is ne eigenartig hübsche, und sie hat an dem Vormittag im Entrée in Barcelona alle Kleider durchprobiert.“ „Was?“ rief ich entsetzt. „Die die sie nicht wollte wurden dann für nen Spottpreis an Touristen verhökert, und so kamen wir dazu.“ „Nicht wollte?“, meine Stimme erlangte lallende Hochlagen: „Was meinst du mit ‘Nicht gewollt’? D-d-das willst du ihr doch jetzt nicht erzählen? Nicht gewollt. Am Ende nimmt die das nicht, und am Ende …, das ist dann mein Ende. Warum wollte diese Miller das denn nicht?“ „Na, es war ihr zu weit,“ zuckte die mit den Schultern. „Zu weit? Was für ne Gräte is denn diese Marisa Miller?“ Mich überkamen Gelüste, einen Hals zu würgen. „Die is größer als …, schlanker als …“, „Hat die nen Knochenbau aus Chinin?“ „Puh, puh“, machte da die Nochbesitzerin: „Ne Grätengräte.“ Wir hörten immer noch nichts. Wahrscheinlich ist sie beim Hochziehen des Reißverschlusses erstickt. Gibt’s ja häufig in den Umkleidekabinen. Das Diaphragma zieht sich zusammen, die Atemmuskulatur kommt für einen kurzen Moment ins Schlingern, die Betroffenen kompensieren das mit Schluckauf, können gerade noch den Vorhang der Umkleide aufziehen, aber dann sehen sie im richtigen Licht die Farbe, die echte Farbe, so wie das Kleid für den Rest ihres Lebens an ihrem Körper kleben bleibt. Es sind diese eingefrorenen Momente, man ist da drin und kann nicht mehr raus. Es sind die Momente des Bewusstwerdens, die uns erstarren lassen. Es ist doch nur ein Kleid, möchte man hinzurufen, aber zu spät: Ganze Reihen kippen da aus den Kabinen, und dann müssen die Decorateusen dem KarL, also nicht dem Carl, sondern dem mit ‘K’, dem Lagerfeld, gestehen: „Du Karl, das Kleid haben wir zwar verkauft, aber, naja, wir könnten es glatt nochmal …, nur einmal getragen, du verstehst?“ Dann kuckt der Karl ganz ernst, weil er überlegt, ob er das jetzt verstehen soll – doch dann fächert der Karl sich das Verstehen von der Linse, während die da im Hintergrund reihenweise aus den Kabinen kippen. Und was macht er? Statt denen aufzuhelfen? Sie wiederzubeleben? Er hat immer noch enger schneidern lassen. Die Noch-Kleidbesitzerin sah mich an, ich schien jämmerlich ausgewrungen, und ihr mitleidsvoller Blick machte mich nur noch nervöser, wie n Behinderter im Rollstuhl, dem alle die Hand reichen, „Guten Tag§ sagen und denken: „Oh, der kann ja gar nicht, hätte ich bloß nicht …“ und genau das brauchen die jetzt noch. „Guten Tag“, weil es noch nie irgendjemand zu ihnen gesagt hat, … diese scheiß Mitleidstour. Scheiß Augsburg, scheiß Leo, scheiß Frauen, scheiß Kleider, scheiß Lagerfeld … Irgendwann nahm sie sogar meine Hand, diese Noch-Kleidbesitzerin, quetschte sie geradezu. Wie konnte die denn nur so ein enges …, das schaffen doch nur Leidensmenschen. Da schrie es auch schon von hinten. Dann wieder Stille. Selbst mit nem Pistolenschuss wären wir zufrieden gewesen. Wenn Alex das immer so macht, das hält ja kein Mann aus, mit der zusammenzuleben. Mein Blick fiel schon wieder auf die spindeldürren Geher aus Bronze. „Pack die scheiß Figuren weg“, sagte ich, „wenn die Alex die sieht, schnallt sie das Ganze mit dem dürr sein, da fühlt die sich verkarlt, genau, schlanke Figuren auf nen Sockel gehoben wie auf ein Siegerpodest, das brauchen wir jetzt noch!“ „Wirklich?“, gaffte die mich erstaunt an. „Nein“, brüllte ich fast schon wieder, „mach sie weg, bist du irre? Dich sollte man mal abholen. Da kannst du das Kleid gleich verbrennen!“ Verbrennen schien ein Wort zu sein, das die zum Springen bringt. Sie huschte durch das Zimmer, sammelte die fünf Hänflinge ein von der Vitrine mit der Franz Hals-Lithographie, die offensichtlich gefälscht war, denn der Hals malte nur in Öl und das schon 1556, und ich erkannte, dass ich auch noch in ein Nest von Kunstfälschern geraten war und Alex hier so schnell wie möglich rauskatapultieren musste. Marisa Miller, ha ha, so eine gibt’s doch gar nicht, der Mann ist verreist, die Reisen kenn ich. „Nicht doch“, schimpfte ich, sie drückte ihre Augen in meine Richtung. „Tasche“, flüsterte ich, „Tasche!“ und war deshalb nicht wirklich erstaunt, als sie sich die erstbeste schnappte. Zielsicher warf sie die Figuren in Alex’ Tasche. „Nicht doch“, war ich schon wieder entsetzt, „da, da hinein!“ Sie entdeckte einen Rucksack, schwarz, und es wunderte mich gar nicht, wie die dürren Figürchen schon mit einer gewissen Leichtigkeit des Loslassens in meinem Rucksack landeten, fein ordentlich den Reißverschluss zuziehend – das macht die allwöchentlich, dachte ich. Bronze schwer, dachte ich, „Bronze leicht“, nickte sie mir zu, wir waren Komplizen, merkte ich, und sie robbte auch schon wieder an mich ran, nahm ihre angestammte Position ein. Unser beider Blick fiel erneut auf den Tisch, weil, die dumme Nuss hatte was vergessen, da stand tatsächlich noch einer dieser aufrechten Wanderer. „Verdammt“, fluchte ich, „wie konntest du …“, aber es war zu spät. Schritte aus dem Dunkel – und dann kam sie. Alex. Präsentation. Und wenn es das gibt: Ein In-sich-Zusammensacken, das nach Erstaunen aussieht, Augenöffnen, das nach Begeisterung aussieht, Strahlen, die man gebündelt in nur eine Richtung schickt: Alex, deren Augen diese Strahlen erwidern. Wenn es so etwas gibt, dann fragt mich. Ich bin von diesem Tag an Meister darin. Man muss sich das vorstellen: Ein dünnes langes Mädchen, strohblonde Haare, blasser Teint, hängende Ärmchen und ein sommersprossiger, flacher Ausschnitt, wird gesteckt in ein Buntkleid, mit Papageien drauf und Verzierungen, der halbe Dschungel Papua-Neuguineas verewigt in knalligsten Farben, bereit, bei jeder Bewegung mit zu wippen. „Das Kleid stammt aus Barcelona!“, sagte die schmale Türöffnerin, ich dachte, warum sagt die nichts?, da wurde mir klar, die spulte auch nur noch Reserve-Restfetzen ab: „und … und … die Verkäuferin war eine Marokkanerin, … nein halt, Stop, Tunesierin … die ist um die halbe Welt … und schon die hatte da nicht reinge … glupp ...“ Aber Alex stand da, freudestrahlend, dass ich der so nett vor den Mund fasse, is ja auch mal genug geredet. Sie drehte sich herum in ihrem Kleid, sie kuckte uns an, ihre Händchen haltend, als erwarteten wir eine Schrottpresse von oben herunter. Alex grübelte: „Leo, deine Hand ist ja ganz rot.“ Ach? Wir ließen los, sie meine Hand, ich ihren Mund. Ich schüttelte schnell meine malträtierte Hand und grinste blöde. Klar rannte die Alex jetzt in dem Kleidchen die ganze Wohnung ab, wir standen immer noch ineinander geheftet, unsere Köpfe folgten ihrem Rundgang, war das jetzt Unsicherheit oder war sie schon kleidverliebt? Ich dagegen dachte mich in eine ganz andere Welt, sah mich am Mississippi-Delta, aufgerissene Krokodilmäuler lachten mich an, sieben Zahnreihen sollen die haben, bevorzugte Mahlzeit Jeans mit Beinen. Fred McDowell kam mir in den Sinn, 1923, Mississippi-Delta, „My Father played the Bottleneck“, mit einem abgeschlagenen Flaschenhals, von verschlammten Mücken befallen, Sümpfe Floridas, schwarze Männer, mit Filz umrandete Whiskeyflaschen, Mundharmonika, durchgelaufene Schuhsohlen, 5-Es-Dur, jede Blues Harp ihren eigenen Ton. Die H-Saite zur D-Saite gestimmt, die Fingerkuppen durchgeätzt vom Saiten-Picking. Und aus dem sumpfmorastigen Wassergraben steigt Marisa Miller auf, „Gib mir mein Kleid zurück“ keift sie und Alex will nicht, Alex rennt und rennt, mir bricht der Schweiß aus, ich rufe: „Lass das sein, wirf es weg, gib es ihr einfach, Schluss mit allabendlicher Metamorphose – wir gehen Back to Mono.“ „Was hast du gesagt?“ fragte Alex. „Ich?“ zuckte ich zurück. „Nichts … nichts habe ich gesagt.“ „Doch, doch, du hast irgendwas gemurmelt mit ‘oh no’…“ „Nein, nein, das habe ich nicht!“ „Wieso?“ atmete Alex aus – also das ging scheinbar noch – sie wurde jetzt kämpferisch, ihr becircender Ton täuschte mich nicht, irgendwie hatte die ne Vollmacke, dachte ich, da fiel ihr Blick geradezu todsicher auf das Tischchen, den letzten übrig gebliebenen Giacometti, ein dünnes Kerlchen, keine zwanzig Zentimeter hoch; unsere Gastgeberin wagte nicht mal, den Kopf in die Richtung zu drehen, und Alex rief, was wir wirklich noch gebrauchen konnten: „Hey Leo, da steht ja eine deiner Skulpturn, puh, sammeln die das jetzt schon in Augsburg?“ Da reagierte die Kleidbesitzerin schnell, schnappte die Figur und stopfte sie vor Alex’ Augen zu den anderen umherpurzelnden in meinen Rucksack. Alex zog den Kopf zurück, lachte, drehte sich einmal um sich selbst, die Papageien drehten mit: „Na? Gefällt dir jetzt mein Kleid?“ Ich kuckte sie blöde an. Amerikanische Anwälte haben laut „Boston Legal“(4) einen Begriff dafür: fungable – vertretbar. Ist das Kleid vertretbar? Ist es nicht. Was bloß sagen, verdammt? „Alex, das Kleid, es ist … es sieht … es …“ Sie starrte mich fordernd an. „Kleid …“ stotterte ich, überlegte, was würden denn diese Giacomettis jetzt machen? Bronzejungs helft mir! Und dann halfen sie mir: „Das Kleid, Alex, ich höre den Klang des Raumes. diese innere Monumentalität, diese entmaterialisierte potentielle Unbegrenztheit!“ Alex verzog die Augenbrauen. Sie sah mich an, als ob etwas in mir leuchtete. Dann lächelte sie. „Wow, Leo, genau das Gleiche habe ich auch empfunden. Carl hatte Recht, du bist was ganz Besonderes.“Читать дальше
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