„Ist Ihnen denn das nicht zu roh?“
„Spüren Sie die Anbetung denn nicht gern?“
„Fühlen Sie wirklich eine Anbetung? Ist das nicht eine Illusion?“
„Ooooooooh, Madame, wussten Sie denn nicht, dass ich eine solche enorme Kraft in mir spüre, dass ich keine Erniedrigungen mehr erleben werde? Ich fühle, dass mein Geist umher getrieben wird von einer Stärke. Manchmal fühle ich mich auf einer Klippe stehend, auf einem Felsvorsprung, und bin mir sicher, nie zu stürzen.“
„Welche Ruhe!“
„Wussten Sie denn nicht, dass ich an Feldzügen teilnahm, wo ich vom übermächtigen Gegner jederzeit hätte getötet werden können?“
„Welche Furchtlosigkeit im Angesicht der Gefahr!“
„Wissen Sie nicht, dass ich im Volke von Widersachern jeden Moment getötet werden könnte?“
„Zu einem Fürsten gehört solch ein Geist, der nicht gebeugt wird.“
„Wissen Sie denn nicht, dass ich aus einer Familie, den Vendômes, entstamme, die über Leben und Tod entschieden?“
„Das ist herrlich!“
„Ich fühle in mir Leben…“
„Ist Ihr Gemüt nie beruhigt?“
„Etwas tobt in mir, ich stehe nie still!“
„Sie sind ein Eroberer, Sie haben einen Geist, der weiter will!“
„Folgen Sie mir!“
„Wohin?“
„Zu den Wasserspielen!“
„Welchen Wasserspielen?“
„Begleiten Sie mich zu den Wasserspielen und Kanälen vor dem Schloss!“
„Dahin?“
„Ja, es ist Wasser, das solche Erquickung spendet! Dort zu lustwandeln, das ist größte Freude, so etwas haben Sie in Ihrem Leben noch nie erlebt!“
„Aber - da ist doch nichts!“
„Madame, es weckt doch den Geist und belebt das Gemüt!“
„Monsieur, da sind doch nur Bäume, ich denke nicht, dass mich das anzieht.“
„Oooooooooooh!“
„Haben Sie eigentlich meinen Vater schon kennen gelernt?“
Ihr Gemüt war aber noch von einer unbedachten Faszination besessen. Sie fühlte Heil vor allem in der Anwesenheit ihres Bruders. Er verzauberte sie, die die Welt noch nicht wirklich erlebt hatte. Ihr Gefühl war hauptsächlich ihm zugerichtet.
„Du wirst bald gezwungen, die Welt zu erobern.“
„Der Herzog von Beaufort suchte mich auf.“
„Ich möchte Dich darauf vorbereiten, Dich warnen. Dein Wille könnte Gefahren ausgesetzt sein.“
„Gefahren?“
„Er darf sich nicht verrennen.“
„Was wird geschehen?“
„Bereite Dich vor, dass ihm Gewalt angetan wird.“
„Was soll mir geschehen?“
„Der Wille des Vaters ist fest.“
„Mir wird doch Gnade zuteil!“
„Die Majestät des Vaters verlangt es, Dir eine Ehepartie zu bestimmen.“
„Auch ich fühle doch einen Willen.“
„Er hat den Herzog von Longueville ausersehen.“
„Oh!“
„… der sich eine Geliebte hält, die Herzogin von Montbazon.“
„Gott, warum tut man mir das an?“
„ Ich verspreche, mich für Dich einzusetzen, glaub’ es!“
„Das tust Du?“
„Mit aller Kraft, die ich habe.“
„Du bist herrlich.“
„Was immer auch geschieht.“
„Mein Gemüt - wenn ich bei Dir bin, ist es bezirzt.“
„ Nur ich schütze Dich.“
„Nimm mich in den Arm!“
„Nein!“
„Wenn ich bei Dir bleiben könnte!“
„Aber nein!“
„Küss mich doch!“
„Zurück!“
„Nur Du kannst mich beschützen!“
„Ich verspreche es!“
„Wenn Du mich in den Arm nehmen könntest!“
„Man braucht Kraft!“
„Blablablablabla!“
„Du wirst in die Welt hinaus gehen!“
„Wo bist Du dann?“
„Ich weiche nie von Deiner Seite!“
„Wenn niemand bei mir ist?“
„Man braucht Kraft!“
„Wenn niemand bei mir ist, wenn mein Geliebter bei den Streitkräften ist irgendwo auf einem Feldzug?“
„Ich sende Dir immer gute Wünsche. Die Liebe, die ich für Dich fühle.“
„Wenn man mich dann verlässt! Wenn ich dann allein bin, wenn ich in einem dunklen Schlosse abgeschieden bin und der Einsamkeit ausgeliefert?“
„Dann eile ich zu Dir!“
„Wenn es dann in der Finsternis Tock! Tock! Tock! macht?“
„Dann wehre Dich mit voller Kraft! Aber durch unsere Erhabenheit sind wir bestimmt, die Welt nach unseren Ideen zu bauen. Gehe in Dich und spüre Deinen Willen.“
„Gell, ich darf ihn spüren.“
„Wir werden uns trennen müssen.“
„Ich will mich aber nicht trennen. Bleib!“
„Ich will mich auch nicht trennen. Aber es ist notwendig. Wenn Dein Wille gedemütigt wird, darfst Du ihn nicht wegdrängen.“
„Gott, was sagt der Vater?“
Eine Verpflichtung rückte näher. Etwas würde ihr ihr Leben fügen, ohne dass sie sich wehren könnte. Ihr Vater sah seine Macht als unbeugsam.
„Was weiß ich? Mein Bruder sagt, er besitzt eine große Gewissheit. Was seine Magister am Lyzeum sagen, dem vertraut er.“
„Er kennt seinen Willen.“
„Welche Sicherheit er besitzt! Er hat keinen Zweifel an der Weisheit seiner Lehrer.“
„Er hat etwas, was ihm den Weg vorgibt.“
„ Ich hab doch einen Drang. Ich habe doch auch eine Kraft. Ich habe etwas, was mich treibt. Ich glaube, dass es mich bald an etwas herandrängen wird, denn ich bin stark. Mir bangt! Dann wird es zu einem Kampf kommen.“
„Sinne nicht, wohin es Dich treibt!“
„ Ich bin gespannt, wohin es geht. Es ist ein Überlegen, ein Zweifeln. Wann werde ich sehen, wohin es geht. Wer begleitet mich dann? Es treibt mich, es ist unbekannt, wohin es geht.“
„Es wird eine sonnige Bahn sein, die Dich in den Glorienschein führt!“
„Aber es darf doch kein Monster sein, wo mein Weg endet! Mich fürchtet doch so vor der Rohheit!“
„ Jetzt brauchst Du Stärke!“
„Wenn ich es doch nur wüsste, mit wem ich mich vereine! Mir droht Qual und Erniedrigung! Welcher Alptraum!“
„Denke an Dein Glück!“
„Welcher Alptraum, der mich bedrückt! Man darf mir keine Vorschriften machen, wen ich eheliche!“
„Vergiss Deine Majestät nicht!“
„Aber ich weiß ja nichts! Mein Leben ist mir unbekannt! Welche Bangigkeit darüber, was in meiner Zukunft geschieht!“
„Verlass Dich auf Deine Eltern! Halte Dich an den Gedanken, wie herrlich Deine Bahnen laufen! Welches Heil Dir bevorsteht! Verlasse die Idee nicht, dass es Dir höchsten Gewinn bringt, wenn Du meinen Vorstellungen folgst!“
„Ich weiß nichts! Gib mir kund, was Deine Idee ist, damit ich mir ein Bild machen kann!“
„Frag nicht!“
„Du hältst mich für zu niedrig, um mir Kunde zu geben. Mir bangt darum, dass alles im Fluss bleiben soll.“
„Du wirst es noch früh genug erfahren!“
„Wenn es mich aber ekelt - ich habe auch einen Willen. Wenn ich darauf beharre und nicht nachgebe?“
„Denke nicht daran!“
„Ich kann mich weigern. Ich kann in einer Zuflucht Frieden finden. Was, wenn ich einfach stehen bleibe?“
„Hahahahahahaha!“
„Aber wenn ich gehe - O Gott! Mir bangt! Verliere ich dann nicht meine Glorie?“
„Bumm! - Dann fällt die Tür hinter Dir zu!“
„Aber wenn ich gehe - dann bin ich allein und ohne Schutz und Hilfe und Unterstützung!“
„Pfffffffff!“
„So allein war ich noch nie!“
„Was ich will, ist Deine Pflicht!“
„Gott! - So allein will ich nie sein!“
„Darauf kannst Du Dich schon mal gefasst machen!“
„Ich hoffe, dass mir dies nie widerfährt!“
„ Ich bin Dein Wille!“
Dann war sie erregt, als sie den Besuch von Henri d’Orléans-Longueville bekam, den man vielleicht als ihren Ehemann vorsah. Seine Anwesenheit versetzte sie in Spannung. Ihr war unklar, ob sie ihn fürchten oder von ihm fordern sollte.
Читать дальше