Die Waschmaschine hat es nicht überlebt. Die Reparatur von Paul war ihr einfach zu viel.
das Ladegerät von Kathi’s erstem eigenem Smartphone hinüber. Es muss wohl doch kurzfristig zu einer Überspannung im Haus und auch im Dorf gekommen sein, denn auch die Nachbarn hatten plötzlich keinen Strom mehr. Nun – jetzt kann man die Reaktion von Lisa auch verstehen, wenngleich Paul nach wie vor versucht, mit abenteuerlichen Ausreden diese mittelschwere Heimwerkerkatastrophe zu erklären.
Ja, Lisa Gramberg ist eine total nette und hübsche Frau. Sie arbeitet vormittags im Kindergarten als Erzieherin und ist die Freundlichkeit in Person. Niemand in Zwillebroek hat Lisa jemals schlecht gelaunt gesehen. Die Kinder im Kindergarten lieben Lisa, denn das Spielen mit ihr macht einfach nur riesigen Spaß. Sie hat immer neue, lustige Ideen für die Kinderspiele parat. Die Tage, an denen sie mit den Kindern in den nahegelegenen Wald zieht, sind bei den Kindern der Hit. Denn Lisa weiß alles über
Lisa Gramberg: "Mein Mann Paul ist der beste Mann der Welt – aber wenn er sich als Heimwerker betätigt, mag ich nicht hinschauen. Selbst Timmi nimmt schon Reißaus, wenn Paul eine Säge in die Hand nimmt."
Pflanzen, Bäume, Getreidearten und auch über die heimischen Tiere. Jeder Ausflug in den Wald ist somit für alle Kinder ein spannendes und auch meist lustiges Abenteuer. Und sie kann Plätzchen backen – so wie keine andere. Selbst Bäcker Kornmehl kommt in der Vorweihnachtszeit immer zu Lisa, um dort Plätzchen für seinen Laden zu besorgen. Ja, Lisa ist ein wirklich netter Mensch – und vor allem ist sie der beste Freund für ihre beiden Kinder Timmi und Kathi. Es gibt nichts, was die Beiden ihr nicht anvertrauen könnten. Selbst, wenn mal irgendetwas nicht ganz so toll gelaufen ist oder beim Spielen mal was zu Bruch ging. Immer ist sie lieb, nimmt die Kleinen in den Arm und findet auch schnell die richtigen, tröstenden Worte, um alles schnell vergessen zu machen.
Timmi ist nun fünf Jahre alt und ist eine wirkliche Frohnatur. Das Lächeln hat er von seiner Mutter Lisa und das grimmige Dreinschauen, wenn mal etwas nicht so läuft wie er es möchte, von seinem Vater Paul. Er hat strohblondes Haar und blaue Augen. Sein gesamtes Erscheinungsbild gleicht sehr dem des „Michel aus Lönneberga“. Wobei – wenn man ihn so recht betrachtet, war Michel eigentlich ein recht harmloser Geselle, vergleicht man die Streiche der beiden miteinander. Alles, was Timmi tut, tut er im Hochgeschwindigkeitstempo. Normales Gehen kennt er eigentlich nicht. Und selbst beim Sprechen versucht er immer, das letzte Wort eines Satzes an den Anfang zu stellen und umgekehrt. Seine Gedanken sind oftmals dem ausgesprochenen Wort weit voraus, so dass der Vater, die Mutter und auch seine ältere Schwester Kathi schon manchmal große Probleme haben, ihm zu
"Hallo – Mein Name ist Timmi Gramberg. So still wie hier auf dem Bild sitze ich nur ganz selten. Der Anblick täuscht ein wenig."
folgen. Timmi ist so schnell unterwegs, dass er z.B. den Familienhund Flippo ruft, um ihn Gassi zu führen, wenn er schon längst wieder vor seinem Schreibtisch im Kinderzimmer sitzt und neue Streiche ausheckt. Flippo hat es in dieser Zeit gerade mal geschafft, die Eingangstüre zu erreichen und ist dann oft erstaunt, wenn Timmi von draußen wieder herein kommt und an ihm vorbei zischt.
Kathi, Timmis große Schwester und 2 Jahre älter, ist genau das Gegenteil. Sie ist immer in den tiefsten Tagträumen versunken und mit den Gedanken meist in den Geschichten ihrer Bücher, die sie so gerne liest.
"Ich bin Kathi – Timmis große Schwester. Hier in meinem Zimmer lese ich sehr viel. Vor allem Geschichten über Tiere, die ich über alles liebe."
Das Kinderzimmer von Kathi ist über und über mit Büchern über Pferde, Schafe und Katzen vollgestopft. Sie mag Tiere über alles und kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass man sie nicht lieben könnte. Selbst wenn Mutter mit dem Staubsauger im Zimmer erscheint, um eine Spinne von der Wand zu saugen, gibt es wilde Diskussionen über Tierquälerei und darüber, dass jedes Lebewesen auf Erden seinen Zweck erfüllt. OK – wenn sich dann jedoch in den frühen Morgenstunden eine der Spinnen von der Decke langsam abseilt, um Kathi ein wenig an der Nase zu kitzeln, bekommt auch sie schnell Panik und anschließend ganz komische hellrote Flecken auf der Haut. Sie ist schon mehrmals mitten in der Nacht ins Schlafzimmer von Mutter und Vater gestürmt – ihren kleinen Stoffteddy auf dem Arm, und hat begonnen, Grundsatzdiskussionen zum Thema Nützlichkeit von Spinnen in Kinderzimmern zu führen. Meist war sie dabei so hartnäckig, dass ihre Mutter dann irgendwann die Bettdecke zur Seite schob und aufstand, den Quälgeist vorsichtig von der Wand nahm und ihn dann – ganz gleich zu welcher Jahreszeit - im Vorgarten ausgesetzt hat. Und wehe, dem Insekt ist dabei ein Beinchen verloren gegangen, dann konnte die helfende und sicher noch müde Lisa gleich auf bleiben und sich einen Kaffee kochen. Denn an Schlaf war anschließend nicht mehr zu denken. Als Kathi noch etwas kleiner war, hatte sie mehrmals versucht, mittels der Bestecke ihres Doktorkoffers, Nadel, Faden und ein wenig Klebstoff aus Vaters Laube, den gequälten Insekten die verloren gegangenen Gliedmaßen wieder anzunähen. Kathi ist – genau wie Timmi – sehr gescheit und aufgeweckt für ihr Alter. Sie ist auf jeden Fall fest entschlossen, einmal Tierärztin oder vielleicht auch Dompteurin im Zirkus zu werden. Als kürzlich ihr Smartphone nicht mehr funktionierte, weil sich das Wasser der Waschmaschine ja auch auf das Ladekabel ergossen hatte, war sie erst zu Tode betrübt. Vermeintlich brach eine Welt zusammen. Schlagartig fühlte sie sich ausgegrenzt. Denn schließlich daddelten alle anderen Kinder auf dem Schulhof auf ihren mobilen Telefonen herum. Selbst im Bus, wenn man nebeneinander saß, redete man nicht, sondern schrieb sich ein paar Zeilen via facebook oder twitter. Reden findet unter den Schülern kaum noch statt. Da auch Kathi sich eine ganze Zeit lang fast ausschließlich mit ihrem Handy beschäftigt hatte war ihr gar nicht aufgefallen, dass sie in ihrer Freizeit immer weniger draußen spielte, so wie sie es früher immer gemacht hatte. Erst, seitdem ihr Smartphone nicht mehr funktioniert hat sie sich wieder darauf besonnen, das zu tun, was sie eigentlich sonst auch immer mit großer Freude getan hat: Lesen und mit ihrer besten Freundin spielen. Wenn Kathi also nicht gerade wieder eines ihrer Bücher verschlingt und die Welt um sich herum vergisst,
"Ich heiße Lara und bin Kathi’s beste Freundin. Wir haben keine Geheimnisse voreinander und möchten beide irgendwann einmal Tierärzte in Zwillebroek werden. Timmi mag ich im Übrigen auch sehr."
Читать дальше